Ich hab mal versucht, eine kurze Bilanz nach den zehn Spieltagen des FCK in der Zweitklassigkeit zu ziehen:
Freitag, 19.10.2012
Erneut blutet das Herz des leidenden FCK-Fans.
Man fährt auf den Betze- aber nicht gegen Dortmund, gegen Bayern oder Schalke. Nein, heute geht es gegen den SV Sandhausen. SV wer? Sandhausen!
Wie tief sind wir gesunken? Sandhausen? Dagegen ist Mainz Fußballkultur!
Hätte vor 20 Jahren jemand den hartgesonnen Westkurvlern prophezeiht, dass ihr Verein 2012 zuhause gegen Sandhausen in einem Pflichtspiel antreten müsste, hätte man ihm wohl die Bengalos nach dem Abbrennen quer in den A**** geschoben.
Es tut mir weh. Nicht der Bengalo! Viel mehr das Spiel gegen Sandhausen. Das dürfte mittlerweile deutlich geworden sein...
Spätestens jetzt sollte jedem der tiefgründige Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Fußballbundesliga deutlich geworden sein. Da gibt's eigentlich nur eine Möglichkeit: RAUS HIER!!!
Nicht nur meine Auffassung, sondern die aller FCK-Getreuen samt -Verantwortlichen. Der Aufstieg ist Pflicht. Sportlich und moralisch!
Nach zehn Spieltagen ist es durchaus legitim, zu versuchen, eine erste vorläufige Bilanz zu ziehen. Ist der FCK im Soll oder ist noch Luft nach oben?
Diese Frage lässt sich relativ simpel beantworten: Ja und nein.
Punktemäßig sind die Roten Teufel absolut im Soll, im Schnitt 2,0 Punkte pro Spiel sind in Ordnung und würden in der Hochrechnung wohl ziemlich sicher ausreichen, um wieder Teil der deutschen Eliteklasse zu sein.
Spielerisch aber ist noch viel, viel Luft nach oben. Defensiv wie offensiv.
Das Spielerische
a) Defensive
Nach anfänglichen Problemen hat sich die Defensive des FCK gefangen. Die Innenverteidigung um Eigenwächs Dominique Heintz und Spanien-Import Marc Torrejón agiert zumeist sehr sicher und macht relativ wenig Fehler.
Das Problem liegt eher auf den Außenbahnen. Florian Dick rennt zwar in jedem Spiel wie ein Irrer das Spielfeld auf und ab, prägt sämtliche Werte des FCK und ist absoluter Publikumsliebling, seine spielerischen Mittel aber sind doch sehr begrenzt.
Vor allem in den ersten Saisonspielen agierte der gebürtige Badener äußerst unglücklich und machte in der Defensivarbeit reihenweise eklatante Fehler. Eine Alternative zu Dick existiert nicht, weshalb er immer wieder spielen darf und wird.
Zuletzt stabilisierte sich neben der Defensivleistung auch der Offensivaufwand!
Das wohl größere Problem liegt vis-a-vis, auf der linken Außenbahn. Personell hat Trainer Franco Foda hier Leon Jessen und Alexander Bugera zur Verfügung.
Nachdem Bugera in den ersten beiden Spielen Teil der Mannschaft war, übernahm Jessen in den folgenden Wochen dessen Platz in der Viererkette.
Jessen, lange Zeit weit entfernt vom Status der Akzeptanz bei großen Teilen der Anhängerschaft, machte seine Sache zumeist sehr ordentlich, wenn sich auch immer mal wieder kapitale Fehler einschlichen.
Die Defensive macht ihre Sache mittlerweile recht ordentlich. Die Unterstützung aus dem Mittelfeld muss noch effektiver werden und die Außenverteidiger müssen an sich arbeiten.
b) Offensive
In meinen Augen das Hauptproblem des FCK.
Ich erwarte von einer Mannschaft, die den selbstausgesprochenen Anspruch hat, aufzusteigen, ein anderes Auftreten.
Es reicht mir nicht, wenn eine Offensive bestehend aus gestandenen Bundesligaspielern wie Idrissou, Bunjaku oder Baumjohann und talentierten Spielern wie Fortounis oder Zuck, während der 90 Minuten nur fünf mal richtig gefährlich ist.
Eine Mannschaft, die aufsteigen und sich in der Bundesliga etablieren will, muss über mindestens 70 Minuten eines Spiels offensiv präsent und gefährlich sein. Und zwar nicht immer wieder mal, sondern
ständig!
Und das fehlt mir momentan bei dieser Mannschaft. Da kommt immer mal wieder was gutes, teilweise auch überragende Kombinationen, aber das ist alles zu selten. Vielleicht habe ich auch zu hohe Ansprüche, aber wer hat denn gesagt, man wolle aufsteigen, am liebsten sogar als Erster?
Das Potenzial ist doch verhanden, warum zum Teufel wird es nicht genutzt ?!
Der Trainer
Nach einigen Wochen Emotionsabstinenz unter Balakov tut es richtig gut, wieder einen Trainer an der Seitenlinie stehen zu sehen, der sich mit dem Verein identifiziert und auch mitfiebert. Emotionen sind ein Pfund, vor allem in Kaiserslautern!
Fachlich scheint Foda völlig in Ordnung zu sein, ich maße mir allerdings nicht an, das vollends bewerten zu können.
Wenn es ihm gelingt, eine spielerisch, kämpferisch und moralisch erstklassig agierende Mannschaft zu formen, ist es mir auch völlig Wurst, dass er im Feindesland geboren wurde.
Die Spieler
a) Verlierer
1. Jan Simunek
Während der Vorbereitung galt der Tscheche als unumstrittener Abwehrchef. Bereits das erste Saisonspiel verpasste er verletzt und auch in der Folgezeit waren ihn immer wieder diverse Wehwehchen aus der Bahn.
Bei allem Talent und fußballerischem Können: mit Jan Simunek kann man nicht langfristig planen. Sein Körper kann der Belastung des Profifußballs nicht standhalten. Traurig, aber wahr!
2. Ilian Micanski
Noch vor seiner Rückkehr im Sommer aus Frankfurt stellte der Bulgare Ansprüche auf eine Stammplatzgarantie in Kaiserslautern. Seine neun Tore während der Leihe beim FSV reichten ihm als Argument. Hallo? Geht's noch?
Die Stammplatzgarantie bekam die osteuropäische Diva natürlich nicht und auch seine Leistungen bisher lassen doch sehr zu wünschen übrig.
Wer sein großes Maul noch weiter aufreißt, sollte mehr darin haben als Zahnbelag...
b) Gewinner
1. Mohamadou Idrissou
Torjäger, Vorbereiter, Rackerer, Publikumsliebling. Mehr kann sich ein Transfer nicht auszahlen. Chapeau, Stefan!
2. Dominique Heintz
Endlich bekommt mal ein Spieler aus der eigenen Jugend eine Chance. Heintz hat sie genutzt- und wie! Tolles Zweikampfverhalten, starkes Kopf- und Stellungsspiel, richtig klasse. Mehr gibt's zum Jüngsten gar nicht zu sagen. Deshalb lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
"Es gibt nix Besseres wie de FCK!"
Danke!
3. Ariel Borysiuk
Geil, geil, geil
Fazit:
Auch wenn der FCK mit 20 Punkten nach 10 Spielen im Soll ist, muss sich das Spiel der Roten Teufel stark verbessern. Mit den bisher gezeigten Leistungen wird diese Mannschaft nicht aufsteigen. Hertha hat wohl bereits einen der ersten beiden Plätze gebucht und auch die Eintracht aus Braunschweig macht nach wie vor keine Anstalten, einzubrechen. Was das bedeutet, darf sich jeder selbst zusammenreimen.
Ihr Männer in Rot, Ihr habt die Pflicht, die Fans von so grauenhaften Spielen wie gegen Sandhausen zu befreien.
Ich will Bayern. Ich will Dortmund. Ich will Stuttgart. Ich will den Depp. Die gibt's nicht in der zweiten Liga!