hightower hat geschrieben:...
Über die Ultras zu schimpfen bringt keinen weiter.
Ich bin auch kein Fan der GL aber retrospektiv muss man einfach klar festhalten dass sie während den Spielen der letzten Saison im Gegensatz zu einigen Forumshelden hier im Stadion die Fresse aufkriegen.
Ich bin da ganz bei dir. Aber in dem Punkt muss man hinzufügen, dass die Betonung auf "Fresse auf" liegen muss. Meine Hauptkritik an den Ultras liegt darin, dass sie eher ich- als spielbezogen sind. Das nervt seit Jahren, wurde vielen Stimmungsdiskussionen und -dialogen zum Trotz nicht besser und erreichte in der letzten Saison ihren Höhepunkt.
Ja, die Fans sind gespalten, nein zersplittert. Es gibt die Passiven und die Aktiven und da wieder die Ultras und die, denen die Ultras mittlerweile auf den Sack oder am Arsch vorbei gehen. Da ist es dann Kontraproduktiv sich zum Stimmungszentrum zu erklären, sich den prominentesten Platz im Stadion zu krallen (wo sich übrigens seit der vergangenen Saison wieder erste, zarte Pflänzchen der Stimmungsmacher eingenistet hatten) und das dann in einer ekelerregenden Arroganz durch zu ziehen, dass es eine wahre Pracht ist.
Ich war schon lange aus der Diskussion draussen, habe die Ultras ultra sein lassen und mit den Leuten um mich rum gegeben, was noch zu geben war. Dann lese ich dieses Pamphlet gegen alles was sich in den vergangenen Spieltagen noch, allen Widrigkeiten zum trotz, noch die Ärsche aufgerissen hat. Ich nehme mich da nicht aus, bei mir ist die Luft schon kurz nach Rückrundenstart raus und der traurige Höhepunkt war der Almabtrieb. Was ich da, nach dem Spiel, in den Vertrauten Gesichtern sah macht mir heute noch Angst. Gestandene Männer, die länger ins Stadion gehen als ich lebe mit ausdruckslosen und verbitterten Gesichtern, Blanke Wut, Verzweiflung, Resignation. Und dann bedanken sich die Ultras, nachdem sie sich zum Stimmungszentrum erklärt haben, was von vielen Dank für die aktive und passive Unterstützung. Sowas erwarte ich von meiner Regierung, nicht von Mitfans meines Vereins, das sollte Familie sein.
Wenn mir dann zugetragen wird, dass alles schon lange beschlossen und das endgültige Ausmaß der Geschichte, sich aus "politischen Gründen" für auf den 3. oder 4. Spieltag aufgespart wird. Dann kotze ich. Dann gibt es wirklich kein "Wir sind der FCK" mehr, nicht mehr nur auf dem Papier nicht. Dann ist es vorbei mit "die Westkurve". Dann bin ich raus aus der Nummer. Da braucht es keine vorgeschobene PRopaganda-Kuschel-Wohlfühl-Alle dürfen Mitreden-Fandiskussion mehr. Da bin ich raus.
Kommen wir zu meinem neuen Lieblingsbegriff: Den Dauernörgler. Ja, ich fühle mich da angesprochen. Vor ein paar Jahren war ich mal ein Hassprediger, das hat mir zu denken gegeben. Dass ich so eine Wirkung haben soll hat mir Sorgen bereitet, das wollte ich nicht. Aber Dauernörgler trifft mich. Seit meinem ersten Tag hier auf DBB habe ich immer das Positive nach vorne getragen, ich habe neben Kritik auch immer gelobt, gerne auch ganz trollmässig, bewusst gegen den Strom "Steffi Lexa z.B., die Älteren erinnern sich vielleicht", das handhabe ich auch heute noch so. Nur. So viel Positives sehe ich nichtmehr. Viel mehr kommen immer wieder Nichtigkeiten hinzu, Kleinigkeiten, über die ich eigentlich Lachen oder hinwegsehen sollte. Das Trikot z.B., es ist wirklich nicht mein Geschmack und schlimmer noch, ich sehe hier eine vertane Chance, über die Bande "Wunder von Bern" einen wirklichen Neustart in Sachen Wir-Gefühl zu schaffen. Für eine Aktion "111 Jahre Tradition" war man sich nicht zu schade. Aber lassen wir das, mir wird das Trikot-Thema auch langsam zuviel.
Lasst mich zu meinem eigentlichen Anliegen kommen, etwas das mir ehrlich schwer fällt und vor den Konsequenzen mir jetzt schon ein wenig graut. Warum es mir persönlich weh tut, wenn da draußen von den "Anonymen Heckenschützen im Internet" geredet wird. Ich bin ein äußerst introvertierter und zu Depressiven Phasen neigender Mensch, der in seiner Jugend arge Probleme mit seinem Selbstwertgefühl hatte.
Ich kann mich vor Gruppen schlecht ausdrücken, so einigermaßen wortgewandt ich im Internet auch rüber zukommen scheine, so unfähig bin ich, mich in eine offene Diskussion einzubringen. Das geht einfach nicht.
Darum werde ich auch nie vor einem Mikrofon tolle Reden schwingen können oder eine wertvolle Wortmeldung bei irgendeinem Fandialog beitragen.
Nennt mich von mir aus einen Feigling, Internetmaulhelden oder was auch immer, aber bitte, nehmt zur Kenntnis, dass es Menschen gibt, denen gerade das Internet eine gewisse Sicherheit und Schutz bietet. Schutz den man braucht um offen sprechen zu können.
Mir ist klar, dass es da auch andere Kandidaten gibt. Ich muss mir auch eingestehen, dass ich oft übertreibe, wohl auch um meine Unsicherheit zu kompensieren. Aber ich schreibe hier nicht aus reinem Vergnügen (diese Zeiten sind wohl leider unwiderruflich vorbei) sondern weil mir wirklich etwas am FCK liegt. Weil ich eben nicht einfach zum Depp/Waldhof/Ludwigspark oder sonst was rennen oder einfach daheim bleiben kann, wenn es mir hier nicht mehr passt. Weil mir, und ich nehme mir heraus auch für einige andere hier zu sprechen, wirklich wichtig ist, dass der Betze irgendwann wieder brennt und zwar auf und neben dem Rasen.
Sorry, das ganze passt hier nur halbwegs rein, aber es musste jetzt mal raus.