Mit Fabian Kunze hat der 1. FC Kaiserslautern nun eine nachhaltige Lösung für die seit langem vakante Sechser-Position gefunden. Seine Karriere verlief bislang erstaunlich geradlinig. Nach einem allerdings ein wenig verzögerten Start. Der Neuzugang im DBB-Porträt:
Als der FC Bayern im Oktober 2018 zur 2. Runde im DFB-Pokal antrat, hatte die Saison begonnen, in der sie die siebte Deutsche Meisterschaft in Folge feiern sollten. Und in Berlin würden sie den DFB-Pokal in Empfang nehmen, mit dem es im vergangenen Jahr nicht geklappt hatte. In dieser Runde nun galt es, erstmal den Regionalligisten SV Rödinghausen aus dem Weg zu räumen. Eine lockere Pflichtübung, mochten sich Manuel Neuer, Franck Ribery, Thomas Müller und Co. gedacht haben. Am Ende aber musste der knappe 2:1-Sieg hart erkämpft werden.
Der "Kicker" kürte an diesem Abend einen 20-Jährigen zum "Spieler des Spiels", der beim Viertligisten vor der Abwehrreihe aufgeräumt hatte. "Fabian Kunze überzeugte mit Zweikampf- und Laufstärke, setzte auch offensiv einige Impulse", hieß es in der Begründung.
Hier ein paar Erinnerungen an das Spiel. Kunze (Nr. 6) ist unter anderem zu sehen, wie er den ersten Elfmeter für die Bayern verursacht:
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Damit hatte sich ein junger Mann ins Rampenlicht gespielt, der für eine Zukunft als Profi fast schon nicht mehr vorgesehen schien. Aus der U19 von Schalke 04 war er zwei Jahre zuvor aussortiert worden, von keinem geringeren als Norbert Elgert, der Trainerikone des deutschen Jugendfußballs. In der U17 hatte Coach Uwe Grauer Fabian und seinen Zwillingsbruder Lukas Kunze noch mit dem 1990er Weltmeister Guido Buchwald verglichen.
Elgert dagegen hatte womöglich missfallen, was die "Neue Westfälische" als den "unorthodoxen Bewegungsablauf der beiden Schlakse" beschrieb. Jedenfalls wechselten beide im Sommer 2015 zum SV Rödinghausen.
Später Start als Profi in Bielefeld
Und am Ende der Spielzeit 2018/19 mit dem Bayern-Spiel als Highlight wurde Fabian von Arminia Bielefeld verpflichtet, dem Zweitligisten aus seiner Geburtsstadt, wo Bruder Lukas erst im Jahr 2024 aufschlagen sollte. Am 12. Spieltag feierte er gegen Holstein Kiel seinen ersten Einsatz im Unterhaus, der allerdings nur vier Minuten währte. Das erste Mal von Beginn an brachte Trainer Uwe Neuhaus ihn am 24. Spieltag gegen Wehen Wiesbaden.
Am Ende der Saison stiegen die Arminen als Tabellenerster in die Bundesliga auf. Im Oberhaus stand der Youngster im ersten Jahr zwölf Mal in der Startelf, im zweiten 13-mal. Ein Treffer glückte ihm in diesen Jahren nur ein einziges Mal, bei einem vogelwilden 6:3 gegen die SpVgg Bayreuth im DFB-Pokal. Nach dem Abstieg der Bielefelder kehrte auch Fabian Kunze in die Zweite Liga zurück - allerdings im Trikot von Hannover 96.
Hannover-Debüt auf dem Betzenberg
Sein Debüt für die Niedersachsen gab Kunze im Fritz-Walter-Stadion, als der FCK seine Rückkehr in die Zweite Liga feierte - und durch ein spätes Tor von Kevin Kraus 2:1 siegte. In den anschließenden drei Jahren besetzte Fabian Kunze bei den 96ern die Sechser-Position nahezu durchgehend. Als Torschütze unsterblich machte er sich im November 2023, als er im Niedersachsen-Derby gegen Eintracht Braunschweig den Führungstreffer erzielte - Hannover gewann mit 2:0. Hier ist der Treffer gleich am Anfang zu sehen.
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Sein zweiter Treffer im 96-Trikot entschied direkt die Partie: das 1:0 gegen Schalke im Oktober 2024, mit dem er gleichzeitig den Einstand von Kees van Wonderen als Knappentrainer vermieste. Mit ein wenig übertriebenem Wohlwollen ließe sich also urteilen: Wenn er trifft, dann in wichtigen Partien.
"Er warf sich in jeden Zweikampf"
Zum "Spieler des Spiels" wurde er diesmal von den Fans der Roten gewählt. "Kunze zeigte sich nicht nur vorne treffsicher, sondern warf sich auch in jeden Zweikampf und brachte so gemeinsam mit den Teamkollegen den Dreier unter Dach und Fach", lautete das Urteil.
Hier ist der Treffer zu sehen, ebenfalls gleich zu Beginn.
» Zum Video: Fabian Kunzes Treffer gegen Schalke 04
Sein Respekt vor dem Betzenberg blieb. Bevor es im Februar zu dem torlosen Remis nach Lautern ging, erklärte er, worauf es in der Pfalz ankommt: "Da ist es immer eklig, es geht viel über Emotionen, Trashtalk und ein lautes Publikum." Was er aber nicht unbedingt negativ verstanden haben will. Denn er gilt gemeinhin zwar als stiller Typ, wäre aber, wenn es drauf ankommt, auch kein Kind von Traurigkeit: "Trashtalk kann schon mal ordentlich sein - manchmal ist es gut, dass keine Mikros dabei sind. Es gehört halt irgendwie dazu."
Kurz nachdem in der Winterpause Boris Tomiak vom FCK nach Hannover gewechselt war, keimten Gerüchte auf, Kunze wolle nun nach Schalke wechseln - womöglich, um vor dem neuen Konkurrenten auf der Sechser-Position zu fliehen. Es blieb jedoch bei Gerede. Kunze blieb und behauptete seinen Stammplatz. Tomiak kam hauptsächlich als Innenverteidiger zum Einsatz.
Hannover hätte den Vertrag mit Kunze auch gerne verlängert, soll aber mit dem Angebot des FCK nicht mitgehalten haben. Ist schon interessant: Tomiak wechselte nach Niedersachsen, weil ihm dort bessere Konditionen geboten wurden, Kunze geht nun aus den gleichen Gründen den umgekehrten Weg.
FCK-Sportdirektor Marcel Klos schätzt an Kunze, dass sein Spiel von "Gier, Leidenschaft und Energie" geprägt sei. Zudem zeichneten den Neuen "Zweikampfstärke und Führungsqualitäten" aus.
Im Vergleich mit Breithaupt der robustere
In unserem kurzen Satistik-Vergleich mit "Wyscout"-Daten wollen wir ihn mit der nun wieder nach Augsburg zurückgekehrten Winter-Leihgabe Tim Breithaupt messen, da es sich um einen "gelernten" Sechser handelt. Das trifft außer auf Afeez Aremu auf keinen anderen Kandidaten zu, der die Positionen in der vergangenen Saison bekleidete.
- Passgenauigkeit Kunze: 84,2 Prozent (Breithaupt: 86,1)
- Genauigkeit bei langen Bällen: 52,3 Prozent (Breithaupt 55,6)
- gewonnene Zweikämpfe: 53,8 Prozent (Breithaupt: 52,7)
- gewonnene Kopfballduelle: 54,4 Prozent (Breithaupt: 50,2 Prozent)
- erfolgreiche Dribblings: 60,9 Prozent (Breithaupt: 50,5)
Das bemerkenswerte Ergebnis im Dribbling-Vergleich haken wir mal als Kuriosität ab, ausgewiesene Tempo-Dribbler sind beide wohl nicht. Ansonsten lässt sich erkennen. Breithaupt ist der bessere Techniker, Kunze der robustere Spieler. Also nicht unbedingt der "modernere" Sechser, aber für den FCK, der in der kommenden Saison sein Defensivverhalten verbessern muss, womöglich die hilfreichere Lösung.
Hier noch ein paar "Shorts", zusammengestellt anlässlich seines Wechsels zu Hannover. Sie zeigen vor allem, dass auch Fabian Kunze im positiven Sinn "eklig" werden kann.
» Zum Video: Shorts - Eindrücke von Fabian Kunze
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Neuer Sechser: FCK holt Fabian Kunze von Hannover 96 (Pressemeldung FCK)