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Lex Hoeneß: Bewährung plus Summe x in Vorbereitung
Uli Hoeneß kann sich auf seine Freunde in Politik und Wirtschaft verlassen. Prognose eines Nicht-Juristen: Zwei Jahre auf Bewährung und eine siebenstellige Geldstrafe.
Solange sich die Bundesrepublik Deutschland eine Bundessteuerberaterkammer mit 91.000 Mitgliedern leistet, deren einzige Funktion darin besteht, der Allgemeinheit möglichst viele Steuern vorzuenthalten, wird Steuerhinterziehung zumindest in den Top-Kreisen von Politik und Wirtschaft weiter ein Kavaliersdelikt bleiben.
Mit einem jährlichen Schaden von etwa 100 Milliarden Euro an der Allgemeinheit erscheinen dann alle anderen Vermögensdelikte wie Fälschungen, Bankraub, Einbrüche und Diebstähle als hilflose Versuche unterer Schichten, an den Segnungen des leistungslosen Einkommens teilzuhaben.
In der Regel wandern sie dabei ins Gefängnis, in Insolvenz und Hartz IV, nicht in den Aufsichtsrat des berühmtesten deutschen Fußballclubs.
heise / telepolis
Eigene Gesetze
Die Lebensleistung des Uli Hoeneß wird also aufgewogen mit dem Tatbestand der Steuerhinterziehung. Ergebnis: Hoeneß’ Wohltaten in der Sphäre des Fußballs überstrahlen alles. Es ist nicht weiter von Belang, dass er seine Zockermillionen vom damaligen Adidas-Chef just nach einem lukrativen Sponsorendeal erhielt oder dass Hoeneß Sebastian Deisler mit einer anrüchigen 20-Millionen-Überweisung nach München locken wollte.
Der Bayern-Patron genießt die Sonderrechte des Sports – unter gnädiger Mithilfe der Bayern-Sponsoren Telekom, Audi und Adidas, die beim 4:0-Kantersieg des FC Bayern über die Moral kräftig applaudieren. Es muss für Firmenchefs von Audi oder Adidas befreiend sein, der normativen Enge des eigenen Unternehmens zu entkommen. Gut, dass es den Fußball gibt mit so feinen Familienbetrieben wie den des FC Bayern.
taz
Der alte und der neue Hoeneß
In der Öffentlichkeit hat sich die Stimmung gedreht. Nach außen muss sich der neue Hoeneß in eine neue, zurückhaltende Rolle fügen. Das zeigt zum Beispiel der Streit mit Zlatan Ibrahimović vor wenigen Wochen. Der schwedische Star hatte sich höhnisch über Guardiola geäußert. Hoeneß entgegnete, Ibrahimović sei eine Diva. Daraufhin konterte Ibrahimović, er würde Hoeneß als Steuerberater ablehnen. Und wie reagierte Hoeneß? Gar nicht.
Die Debatte war beendet. Leichter Sieg für Ibrahimović. Undenkbar, dass es der alte Hoeneß dabei belassen hätte, wenn er oder jemand aus dem Bayern-Imperium derart angegriffen worden wäre.
Zeit