Old School FFM hat geschrieben:Einmal abgesehen davon, dass der FCK (a) in der regulären Saison nicht hinter Braunschweig hätte landen dürfen, weil wir den besseren Kader (aber schlechteren Trainer hatten) und (b) Hoffenheim in den Relegationsspielen natürlich spielerisch und technisch besser war, ging mir in der magischen Atmosphäre auf dem Betze am Montag (saß bzw. "stand" auf der Süd) folgendes durch den Kopf:
Geht es bei unserem geliebten Spiel, dem Fussball, wirklich mit rechten Dingen zu? Warum ich diese zunächst absurd klingende Frage stelle? Weil ab einer gewissen Summe mindestens die Hälfte der Menschheit für Korruption offen ist. Weil Moggi bei Juventus Turin eine ganze Saison lang (2004/05) mit Schieds- und Linienrichtern paktiert und Spiele verschoben hat. Weil Hopp seit seinem Einsteig nahezu 300 Millionen Euro in sein Plastikprojekt Hoffenheim investiert hat. WEIL IN DEM MOMENT, WO MO DAS 2-1 MACHT, DAS SPIEL TROTZ UNSERER SCHLECHTEN LEISTUNG GEKIPPT WÄRE UND DER LINIENRICHTER AUF ABSEITS ENTSCHEIDET.
Habe das Spiel gestern nochmals auf Sky gesehen, der Reporter sagte im ersten Moment, kein Abseits, in der Super-Zeitlupe war dann erkennbar, dass Mo's Füße mit dem Abwehrspieler auf gleicher Höhe waren, der Oberkörper aber leicht davor. Ist das nicht gleiche Höhe? Wie kann der Linienrichter das sehen und auf Abseits entscheiden? Jeder der am Montag auf dem Betze war, hat gemerkt, dass der FCK in diesen Minuten das Spiel in den Griff bekam. Es spricht viel dafür, dass Hoffenheim nach unserem 2-1 eingebrochen und wir in der regulären Spielzeit noch einen 'reingestolpert hätten, also Verlängerung. Und dann?
Wir wissen es nicht, aber zwei Elfmeter für Hoffenheim in den letzten 8 Minuten und ein nicht gegebenes Tor vom BVB in Dortmund, ein vermeintliches Abseitstor von Idrissou, wenn das Spiel zugunsten des FCK kippt. Alles nur Zufall?
Zufall nicht, aber auch keine direkte Bestechung. Das läuft subtiler. Wie beim bayern-Faktor halt.
Man kann wohl davon ausgehen, dass Hopp und das Projekt in DFB-Kreisen und sogar in der DFL bei vielen Sympathien genießen. Hopp ist big money, Geld, das ohne Gegenleistung in die Liga fließt, ein Modell, das vielen im Fußball gut gefällt, besser jedenfalls als das Anhängsel einer Werbeabteilung zu sein wie RB. Hopp fördert auch Amateurvereine, das gefällt wiederrum den DFB-Politikern und Funktionären. Hopp kann sich benehmen und ist, wie man hört, im persönlichen Umgang angenehm und unprätentiös. Und er hat es gelernt, sich als Symbolfigur aus der Schusslinie zu nehmen. Auswärts reist er nicht mehr und auch in der Relegation hat er kein Öl ins hell lodernde Feuer gegossen, sondern sich zurück gehalten. Auch das gefällt. Hopp kennt Politiker, Staatsanwälte, DFB-Hierarchen, Richter, Oberbürgermeister, sie haben alle schon einmal an einem von Hopp gedeckten Tisch gesessen, sie schulden ihm was.
Und jetzt bist Du Schiedsrichter und träumst vielleicht davon, noch ein Stück nach oben zu kommen, mal ein ganz großes Spiel zu pfeiffen.. Und Du möchtest gesellschaftlich akzeptiert sein, zumindest im DFB. Und jetzt kommt eine strittige Entscheidung, Du bist Dir unsicher. Und jetzt gilt es: Hopp oder Top.
Mal angenommen, Du entscheidest gegen Hopp und die Entscheidung ist fasch. Sie wird noch am gleichen Abend 100 fach wiederholt. Du bist der Mann, der Hopp in die zweite Liga gebracht hat, unsportlich und falsch. Hopp wird traurig sein. Viele mächtige Menschen wollen nicht, dass Hopp traurig sein muss. Dein Name wird fortan immer in diesem Kontext stehen. Und Hopp ist ja nach einem Jahr wieder in Liga 1. Er kennt auch viele Leute außerhalb des Fußballs. Und Du hast ja auch ein bürgerliches Leben. Natürlich wird Hopp nichts öffentlich sagen, es reicht vielleicht eine Andeutung bei Niersbach, ein hingeworfenes Wort beim Schiri-Obmann, ein Witzchen mit Deinem Arbeitgeber beim Charity-Golfturnier. "Wissen Sie, da fehlt mir das Verständnis". Und Dein Boss versteht. Es bleibt was kleben, der Arm des Oligarchen reicht weit, das holt Dich ein, irgendwann.
Trotzdem wirst Du natürlich deshalb keinen bewussten Schrott pfeifen, Du hast Deinen Stolz. Aber Dein Unterbewusstsein kennt diese Zusammenhänge und es schützt Dich. Das ist seine Aufgabe. Warum also sich derart exponieren? Wenn Kaiserslautern nicht aufsteigt, gibts ein bisschen Geschrei der Bauern und gut ist. Die Schlechteren sind sie eh. Und vielleicht ist die Entscheidung für Hopp ja sogar richtig. Gegen Dein Unterbewusstsein kannst Du nichts machen. Du pfeifst. Hast ein gutes Gewissen. Lachst über die Leute, die glauben, dass Hopp in Hinterzimmern mit Geldbündeln wedelt. Nein, allles ganz sauber. War abseits, der Idrissou. Wirklich schwer zu entscheiden.
P.S. Natürlich gibt es auch weniger subtile Einflussnahme, wie die des Journalisten Hanfeld (siehe eine Seite vorher). Ich gehe mal davon aus, dass der Mann nicht Hoffenheim Fan ist, aber man hat ihm vielleicht über einen der FAZ-Herausgeber ausrichten lassen, dass Herr Hopp sich über die ARD geärgert hat, gerne aber demnächst mal einer großen deutschen Qualitätszeitung ein großes Exclusiv-Interview geben würde. Ach ja, und die SAP plant da eine Kampagne, Halbseiten, insgesamt 16 Stück und man überlegt, ob man streut oder sich auf wenige überregionale konzentriert. Bin mal gespannt, wie lange wir den Herrn Simon noch live sehen werden. Und wenn es so kommt, wie ich denke, dann wird sich nie wieder ein Reporter trauen, hartnäckig singenden Verlierern mehr Aufmerksamkeit und Sympathie zu schenken als den Schützlingen des Oligarchen. Nie wieder. So funktioniert Macht.