Neues vom Betzenberg

"Glücklich und dankbar": Stimmen zum Schuldenschnitt


Die 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA ist entschuldet, das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung erfolgreich abgeschlossen. Den FCK-Verantwortlichen war nach der Zustimmung der Gläubiger die Erleichterung deutlich anzumerken.

Als FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt symbolträchtig um kurz vor 12:00 Uhr vor die im Logenturm des Fritz-Walter-Stadions wartenden Medienvertreter tritt, ist ihm die Anstrengung der letzten Wochen und die Erleichterung über die Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubiger anzusehen. Als Voigt noch einmal aus seiner Sicht den Ablauf der viereinhalb Monate dauernden Eigenverwaltung (ugs.: "Planinsolvenz") schildert und sich im Namen aller Vereinsgremien und Mitarbeiter bedankt, dass der "Verein weiter existieren darf", versagt dem 51-Jährigen sogar kurz fast die Stimme.

FCK KGaA: Keine Schulden mehr und 11 Millionen Eigenkapital

Insgesamt nur 78 Gläubiger oder ihre Bevollmächtigten waren heute bei der gerichtlichen Gläubigerversammlung auf dem Betzenberg vertreten. Hätten diese den ausgearbeiteten Plan abgelehnt, hätte dem Profifußball beim FCK die Liquidation bevorgestanden, der Spielbetrieb hätte sofort eingestellt werden müssen. Am Ende erfolgte die Zustimmung der in fünf Gruppen eingeteilten Gläubiger jedoch klar und deutlich: Alle fünf Gruppen votierten mehrheitlich und damit nach juristischer Definition einstimmig mit "Ja", 77 der 78 einzelnen Gläubiger-Stimmen lauteten "Ja". Die Kapitalgesellschaft ist damit von ihren Schulden befreit und erhält zusätzlich 11 Millionen Euro Eigenkapital von der regionalen Investorengruppe.

Weniger als 50 Personen stimmten über die Zukunft des FCK ab

Wegen der strengen Hygienevorschriften konnte der Gerichtstermin, der von Insolvenzrichter Jochen Waltenberger geleitet wurde, nicht wie üblich im Amtsgericht Kaiserslautern stattfinden. Zudem hätten theoretisch bis zu 18.000 Gläubiger - darunter vor allem Dauerkarten- und sonstige Ticketbesitzer der vergangenen Saison - das Recht auf Teilnahme gehabt, weswegen ein Ausweichen auf die Nordtribüne des Stadions nötig geworden war. Da manche Anwesende für mehrere Einzelforderungen bevollmächtigt waren, waren es am Ende aber doch weniger als 50 Personen, die heute über die Zukunft oder gar die Existenz des FCK abstimmten.

"Auf solidem wirtschaftlichen Fundament sportlichen Erfolg aufbauen"

Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Aussagen des im Anschluss an die Gerichtsverhandlung stattgefundenen Pressegesprächs zusammen:

FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt: "Für uns hier beim FCK ist es ein sehr schwieriges Verfahren gewesen. Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmal ganz klar betonen, dass der Weg der Insolvenz in Eigenverwaltung keiner war, den wir uns ausgesucht haben. Er war alternativlos. Dass die Gläubiger am Ende hier viel Geld verloren haben, das ist uns bewusst und nichts, was uns glücklich stimmt. Weil wir um die Situation aber wussten, haben wir die vergangenen Wochen und Monate intensiv genutzt, um die Zukunft des FCK vorzubereiten. An dieser Stelle möchte ich nochmal einen großen Dank an die Gruppe der regionalen Investoren aussprechen, die diesen Prozess über Monate hin begleitet haben und uns überhaupt erst in die Situation versetzt haben, dass wir weiter existieren können. Stellvertretend für alle unsere Gremien und Mitarbeiter möchte ich sagen, dass wir sehr glücklich und dankbar sind, dass es hier weitergehen kann."

FCK-Generalbevollmächtigter Dirk Eichelbaum: "Ich bin sehr froh darüber, dass wir in dieser ambitionierten und kurzen Zeit das Verfahren - noch rechtzeitig vor Fritz Walters 100. Geburtstag - erfolgreich abschließen konnten. Das war unser Ziel, als wir im Juni hier angetreten sind und das haben wir erreicht. Als ich heute morgen das regnerische Wetter gesehen habe, dachte ich schon: Das passt, das is 'em Fritz sei Wetter'. Ich bedanke mich bei den Gläubigern für das Vertrauen, das sie in uns gesetzt haben. Wirtschaftlich hat der Klub jetzt erst einmal den Rücken frei. Ich hoffe, dass sich jetzt bald auch der sportliche Erfolg einstellt."

Sachwalter Dr. Andreas Kleinschmidt: "Wir sind heute in die Nachspielzeit eingebogen, in Kaiserslautern weiß man ja aber, dass auch in der Nachspielzeit noch etwas passieren kann. Die Gläubiger haben dem Insolvenzplan zugestimmt, der denke ich einen fairen Ausgleich zwischen den Interessen der Gläubiger und der Zukunftssicherung des Vereins schafft. Ich bin sehr dankbar, dass dieser Weg angenommen wurde und jetzt bestritten werden kann, weil ich glaube, dass er dem Verein und der Kapitalgesellschaft ermöglicht, auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament sportlichen Erfolg aufzubauen."

Insolvenzrichter Jochen Waltenberger: "Für das Gericht war dieses Verfahren natürlich ein außergewöhnliches. Auch für mich als Fan des 1. FC Kaiserslautern, der schon in jungen Jahren Spiele hier verfolgt hat, war das eine spezielle Situation. Das Schöne an einem Insolvenzgericht ist aber, dass wir aufzeigen, dass man mit einer Idee auch mal scheitern darf, am Ende aber wieder aufstehen muss. Und wir als Gericht sind die Institution, die beim Aufstehen hilft. Ich habe die begründete Hoffnung, dass das heute gelungen ist."

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: FCK eröffnet Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
- Chronologie im DBB-Forum: Gläubiger stimmen Insolvenzplan und Schuldenschnitt zu

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