In der heutigen Ausgabe des Wochenblatt ist eine Art Antwort auf die Stellungnahme des Aufsichtsrats abgedruckt:
Ein Frage-Antwort-SpielEine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung mit einer Stellungnahme des FCK-Aufsichtsrats Von Andreas Erb
Der FCK-Aufsichtsrat nimmt Stellung. Und bezieht sich dabei vermutlich auf die Berichterstattung im „Wochenblatt“ vom 25. April. Im „Wochenblatt“-Artikel wurden Fragen aufgeworfen, die unter anderem die Transferpolitik von FCK-Vorstand Stefan Kuntz, dessen Verhältnis zu einem Spielerberater sowie das Verhältnis zwischen Vereinsvorstand und Aufsichtsrat betreffen.
„Aufgrund diverser fehlgeleiteter Berichterstattungen der vergangenen Wochen und zur Vorbeugung der Verbreitung weiterer unwahrer Tatsachenbehauptungen nimmt der Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern im Folgenden Stellung“, heißt es in der Stellungnahme, zu der sich das Aufsichtsgremium hinreißen ließ. Das Statement ist am vergangenen Wochenende auf
http://www.fck.de erschienen.
Da die Stellungnahme, unterzeichnet vom Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Rombach und dessen Stellvertreter Ottmar Frenger, jedoch nicht konkret auf die Inhalte des „Wochenblatt“-Artikels eingeht, fühlt sich die Redaktion in der Richtigkeit ihres Beitrags zusätzlich bestätigt. Im Folgenden die komplette Stellungnahme des Aufsichtsrats – im Geiste der Vorbeugung der Verbreitung weiterer unwahrer Tatsachenbehauptungen mit ergänzenden Fakten und Anmerkungen durch die Redaktion bereichert.
Stellungnahme des FCK-Aufsichtsrates im Wortlaut
Aufgrund diverser fehlgeleiteter Berichterstattungen der vergangenen Wochen und zur Vorbeugung der Verbreitung weiterer unwahrer Tatsachenbehauptungen nimmt der Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern im Folgenden Stellung.
1. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz ist im April 2008 mit dem Auftrag angetreten, den 1. FC Kaiserslautern wirtschaftlich und sportlich nachhaltig zu konsolidieren und wettbewerbsfähig aufzustellen. Es wurden in den vergangenen vier Jahren trotz schwierigster wirtschaftlicher Rahmenbedingungen sehr große Schritte zur wirtschaftlichen Gesundung und strukturellen Erneuerung des Vereins unternommen. Weitere Herausforderungen, wie die dringende Modernisierung des Nachwuchsleistungszentrums sind in einer zielführenden Planungsphase.
(Anmerkung der Redaktion: Der 1. FC Kaiserslautern erhielt von der Stadt Kaiserslautern auf Grundlage eines vorzeitig aufgelösten Verkäuferdarlehens 2,8 Millionen Euro zweckgebunden zur Investition in das Nachwuchsleistungszentrum. In den vergangenen Jahren wurde seitens des Vereins nichts in die bauliche Entwicklung des Nachwuchsleistungszentrums investiert. Im Ranking des Deutschen Fußball-Bundes verfügt der 1. FC Kaiserslautern über keinen von drei möglichen Sternen für sein Nachwuchsleistungszentrum und verliert damit bares Geld: Denn jeder Stern ist mit nicht unerheblichen finanziellen Zuwendungen verbunden. Entsprechend gilt ein Null-Ranking als Alarmsignal für die Nachwuchsarbeit eines jeden Proficlubs. Die „zielführende Planungsphase“ zur Investition in das FCK-Nachwuchsleistungszentrum scheint sich jedoch nicht gerade durch ein ambitioniertes Zeitfenster auszuzeichnen: Das Darlehen mit Bereitstellung des Millionenbetrags der Stadt wurde bereits vor einem Jahr aufgelöst. Offen bleibt die Frage, warum es FCK-Torwarttrainer Gerald Ehrmann gelingt, mehrere nationale Spitzentorhüter auszubilden, in anderen Mannschaftsteilen jedoch kaum ein FCK-Jugendspieler nationales Top-Niveau erreicht. Das Nachwuchsleistungszentrum wird geleitet vom Ex-Spielervermittler Frank Lelle.) Die Vergabe der Lizenz der Deutschen Fußball Liga für die kommende Spielzeit ohne Auflagen oder Bedingungen ist nur ein letztes offensichtliches Zeichen des Erfolges der Arbeit der aktuellen Vereinsführung.
(Anmerkung der Redaktion: Die Lizenz der Deutschen Fußball Liga bestätigt einem Verein, über genügend Liquidität zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebs einer Saison zu verfügen. Sie ist jedoch nicht als Beleg für eine langfristig stabile Struktur eines Vereins zu werten und keinesfalls als Zertifizierung eines aktuellen Wirtschaftsplans. In diesem Fall würde sich die Deutsche Fußball Liga ja in eine Mithaftung für mögliche bilanzielle Unregelmäßigkeiten begeben.) Der Aufsichtsrat möchte daher an dieser Stelle ausdrücklich die Arbeit der Vereinsführung lobend herausstellen, die sich ausschließlich dem Wohle des Vereins widmet.
2. Das sportliche Ergebnis der Saison 2011/12 ist zutiefst unbefriedigend. Die Gründe für den sportlichen Misserfolg und dafür, dass die Neuverpflichtungen nicht die von allen Seiten erwartete Leistung abrufen konnten, sind und werden von den Verantwortlichen intensiv aufgearbeitet.
Hier bleibt festzuhalten, dass aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich ein höheres Risiko bei der Auswahl der Neuverpflichtungen genommen werden musste. Der 1. FC Kaiserslautern verfügt nicht über die Mittel, komplett ausgebildete und erfahrene Bundesligaspieler zu verpflichten. Dem Aufsichtsrat liegen bestätigte Informationen über erfolgte Gespräche mit Spielern vor, die sich zum großen Teil aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu einem Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern überzeugen ließen.
(Anmerkung der Redaktion: Mit einem Transfer von Torwarttalent Kevin Trapp hätte man zur Saison 2011/12 zusätzlich fünf bis sieben Millionen Euro generieren können, zur Verwendung etwa für Spielereinkäufe.) In Zukunft fordert der Aufsichtsrat noch bessere Mechanismen und Strukturen für die Auswahl der Spieler des Lizenzspielerkaders.
3. Es wurde zu keiner Zeit eine Abmahnung gegen den Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz ausgesprochen.
(Anmerkung der Redaktion: Das Magazin „Pfalz-Fußball“ berichtet im Sommer 2011 zwar nicht von einer ausgesprochenen Abmahnung, allerdings von einer im Aufsichtsrat beschlossenen Abmahnung, die nie an FCK-Vorstand Stefan Kuntz zugestellt wurde. Auf Nachfrage gibt Dirk Leibfried, der Herausgeber des Magazins, an, diese nicht zugestellte Abmahnung habe im Zusammenhang mit der damaligen Entlassung des Trainers Milan Sasic gestanden.) 4. Behauptungen einer „ungesunden“ Nähe oder unprofessionellen Zusammenarbeit des Vorstands mit einer oder mehrerer Spielervermittlungsagenturen entbehren jeglicher Grundlage. Vielmehr sind Abläufe, Abrechnungen und Zahlungsvereinbarungen in der Zusammenarbeit mit dem Vorstand von höchster Transparenz und Seriosität geprägt.
(Anmerkung der Redaktion: Die Bewertung dieser Aussage bleibt gegebenenfalls entsprechenden Stellen vorbehalten.) 5. Der Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern nimmt seinen Auftrag sehr ernst. Er führt Aufsicht über die Geschäfte des Vereins, prüft sämtliche zur Entscheidung vorgelegten Rechtsgeschäfte und trifft seine letztendlichen Entscheidungen stets zum Wohle des Vereins. Es wird entschieden unhaltbaren Gerüchten widersprochen, der Aufsichtsrat „nicke“ Entscheidungen des Vorstands nur ab.
(Anmerkung der Redaktion: Das Zitat bezieht sich wohl auf eine Aussage von Ex-Aufsichtsratsmitglied Hartmut Emrich; der bezeichnete bei seinen Rücktritt im Mai 2011 das Gremium mehr und mehr als Organ, das die Vorstandsbeschlüsse nur noch „abnickt“. Erschienen in der OnlineAusgabe der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“.) Vielmehr herrscht im Gremium eine gesunde und kritische Diskussionskultur. Über den Inhalt und den Fortgang seiner Entscheidungsprozesse wird der Aufsichtsrat auch in Zukunft Stillschweigen beibehalten.
Für den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern
Prof. Dieter Rombach, Vorsitzender des Aufsichtsrats
Ottmar Frenger, stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrats
Nach-Gedacht Mit dem nochmaligen Ziel, Missverständnisse und Gerüchte zu vermeiden, hier konkrete und klare Fragen an den Aufsichtsrat mit der Bitte um Beantwortung.
1. Ist es richtig, dass FCK-Vorstand Stefan Kuntz laut vom Aufsichtsrat abgenickten, neuen Vorstandsvertrag als einziger Manager im deutschen Berufsfußball mehr verdient als der teuerste Spieler des Clubs? Ja? Nein? Wenn ja, warum?
2. „Wir hatten nicht den dringenden Finanzbedarf um zu sagen, das müssen wir unbedingt machen“, sagt FCK-Vorstand Stefan Kuntz in einem kicker-Interview vom 2. April 2012 zum möglichen Transfer von Torhüter Kevin Trapp mit einem Volumen zwischen fünf und sieben Millionen Euro. Ist diese Aussage richtig? Ja? Nein?
Wenn ja, wenn also kein dringender Finanzbedarf besteht, wie ist dann folgende Aussage aus der Aufsichtsrats-Stellungnahme zu verstehen: „Der 1. FC Kaiserslautern verfügt nicht über die Mittel, komplett ausgebildete und erfahrene Bundesligaspieler zu verpflichten.“? Wieso bat man die Stadt erneut um eine Stundung der Stadionmiete in Höhe von 1,2 Millionen Euro? Und wieso wechselte der Spieler Erwin Hoffer vor der Saison 2011/12 zum Zweitlisten Eintracht Frankfurt – damals wurde der Wechsel mit der zu geringen Finanzkraft des FCK begründet?
Wenn nein, wenn die kicker-Kollegen das Interview also fälschlich abgedruckt haben und beim 1. FC Kaiserslautern dringender Finanzbedarf besteht, aus welchen konkreten Gründen ist der Millionen-Transfer von Kevin Trapp dann nicht zustande gekommen? Und wie positioniert sich der Aufsichtsrat im Bezug darauf, dass – mit dem Nichtzustandekommen des Transfers auf der Grundlage eines möglichen TrappWechsels zum Ende der Saison 2011/12 für 1,5 Millionen Euro – dem Verein mindestens 3,5 Millionen Euro verloren gehen? (ae)
Quelle: Wochenblatt KL