
Stadtrat beschließt geringere Stadionmiete
Der 1. FC Kaiserslautern muss in den beiden kommenden Spielzeiten eine geringere Pacht für das Fritz-Walter-Stadion bezahlen. Nach wochenlangen, teils emotional geführten Diskussionen stimmte der Stadtrat am Dienstagabend mit breiter Mehrheit der entsprechenden Beschlussvorlage zu.
Die mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP, FWG und FBU beschlossene Vorlage sieht in der 2. Bundesliga eine Stadionmiete von 2,4 Millionen Euro, in der 3. Liga von 425.000 Euro vor (die zugehörigen Dokumente aus dem Referat Finanzen: Beschlussvorlage vom 08.03.2018 / Ergänzungsvorlage vom 13.03.2018). Ohne diesen Beschluss hätte die Pacht künftig ligaunabhängig 3,2 Millionen Euro betragen.
Als Ausgleich für entgangene Mieteinnahmen führt die Stadt der Stadiongesellschaft Kapital zu. Im Gegenzug für die erneute Mietminderung würde die Stadionpacht in der Bundesliga zudem auf 3,6 Millionen bis maximal 4,6 Millionen Euro steigen. In der 3. Liga steigt die Pacht zudem um 100.000 Euro, wenn durchschnittlich mindestens 19.000 Zuschauer zu den Heimspielen der Roten Teufel ins Fritz-Walter-Stadion kommen. Die zehn Politiker der Fraktionen der Grünen und der Linkspartei - die zuvor einen Änderungsantrag gestellt hatte - stimmten der Vorlage nicht zu.
Lizenzunterlagen für die 3. Liga müssen Donnerstag eingereicht werden
Für den FCK ist die reduzierte Stadionmiete ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Finanzierung eines Drittliga-Spielbetriebs im Abstiegsfall. An diesem Donnerstag muss der Verein die entsprechenden Lizenzunterlagen beim DFB einreichen. Ein bereits seit Ende Februar vorliegendes Votum des Aufsichtsrats der Fritz-Walter-Stadiongesellschaft für eine geringere Pacht hätte nach Einschätzung der FCK-Verantwortlichen nicht ausgereicht.
Mit dem Beschluss des Stadtrats von Dienstagabend endet nun eine wochenlange, teils heftig geführte Diskussion. Vor allem die von Oberbürgermeister Klaus Weichel auf Anraten der ADD ursprünglich angedachte Anhebung der Grundsteuer B zur Gegenfinanzierung der geringeren Mieteinnahmen hatte einiges an Wirbel verursacht. Zwischenzeitlich war in diesem Zusammenhang auch populistisch aufgeblasen vom Begriff einer "FCK-Steuer" die Rede.
FCK-Vorstand Klatt: "Ein wichtiger Meilenstein für den Verein"
Der FCK-Vorstandsvorsitzende Michael Klatt sagte in einer ersten kurzen Stellungnahme: "Für uns ist diese Entscheidung ein wichtiger Meilenstein. Aber wir wissen natürlich auch, dass wir weiter hart arbeiten müssen." Auch die Gegenstimmen im Stadtrat bezeichnete Klatt als legitim: "Aber umso wichtiger ist es uns, dass wir konstruktiv ins Gespräch gekommen sind."
Weitere Informationen aus dem Kaiserslauterer Stadtrat und Stimmen der Beteiligten von Verein und Stadt folgen am Mittwoch auf Der Betze brennt.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Chronologie im DBB-Forum: Diskussion um künftige Stadionpacht für den FCK
Ergänzung, 14.03.2018:

Kummt Senf druff
Ein Meilenstein - weitere müssen folgen
Für die Mehrheit im Kaiserslauterer Stadtrat war die Entscheidung für eine geringere Stadionmiete am Ende alternativlos. Für den FCK ist sie ein wichtiger Meilenstein. Die Art und Weise, wie der Verein in den vergangenen Wochen agiert hat, ist zudem ein Fingerzeig, dass auch die weiteren Hürden für eine Zukunft des Profifußballs am Betze zu meistern sind.
Am Ende ging es einigermaßen schnell. Eine Stunde und 25 Minuten dauerte die außerordentliche Sitzung des Kaiserslauterer Stadtrats am Dienstagabend, in der eine Kapitalzuführung aus dem Haushalt der Stadt an die Stadiongesellschaft und damit die Reduzierung der Stadionmiete für den 1. FC Kaiserslautern auf 2,4 Millionen Euro in der 2. Liga bzw. auf 425.000 Euro im Abstiegsfall beschlossen wurde.
Angesichts des bei lediglich zehn Gegenstimmen klaren Abstimmungsergebnisses musste man sich über die heftigen Diskussionen der vorausgegangenen Wochen fast ein bisschen wundern. Letztlich kamen die meisten der Fraktionen dann doch zu der Erkenntnis, dass es zum Antrag auf Mietminderung keine wirkliche Alternative gibt. Dass der Ausfall des Vereins als einziger Mieter des Fritz-Walter-Stadions die hoch verschuldete Stadt noch um einiges teurer zu stehen kommen würde als eine erneut reduzierte Stadionpacht.
Weitblick und Beharrlichkeit
Gerade rechtzeitig vor der Einreichung der Lizenzunterlagen hat der FCK nun also Planungssicherheit - auch für den Fall des Abstiegs in die 3.Liga. Der Weitblick und die Beharrlichkeit, mit der die Klub-Spitze um Finanzvorstand Michael Klatt bereits im November den Antrag auf Mietreduzierung gestellt, die Verantwortlichen der Stadt von dessen Notwendigkeit überzeugt und zuletzt auch auf ein entsprechendes Votum des Stadtrats gedrängt hatte, wirkt auf das leidgeprüfte FCK-Umfeld trotz aller sportlichen und finanziellen Sorgen durchaus wohltuend.
Gleiches gilt für andere Entscheidungen des Vereins in den vergangenen Wochen. Nicht nur präsentierte der neue Aufsichtsrat mit Sportvorstand Martin Bader und Trainer Michael Frontzeck zwei in der Branche etablierte, erfahrene Kräfte. Die Verträge der beiden womöglich wichtigsten Mitarbeiter eines Profivereins gelten darüber hinaus auch im Abstiegsfall. Statt eines "Wir beschäftigen uns nicht mit der 3. Liga", wie es der mittlerweile ausgeschiedene Vorstandschef Thomas Gries auf der Jahreshauptversammlung den Mitgliedern zugerufen hatte, treibt der Verein die Vorbereitungen auch für den "Worst Case" konsequent voran.
Wichtige Hürde genommen
Das heißt natürlich nicht, dass man sich bereits mit einem Abstieg abgefunden hätte. Er ist angesichts der Tabellensituation aber nun mal eine realistische Option. Und für diese wollen Mitarbeiter, Mitglieder und Fans auch ein realistisches Szenario für eine Zukunft des Profifußballs am Betze aufgezeigt bekommen.
Mit der geringeren Stadionmiete ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Hürde genommen. Eine nächste ist nun, weitere Spieler mit Verträgen für Liga drei auszustatten, um im Fall der Fälle auch mit einer schlagkräftigen Mannschaft an den Start gehen zu können.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 14.03.2018:

Stimmen und Reaktionen zum Stadtratsbeschluss
Die Stadt Kaiserslautern hat den Weg für eine geringere Pacht für das Fritz-Walter-Stadion freigemacht. "Es war ein Prozess, der uns nicht leicht gefallen ist", bekannte Oberbürgermeister Klaus Weichel nach dem Votum des Stadtrats. Wir haben Stimmen und Reaktionen zur Sondersitzung noch einmal zusammengefasst.
"Ich bitte Sie um Unterstützung, um Schlimmeres zu verhindern": Mit diesen Worten schloss Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) sein Eingangsstatement zur außerordentlichen Sitzung des Stadtrats am Dienstagabend. Rund eineinhalb Stunden später stand eine deutliche Mehrheit für eine geringere Stadionmiete in den kommenden beiden Spielzeiten. Abgesehen von den Fraktionen der Grünen und der Linken gab es für die Politiker dazu keine Alternative.
Einige Reaktionen nach dem Votum des Stadtrats:
Michael Klatt (Vorstandsvorsitzender 1. FC Kaiserslautern): "Die Entscheidung ist ein wichtiger Meilenstein. Aber wir wissen natürlich auch, dass wir weiter hart arbeiten müssen."
Patrick Banf (Vorsitzender des FCK-Aufsichtsrats): "Wir wissen ganz genau: Für die Lizenzierung ist für den FCK noch sehr, sehr viel zu tun. Beim Abstieg in die dritte Liga geht der Umsatz von 40 auf 13 Millionen Euro zurück."
Klaus Weichel (SPD, Oberbürgermeister): "Wir retten damit die Stadiongesellschaft. Aber mit dem Geld könnte man andere Dinge tun. Insofern stellen sich da keine Glücksgefühle ein."
René Quante (Geschäftsführer Steuerzahlerbund): "Wir hatten gehofft, dass sich im Stadtrat dieses Mal eine Mehrheit zugunsten der Bürger von Kaiserslautern formieren würde. Aber leider haben sich die FCK-Fans im Rat durchgesetzt (...). Den Vertretern der Stadt ist es (...) nicht gelungen, das 'Pachtangebot' des FCK auch nur um einen einzigen Euro zu erhöhen. Stattdessen hat die Stadt die Pachtminderung zusätzlich auf die Spielzeit 2019/2020 ausgedehnt."
Kommentar "Rheinpfalz": "Der Stadtrat von Kaiserslautern hatte gar keine andere Möglichkeit, als einer Senkung der Stadionmiete zuzustimmen. (...) Eine Verweigerung des Stadtrats, die Stadionmiete der sportlichen und wirtschaftlichen Talfahrt des 1. FCK anzupassen, würde den Verein ins Aus schießen und die Stadiongesellschaft und in der Folge die Stadt in eine große finanzielle Krise stürzen."
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Kommentar: Ein Meilenstein - weitere müssen folgen (Der Betze brennt)
- Stadtrat beschließt geringere Stadionmiete (Der Betze brennt)
- Chronologie im DBB-Forum: Diskussion um künftige Stadionpacht für den FCK
Ergänzung, 05.04.2018:

Regressansprüche: Rombach kritisiert Stadtrat
Im Zuge der Stadtratssitzung am 13. März hat die SPD-Fraktion angeregt, etwaige Regressansprüche gegen die ehemalige FCK-Vereinsführung an die Stadiongesellschaft abzutreten. Beim ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Rombach sorgt das für Unverständnis.
Mitte März hatte der Stadtrat im Zuge einer außerordentlichen Sitzung der aus Sicht des 1. FC Kaiserslautern dringend notwendigen Mietreduzierung zugestimmt. Diese gilt als wichtiger Baustein für eine mögliche Drittliga-Lizenz der Roten Teufel, aber auch für bessere finanzielle Rahmenbedingungen im Falle des Klassenerhalts.
Im Zuge dessen wurde von der SPD-Fraktion angeregt, dass der FCK etwaige Regressansprüche an die ehemalige Vereinsführung um die Vorstände Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt sowie den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Rombach an die Stadiongesellschaft abtritt. Bei der CDU fand dieser Vorschlag Anklang. Gegenüber der "Rheinpfalz" zeigte sich Rombach nun über die Diskussion enttäuscht.
"Fake News werden auch durch Wiederholung nicht besser"
Aus seiner Sicht handele es sich bei diesem Schritt um eine "populistische Wiederaufwärmung" alter Vorwürfe. "Ich empfinde es nicht als persönlich ehrverletzend, sondern als absolut unverständlich, wenn der Stadtrat nach all den negativ verlaufenden Prüfungen - nicht nur durch den Aufsichtsrat selbst, sondern auch mehrfach durch externe Experten wie die international renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sowie die DFL - offenbar den Quertreibern im Hintergrund mehr Glauben schenkt als all diesen unabhängigen Prüfern", so Rombach. Aus seiner Sicht seien die Stadtratsmitglieder von "schlechten Beratern" beeinflusst, "denen Populismus mehr am Herzen liegt als der 1. FC Kaiserslautern. Fake News werden auch durch Wiederholung nicht besser".
Rombach sieht eigene Amtszeit trotz Kritik positiv
Rombach war nach massiven Vorwürfen auf der Jahreshauptversammlung 2015 nicht entlastet worden und einer anschließenden Abwahl durch Rücktritt zuvorgekommen. Seine Kritiker bemängelten unter anderem mangelhafte Kontrolle und mehrfache Lügen, auch der zweifelhafte Umgang mit der Betze-Anleihe wurde immer wieder thematisiert. Sein Rückzug habe aber angeblich nicht im Zusammenhang mit der Nicht-Entlastung gestanden, sagt Rombach heute rückblickend. Vielmehr sei von ihm schon vorab erklärt worden, seinen Posten aufzugeben, sollten die Aufsichtsratsmitglieder einzeln und nicht als komplettes Gremium entlastet werden.
Seine Amtszeit bewertet Rombach in der Rückschau trotzdem positiv: "Zwei Jahre Erste Liga sowie fünf Jahre Zweite Liga, immer unter den Top fünf, jedes Jahr über 30.000 Zuschauer im Schnitt, da kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass wir die finanziellen Entscheidungen des Vorstands mit allen dem Aufsichtsrat zur Verfügung stehenden Mitteln geprüft haben."
Vertrauen in die neue Vereinsführung um Banf und Bader
Inzwischen verfolgt der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende die Spiele "nur" als Fan im Stadion und beobachtet die Entwicklung des FCK genau. Von der neu aufgestellten Vereinsführung ist er überzeugt. "Wir sollten ihnen das notwendige Vertrauen schenken, damit unser FCK wieder in ruhiges Fahrwasser kommt", sagt der 64-Jährige.
Quelle: Der Betze brennt / Rheinpfalz