@geist
Danke für den sachlichen Beitrag und deine Argumente
Dass du mein Zitat ein wenig aus dem Zusammenhang reisst ist dir aber schon bewusst?
Mein Ansatz geht davon aus, dass die 800.000 oder 500.000 oder auch 1 Mio nicht wirklich gerechtfertigt sind, um den Namen von Fritz Walter aus dem Stadionnamen zu tilgen. Die 800.000 helfen uns nicht wirklich weiter. Zumal sie nicht in die Erlangung von Werten fliessen. Somit dient das Geld nicht der Schaffung von Werten und das sehe ich als nicht wesentlich an.
Das Thema Mietnachlass. Hier ist ein schönes Beispiel für die Merkwürdigkeiten der gesamten Diskussion zu sehen. Auch Stefan Kuntz benutzt die Mietnachlässe im Zusammenhang mit dem Stadionnamen. Umgekehrt wird jetzt von allen der Aufstieg in die erste Liga (vielleicht etwas voreilig) als gegeben angenommen und damit sogar die Drohkulisse mit dem Argument "Lieber in der XYZ-Arena gegen Bayern als im FWS gegen Ahlen spielen" aufgemacht.
Also es ist Tatsache, dass wir im Falle des Aufstiegs in die erste Liga keinen Mietnachlass mehr beantragen werden. Der letzte Mietnachlass gilt als "Starthilfe" für die Lizenz und den Aufbau des Teams für die erste Liga. Warum jetzt als Argument für den Verkauf der Namensrechte der Mietnachlass auf einmal herangezogen wird ist wohl nicht ganz klar.
Aber warum dackelt unser Vorstand denn jedes Jahr zum Stadtrat und bettelt um den Mietnachlass? Weil er eine Wettbewerbsverzerrung ausgleichen will. Unser Vertrag mit der Stadiongesellschaft ist schlichtweg eine Unverschämtheit. Wir verlieren in der zweiten Liga gegenüber den Wettbewerbern erheblich an Finanzkraft wenn wir die reguläre (Erstliga-)Miete zahlen. Deshalb der Kampf um die 1,4 oder 1,3 Mio.
Mal als Beispiel hier der Auszug aus der Bilanz der Gummiadler zum Thema Mietvertrag
Bilanz Eintracht Frankfurt hat geschrieben:
Mit Vertrag vom 6. September 2004 wurde mit der Stadion Frankfurt Management GmbH (SFM) eine Vereinbarung über die Nutzung der Commerzbank-Arena als Heimspielstätte für sämtliche Pflichtspiele der Lizenzspielermannschaft getroffen. Hierfür wird pro Spielzeit (1. Juli bis 30. Juni des Folgejahres) ein Nutzungsentgelt in Höhe von 18 % (bzw. 10 % in der 2. Bundesliga) der Ticketeinnahmen fällig. Die Miete beträgt in der Spielzeit 2008/2009 voraussichtlich 2,1 Mio. Euro. Zum anderen werden 30 % (30 % in der 2. Bundesliga) der stadiongebundenen Vermarktungserträge als Nutzungsentgelt fällig. Diese Zahlung beträgt in der Spielzeit 2008/2009 voraussichtlich 6,3 Mio. Euro.
Diese Ungerechtigkeit kann jeder, somit auch unser Vorstand, lesen. Wenn der Vorstand dann nicht versucht, diese Situation im Sinne des Vereins zu verbessern, dann verstösst er eigentlich gegen seine Verpflichtung Schaden vom Verein abzuwenden. Also die Mietnachlässe dienen einerseits der Liquiditätssicherung aber andererseits auch der Gleichstellung gegenüber Wettbewerbern.
So und nun komme ich dir nicht mit dem Stolz. Den hast du sicherlich und ich werde einen "Teufel" tun diesen abzustreiten.
Aber ich möchte noch einmal ein wenig Klarheit schaffen.
"Uns" Gegnern des Namensverkaufs wird immer unterstellt, wir möchten nicht das der Verein Geld erwirtschaftet. Uns wird vorgeworfen wir würden den Verein lieber in der dritten Liga spielen sehen als in der ersten gegen die Bayern. Das alleine zeigt schon die Unsachlichkeit dieser ganzen Diskussion.
Ich kann nicht für alle Gegner des Verkaufs sprechen sondern nur für mich. Und meine Sichtweise ist eben die, dass ich bei wichtigen Entscheidungen immer auch mal alle bekannten Möglichkeiten in Frage stelle und eine Alternative suche die völlig abwegig ist. Warum nicht?
Ein typisches Beispiel aus einem völlig anderen Bereich.
Man fährt auf der Autobahn. Mit einem Mal steuern alle VAG Kisten auf eine Ausfahrt zu. Warum? Weil im TMC eine Verkehrsbehinderung eingegangen ist und dem Fahrer zusäuselt "An der nächsten Ausfahrt rechts abbiegen".
Natürlich folgen alle dieser Anweisung. Klar, warum auch nicht? Die Benze folgen den VAGs auch unmittelbar (identische Systeme). Nur die BMWler fahren in aller Seelenruhe noch ein wenig weiter und haben lediglich dichten Verkehr. Auf der Umfahrung des vermeintlichen Staus dagegen stockt es heftig. (Das Beispiel kann auch umgekehrt passieren - die Marke ist da wirklich egal).
Wenn ich in meinem Audi dann also denke, nö, ich fahr da nicht raus. Bin ich dann ein Anarchist, weil ich einer Dame in meinem Navi nicht Folge leiste? Was es bringt zeigt sich, wenn ich pünktlich bei meinem Termin bin. Egal welchen Weg ich eingeschlagen habe. Die einen fahren grundsätzlich nach Anweisungen, die andern wägen ab. Ich gehöre zu den letzteren weil ich immer noch die Entscheidungen selbst treffe und nicht blind den Anweisungen folge (manch einer soll da schon im Rhein gelandet sein).
Was hat das alles mit unserem Fritz Walter, dem FCK und dem Stadion zu tun?
Gut, viele Verein haben das "Naming-Right-Sellling" aus dem amerikanischen übernommen. Das bringt Kohle in die Kasse (mal mehr, mal weniger). Aber warum müssen wir, Anhänger des FCK, dieser mittlerweile ausgelutschten und kaum noch profitablen Idee blind folgen? Nur weil es die anderen machen? Nein, wir sind der FCK. Wir waren und sind anders. War es nicht das, worauf wir stolz sind? Keiner streitet ab, dass der Verein jeden Cent braucht um erfolgreich zu sein. Keiner streitet ab, dass wir mit jedem Cent mehr im sportlichen Bereich die Wahrscheinlichkeit steigern, dass wir uns in der jeweiligen Liga behaupten und dort bestehen. Aber es gibt eben keine Garantie.
Wir sind ein außergewöhnlicher Verein, zumindest bilde ich mir das noch ein. Auch sind bei uns Menschen die vieles haben. Wissen, Erfahrung, Können, Ideen. Alles was erforderlich ist, um den "gestreamlineden" Sport-Marketing-Manager mal was anderes zu präsentieren als "Naming Rights".
Fritz Walter hat den Mythos FCK zusammen mit seinen Mitstreitern in den 50er Jahren begründet.
Im Jahre 1985 wurde das Stadion am Betzenberg in das "Fritz-Walter-Stadion" umbenannt. Spätestens jetzt war es nicht mehr ohne weiteres möglich den Namen zu "verkaufen". Man hat ein Denkmal geschaffen.
Daneben hat man das auch noch in die Satzung übernommen.
Natürlich gehen wir "uff de Betze". Der Betze bebt, der Betze brennt - alles logisch. Aber das Stadion hat einen Namen und der ist verbunden mit Fritz Walter. Warum den Namen von Fritz Walter also hergeben? Hier sträubt sich alles in mir. Hier suche ich nach Ideen, wie das Geld für den Verein generiert werden kann. Hier hege ich die Hoffnung, dass der Verein genauso denkt und alle Möglichkeiten sucht, dass der Name Fritz Walters nicht vom Stadion verschwindet.
Kreative Köpfe dieses Vereins, sucht nach Ideen und macht diese publik. Ich bin davon überzeugt, dass der Vorstand und auch der Aufsichtsrat genauso hart daran arbeitet, dass der Name Fritz Walters im Stadion erhalten bleibt. Und so einfach verscherbelt ein Stefan Kuntz nicht unser aller Idol. Sonst wäre es längst geschehen.