@Studebaker
Deinen Tipp mit dem Label Naxos kann auch ich unterstützen, bekannt sind mir noch Harmonia Mundi, Brilliant Classics, auch die bieten wirklich Gutes an aus den Bereichen Klassik und Musik aus alter Zeit.
@Schlossberg
Afrika ist so vielfältig auch in seiner Musik, von andalusischer Musik aus Marokko bis zur Mbira im Süden Afrikas kann man immer nur wieder staunen was da so alles erklingt zwischen Tanger und Kapstadt, Dakar und Dschibuti .
Dein Hinweis auf das Ballett Othello hat mir Vasconcelos und Schnittke schmackhaft gemacht. Von Schnittke hab ich mir nun einiges online angehört, die Stücke find ich gut. Ebenso die Musik von Vasconcelos.
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Angeregt durch das Thema „Musik im Mittelalter“ ein paar Anmerkungen dazu:
1- Die Musik in frühchristlicher Zeit war reine Vokalmusik (Instrumente wurden im Theaterspiel und bei heidnischen. Festen eingesetzt). Diese andachtsvollen frühen Gesänge entstanden aus jüdischer und orientalischer Tradition.
anonym
byzantinischer Gesang
Office de l'Adoration de la Croix
2- Interessant ist es, den Weg des Übergangs vom Orient in den Okzident zu beobachten, lange nachdem das christliche Zentrum von Jerusalem nach Rom verlegt worden war und ehe dann im 8./9. Jahrhundert die Liturgie von dort aus vereinheitlicht wurde.
Auch in dieser vorgregorianischen Zeit war die Musik einstimmig, ab dem 4. Jahrhundert setzte sich das Lateinische mehr und mehr gegen das Griechische durch. Die liturgische Praxis aber war vielgestaltig mit erheblichen Abweichungen der Messordnung und des Repertoires. Es entstanden verschiedene Zentren in „Europa“
ambrosianischer Gesang - Mailand
der benevenatische Gesang - Benevento
mozarabischer Gesang auf der iberischen Halbinsel
der gallikanische Gesang in Gallien
und natürlich Rom
Resurrexi
3- Aufgrund der im Abendland herrschenden Vielfalt sah sich das Papsttum genötigt, die liturgische Einheit wiederherzustellen. Papst Gregor I. (gest. 604) sah diese Aufgabe bereits als vordringlich an, die Karolinger (Karl der Große) nahmen dann erst später diese Vereinheitlichung in Angriff und beriefen sich dabei auf seine Idee. Insbesondere römisches und gallikanisches Repertoire waren die Grundlage einer für alle verbindlichen römischen Liturgie. Das, was unter dem Begriff „Gregorianik“ heute bekannt ist, entstand.
Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei (auch ich war mal Messdiener *grins*) waren nun die feststehenden Teile jeder Messe.
Gegen Ende des 9. Jahrhunderts kamen dann auch erste Notationsformen auf, bis dahin war die Weitergabe des Repertoires reine orale Tradition.
Théodulfe, évêque d'Orléans
Planctus Hugonis Abbatis
4- Etwa in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts entstand im heutigen Südfrankreich eine sehr bedeutende Liedkunst in der dortigen Volkssprache, des Provenzalischen: Die Troubadours betraten die Bühne.
Bernart de Ventadorn
Folquet de Marselha
Carmina Burana
In Deutschland entwickelte sich die höfische Lyrik der Minnesänger. Mit dem „fahrenden“ Hofe (z.B. eines Friedrich Barbarossa) quer durch das Reichsgebiet gelangten diese Minnesänger immer wieder in Kontakt mit der Dichtkunst in Italien, Frankreich, der Provence (Troubadours). Die Minnesänger hielten sich bis in die Zeit der Frührenaissance, an ihre Stelle traten die Meistersinger.
Oswald von Wolkenstein
Neidhart
Tannhäuser
5- In dieser Zeit höfischer/weltlicher Blüte bildeten sich in den Kathedralen vom Ende des 12. Jahrhunderts an neue musikalische Formen. Es entstanden die ersten frühen Polyphonien, die Mehrstimmigkeit nahm Platz in der Musik der Kirche. Die Idee der stimmlischen Gegenbewegung kam auf, der aufsteigenden Melodielinie wurde eine absteigende entgegengesetzt. Die den Gesang beherrschende Stimme (vox principalis) blieb auch weiterhin die tiefere Stimme.
Ecole de Notre Dame de Paris
Graduel d’Aliénor de Bretagne
6- Die Ars Nova im 14. Jahrhundert
Unerhörtes passierte, die Vorstellung von der Allgegenwart Gottes geriet ins Wanken, man fing an zu unterscheiden zwischen dem, was Gott betraf und dem, was die Menschen betraf.
Musikalisch wurde viel mehr auf das Zeitmaß geachtet, man schrieb eigene Gesänge statt die alten zu singen, der Gesang wurde in kurze Noten zerstückelt, und die Melodien wurden mit der Oberstimme (statt der tiefen!) in der Sprache des Volkes gesungen.
Der Papst saß in Avignon, und zahlreiche Kantoren aus Amiens, Brügge, Lüttich, Paris, Tournai trafen dort auf Berufsgenossen aus Italien oder Spanien.
Roman de Fauvel
Messe de Tournai
7- Der Anbruch der Renaissance
Die Ansätze der Musikstücke beginnen sich zu wandeln. Zu erkennen ist, dass mehr Wert auf melodische Schönheit und die Geschlossenheit der Stücke gelegt wird und nicht mehr so sehr wie bisher die rhythmischen und notationstechnischen Theorien dominieren .
In dieser Ära entstand auch eine selbständige Instrumentalmusik. Die Übertragung von Vokalsätzen in (dem jeweiligen Instrument angepasste) Instrumentalmusik wurde nach und nach Allgemeingut.
Johannes Ciconia
Johannes Ockeghem
Marco da L’Aquila
Palestrina : Missa Papae Marcelli
8- Von diesem Punkt aus kommt man dann langsam in Gefilde, wo der ein oder andere sich an Namen aus dem Musikunterricht in der Schule erinnert. An Schütz, Monteverdi, Telemann, Buxtehude kann ich mich erinnern, aber da sind wir ja schon mitten im Barock.
Die Zeit davor liegt (zumindest bei mir) schulisch-musikgeschichtlich ziemlich im Dunkeln. Sich als Erwachsener selber damit zu beschäftigen hat mir jedenfalls Riesenspaß gemacht und tut es immer noch.
Als Zugabe:
MONTSERRAT FIGUERAS - El Cant de la Sibil·la