Da das letzte Spiel gegen den FSV taktisch als Blaupause für die nächsten Wochen dienen könnte, beschäftigte ich mich nochmal in einem Rückblick mit dem 1:0 Sieg, obwohl ein Vorbericht gegen Fürth chronologisch vielleicht mehr Sinn machen würde.
Spiel gegen den Ball
Aufgrund unserer Dominanz steht dabei besonders das Spiel im Ballbesitz im Fokus, da die Mannschaft selten über lange Phasen geschlossen gegen den Ball arbeiten musste. Positionell verteidigten wir in einem 4-4-1-1 was situativ auch ein 4-4-2 sein konnte, je nachdem wie hoch Demirbay verteidigte, oft lief er den FSV auf einer Höhe mit Lakic an. Die Zentrale der zweiten 4er-Kette bildeten Ring und Karl, wobei sich Karls Spiel gegen den Ball meist passiver gestaltete, während Ring oft situativ aus der Kette rausrückte und weniger positionsgebunden agierte.
Beeindruckend ist die Statistik Rings abgefangener Bälle; mit 10 erfolgreichen Versuchen hat er da mehr vorzuweisen als das gesamte FSV-Mittelfeld (7)
Ohne eine detaillierte Analyse Demirbays vorwegzunehmen, agierte er gegen den Ball sehr variabel, lief viele Löcher zu und war meist schnell wieder hinter dem Ball. Diese drei zentralen Mittelfeldspieler liefen jeweils über 11km auch diesen Wert erreichte kein Frankfurter.
Ingesamt haben wir über 90 Minuten gut gegen den Ball agiert, taktische Fouls eingestreut wenn nötig aber wenig Standards in gefährlichen Räumen zugelassen.
Spiel bei Ballbesitz
In der ersten Viertelstunde agierte der FCK mit Ball meist in einem System, was sich am ehesten als 4-1-4-1 beschreiben lässt. Karl etwas tiefer und davor die beiden äußerst variablen 8er Ring und Demirbay. Allerdings wurde sehr viel rochiert. Jeder der drei ließ sich immer wieder zwischen die IV fallen und versuchte den Ball von dort zu verteilen. Oft fand der Aufbau auch über den rechten Halbraum statt. Zimmer stand sehr hoch und wenn - meist Demirbay - in den rechten Halbraum auf Höhe der Mittellinie abkippte und von Orban dort angespielt wurde, bewegte sich Matmour in den 10er-Raum oder Richtung Spitze. So entstand ein Dreieck zwischen Demirbay, Zimmer und Matmour, was viele Möglichkeiten für den Spielaufbau schaffte. Demirbay konnte gehen oder diagonal verlagern, Zimmer einbinden oder den vertikalen Ball auf Matmour suchen.
Ab etwas der 15. Minute orientierte sich Demirbay klarer in den 10er Raum und unser System glich einem 4-2-3-1, wobei Karl und Ring selten auf einer Höhe spielten; Ring versuchte das Spiel immer wieder vertikal zu beschleunigen.
Matmour und Gaus besetzten die Flügelpositionen, rochierten oft und suchten den Weg in die Mitte oder die Spitze, während die Grundlinien sowohl von den beiden als auch von den Außenverteidigern eigentlich während des gesamten Spiels konsequent gemieden wurden.

Frankfurt agierte meist in einem 4-1-4-1 dagegen, wobei Roshi und Schembri tendenziell etwas tiefer standen um Zimmer und Löwe abzusichern während Kruska, Grifo und Kapllani oft auf einer Höhe unseren Spielaufbau attackierten.
Wie schon angedeutet, stand Zimmer meist etwas höher als Löwe und gab dem Spiel dadurch Breite, Bitroff wurde defensiv gebunden. Wie erwartet war Heintz im Spielaufbau der aktivere Spieler, spielte mehr vertikale Pässe als Orban und versuchte auch ein paar Mal Raumgewinne durch Sprints zu erzeugen. Der Vergleich zwischen Gaus und Matmour wurde hier ja schon eingehend diskutiert, auch ich sah Gaus deutlich schwächer. Er war deutlich weniger im Spiel eingebunden als Matmour, welcher durch viele Sprints und Verlagerungen immer wieder versuchte Räume zu öffnen.
Da Frankfurt mit nur einer nominellen 6 verteidigte, wurden die Räume neben Konrad konsequent gesucht und besetzt. Das geschah vor allem durch einrückende Bewegungen von Gaus und Matmour, die das gesamte Spiel über eher horizontal als vertikal agierten. Ein weiteres Mittel um diese Räume zu bespielen, waren vertikale Sprints aus der Tiefe in diesen Raum. Aus einem solchen Vorstoß von Löwe ergab sich z.B. die große Chance von Demirbay zu Beginn des Spiels, als er auf Höhe des 5ers den Ball nicht richtig trifft. Auch die erste Schusschance von Karl resultierte aus seinem Lauf genau in diesen Raum zwischen Konrad und Huber. Im Laufe des Spiels sicherten Roshi und Schembri diesen Raum konsequenter ab.
Vor allem in der ersten Halbzeit schaffte es Frankfurt nicht, Zugriff auf unser Spiel zu bekommen. Die Mehrzahl der Ballgewinne und zweiten Bälle ging an uns, was uns einige Chancen bescherte, die bekanntlich nicht genutzt werden konnten.
Halbzeit 2
Nach der Halbzeit änderten die Systeme sich nicht, Yelen ersetzte Schembri, dafür rückte Grifo nach links und Yelen sortierte sich im OM sein.
Für Gaus kam später Stöger, ebenfalls positionsgetreu, allerdings fand sich Stöger besser im Kombinationsspiel zurecht mit der Folge, dass das Team im Hälfte 2 eher linkslastig agierte. Auch an Demirbay und Ring lässt sich das sehr schön auf der Taktiktafel beobachten.
http://fck.de/de/1-fc-kaiserslautern/pr ... tafel.html
Die Viererkette agierte in Halbzeit 2 etwas tiefer, ab der 75. ersetzt Dedic den Rechtsaußen Roshi und Frankfurt stellte sowohl bei Ballbesitz als auch gegen den Ball auf ein 4-4-2 um, Yelen rutschte auf die Roshi Position; ingesamt hatte diese Umstellung aber keine großen Auswirkungen auf unser dominantes Spiel. Mit Laufe des Spiels nahm die Intensität weiter ab, Frankfurt konnte zu keinem Zeitpunkt Gefahr ausstrahlen, während der FCK seine Dominanz meist aufgrund von Unkonzentriertheiten nicht in Tore ummünzen konnte.
Fazit
Mann des Spiel für mich ganz klar Kerim Demirbay; bei seiner Pflichtspielpremiere war er der dominante Spieler auf dem Feld, 55% gewonnene Zweikämpfe, 11km Laufleistung und 92% Passquote belegen den subjektiven Eindruck. Er war über die gesamte Spielzeit präsent und an vielen gefährlichen Situationen beteiligt, zeigte sich sehr variabel.
Von Vertikalläufen, Verlagerungen und sauberem Kurzpassspiel über Ballgewinne bis hin zu Abschlüssen und starken Standards war viel dabei.
Als Kritikpunkt neben der Chancenverwertung ist für mich noch die Häufung Unkonzentriertheiten im Umschaltspiel zu nennen. Da hätten wir effizienter spielen können, oft wurde sich der Ball zu weit vorgelegt oder Pässe in den Rücken der Vorwärtsbewegung gespielt.
Ein kurzer Ausblick auf Fürth: ich denke, dass Stöger den blassen Gaus positionsgetreu ersetzen wird und Demirbay wieder etwas defensiver anfangen wird in einem 4-1-4-1.