Mac41 hat geschrieben:Ich sehe die Interimverpflichtung von Tayfun Korkut jetzt nicht als der große Karrieresprung, eher so als eine Art Übergangslösung, bis Leverkusen den richtigen Trainer erwischt, ggf. als bezahltes Praktikum oder Probezeit, denn wenn es klappen sollte, könnte doch ein längerer Vertrag winken. Das Korkut sich darauf einlässt, eigentlich kein Thema, zu verlieren hat er nichts und einen CL Teilnehmer auch nur kurzfristig zu trainieren, das ist als Referenz sicher nicht das Schlechteste.
Absolut d'accord
Mac41 hat geschrieben:Dennoch bleiben da einige Fragen offen. Zum einen was war der Grund für seinen überraschenden Ausstieg bei Lautern und besonders die Konditionen.
Trainerverträge unterliegen nicht der Lizenzspielerordnung, die die besonderen Vertrags- und Wechselkonditionen regelt , die auch von dem normalen Vertrags- und Arbeitsrecht abweichen.
Da denke ich, Schuster bleib bei deinen Leisten, wie du es sicher manchmal denkst, wenn ich mich zur wirtschaftlichen Fragen äußere, wo wir doch alle täglich mit Geld umgehen.
Dass Trainerverträge nicht der Lizensspielerordnung unterliegen, ist bereits denknotwendig so. Du meintest aber wohl, dass es nichts vergleichbares für Trainer gibt, was ich wichtig finde, an deiner Herausarbeitung.
Die Nichtgeltung von "normalem" Arbeits- oder Vertragsrecht ist eine Formulierung, bei der ich mich sehr schwer tue und sie für prinzipiell für falsch halte. Sicher hat der Trainer Besonderheiten, nichtzuletzt beim hier relevanten Befristungsrecht. Aber viele Berufe haben irgendwo ihre Besonderheiten. Die Formulierung zur Abweichung vom Normalen ist aus meiner Sicht daher mehr mystifizierend als hilfreich.
Mac41 hat geschrieben:Das dies manchmal auch zu dolle war, wurde durch das Bosman Urteil damals bestätigt und zwang die Verbände zu einigen Anpassungen. Aber Trainer haben nicht diesen Status und sind in der Regel leitende Angestellte mit einem Zeitvertrag oder "Unternehmer" mit einem "Werkvertrag".
Der Trainervertrag ist ein Arbeitsvertrag bzw. ein Dienstvertrag. Für einen Werkvertrag sehe ich keinen Raum (Welches Werk?).
Mac41 hat geschrieben:Ich versuche mir den Auflösungsvertrag vorzustellen, der zum einen die Entlassung auf eigenen Wunsch ohne Abfindung regelt, zum anderen aber auch eine Ablöse für den zukünftigen Arbeitgeber. Mir fällt da allerhöchstens die Klausel eines Wettbewerbsverbots ein, die mit einer Penale verbunden ist, was allerdings nur für Korkut eine Verpflichtung bedingen würde, die Leverkusen übernimmt. Aber sicher nicht für eine Interimsverpflichtung von 3 Monaten.
Sollte wirklich eine Ablöse fällig werden, dann wäre Korkut immer noch an den FCK vertraglich gebunden gewesen, was ohne irgendwelche Leistungen des FCK schwer möglich ist.
Aber wir haben ja hier im Forum ausreichend Juristen, die sich hierzu äußern könnten.
Das ist viel zu kompliziert gesehen und ist offensichtlich deiner allzu mystischen Verklärung des nichtnormalen Trainervertrages geschuldet.
Probieren wir es doch mal nach einfachem Arbeitsrecht:
Arbeitnehmer Korkut wollte aus seinem Vertrag raus. Aber wie? Bei einem befristeten Vertrag ist eine ordentliche Kündigung nicht möglich (es sei denn, diese Möglichkeit wäre vorher vereinbart, wofür wir hier aber keine Anhaltspunkte haben, so dass wir beim gesetzlichen Normalfall bleiben können). Auch eine außerordentliche Kündigung kommt nicht in Betracht.
Von der Interessenlage aus Korkuts Sicht war die nächste Variante, er schmeist einfach hin, ohne rechtswirksam zu kündigen. Jetzt wird es spannend: Wenn dann der FCK deswegen einen teureren Trainer verpflichtet oder weiteren Schaden hat, aber eben nur dann, wäre Korkut insoweit regresspflichtig. Überdies müsste Korkut, so er woanders anfängt, mit einer Unterlassungsverfügung rechnen, da er bei laufendem Vertrag nicht einfach bei der Konkurrenz anfangen darf.
Das schreit geradezu danach, sich irgendwie zu einigen. Denn der Vorteil bei Korkut, so er irgendwo einen interessanten Job bekommt (wobei aus damaliger Sicht der FCK ja nicht wissen kann, ob er nicht schon was lukratives in Aussicht hatte), wäre immens, während der FCK nur Ärger hatte.
Mainz hat das damals mit Tuchel so gelöst, dass die klar stellend vereinbarten, dass Tuchel nicht mehr bei Mainz arbeiten braucht, aber auch nirgendwo anders anfängt.
Der FCK hat sich den Unterlassungsanspruch an Korkut, woanders nicht arbeiten zu dürfen, sozusagen "abkaufen" lassen. Es gibt also offensichtlich im Auflösungsvertrag von Korkut eine Klausel derart, dass die Aufnahme einer Tätigkeit von Korkut bei einem anderen Verein an die Zahlung einer Ablöse an den FCK gebunden ist. Wie die Klausel genau aussieht, ist dabei egal, zumal es hier viele Konstruktionsmöglichkeiten gibt. Es geht hier nur darum, dass Prinzip zu verstehen.
Natürlich ist Korkut dabei noch an den FCK vertraglich gebunden, aber eben nicht mehr umfassend zu seiner Trainertätigkeit, was ja auch keiner mehr will, sondern nur punktuell, wie dargestellt.
Mac41 hat geschrieben:Und damit kommen wir über die Umstände der Trennung zu deren Gründen.
Perspektivlosigkeit ist vielleicht doch die richtige Wortwahl. Gehen wir mal davon aus, dass innerhalb des FCK die sportliche Perspektive des Trainer sehr kritisch gesehen wurde, weil die wirtschaftliche dies ist und umgekehrt. Nur durch die Rückendeckung von Stöver für Korkut, geriet dieser nicht massiv unter Feuer . Das dies für Stöver im Nachhinein auch gewisse Folgen hatte, wissen wir inzwischen. Es wäre durchaus eine passable Erklärung, dass Korkut diesem Druck durch eine von ausgehende Trennung entgehen wollte, zumal er mit einer Entlassung sicher einen größeren Schaden für seine weitere Karriere gehabt hätte. So kann er immer noch von Perspektivlosigkeit reden, die ihn zum Handeln bewogen hätte.
Die Wahl von Korkut halte ich auch immer noch für einen der wenigen Fehler die Stöver gemacht hat und er scheint ja auch etwas Sonne im Rücken zu haben, wenn man seine Korrektur mit Norbert Meier sieht.
Mal aufs Fußballerische zurückzukommen. Für deine Annahmen spricht einiges. Aber die Wahl von Korkut Stöver als Fehler anzulasten, halte ich für völlig überzogen, frei nach dem Motto "Hinterher ist man immer schlauer". Korkut ist so renommiert, dass obschon der zweifelhaften Umstände seiner Demission Leverkusen bereit war, ihn nicht nur zu verpflichten, sondern ggf. sogar noch eine Ablöse draufzulegen. Völler ist sicher nicht blöd, und Stöver eben auch nicht.