Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC 0:0

Müder Kick statt Derby-Fight

Müder Kick statt Derby-Fight


Es hätte eines der in dieser Saison rar gesäten Highlights für den FCK werden können. Ein Derbysieg gegen den KSC, und die enttäuschte Anhängerschaft wäre etwas versöhnter in das Saisonfinale gegangen. Doch statt eines wichtigen Prestige-Erfolgs gab es eine insgesamt lahme Nullnummer zu sehen.

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Die Szene des Spiels ereignete sich in der 30. Minute: Daniel Halfar wollte im KSC-Strafraum vor der Westkurve den Ball unbedingt erreichen, doch Karlsruhes Verteidiger Manuel Gulde blockte das Spielgerät mit seinem ganzen Körper, bis es ins Aus rollte. Frustriert gab Halfar dem immerhin einen Kopf größeren Abwehrrecken einen heftigen Stoß von hinten, so dass Gulde schmerzhaft in die Werbebande knallte.

Ärgerlich schnappte sich der Karlsruher daraufhin den FCK-Kapitän, während gleich ein ganzer Pulk an Spielern beider Mannschaften auf die Streithähne zustürmte. Rudelbildung! Wilde Szenen! Schiedsrichter Tobias Stieler und seine Assistenten hatten alle Hände voll zu tun, um die Situation zu beruhigen.

Und die Westkurve? Ging ab wie verrückt. Lautes Gebrüll, Flüche, Ausdrücke flogen in Richtung des badischen Rivalen. Fäuste wurden geschüttelt, gedroht und auch die eine oder andere Bierdusche fand ihren Weg Richtung Spielfeldrand – sehr zum Leidwesen des sich dort befindenden Kameramanns, der fortan mit Kapuze filmen musste. Es war der Moment, in dem man spürte, nach was der FCK-Anhang giert: Leidenschaft, Kampfgeist, Emotionen. Da war endlich Feuer drin! Doch leider sollte das schon der Höhepunkt des Tages gewesen sein. Die restlichen 60 Minuten tröpfelten vor sich hin, bis der Abpfiff in eine merkwürdige Stille ertönte.

Choreographie in der Westkurve

Begonnen hatte der Derby-Spieltag, wie man es anscheinend inzwischen gewohnt sein muss. Massenhaft Polizei, gesperrte Wege und Unterführungen, Helikopter am Himmel und sogar ein Wasserwerfer, einsatzbereit geparkt in einer Seitenstraße. Dem Derby-Feeling tat das jedoch erst einmal keinen Abbruch, schließlich sollten sich die Fans der Roten Teufel einer anständigen gegnerischen Kulisse gegenübersehen: Knapp 4.000 badische Anhänger bevölkerten die Osttribüne und sorgten zumindest am Anfang für einen stimmgewaltigen Support.

Schon vor Anpfiff wogten die Schlachtgesänge hin und her, und als die Westkurve zum Einlaufen der Spieler in einer großen Choreographie erstrahlte (Motto: „Heute reißen wir was! Auf zum Derbysieg!“), lief es dem einen oder anderen kalt den Rück herunter: Endlich mal wieder ein würdiger Rahmen und dazu auch noch das passende Derby-Wetter. Die Choreo symbolisierte das Duell Pfalz gegen Baden, mit springendem Löwen, flennenden Wild(park)schweinen, Hambacher Schloss mit FCK-Flagge und allerlei verspielten Details.

Konrad Fünfstück schickte mit Jon Dadi Bödvarsson und Lukas Görtler zwei Stürmer aufs Feld, wobei vor allem der Letztgenannte mit einigen unorthodoxen Szenen überraschte. Beinahe wäre der 21-Jährige sogar zum Matchwinner und Derbyhelden geworden: 20 Minuten vor Schluss setzte sich Ruben Jenssen über die linke Seite durch und flankte scharf vor das Tor. Görtler bracht seinen Fuß an den Ball, doch KSC-Schlussmann René Vollath bekam seinen Schuss irgendwie an die Hand und den Kopf, von wo die Kugel entlang der Linie trudelte und schließlich gegen den Pfosten und Abwehrmann Ylli Sallahi schlug.

Verdient wäre das Tor gewesen, doch insgesamt war die Partie zu diesem Zeitpunkt schon längst abgeflacht. Eine Minute später folgte das zweite und letzte „Highlight“ der Schlussphase, als ein Flitzer die etwas eingeschläferten Zuschauer kurz erheiterte. Von den anfänglichen Emotionen war kaum noch etwas zu sehen, vielmehr plätscherte die Partie auf einem mäßigen Niveau vor sich hin. Beide Teams fanden keine Möglichkeit, die gegnerische Abwehr zu durchbrechen und schienen sich frühzeitig mit dem Remis abgefunden zu haben. Schade!

Mein Spieler des Spiels: Schelmisch grinsend stand Daniel Halfar ein paar Minuten nach Abpfiff in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions. „Es war das typische Rumgeschubse, wie es halt mal so dazu gehört“, sagte der FCK-Kapitän zur Kopf-an-Kopf-Szene in der 30. Minute mit Karlsruhes Gulde. „Ich habe mich schon bei dem Kollegen entschuldigt, das war ein bisschen unnötig.“ Für Halfars „Derby-Aktion“, aber auch für seinen Sportsgeist nach Abpfiff ist er der Spieler des Spiels.

Was sonst noch auffiel: Es war das erste Spiel für Jean Zimmer, nachdem er seinen Wechsel im Sommer zum VfB Stuttgart bekanntgab – und es ging gleich gegen die Badener vom KSC, der mit den Schwaben bekanntermaßen auch eine ordentliche Rivalität pflegt. Als Zimmer in der zweiten Halbzeit zur Ausführung einer Ecke schritt und der KSC-Gästeblock den Rechtsverteidiger lautstark auspfiff, hielt der sich eine Hand in Richtung des Karlsruher Anhangs ans Ohr. Dieser wiederum mit dem Gesang „Ihr seid sch.., wie der VfB“ auf die Provokation reagierte.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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