@ PdmTeufel
Du machst es dir, wie ich finde, zu einfach. Die Frage ist, wo man den Kommerz die Grenzen setzt. Das wird kontrovers diskutiert. In Hamburg wie in Kaiserslautern. Aber du scheinst da in gewisser Weise eine repräsentative Stimme zu sein.
Eines ist gewiss: St.Pauli polarisiert. Immerhin. Dieses Phänomen ist uns in Kaiserslautern ja nicht gänzlich unbekannt. Auch für uns haben ansonsten neutrale Leute meist entweder Sympathien oder sie können uns nicht ausstehen. Immer noch besser, als wenn ein Club die Leute gänzlich kalt lässt - wie zum Beispiel jetzt im Falle des Abstiegs von Hertha BSC. Am Fall St.Pauli sind (bei den zugegebenen riesigen Unterschieden zwischen den beiden Clubs) Problemlagen zu erkennen, die uns nicht ganz fremd sein dürften.
St. Pauli wird ja viel gelobt. Und St. Pauli wird auch viel vorgeworfen.
Einerseits gibt es aufgrund der speziellen Ausrichtung dieses Vereins etliche Symphatisanten. Ungeachtet dessen freuen uns hier überwiegend darüber, dass wir nächste Saison wieder gegen die Zecken spielen werden. Denen gönnt man den Aufstieg eben eher als Augsburg. Da steckt meines Erachtens mehr dahinter als die bloße Abneigung gegen Thurk oder gegen die Impuls Finanzmanagement A.G.
Andererseits gibt es Fußballfans, die einer (wie auch immer geartarteten) "politischen Ausrichtung" eines Vereins generell skeptisch gegenüber stehen. St.Pauli pflegt ja auch recht bewußt das Image eines alternativen, eines "linken" Clubs. Wie schnell wird ein Image zur Marktmasche? Der Totenkopf in St.Pauli - das Herzblut in Kaiserslautern. Wann wird die "Unzerstörbar" vermarktet? Wann der Stadionname?
Was steckt hinter diesem Image? Inwiefern ist St.Pauli immer noch "anders"? Kann man sich heutzutage überhaupt noch den Marktmechanismen verschließen, wenn man den Leuten Bundesligafußball bieten will? Aus der Nummer kommt man schwer raus - das bleibt ein Dilemma.
Wir kennen diese Diskussion ja aktuell aus Kaiserslautern. Auch wir müssen uns überlegen, wie wir Wettbewerbsfähigkeit und Identität gegeneinander abwägen. Wie sind die Notwendigkeiten? Wie weit kann man gehen? Wie weit muss man vielleicht gehen? Wo ist die Schmerzensgrenze? Hier kommen verschiedene Gruppierungen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das kann im Extremfall zu Rissen führen, die quer durch das Fanlager gehen. Das sieht man in St.Pauli, das kann man ebenso für Kaiserslautern feststellen.
Dazu was (wie ich meine) lesenswertes. Ich verlink das Ding jetzt einfach noch mal. Der folgende Artikel beschreibt das Dilemma bei St.Pauli recht treffend:
St. Paulis Bundesliga-Aufstieg
Hells Bells im Establishment
St. Paulis Präsident Corny Littmann hat die Braun-Weißen auf Erste Liga getrimmt. Doch der Umbau zum modernen Club mit Event-Arena irritiert viele Fans - sie fürchten um ihr geliebtes Underdog-Image. Verliert der Verein seine Seele?
Von Mike Glindmeier und Maik Grossekathöfer mehr...
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,692724,00.html