Hallo allerseits, schön dass die Diskussion hier so weiterläuft - leider bin ich wegen eines Trauerfalls im persönlichen Umfeld kurzfristig in die selbe Situation gerutscht wie der geschätzte @wkv und habe vom Spiel bisher keine Sekunde gesehen.
Erst einmal Glückwünsche an @FCK-Ralle und @Otti_Feldhagel, die ja Aufstellung und System praktisch 1:1 getroffen haben
Nach ausführlichem Studium der Medienberichte und diverser Threads hier erscheinen mir zunächst einmal folgende Dinge interessant:
- Haben wir wirklich so hoch gestanden (im Thread während des SPiels schrieb jemand von einem 3-1-0-6 mit Sippel als Libero, und auch der allgemein im Moment recht kritische @salamander spricht ja davon, dass "immerhin" das Pressing Phasenweise funktioniert hätte)? Und könnte das nicht eine Erklärung sein, warum die Räume im letzten Drittel so eng waren? Wenn wir Gegenpressen und Paderborn darauf reagiert, indem sie so viele Spieler hinter den Ball ziehen, dass ein Ballbesitz unsererseits an ihrem Strafraum nicht gleich gefährlich wird, dann kommt so ein Spiel dabei raus wie ich es in den Medien beschrieben gefunden habe. Darauf kann man dann unsererseits wieder verschieden reagieren. Womit wir beim zweiten Punkt wären...
- Es sieht ja wirklich so aus, als hätten die Jungs das Spiel über die Außen versucht. Bei Gaus heißt es, er habe sich bemüht aber sei nicht durchgekommen, bei Matmour lese ich oft, er sei mehrmals an der Eckfahne (! - waren wir da letzte Saison irgendwann außer als bei Eckbällen?) von 2-3 Paderbornern gestellt worden und habe dann auf Dick zurückgelegt. Das klingt für mich so, als habe man das vom @wkv beschriebene "stretchen" der 4rer-Kette durchaus probiert. Warum hat es nicht geklappt? Hat Paderborn die 6er in die Schnittstellen gezogen (was der logische nächste Schachzug auf deren Seite wäre)?
Der (
oberflächliche, weil second hand) Eindruck, den ich bisher vom Spiel habe ist der, dass in Paderborn taktisch ein "Wettrüsten" zwischen unserer Offensiv- und Paderborns Defensiv-Arbeit stattgefunden hat. Die haben früh gesehen, dass Konter gegen uns möglich sind (damit muss man unsererseits erstmal leben, wenn man hohes Gegenpressing will; das defensive Umschaltspiel sollte sich aber im Optimalfall über die Hinrunde verbessern) - und dann in Sachen taktischer Investition alles in die Defensive gesteckt. Wir haben gepresst, die haben sich tiefer zurückgezogen. Wir haben versucht, den Ball in die zweite Angriffsreihe zurückzulegen (auch das erscheint mir gegenüber letzter Saison weitestgehend neu), die haben die Schnittstellen zu gemacht.
Resultat: In der neuen Saison sind es nicht mehr nur Regensburg oder Sandhausen, die gegen uns mit 9 Mann am Strafraum stehen, sondern auch Mannschaften wie Paderborn (zu Hause!), die taktisch durchaus ne Etage höher anzusiedeln sind und auch mehr als nur Einsatz auf den Platz bringen. Ich erwarte in dieser Saison noch deutlich mehr solcher Spiele als in der letzten (nicht wegen Foda, sondern wegen der Kräfteverhältnisse und Gepflogenheiten in der Liga). Deshalb mein Plädoyer fürs 4-2-3-1, weil dann nicht 2 Stürmer in der Traube von Abwehrspielern "versinken" - und die AVs neben den Flanken aus dem Halbfeld immer die Möglichkeit haben, den Ball in die Mitte zum 10er oder den eingerückten Außen zu geben.
Ich bin gespant, wie wir zu Hause gegen Ingolstadt mit diesem Problem umgehen. Im Moment erscheint es mir nach den Berichten wieder wie das berühmte halb...(
bitte einsetzen) Glas.
Lonly Devil @Hellboy hat geschrieben:
Wenn ich das hier richtig interpretiere, dann schlägst Du, um defensiv kompakt stehende Gegner auszuspielen, den vielzitierten "Fodafurchtbar- Angsthasenfußball" vor.
- "Geduld bei solchen Gegnern" - solche schwachen Gegner muss man dominieren und an die Wand spielen !
Willkommen im Taktik-Thread

Oder anders gesagt: Klar, aber wie dominiert man solche Gegner?
Lonly Devil @Hellboy hat geschrieben:
- um den Gegner aus seiner devensiven Haltung zu ziehen ( ist schon klar ) - den Ball immer wieder hinten rum ohne Zug zum gegnerischen Tor ?
Das machen viele überlegene Mannschaften so (s. Barcelona). Es ist ein legitimes Mittel, zu verhindern dass Mannschaften die auf Beton und Konter setzen sich in ihrer Taktik "einspielen"; man lässt sie stattdessen ohne "Aufgabe" und wartet, bis sie in der neuen Spielsituation unachtsam werden. Mir persönlich gefällt der "Dortmunder Stil" (diese Gegner durch schnelle Kombinationen in der Mitte auseinander zu nehmen) auch besser - der ist aber auch nicht mal eben so zu kopieren.
Lonly Devil @Hellboy hat geschrieben:
- das Spiel immer wieder neu aufbauen, um die Lücke zu suchen/finden - ohne erkennbares System und ohne Plan ?
Hohes Gegenpressing, Spiel in die Breite, Zurücklegen auf die zweite Angriffsreihe, der Freiburger "Achteinhalber" (Ring als Hybridspieler zwischen 8 und 10, der immer wieder vor den 16er in die zweite Angriffsreihe zieht). Das alles sind für mich erst einmal Hinweise, dass da durchaus ein System am Werk ist. Wir müssen halt damit leben, dass auch der Gegner nicht ohne Trainer antritt. Anders gesagt:
Wenn wir ein geduldig, hart erkämpftes 1:0 auswärts wie in Paderborn holen - heißt das dann, dass wir
ohne System durch Einzelaktion Zoller gewonnen haben, oder dass wir in einem taktischen Ineinander von Offensiv-Ideen unsererseits und Defensiv-Ideen des Gegners (dem Zusammenspiel
zweier Systeme) eben knapp die Oberhand behalten haben?
Ich persönlich hätte mir für Paderborn ein anderes Personal und einen anderen Offensivansatz gewünscht. Aber ich würde - selbst nur mit Blick auf die Berichte - nicht zustimmen, dass wir ohne System am Werk waren.
Womit ich bei einer Frage wäre, die mir die 1, 2 Sätze im Kicker ("defensiv gut postierte und auf Konter lauernde Ostwestfalen") nicht beantworten können. Wie habt Ihr denn die Paderborner taktisch gesehen?