Ktown2Xberg hat geschrieben:@salamander:
Nen vermeintlich spielstarken 6er haben wir gerade geholt und führen ihn an die Mannschaft ran. Ergebnis offen.
Und nach allem, was man so in Sachen Trainingsreports hier (und vor allem bei tm.de) liest, wird doch im Training gezielt daran gearbeitet, das Spiel im vorderen Drittel zu beschleunigen (u.a. durch Spielformen mit wenigen Kontakten auf schnellem, gewässerten Geläuf). Und gerade in den beiden Liga-Auswärtsspielen hat sich das vertikale Spiel vorne doch deutlich verbessert gezeigt (auf den Hinweis zum "bewusst langsamen" Ballbesitzfußball geh ich nicht lang ein - das eine hat mit dem anderen nichts zu tun).
Anders gesagt: Wenn man einen Ansatz verfolgt, der das Potential bietet, gg. tief stehende Mannschaften das Spiel aktiv anzugehen, um eben als Favorit nicht im Zweifelsfall in Serie unentschieden zu spielen (und das war mal die Vorgabe) und dieser Ansatz dann im zweiten, dritten oder vierten Schritt "Herausforderungen" mit sich bringt - dann kann ich ihn deshalb verwerfen, oder ich kann daran arbeiten, das was fehlt zu lernen.
Dass wir (Du und ich) unterschiedlicher Meinung sind, ob es diese Entwicklung nun bei uns gibt oder nicht, ist bekannt. Mich würde aber echt mal interessieren, welchen Ansatz Du als Alternative vorschlägst, der das Problem mit den tief stehenden Gegnern nicht hat.
Nicht, weil man nicht kritisieren darf ohne Alternativen zu nennen - sondern weil man sich mit Deinem Argument (Runjaic hat kein Rezept gg. tief stehende Gegner) ganz konkret dem Vorwurf aussetzt, ein Problem das die ganze Liga hat als unser individuelles (und dann auch noch als Folge von Runjaics Arbeit) darzustellen. Das zieht selbstverständlich in einer sehr selbstbezogenen Community - ist deshalb aber in der Sache kein bisschen richtiger.
Vielleicht sehe ich es ja falsch, aber ich finde, dass bei uns auf das schnelle Umschaltspiel, i.B. bei Ballgewinnenn nach abgewehrten Standards in der eigenen Hälfte oder nach Ballgewinnenn aus dem Spiel im defensiven Mittelfeld heraus, nach schnell ausgeführten Einwürfen, aber auch bei Spiel vom Torwart aus, viel zu wenig Augenmerk liegt. Da stimmen die Laufwege nicht, die Entschlossenheit fehlt ("schade, geht keiner mit..."), es wird nicht der schnellste, direkte Weg zum Tor gesucht, die Stürmer gehen nicht mit hohem Tempo auf den Abwehrspieler zu. Sowas kann man trainieren, aber es wird offenbar stattdessen auf ein ruhiges Aufbauspiel über den abkippenden Sechser gesetzt, in dieses Schema fällt die Mannschaft immer wieder zurück. Klappt das nicht, sucht man irgendwann Zuflucht in sinnlosen hohen Bällen, die aber kein eingeübtes Stilmittel (wie bei Sasic) sondern nur Alibi sind, an das die Mannschaft selbst nicht glaubt - weshalb oft auch nur halbherzig mitgegangen wird, wenn der 'Prellbock' den Ball wider Erwarten docherobert.
Wir täten uns mit unserer Spielweise auch leichter, wenn wir öfters mal einen Standard als Dosenöffner hätten. Denn dann können auch unsere eher langsamen "fachfremden" Außen die entstehenden Räume nutzen. Allerdings kann ich bei den Standards unter Runjaic ebenfalls keine Verbesserung feststellen. Fast wie beim frühen Löw, der Standards nicht üben ließ, weil er Tore aus dem Spiel erzielen wollte. Mit Demirbay wurde es kurzzeitig besser, aber das wohl dessen individueller Klasse zu verdanken und nicht systematischem Aufbau.
Und letztlich könnten wir uns - phasenweise - bewusst mal etwas tiefer agieren, um den Gegner zu locken. Dass der Gegner dann trotzdem nicht kommt, weil man gegen den ach so übermächtigen FCK lieber Cattenaccio spielt, glaube ich nicht. Das war vielleicht im ersten Jahr nach dem Abstieg so, aber jetzt gibt es genug Gegner, die uns Räume geben würden, zumindest auswärts. Aber um das dann zu nutzen braucht man eben wieder ein verlässliches schnelles Umschaltspiel. Und ich glaube, dass man z.B. Einem Karl das schnelle, kurze Abspiel nach Ballgewinnen eher beibringen kann als den gestochen scharfen, genau getimten Pass durch eine vierbeinige Abwehr.
Mein Problem mit Runjaic liegt in 2 Punkten: Der Fixierung auf den langsamen Aufbau, der aufgrund fehlender Spielerskills vorn in die Sackgasse führt - bei gleichzeitigem Verzicht auf die Weiterentwicklung anderer Instrumente wie schnelles Umschaltspielund gefährliche Standards. Und der fehlenden Fähigkeit, eine Mannschaft richtig 'heiß' zu machen, geil auf den Sieg, scharf auf das zweite, das dritte Tor, den Aufstieg und die Feier danach. Das ist alles so wohltemperiert, so ein wenig emotionslos. Der zweite Punkt ist natürlich fachlich nicht haltbar und nur so ein Gefühl von mir, aber wenn man sieht, wie die Mannschaft Leipzig niederkämpfte (leider ohne den verdienten Siegtreffer) und wenige Wochen später, als es WIRKLICH um alles ging, geradezu abschenkte, dann kann ich den Übungsleiter genausowenig aus der Diskussion lassen wie bei der Frage, warum wir nach eigener Führung regelmäßig den Betrieb solange zurückfahren, bis das Spiel endlich am kippen ist (und jetzt komm mir nicht und behaupte, dass sei das von mir geforderte bewusste tiefere Stehen

). Anders gesagt: Runjaic ist für meine Begriffe zu schnell mit zuwenig zufrieden, er wirkt nicht hungrig, und das merkt die Mannschaft.
Mit anderen Worten: Mir ist es Wurscht, ob die 4-5-1 oder 4-2-3-1 Spielen, aber der Fußball der letzten Rückrunde, der (teilweise) jetzt auch wieder zu sehen war, überzeugt mich einfach nicht und ist ja auch (zumindest nach meinen Maßstäben) erfolglos geblieben.