Im Blickpunkt: Lauterns Senkrechtstarter

Christian Kühlwetter: Von den Sportplätzen nach oben

Christian Kühlwetter: Von den Sportplätzen nach oben


Christian Kühlwetter ist beim 1. FC Kaiserslautern der Mann der Stunde. In seinen ersten beiden Profi-Einsätzen erzielte der 22-Jährige drei Tore - und weckt Erinnerungen.

Aufgerissene Augen und ein Jubelschrei - so richtig schien Kühlwetter gar nicht zu begreifen, was da gerade passiert war. In seinem zweiten Profi-Spiel, wieder von Anfang an, hatte der gebürtige Bonner soeben das wichtige 3:1 für den FCK in Braunschweig erzielt. "Herbst 2018: Contra kühles Wetter; Pro Kühlwetter", schrieb ein FCK-Fan auf Twitter und brachte es damit auf den Punkt: Kühlwetter ist der Mann der Stunde, obwohl er aus dem Nichts kam.

FCK-intern war der Offensivmann auch vor seinem Profi-Debüt natürlich kein unbeschriebenes Blatt. Für die zweite Mannschaft der Roten Teufel, das Oberliga-Team von Trainer Hans Werner Moser, war Kühlwetter in der vergangenen Saison so etwas wie die Lebensversicherung. 16-mal netzte der beim 1. FC Köln ausgebildete Offensivmann in 24 Spielen ein, gab außerdem zwölf Vorlagen - Traumwerte, auch im oft tristen Alltag auf den Oberliga-Sportplätzen im Südwesten.

Schien- und Wadenbeinbruch warf Kühlwetter zurück



Dabei wurde Kühlwetter vor knapp einem Jahr in seiner Entwicklung heftig ausgebremst. Ein Schien- und Wadenbeinbruch im Herbst 2017 verhinderte wohl, dass die Statistiken des rackenderen Offensivspielers noch besser sind. Dass er dennoch den Sprung ins Profi-Team schaffen kann, davon war Cheftrainer Michael Frontzeck früh überzeugt. "Ich habe ihn mir in der letzten Saison angeguckt. Wir haben ihn jetzt ganz bewusst dazu genommen. Er bringt relativ viel mit und ist ein Spieler, der variabel einsetzbar ist. Er hat einen sehr guten Charakter, eine gute Mentalität", beschreibt der 54-Jährige den Senkrechtstarter. Beispielhaft führte Lauterns Coach den ersten Treffer in Braunschweig an: "Das 1:0 sah vielleicht unglücklich für den Torhüter aus. Aber Tore fallen nur, wenn du schießt. Er hat den Mut und das Selbstvertrauen, das zu machen."

Die Unbekümmertheit ist momentan Kühlwetters großer Trumpf. Doch auch mit seinen Anlagen überzeugt er. Frontzeck zog den auch als Mittelstürmer einsetzbaren Angreifer auf den linken Flügel, von dem der Rechtsfuß in die Mitte ziehen und den Abschluss suchen soll, was in Braunschweig zweimal klappte. Doch nicht nur die offensiven Qualitäten haben es Frontzeck angetan. "Was mir bei ihm besonders neben seinen Aktionen im letzten Drittel gefällt, ist das Spiel gegen den Ball. Er nimmt sich nie raus. Er hilft der Mannschaft auch in der Defensive", lobt der Coach. Beispielhaft dafür Kühlwetters Beteiligung am wichtigen 2:1 in Braunschweig. Der Flügelspieler arbeitete mit nach hinten, bekam von Gino Fechner den Ball und passte diese gekonnt mit der rechten Pike entlang der Seitenlinie in den Lauf von Timmy Thiele - ein fast mustergültiges Umschaltverhalten.

Der Unterschied zu Robert Glatzel

Das Potential des Rechtsfußes hatten die Kaderplaner beim FCK schnell ausgemacht, auch wenn Kühlwetters Beitrag nicht ausreichte, dass die zweite Mannschaft die angepeilte Rückkehr in die Regionalliga schaffte. Der Nachwuchsprofi erhielt schon im Februar 2018, als der Abstieg der ersten Mannschaft in die 3. Liga noch lange nicht feststand, ein neues Arbeitspapier bis Juni 2019, gekoppelt an die Option auf einen Profivertrag. Der FCK hält die Fäden in der Hand - der entscheidende Unterschied zum im Frühjahr 2017 vergleichbar aufgestiegenen Robert Glatzel, der nach langem Poker einen Wechsel nach Heidenheim vorzog, trotz Sympathiebekundungen für den FCK.

So scheinen sich Kühlwetter und die Vereinsverantwortlichen weniger mit Vertragsfragen auseinanderzusetzen, ausschließlich das Sportliche ist interessant. "Ich liebe Fußball und haue mich immer voll rein", sagt der Shootingstar, der sich der Wertschätzung gewiss sein kann. "Er ist ein Spieler, den ich sehr mag und sehr schätze", betont Frontzeck. Und auch Kühlwetters Mitspieler zollten dem neuen Torjäger Respekt.

Der schien in Braunschweig sein Glück noch gar nicht so recht zu fassen ("Da muss mich morgen mal einer wecken"), machte aber einen Tag nach dem befreienden Sieg deutlich, um was es ihm geht: "Was für ein Abend! Was für ein Spiel!", schrieb er auf Instagram und ging nicht etwa auf seinen persönlichen Aufstieg ein. Vielmehr hielt er fest: "Was für eine Mannschaftsleistung!"

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Kühlwetter: "Von null auf 100 - einfach geil" (Der Betze brennt)

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