W.Schnarr hat geschrieben:Mir gefällt die ganze Richtung nicht. Wer nach dem Aufstieg Denkmäler baut und sie heute wieder einreisst, ...den kann ich nicht ernst nehmen.
Das Spiel heisst Fußball und nicht Trainerkegeln.
Leider ist es hier kaum möglich eine differenziertere Meinung über Trainer oder Spieler abzugeben, ohne gleich die 0/1 oder Schwarz/Weiss Fraktion zu wecken.
Marco Kurz ist unser Trainer, weil er damals verfügbar, billig und willig war , und weil er seine Sache im Sinne von Stefan Kuntz recht gut gemacht hatte. Er hat dafür auch eine Vertragsverlängerung bekommen und ist nun Bundesligatrainer. Es gibt sicherlich bessere, flexibler und kreativer, aber für die Truppe und das Umfeld ist er keine schlechte Wahl.
Er hat aber leider auch gewisse Defizite. Er scheut taktische Spielchen und er hat Schwächen in der kurzfristigen Reaktion auf Spielereignisse.
Was ich am Anfang seines Engagements schon bemängelt hatte, sein eher plegmatisches Dabeisein auf der Trainerbank, hat er ja seit der ersten kleinen FCK Krise vor einem Jahr (Düsseldorf/Werder Bremen) mit seiner Faust in München abgelegt. Dennoch würde ihm ein Co-Trainer, der hier etwas spontaner und aus dem Bauch heraus beisteht, wahrscheinlich guttun.
Belege gibt es einige:
- die Gegentorbilanz bei gegnerischen Auswechslungen
- die fehlenden oder fehlgeschlagenen Wechsel
- die gewisse Sturheit in der taktischen Ausrichtung.
Dennoch sind die Fehler in Hamburg und Freiburg nicht dem Trainer anzulasten. Er hat ein taktisch richtiges System gewählt, der FCK hätte gewinnen können, aber durch individuelle Fehler hat er verloren. Diese Fehler dem Trainer anzulasten ist zwar möglich, aber nicht logisch zwingend.
Die sogenannte Bevorzugung von "Lieblingsspielern" ist, glaube ich, nicht Kurz sondern Kuntz zuzusprechen. Da ist mehr wirtschaftliches (auch persönliches) Interesse dahinter als sportliches, manchmal zuviel. Ebenso die auch schon vorgekommene interne Degradierung, bishin zur Suspendierung.
Das es in der Teamorganisation und gerade in der Betreuung von Ersatz- und Ergänzungsspielern Probleme gibt, ist ebenfalls nicht Kurz anzulasten, hier ist sein Co und Teammanager gefragt, Lutz, der ebenso die Schnittstelle zu Schwartz und Lelle, mit den Ama's und den Jugendmannschaften bilden muss. Oder man läßt Martin Wagner mehr tun als Autogramme schreiben, Trickots für OWL besorgen und den Privatchauffeur für Spieler machen.
All dies sind keine Gründe einen Trainer zu entlassen, schon garnicht, wenn man seinen Vertrag und den des Stabes gerade verlängert hat, aber sollten die nächsten Spiele bis spätestens Nürnberg auch so unbefriedigend enden, werden die Gesetze des Business greifen und ein Schuldiger muss gefunden werden. Und das ist immer das schwächste Glied, der Trainer.
Es gibt ein psychologisches Problem in der Mannschaft, die einfach den Kuschelkurs gewohnt ist und wenn der Wind rauher wird, die Hosen voll hat. Das immer wieder vorgebetete "Wir müssen lernen und alles wird gut" ist Ausdruck dieser: "Gut das wir darüber gesprochen haben"-Generation.
Hierbei kann man sehr wohl einzelne Spieler kritisieren:
Kirch, weil er während des Spiels seine Konzentration verliert und dann immer für einen Klopper gut ist. In HH konnte er Ze Roberto nicht mehr halten, in Freiburg stand er auch beim Gegentor neben sich.
Sippel, der alles andere als ein Strafraumkeeper ist, der versucht seine Stärken auf der Linie auszuspielen, aber immer dann wenn er überlegt, einfach keine Spielintelligenz zeigt und den kürzeren zieht.
Beide Tore in Freiburg gehören in diese Kategorie. Bei beiden überlegte er zu lange, oder überhaupt, und kam dadurch in die unglückliche Situation.
Lakic kann einfach seine Arme nicht beisich behalten, ich würde sie ihm im Training mit dem Deuserband an den Körper binden, spielt dadurch zuviel Foul, mault rum und verliert im Spiel dann immer mehr die Lust. Sein Abwinken und Lächeln dabei im Spiel, spricht Bände. Der Fallrückzieher in FR war aus so ein Ding, er stand falsch zum Ball, weil er , wegen falschem Timing, zu schnell nach vorne gegangen war, da blieb ihm nichts anderes übrig. Klassestürmer wären mit Wucht und Kopf voran in den Ball gegangen, oder hätten wenigstens versucht ihn in der Drehung mitzunehmen.
Bei allen Spielern lassen sich derartige individuellen Schwächen finden, die jetzige Situation und das System bringen sie dann entscheidend zu Tage.
Es zeigt sich aber dabei, dass in der Kaderzusammenstellung von möglicherweise falschen Voraussetzungen ausgegangen wurde. Bugera z.B. wurde wohl als zumindest bundesligatauglich eingeschätzt, so das Jessen als Back-Up mit Entwicklungspotential angesehen wurde.
Einzig und allein Tiffert konnte sich bisher als wirklich wertvolle Verstärkung zeigen, insbesondere seit er zentraler im Mittelfeld eingesetzt wurde.
Bilek dagegen zeigt leider nicht die Entwicklung, die man erhofft hatte. Er ist zwar in dieser Mannschaft von sanftmütigen Lämmern das Kampfschwein, aber leider nur in der Defensive. Es fehlt einfach Dynamik nach vorn, entweder mit dem Ball am Fuß oder im Pass.
Und in Bezug auf die Torwartfrage war es ein Fehler im letzten Jahr, Robles nach hinten zu drücken- das fing in Braunschweig schon an, als Trapp spielte- nur weil er Ambitionen auf die amerikanische Nationalmannschaft zeigte. Das wäre übrigens die einzige Spielerentscheidung in der Winterpause, die ich begrüßen würde, wenn man ihn vom KSC zurückholen würde.
Es ist einfach notwendig, das im Kader mehr Druck aufgebaut wird, Druck durch die sogenannte 2. Reihe und Druck durch den Trainer.
Es hilft nichts Verständnis zu zeigen und miteinander zu reden, wenn nicht zugehört wird. Da muss er laut werden und zur Not muss man auf die alten preussischen Tugenden zurückgreifen.
Was übrigens mit der jetzigen Situation überhaupt nichts zutun hat ist der Support auf den Rängen, der ist Auswärts Spitze, Idioten zählen da nicht, und zuhause nicht schlechter, als von mindestens 1einem Dutzend Mannschaften die vor uns stehen.
Noch ist nichts verloren, aber allzulange ist für Änderungen keine Zeit.
Und allen die sich ggf. mit dem Küheschubsen in Paderborn anfreunden wollen, die nächste Zweitligasaison würden wir nicht so einfach finanziell überleben. Auch wenn da Stefan vlt. anderer Meinung ist, aber das kann sich einfach nicht rechnen.