Der Spielverlauf macht psychisch und mental was mit der Truppe. Das könnte einen Knacks bedeuten, der uns die Selbstverständlichkeit kosten könnte, mit der wir zuletzt agiert haben. Vielleicht male ich etwas zu schwarz, wenn ich es für möglich halte, dass dies ein Wendepunkt in der bisher so erfolgreichen Saison sein könnte. Ich halte uns für zu stark, um abzusteigen, aber dass wir uns eher nach unten orientieren müssen, halte ich für nicht unwahrscheinlich. In einem Negativstrudel kann man sich mit einem solchen Auslöser schnell wiederfinden.
Das hatte ich nach dem Düsseldorf-Spiel geschrieben. Ich habe offenbar leider nicht zu schwarz gemalt. Nur noch 1 Punkt aus 5 Spielen nach Düsseldorf.
Das heute war eine sehr enttäuschende Vorstellung. Die Verunsicherung war greifbar. Selbstverständnis und breite Brust sind komplett weg. Mental wirkt man deutlich angeknockt.
Die frühen, deutlich hörbaren Unmutsäußerungen auf den Rängen haben auch nicht unbedingt dazu beigetragen, wieder mehr Sicherheit zu erlangen. Ganz im Gegenteil. Man rühmt (zurecht) ja immer die Wucht des Betze, wenn Spiele gedreht oder stärkere Gegner niedergerungen werden. Das Stadion bzw. dessen Fans können Spiele gewinnen und den Ball ins Tor schreien.Das kann man so sehen. Dann muss man aber auch so konsequent sein und auch den negativen Einfluss von den Rängen anerkennen. Ich höre nirgends so oft gegnerische Trainer sinngemäß sagen, dass der Betze die Hölle für den Gegner sein kann, aber dass man den auch schnell ruhig bekommen bzw. sogar unruhig werden lassen kann, wenn man dem FCK den Schneid abkauft und selbst früh trifft. Das kommt ja nicht von Ungefähr.
Dennoch möchte ich nicht falsch verstanden werden: nicht die Fans tragen die Schuld für die Niederlage, ahben aber sicher auch ihren Teil dazu beigetragen, dass die Verunsicherung zunahm. Ich war auch sehr frustriert von der heutigen Darbietung, aber Pfiffe schon während des Spiels bei Rückpässen hat die charakterstarke Truppe meines Erachtens nicht verdient.
Die Leistung hingegen gehört dann im Nachgang schonungslos kritisiert. Heute haben wir wie ein Absteiger gespielt. Hinten immer wieder die unbegreiflichen Fehler, vorne ohne Spielidee und auch ohne die Wucht, die uns in der starken Phase so ausgezeichnet hat.
Ja, Kiel war vor dem Spiel die zweitstärkste Auswärtsmannschaft der Liga und kommt mit der breiten Brust des überzeugenden 4:2-Sieges gegen den HSV. Heute hingegen langte ihnen eine durchschnittliche Leistung, um den FCK deutlich zu schlagen. Sie haben das zwar sehr reif runtergespielt am Ende und hatten auch von Beginn an die Spielkontrolle. Aber zu Torchancen gekommen sind sie auch nur durch unsere Einladungen. Rausgespielte Chancen habe ich von Kiel so gut wie keine gesehen. Die haben wahrlich nicht die Sterne vom Himmel gespielt. Gegen uns hat es einfach gereicht auf unsere Fehler zu warten. Und dann waren sie zudem auch noch verdammt effizient. Haben in der 1. HZ aus 0,6 xgoals halt zwei Buden gemacht.
Tja, eigentlich hat Schuster so aufgestellt, wie ich es mir vor Wochen mal gewünscht hatte. Zurück zur Viererkette mit Zuck links und Puchacz davor und mit Klement als tiefer Spielmacher. Was soll ich sagen: gut, dass ich kein 2.-Liga-Trainer bin.

Ist ja grandios gescheitert. Klement hatte einen starken Moment, als er perfekt auf Boyd durchsticht, aber auch abgesehen vom Katastrophen-Rückpass war er heute echt richtig schwach. Konnte unser Spiel nicht ordnen, ihm keine Struktur verleihen. So wenige Ballaktionen wie heute habe ich selten von ihm gesehen. So ist er tatsächlich keine Hilfe. Schade, er ist so ein feiner Fußballer.
Ja, und die Viererkette hat uns auch keine Stabilität und Sicherheit verliehen. Sicher, wie haben letztlich gar nicht so viel zugelassen aus dem Spiel raus, aber dennoch wirkte es von Anfang bis Ende alles total wackelig. Und eie Hilflosigkeit, wenn ein Gegner auch nur einigermaßen presst, ist frappierend.
Und nun? Trainerdiskussion? Bei den Fans wird die aufkommen. Intern (noch) nicht, wenn ich es richtig einschätze.
Schuster hat den Turnaround ja schon einmal geschafft, als es ihm viele nicht mehr zugetraut haben nach der ergebnistechnisch schwachen Rückrunde und dem Saisonstart mit 2 Niederlagen.
Andererseits ist es schon sehr auffällig, wie schlecht wir im Positionsspiel mit Ball sind. Da gibt es kaum schwächere Teams in der Liga. Ja, wir waren in vielen Spielen trotzdem torgefährlich und gehören ja nach wie vor zu den Teams mit den meisten Treffern. Aber das lag dann eher an der Power, individueller Klasse, guten Standards (wobei auch die zuletzt nicht mehr so prickeldn waren) und manchmal Effizienz, denn an durchdachtem Spielvortrag. Zudem sind wir inzwischen auch echt schwach im Spiel gegen den Ball, was letzte Saison im Großen und Ganzen noch gut funktioniert hat (Ausnahmen bestätigen die Regel). Was sich hingegen aus der letzten Saison sogar potenziert fortsetzt, sind die individuellen Aussetzer, die zu Gegentoren führen. Letzte Saison hat man oft sehr konnzentriert als Kollektiv verteidigt und sich dann eben manchmal doch wegen dummer Fehler um den Lohn gebracht. Diese Saison klappt auch das grundsätzlich konzentrierte Verteidigen selten und nur phasenweise in den Spielen.
Also genau die Dinge, die in der Verantwortlichkeit des Trainers liegen, Positionsspiel mit und gegen den Ball zu verbessern, klappen irgendwie nicht. Zumindest gegen den Ball hat es aber letzte Saison funktioniert und funktionierte bei Schuster-Mannschaften eigentlich immer. Offensiv hingegen weiß ich nicht, ob man da vom Trainertyp Schuster anderes erwarten sollte.
Jedenfalls kann man ihm nicht vorwerfen bzgl. Aufstellung und Spieltatktik stur zu sein. Er probiert ja durchaus vieles aus. Wir stehen diese Saison - entsprechend des Wunsches vieler Schreiber hier - ja auch grundsätzlich höher. Dahingehend springt Schuster ja über seinen vermeintlichen Schatten. Nur im Hinblick auf den Versuch, dominantes Ballbesitzspiel aufzuziehen, da bleibt Schuster bei seinen Leisten. Vielleicht aber auch besser so?
Schuster ist erfahren, er ist ein Fuchs, er hat schon einmal den Turnaround geschafft. Er ist nicht so stur, wie er manchmal hingestellt wird. Das spricht für ihn.
Gegen ihn spricht die Tatsache, dass er es nicht hinbekommt, der Mannschaft ein für eine Mittelfeld-Mannschaft der 2. Bundesliga adäquates Positionsspiel mit und diese Saison auch gegen den Ball einzuimpfen...