
Spielbericht: VfB Stuttgart - 1. FC Kaiserslautern 2:0
Eine Nummer zu groß
50.000 Zuschauer und das Duell zweier Traditionsklubs: Der FCK-Gastspiel in Stuttgart machte Lust auf mehr. Allerdings ist es für die Roten Teufel noch immer ein weiter Weg zurück auf die große Bühne.
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Das Neckarstadion Stuttgart surrte. 52.100 Zuschauer waren in die mittlerweile umgebaute WM-Arena am Cannstatter Wasen gekommen und verbreiteten schon vor dem Anpfiff eine fantastische Atmosphäre. Da waren auf der einen Seite die Fans des VfB Stuttgart, beflügelt von der Tabellenführung und den Wiederaufstieg vor Augen. Ihnen gegenüber stand eine stattliche Zahl von mitgereisten Anhängern des 1. FC Kaiserslautern, die nicht nur den Gästeblock, sondern auch die angrenzenden Sitzreihen füllten: 5.000 hatten sich auf den Weg aus der Pfalz nach Württemberg gemacht.
In den ersten Minuten warfen sich beide Lager wie schon im Hinspiel die Fangesänge hin und her und sorgten so für eine wahrlich bundesligareife Atmosphäre. Auch das überschaubare Treiben auf dem Rasen tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Weil beide Mannschaften bis zur Halbzeitpause wenig Gesprächsstoff boten (die auf der Anzeigetafel eingespielten "Highlights" beschränkten sich auf eine von Tim Heubach per Flugkopfball geklärte Flanke), befassten sich die Anhänger mit anderen Themen. In Bezug auf die jüngsten Vorgänge rund um die Südtribünen-Sperre in Dortmund zeigte die Cannstatter Kurve ein Doppel-Spruchband mit scharfer Kritik am DFB und erntete dafür sogar von den gegnerischen Fans Applaus: "Gekaufte WM, korrupte Funktionäre, irrsinnige Strafen... und ihr sprecht vom Aufstand der Anständigen? DFB und Co.: Hört auf zu heucheln und sperrt euch endlich selbst aus!"
Teroddes Torriecher ist Wettbewerbsverzerrung
Bei den FCK-Fans war es rund zehn Minuten nach dem Wiederbeginn allerdings mit der guten Laune schnell vorbei. Denn der VfB, bei dem der Ex-Lautrer Jean Zimmer in der Startelf stand, drängte nun stärker auf die Führung und erzielte diese wie schon im Hinspiel durch – na klar – Simon Terodde (58.). Der Stürmer, der vor ein paar Jahren auch mal mit dem FCK in Verbindung gebracht wurde, bestach einmal mehr durch seinen unvergleichbaren Torriecher, der in der zweiten Liga schon fast Wettbewerbsverzerrung gleichkommt. Zudem beweist der ehemalige Bochumer und Unioner Mentalität: Trotz Verdacht auf Nasenbruch, den er sich in der ersten Hälfte bei einem Zweikampf mit Ewerton zugezogen hatte, spielte er weiter.
Die richtige Mentalität ließ auch der FCK erahnen, trotzdem fiel der Meier-Elf in der Folge keine passende Antwort ein. Das lag auch am Ausfall von Jacques Zoua, der mit muskulären Problemen in der Kabine geblieben war und somit als wichtiger Spieler und Anspielstation im Sturm fehlte. So sehr sich beide Seiten auf den Rängen auf Augenhöhe begegneten – auf dem Platz galt das mit fortlaufendem Spiel immer weniger.
Trotzreaktion auf den Rängen und ein Gruß vom Ex-Lautrer
Was folgte? Eine Trotzreaktion, zumindest im Gästeblock. Denn unterstützt von einer kleinen Drangphase der Lautrer, allen voran mit dem eingewechselten Robert Glatzel, machte der Gästeanhang noch einmal ordentlich Alarm. Beschienen von der Februar-Sonne feierte sich der Betze-Tross einfach selbst und bei nicht Wenigen wuchs mal wieder die Sehnsucht nach mehr Spielen in solch großem, stimmungsvollem Rahmen. Doch wer das Spiel der Lautrer gesehen hat, weiß, dass es noch ein langer Weg dorthin ist – trotz passabler Ansätze offensiv wie defensiv.
Berkay Öczans Treffer zum 0:2 (87.), gleichzeitig der Endstand, war letztlich nur noch Makulatur. Keine Frage: Für den FCK bleibt der Spitzenreiter Stuttgart in dieser Saison noch eine Nummer zu groß. Deshalb verabschiedete das Pfälzer Publikum die Mannschaft mit aufmunterndem Applaus – und feierte auch einen Stuttgarter: Jean Zimmer. Der Rechtsverteidiger, der bei seinem neuen Klub noch nicht so recht angekommen ist und noch um Akzeptanz und Konstanz kämpft, grinste in Richtung seiner ehemaligen Fans und bekam ebenfalls Beifall geschenkt. Ein netter Abschluss eines aus sportlicher Sicht zwar nicht erfolgreichen, aber doch unterhaltsamen Nachmittags.
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Ärger über ersten Gegentreffer: "Das war blöd"
Mit 0:2 hat der FCK bei Tabellenführer Stuttgart verloren. Für Gesprächsstoff sorgte nach dem Schlusspfiff vor allem das erste Gegentor.
Gegen den VfB Stuttgart hatte der 1. FC Kaiserslautern in der ersten Hälfte wenig zugelassen. Nach der Pause taten sich die Pfälzer gegen die nun mit viel Wucht anlaufenden Schwaben allerdings schwerer und gerieten durch ein Tor von Simon Terodde in Rückstand (58.). "Wir waren neun- von zehnmal schneller. Ihm reicht eine Möglichkeit", sagte Tim Heubach. Der 28-Jährige hatte den mit einem Muskelfaserriss ausgefallenen Robin Koch erneut ersetzt. Eine Mitschuld an dem Gegentor wollte sich der Lautrer Innenverteidiger, der Terodde im entscheidenden Moment nicht mehr stoppen konnte, aber nicht geben lassen. "Ich rede mir nicht ein, dass das ein Fehler war. Es ist ganz schwer, so etwas zu verteidigen."
"Das Tor kannst du letztlich nicht mehr verhindern", betonte auch Daniel Halfar. Den Kapitän störte aber die Entstehung des ersten Stuttgarter Treffers, speziell die Szenen vor der Flanke von Emiliano Insua. "Das war blöd, denn wir klären mehrmals unglücklich, flach in die Mitte." Norbert Meier kritisierte die Passivität seiner Elf in dieser Phase ebenfalls. "Bis zum 0:1 ist ganz, ganz wenig bis gar nichts passiert. Ich weiß nicht, warum wir uns dann so weit haben reindrängen lassen." Folglich hatten es die Lautrer mit Ausnahme einer kurzen Drangphase auch nicht mehr geschafft, den Ausgleich zu erzwingen, stattdessen kassierten sie kurz vor Schluss das 0:2 durch Berkay Öczan (87.).
Pollersbeck: "Wir müssen die 40 Zähler anpeilen"
Der Fokus richtete sich nach dem Spiel aber schon schnell voraus – immerhin geht es für den FCK auch schon am Freitag (18.30 Uhr) mit dem nächsten Auswärtsspiel in Dresden weiter. Dort soll es wieder mit einem Sieg klappen, denn: "Der Schein trügt", warnt Julian Pollersbeck mit Blick auf den vermeintlich beruhigenden Acht-Punkte-Abstand zur Abstiegszone. "Jeder kann einen Lauf starten. Wir müssen punkten und die 40 Zähler anpeilen."
Quelle: Der Betze brennt