Neues vom Betzenberg

Kapuzen auf und durch

In Kaiserslautern kümmert sich der neue Trainer auch um die Gesundheit der Spieler, während der Vereinsvorstand verzweifelt nach frischem Geld für den kranken Verein sucht.

Draußen, ein paar Kilometer vor den Toren von Kaiserslautern, hat sich die Sonne beharrlich durch den Nebel gekämpft. Auf dem Fußballplatz im "Sportpark Rote Teufel" steht der achte Trainer des 1. FC Kaiserslautern seit Meistercoach Otto Rehhagel. Milan Sasic, 49, hat die Hände mal hinter dem Rücken, mal vor der Brust, mal in die Hüften gestemmt.

Er ist ein kleiner, etwas untersetzter Mann mit einem hellwachen Blick. Er soll den 1. FCK retten. Also ruft er sehr oft "gut gemacht" oder "sehr gut" sogar. Als er nach Deutschland kam vor 17 Jahren, herrschte in Kroatien Bürgerkrieg. Er ist ein strenger Mann. Einmal hat er Ärger mit seiner Frau bekommen, weil er seinen Sohn nicht aufgestellt hat. Das ist nun schon ein paar Jahre her.

Sasic ruft die Spieler zusammen. Er sagt ihnen, dass sie künftig nach dem Training dicke Jacken anziehen und Kapuzen aufsetzen sollen. Ihm passt es nicht, dass seine Profis nach dem Training erst Bus fahren müssen, ehe sie duschen können. "Das sind junge Burschen, aber sie können trotzdem Grippe bekommen." Draußen im Sportpark gibt es keine Kabine für die Lizenzspieler. Dafür war am Ende kein Geld mehr da. Sasic findet trotzdem, der FCK sei ein "großer Verein".

Am Metallzaun auf Höhe Mittellinie steht Karl-Heinz Jung, 58, in einer roten Daunenjacke. Er ist ein großer, kräftiger Mann, Hüttenarbeiter in Neunkirchen. "Davon gibt es nicht mehr so viele", sagt er und blinzelt unter seinem schwarzen Käppi gegen die tief stehende Sonne zu den Spielern. Er hat sie alle kommen und gehen sehen, fast hundert allein im jungen Jahrtausend. Die Globalisierung des Fußballs hat dem Traditionsstandort Kaiserslautern sehr weh getan. Jung sagt: "Wenn es erst in die dritte Liga geht, geht es auch noch weiter runter." Er klingt dabei eher resigniert als verzweifelt. Er weiß ja, wie das ist, wenn eine Ära zuende geht. Neunkirchen war mal eine lebendige Stadt.

Ganz weit drüben, am anderen Ende, läuft Fritz Fuchs, 64, mit einem Handy am Ohr vor der Werbebande hin und her. Sein Arbeitgeber, die Victor's Unternehmensgruppe, hat den ehemaligen Lauterer Profi, der Anfang der 70-er zwölf Tore für die Pfälzer geschossen hat und seit 55 Jahren Vereinsmitglied ist, von einem Immobilien-Projekt aus Cascais bei Lissabon abgezogen, um dem FCK als "Teammanager Mannschaft und Sport" zu helfen. Die Angelegenheit ist einigermaßen delikat. Aufsichtsratsboss bei Victor's ist Hartmut Ostermann, ebenso erfolgloser wie umstrittener und gewiefter Ex-Präsident des 1. FC Saarbrücken, der sich dem Vernehmen nach nun auch ein Engagement beim FCK vorstellen kann.

Fuchs hatte bei seinem Amtsantritt nach dem missglückten Intermezzo von Kultstürmer Klaus Toppmöller zunächst bedeutet, seine Zeit sei bis Saisonende begrenzt. Mittlerweile lässt er durchblicken, "dass ich dem Trainer versprochen habe, ihn nicht im Stich zu lassen". Fuchs, ein Mann mit reichlich Stallgeruch, gilt als Vorbote Ostermanns, auch wenn dessen FDP-Parteifreund, der im November als "Vorstandssprecher" beim FCK installierte rhein-pfälzische Ex-Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage mit seiner tiefen Baritonstimme dementiert: "Es gibt kein Engagement von Ostermann. Und Einflussnahme gibt es schon mal gar nicht."

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Quelle und kompletter Text: Frankfurter Rundschau

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