Neues vom Betzenberg

Remy: "Es braucht eine neue Legitimation der Basis"

Seit dem „Mitgliederforum“ am 28. Juli sammelt die Initiative "fck-jetzt.de" Stimmen, um eine Außerordentliche Mitgliederversammlung (AOMV) des 1. FC Kaiserslautern einzuberufen. In diesen sollen die Ereignisse rund um die Investorensuche und -entscheidung in den vergangenen Monaten aufgearbeitet werden, über die Entlastung des Aufsichtsrats abgestimmt und gegebenenfalls dessen Abwahl eingeleitet werden. Auch die Beratung und Beschlussfassung über den Vereinsausschluss von Patrick Banf steht auf der Tagesordnung. Für manche sind die Initiatoren von "fck-jetzt.de" nur Querulanten, die einfach keine Ruhe geben wollen - sie selbst sagen, nur durch eine neue Legitimation der FCK-Führung durch die Basis lasse sich Ruhe herstellen. Wir sagen: Jedes Mitglied sollte für sich selbst das Für und Wider abwägen und entscheiden. Dazu braucht es aber den Willen und die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren. Drum baten wir Initiator Johannes B. Remy zum Interview.

(Anm. der Red.: Die Interviewpartner duzen sich, weil sie seit rund 15 Jahren gemeinsam auf transfermarkt.de aktiv sind und lange Jahre abwechselnd eine Kolumne betreut haben. Dabei waren sie absolut nicht immer einer Meinung. Sich nur der Form halber zu siezen, wäre ihnen unglaubwürdig erschienen. Die journalistische Distanz ist dennoch gewahrt. Die Anrede "Ben" entschlüsselt zudem die Bedeutung des "B." in Johannes B. Remy.)

Block 4.2: Ben, du willst dir nach wie vor nicht in die Karten schauen lassen, wie viele Unterschriften Ihr bereits zusammen habt, um einen Außerordentliche Mitgliederversammlung zu beantragen?

Johannes B. Remy: Stimmt. Ist aber nur zur Hälfte richtig. Eine genaue Zahl kann ich dir auch deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen, weil der Verein sich weigert, uns wenigstens beim Abgleich der von uns bereits gesammelten Unterschriften zu unterstützen. Ich kann aber sagen: Wir sind inzwischen auf die Zielgerade eingebogen.

Block 4.2: Offenbar aber habt Ihr noch keine 600 Unterschriften beisammen, denn das würdet Ihr ja sofort bekanntgeben. Warum eigentlich? Nach den Eindrücken, die das "Mitgliederforum" am 28. Juli vermittelte, sah es aus, als wären diese schnell gesammelt.

Remy: So einfach ist es eben doch nicht. Uns war von Anfang an klar, dass das ein Langstreckenlauf wird. Obwohl wir stark gestartet sind, braucht es Geduld und Ausdauer. Wir stellen zum Beispiel immer noch fest, dass gerade viele ältere Mitglieder noch gar nichts von unserem Antrag und den Hintergründen wissen, weil sie nicht im Internet unterwegs sind. Die lokalen Printmedien, aus denen sich gerade die Senioren immer noch bevorzugt informieren, schreiben leider nicht viel über fck-jetzt.de. Und eine Liste mit Kontaktdaten aller Mitglieder, mit deren Hilfe wir diese einfach anschreiben könnten, stellt uns der Verein natürlich auch nicht zur Verfügung.

Block 4.2: Das ist, aus datenschutzrechtlichen Gründen, ja wohl auch korrekt so.

Remy: Da stimme ich dir zu. Es wäre aber sowohl mit dem Datenschutzrecht als auch mit unserer Vereinssatzung absolut vereinbar, wenn der Verein selbst ein Rundschreiben an alle Mitglieder verschickte, das diese – vollkommen wertungsfrei - über unseren Antrag informiert und es ihnen überlässt, darüber zu entscheiden. Die Kosten dafür hätten wir gern übernommen, wären aber durchaus auch schon mit einer Mail an die Mitglieder zufrieden gewesen, die eine Emailadresse hinterlegt haben. Auch einer neutralen Berichterstattung zu unseren Antrag im aktuellen Newsletter hätten wir sofort zugestimmt. Das entspräche, glaube ich, nicht nur meinen Vorstellungen von einer transparenten Vereinsführung. Und das ist leider nicht der einzige Punkt, zu dem sich der Verein nicht sehr kooperativ zeigt.

Block 4.2: Wo gibt’s denn außerdem Probleme?

Remy: Wir würden zum Beispiel die Unterschriften, die wir bereits gesammelt haben, gerne schon blockweise verifizieren, damit wir, sobald wir 600 zusammen haben, auch schnell sicher sein können, dass ausnahmslos Mitglieder unterschrieben haben. Eine entsprechende Bitte meinerseits schlug der Verein mit der Begründung ab, ein solcher Abgleich sei nur mit Zustimmung des Unterzeichner möglich. Auf dem Schreiben war leider kein direkter Ansprechpartner vermerkt, soll heißen, die Mail war nicht unterzeichnet. Ich schrieb daraufhin zurück, dass jeder, der bei uns unterschrieben hat, auch bereits eine Zustimmung zum Abgleich erteilt hat und ich daher um einen Vorschlag für das weitere Vorgehen bitte. Das war vor zwei Wochen. Bis heute habe ich keine Antwort erhalten.

Block 4.2: Das heißt, sobald Ihr bei Euch 600 Unterschriften gezählt habt, müsst Ihr diese erst an den Verein weitergeben, und der prüft dann, ob diese auch allesamt von eingetragenen Mitgliedern stammen. Das kostet ja nochmal zusätzlich Zeit.

Remy: Laut Wilfried de Buhr, dem Vorsitzenden des Vereinsvorstands, dauert es sogar bis zu vier Wochen, wie er am Rande des "Mitgliederforums" erklärte… Das ist schon erstaunlich, mir war gar nicht bekannt, dass sich unsere Geschäftsstelle technisch noch auf dem Stand von vor 30 Jahren befindet. Und selbst damals, als 1996 die berühmte AOMV von Atze Friedrich einberufen wurde, ging das viel schneller. Mit den heute zur Verfügung stehenden Software-Programmen müsste eine solche Überprüfung eigentlich in ein paar Stunden abgeschlossen sein. Dazu muss ich dann auch nicht auf fehlende Mitarbeiter verweisen. Zumal wir parallel ja auch eine Excel-Datei führen, die sich wie jeder weiß, auf Knopfdruck nach Mitgliedsnummer oder Namen sortieren lässt. Wer da von Wochen spricht, setzt sich meiner Meinung nach dem Verdacht aus, er wolle auf Zeit spielen. Dabei muss der Verein nur sagen, wie er die Daten gern hätte. Aber da kommt nichts.

Block 4.2: Je länger sich Euer Antrag hinzieht, desto näher rückt er zeitlich an die Jahreshauptversammlung, die auf den 19. oder 20. Oktober vorgezogen wurde. Da stellt sich schon die Frage, ob zwei Veranstaltungen hintereinander Sinn machen.

Remy: Eine Außerordentliche Mitgliederversammlung, auf der ausschließlich die Ereignisse der vergangenen Monate aufgearbeitet werden, macht auf jeden Fall Sinn. Im Rahmen einer JHV würde eine solche Diskussion jede Zeitvorgabe sprengen, das hat man doch bereits beim sogenannten "Mitgliederforum" gesehen. Da waren es rund viereinhalb Stunden. Für einen einzigen Tagesordnungspunkt. Ohne Auskunftspflicht und Rederecht. Und wenn wir unsere AOMV durchsetzen, muss der Termin für die JHV auch zeitlich so angepasst werden, wie es im Gesamtablauf sinnvoll erscheint. Und da gibt es dann immer noch genug zu besprechen. Im übrigen möchte ich noch einmal betonen: Wenn der Aufsichtsrat zur JHV auch seine eigene Neuwahl vorzieht, die turnusgemäß erst 2020 anstünde, sind wir immer noch bereit, unseren Antrag zurückzuziehen. Das haben wir gleich zu Anfang angeboten. Und dazu stehen wir auch jetzt noch. Selbst wenn es mit jeder Unterschrift, die wir bekommen, schmerzhafter wird. Aber das hat natürlich auch Grenzen.

(...)

Quelle und kompletter Text: Block 4.2

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: FCK-Mitglieder sammeln Unterschriften für AOMV

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