devil86 hat geschrieben:Tut mir leid, aber nach hunderten von Beiträgen kann ich dieses pseudo-emotionale ins Gewissen reden schlicht nicht mehr lesen. Ja, auch ich finde es schade, dass sich der Spieler gegen den FCK entschieden hat und natürlich finde ich den Wechsel nach Leipzig alles andere als schön, weil man seine Ehemaligen doch lieber bei einem ansatzweise sympathischen Verein sehen möchte. Dass nun aber die meisten User hieraus eine Geschichte von Hochverrat machen, den Spieler übelst beleidigen oder ihm schlicht unterstellen, er habe kein funktionierendes Hirn in seinem Kopf, halte ich für unangemessen und vollkommen sinnlos. Statt sich mit Spilern zu beschäftigen, die noch in Lohn und Brot beim FCK stehen, widmet man sich eben jenen Spielern, die sich gegen den Verein entschieden haben.
Der oben zitierte Beitrag verdeutlicht dann ein weiteres mal die fehlende Reflexion und den verklärten Blick mancher Fans auf die Realität des deutschen Profifußballs. Es sind heute einfach andere Mechanismen am Werk als noch vor 20 oder 30 Jahren, Tradition und Verwurzelung in der Region alleine reichen nicht mehr aus, junge und talentierte Spieler in den eigenen Reihen zu halten. Gleichzeitig haben Standorte wie Wolfsburg, Leverkusen, jüngst eben auch Hoffenheim und Leipzig trotz fehlender Fankultur an Attraktivität gewonnen. Dies zu ignorieren ist insofern fatal, dass ich als Fan ja gar nicht mehr glücklich werden kann - weil mein traditionelles Weltbild eben immer mehr auf den Kopf gestellt wird. Als Fan habe ich dann zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Entweder mit Fatalismus und der Verabschiedung vom deutschen Profifußball, weil mich das System (das eben auch unseren Verein erfasst hat) nicht mehr glücklich machen. Oder akzeptiere diese neuen Gegebenheiten und binde mich umso stärker an meinen Verein, der im Rahmen des Möglichen noch die "alten Werte" verkörpert, sich aber soweit ins System integieren muss, um überlebensfähig zu bleiben. Das heißt zum einen, dass die Zeiten der ganz großen Erfolge vorbei sind und zum anderen, dass wir Spieler, die im eigenen Verein groß werden, nicht mehr halten können (und zum Teil auch nicht mehr wollen, weil wir das Geld brauchen).
Um nochmals auf Willi Orban zurückzukommen, dem fehlendes Herz und vernebelter Verstand unterstellt wird. Zunächst mal muss man doch am Verstand derer zweifeln, die - das obige Zitat ist exemplarisch - behaupten, Orban würde mit diesem Wechsel keinen Schritt nach vorne machen. Damit wären wir wieder mal bei einem verklärten Blick auf die Realität. Ganz rational und unemotional gesehen halte ich den Schritt von Willi Orban sogar für ziemlich durchdacht und richtig, weil ihm der Wechsel zum Zweitligisten nach Leipzig die Chance gibt, mit einer jungen und ambitionierten Mannschaft zu wachsen. Er muss den (vielleicht zu großen) Schritt in die Bundesliga noch nicht gehen und kann seine Entwicklung weiter vorantreiben. Die Chancen auf dauerhafte Etablierung in der Bundesliga sind angesichts der finanziellen Möglichkeiten und der Ambitionen in Leipzig zudem sehr viel besser als in Köln oder Frankfurt.
Somit denke ich schon, dass dieser Schritt für den Spieler selbst der richtige ist - wenngleich ich es als FCK Fan natürlich nicht schön finde, dass er ausgerechnet zu einem solchen Verein gewechselt ist. Neben dem finanziellen Aspekt lassen sich also tatächlich auch andere Gründe finden, warum sich Orban durchaus zurecht für den Wechsel nach Leipzig entschieden hat. Bedenkt man, dass junge Spieler eben auch und vor allem an ihre Karriere denken müssen (die man natürlich auch über den Verein stellt, selbst wenn man in diesem aufgewachseln ist), macht der Wechsel Sinn. Als U21 Nationalspieler und gesegnet mit einem gewissen Talent ist es eben wichtig, dass man den nächsten Schritt macht, ohne sich dabei von emotionalen Aspekten zu sehr blenden zu lassen. Ich will dem Spieler daher auch keinen schlechten Charakter unterstellen, weil er seine persönliche Entwicklung über die des Vereins gestellt hat (alles andere sind eben nur noch Ausnahmen), ebenso wehre ich mich gegen die Vorstellung, dass Willi Orban in den letzten Spieln mit Absicht schlecht gespielt haben soll (was ich so auch gar nicht erkennen konnte). Solcherlei Gedankenspiele sind doch nur Reaktionen frustrierter und enttäuschter Fans, haben aber mit der Realität nur wenig zu tun.
Respekt. Der Beitrag kommt der Wahrheit ziemlich nahe und auch ich teile deine Meinung größtenteils.
Sportlich gesehen, und meine Gefühlslage zu RBL mal komplett ignoriert, kann ich Willi sogar verstehen. Die Perspektiven sind bei Weitem besser als bei unserem FCK - zugleich hat er mit seinen Fähigkeiten und dem Entwicklungspotential einen Stammplatz sicher und 1 Jahr mehr um sich zu steigern ohne großes Risiko bei einem Erstligisten einzugehen und dann wenn´s dumm läuft dort auf der Bank zu versauern.
Gespannt bin ich auf das Heimspiel gegen RBL. Sollte noch Heintz und/oder Zimmer zu RBL gehen wird die Sache richtig heiß und noch emotionsüberfluteter werden.