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04.05.2007 - SV Waldhof Mannheim 07
„Wir sind so masochistisch“
Am Samstag spielt der SV Waldhof Mannheim 07 gegen den VfR Mannheim. Zeitgleich zum Derby feiert der Traditionsverein seinen hundertsten Geburtstag. Stadionwelt sprach mit Jens Buschbacher, einem der Leiter der Spielorganisation.
Stadionwelt: Am kommenden Samstag begeht der SV Waldhof Mannheim seinen einhundertsten Geburtstag. Was genau ist geplant?
Buschbacher: Wir haben einiges vor: Das Spiel wurde auf 20:07 Uhr verlegt, was die Fans bereits eine Spende in Höhe von 1.000 Euro an den Erzrivalen VFR Mannheim gekostet hat. Dieser musste der Verlegung zustimmen und machte das nur gegen eine „kleine Spende“. Für Brisanz war dadurch gesorgt. Um diese besondere Spielzeit wurde dann ein Rahmenprogramm gebastelt. Einlass ist um 16 Uhr. Es beginnt im Außenbereich mit mehreren Musikgruppen, Eventständen und sportlichen Aktivitäten. Eine Happy Hour wird folgen bis es um 18 Uhr zum ersten Höhepunkt im Stadion kommt. Die Söhne Mannheims treten in einem Showspiel gegen eine Promiauswahl aus dem Rhein Neckar Dreieck an. Um 19:07 Uhr folgt der offizielle Teil auf dem Rasen. Altgediente Vereinsveteranen, zum Beispiel Klaus Schlappner, werden über 100 Jahre Vereinsgeschichte befragt. Dies wird mit mehreren musikalischen Acts wie den Flames, Stahlhofen, Joy Flemming, Claus Eisenmann und vielen anderen untermalt. Nach dem Spiel beginnt die Party erst richtig und es wird an einer Bühne hinter der „Ost“ gefeiert und gerockt.
Stadionwelt: Ist der Verein denn direkt am 5. Mai gegründet worden?
Buschbacher: Nein, der Geburtstag des SV Waldhof Mannheim war am 11. April 1907. Dieser Tag lag dieses Jahr allerdings unter der Woche. Wir haben beim Verband angefragt, ob ein Ligaspiel - egal gegen wen - auf den Termin gelegt werden könne. Das wurde aber leider abgelehnt. Der Termin des Spiels gegen den VfR Mannheim war zeitnah, was uns angesichts der Brisanz des Derbys zusätzlich gelegen kam.
Stadionwelt: Wer hat das alles organisiert?
Buschbacher: Letztendlich wurde fast alles durch Pro Waldhof e.V., dem Dachverband der Fans und Fanclubs, organisiert. Die Ultras haben tatkräftig mitgeholfen und stellen seit Jahren die stärkste Säule bei Pro Waldhof. Natürlich kann man solch eine Veranstaltung nicht ohne den Verein organisieren.
So ist gerade die Marketingabteilung des SVW gesondert herauszuheben und ihr gilt auch ein besonderer Dank.
Stadionwelt: Wie hat der Verein das Jubiläum begangen?
Buschbacher: Die Jubiläumsfeierlichkeiten wurden am 11. April 2007 mit dem offiziellen Festakt eingeläutet. Gerade für altgediente Mitglieder des Vereins war das bereits der Höhepunkt. Der SV Waldhof Mannheim 07 ist kein homogener Verein. Er besteht aus vielen einzelnen Interessensgruppen und Vereinen im Verein. So begehen viele Abteilungen und Gruppen ihre Feierlichkeiten unterschiedlich. Die Fans haben sich für eine große Feier im Rahmen eines Ligaspiels entschieden.
Gemeinsam wird man im September im Stadtteil Waldhof und am altehrwürdigen Alsenweg ein Vereinsfest mit allen Abteilungen, den Fans und Anwohnern feiern.
Stadionwelt: Und mit wie vielen Zuschauern wird für das Spiele gegen den VfR gerechnet?
Buschbacher: Im Vorverkauf sind etwa 3.000 Tickets weggegangen. Angesichts der hohen Stadionkapazität ist das in Ordnung. Wir hoffen, wenn alles zusammenkommt, also auch das Wetter, dass wir an der 10.000er Marke kratzen können. Der Waldhof hat sehr viel Kredit in Mannheim verspielt und so wäre das Brechen dieser Marke für uns bereits ein Riesenerfolg. Pro Waldhof e.V. hat die Ticketpreise bis zum 30. April sehr günstig gehalten. Eine Haupttribünenkarte kostete zehn Euro, für die „Ost“ mussten fünf Euro hingelegt werden. Das Rahmenprogramm wurde Ende April bekanntgegeben und die Eintrittspreise entsprechend angehoben.
Stadionwelt: An wen geht der Gewinn?
Buschbacher: Der gesamte Erlös geht natürlich komplett an den SVW. Auch die zusätzlichen Einnahmen durch die erhöhten Eintrittspreise fließen in die Vereinskasse. Wir sind so masochistisch, denn was wären wir ohne den Verein. Um die verschwimmenden Grenzen zwischen Verein und Fans werden wir oft beneidet. Es kann aber auch schnell zur Belastung werden, wenn man mit Sorgen um das Wohlergehen beziehungsweise Überleben ins Bett geht und die Fandiskussionen sich um finanzielle Hilfen und Insolvenzverfahren drehen, anstatt um neue Fahnen oder das nächste Auswärtsspiel. Der Verein kann sich auf uns verlassen. Gerade im Januar standen die Fans wieder ihren Mann und halfen dem Verein mit einem Fanturnier und einer Spende von 10.000 Euro über den harten Winter ohne Einnahmen. Das war nicht die erste Spende beziehungsweise Aktion, die zum finanziellen Überleben des Vereins beitrug. Ganze Jahresbudgets und Mitgliedsbeiträge wechseln so den Besitzer und die anfallenden Kosten, wie beispielsweise für eine 100 Jahre Choreo, werden dann über weitere Spenden abgedeckt.
Stadionwelt: Apropos Choreo: Was ist bei den finanziellen Einschränkungen im Festjahr geplant?
Buschbacher: Es wird eine große Choreo im Format 60 mal 35 Meter geben. Wir gehen dieses Mal ein wenig in den dreidimensionalen Bereich und nehmen natürlich Bezug auf das 100jährige Bestehen des Vereins.
Stadionwelt: Wie viele Macher haben daran gearbeitet?
Buschbacher: Natürlich die ganze Gruppe der Ultras Mannheim. Zwei Personen haben geplant, die sind auch für die Durchführung verantwortlich. Insgesamt waren sie fünf Wochen zugange. Nach dieser Choreo ist allerdings ein Stilwechsel angedacht. (Stadionwelt, 4.5.2007)
Quelle:
www.stadionwelt.de