@Blochin: Die Schuhe müssen zumm Güddel passen!
Ansonsten:
Kurz hat in den 2 Jahren vorher keine Spieler zerstört - dieses Jahr hat er zwar nicht "geliefert", alles auf ihn abzuwälzen finde ich jedoch zu einfach. Umgekehrt glaube ich, dass man Balakov aus den selben Gründen noch gar nicht wirklich bewerten kann. Im Passspiel meine ich in den letzten Spielen eine deutliche Verbesserung gegenüber der Kurz-Zeit beobachtet zu haben; mMn ist das totale Abschmieren in den letzten Spielen auf den Qualitäts(sic!)-Verlust in der Defensive zurückzuführen. Den erkläre ich mir damit, dass Defensivarbeit vor allem von Disziplin abhängig ist - und Disziplin von Motivation. Die 23 Pünktchen weisen doch deutlich auf psychologische Probleme hin, die meisten unserer Spieler haben bereits gezeigt, dass sie einzeln nicht soo unfähig sind, wie sie sich zuletzt als Kollektiv präsentiert haben.
Mein erstes Saisonfazit lautet daher: Kurz hat es die Hinrunde hindurch nicht geschafft, innerhalb eines gruppendynamisch "gesunden" Kollektivs eine komplett neue Offensivabteilung funktionstüchtig zu bekommen. Dass wir trotzdem den Anschluss nicht verloren hatten, war zu diesem Zeitpunkt einer charakterlich (Nürnberg mal außen vor) einwandfreien Performance im Defensivverhalten zu verdanken. Im Laufe der Hinrunde hat sich jedoch ein gehöriges Frustpotential entwickelt (sich mehr oder weniger ohne Offensive gegen anrennende Gegner zu stemmen fühlt sich halt auf Dauer an, als ginge man mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen in einen Boxkampf), die Erfahrung selbst doch alles gegeben zu haben und wieder mit leeren Händen dazustehen schwächt die Identifikation mit der Gruppe, die Schuld wird mehr und mehr den anderen gegeben - unser Kapitän mag hier im negativen Sinne als exemplarisches Beispiel dienen. Angesichts dessen hat Stefan die Flucht nach vorne gesucht und den Kader auf ein anderes Spielsystem ausgerichtet. Das brachte mit sich, dass verdiente, menschlich einwandfreie Spieler aus sportlichen Gründen "geopfert" wurden. Wenn man ehrlich ist, wurde die Zeitenwende jedoch schon mit dem Kölnspiel zum Eigentor - Fehlstart perfekt, die Neuen mehr mit sich selbst als mit dem Spiel beschäftigt. Und da die sportliche Entwicklung die "sozial" harten Entscheidungen der Winterpause nicht zu legitimieren half, kam erst recht Frust auf, die Gruppe viel auseinander. Von da an hatte Kurz das Team verloren, trotzdem durfte er es noch so lange versuchen, bis wir de facto abgeschlagen waren. In dieser Phase ging der Glaube an den Klassenerhalt verloren, so dass unser letztes Pfund (die disziplinierte Defensive) mangels Motivation auch noch weggebrochen ist. Ergebnis war ein Team, das nicht wusste wie man angreift - und keinen Bock mehr hatte, sich 90min den Arsch für die minimale Chance auf ein ermauertes Unentschieden aufzureissen.
Die zwei großen Fragen, die mMn bleiben:
1. Warum ist es weder in der Hinrunde noch der Rückrunde gelungen, die jeweiligen Neuzugänge in ein sozial "harmonisches" und systemisch funktionales Ganzes zu integrieren?
2. Wie konnte die Mannschaftszusammenstellung Schritt für Schritt in eine Richtung rutschen, wo nur noch die bloße Aussicht auf Erfolg (und nicht Dinge wie Identifikation mit dem Verein oder auch nur die blanke Berufsehre) Motivation und Zusammenhalt bestimmt? Was ist da charakterlich schief gelaufen?
Die Antworten auf diese Fragen sind nicht ganz einfach - eine (nicht ganz unwichtige) Lehre drängt sich mir jedoch bereits auf: Es wird in den nächsten Monaten weniger darum gehen, wer die Mannschaft trainiert, es wird noch nicht einmal darum gehen, wie viele "Kracher" wir noch verpflichten können. Will heißen: Sportlich würde ich der jetzigen Mannschaft (plus Bunjaku und Azaouagh) den Aufstieg schon zutrauen; es sollten jedoch noch 1, 2 charakterliche "Leitwölfe" (das, was Meissner 06/07 bringen sollte und weitestgehend auch gebracht hat) dazukommen, die den einsamen Kämpfer Flo Dick unterstützen - und noch nicht entwickelte, potentielle "aggressive leader" im Team (Ariel Borysziuk!) zum Vorangehen motivieren.
Kurz: Wenn wir im Sommer ein vernünftiges "Teambuilding" hinbekommen, dann (und nur dann) a) brauchen wir vor der 2. Liga keine Angst haben und ergibt sich b) eine Perspektive, wie das Desaster 11/12 ohne Langzeitschäden bleiben könnte.
So oder so - wir greifen wieder an!
