Hans-Peter Brehme hat geschrieben:Wie bitte? Thomas, ist es wirklich als top anzusehen, wenn das Kasperl mi'm Megaphon unmittelbar(!) vor dem 2:0 der Eisernen ein "Einhaken, einhaken..." anstimmt? Oder wenn nach dem Schlusspfiff, nachdem die (peinliche) Niederlage besiegelt ist, und die Spieler zum Gästeblock kommen, ein gar fröhliches "Lautern ist der geilste Club der Welt" intoniert wird. Entspricht das wirklich unserer Fußballkultur? Also zu Kalli-Feldkamp-Zeiten wären die Spieler derbe ausgepfiffen worden - um dann beim nächsten Spiel den Gegner zu überrennen und plattzuwalzen.
Ich muss zugeben, daß ich nach dem Schlußpfiff auch hin und her gerissen war, zwischen moralischer Unterstützung und dem berechtigten
furor felis fautor, doch als ich sah, wie kleinmütig sich die Spieler der Kurve näherten, um dem stark vertretenen Fanblock Respekt zu zeugen, war ich doch eher sanftmütig eingestellt.
Irgendwo könnte man das "Lautern ist der geilste Klub der Welt" ja noch als eine Art Kuschelrockversion des berühmten "Wir sind Lautrer und ihr nicht" ansehen, wobei wir ja eigentlich langsam loslegen müssten, der Ansammlung von Ich AG's klarzumachen, das sie zwar gekommen sind um Geld zu verdienen, aber sich nicht aus der Verantwortung stehlen können.
Schon zu Beginn des Spiels war es schwierig für den Block die richtige Stimmung zu finden.
Zugegeben, das Stadion von Union ist schon geil, auch wenn der, wegen der Umbauarbeiten verkleinerte Gästeblock mit seiner hohen Plastikwand und den Vogelnetzen eher an eine Großvoliere im Luisenpark erinnert.
So richtig oldschool, die niedrigen Tribünen, fast nur Stehplätze, dicht am Spielfeld, ja das ist noch Fußballfeeling. Dazu die Einlaufhyme:
Wir aus dem Osten geh'n immer nach vorn
Schulter an Schulter für Eisern Union
Hart sind die Zeiten und hart ist das Team
Darum siegen wir mit Eisern Union
intoniert von Nina Hagen,(
https://static.fc-union-berlin.de/cache ... d7-933.mp3 ) so richtig im Stil und Text der alten Arbeiterkampflieder, modern aufgemischt. Da klingt unser nettes Betzelied doch mehr wie Musikantenstadl.
Für mich als Wahlossi hier im Bezirk Treptow-Köpenick jedenfalls ein sehr emotionaler, bewegender Moment.
Nach den 12:12, war ja noch Party angesagt mit der sehr schönen Choreo der Bagaasch, auch ich - oh Gott - eifrig fähnchenschwenkend, aber recht schnell schwand dann die Stimmung angesichts der immer mehr abfallenden Leistung unseres Teams, während sich die Union-Tribüne so langsam, wie deren Spieler steigerte.
Das Handicap ist unser Repertoire an Liedgut, das leider etwas einseitig ist, denn außer "Allez-Allez" "Café au lait" oder "Olé Olé" (je nach Muttersprache kann sich jeder Spieler ja was raussuchen), ist da wenig und ein Kämpfen-Lautern-Kämpfen, wird durch das sich anschließende Flehen: "Schießt ein Tor - für uuuns!" leider wieder auf Kuschelkurs relativiert.
Selbst das "wir hassen Mainz" kann keine Agressivität aufs Spielfeld tragen, denn das sich anschließende "Ich schwenke meine Fahne - und rufe laut Hurra!" ist ja eher nur putzig.
Es zeigt sich wieder mal, wir brauchen schnelle hohe Auswärtssiege - gerade wegen der Stimmung! Denn laut Feiern, da haben wir einiges an Liedgut, aber so richtig rotzig und kämpferisch...? Vielleicht sollten wir mal die Internationale umtexten!
Spieler hört die Signale - auf zum letzten Gefecht!