salamander hat geschrieben:War selten so enttäuscht in den letzten Jahren (und das will etwas heißen)...
Zum Spiel
Wer regelmäßig Fussball schaut, wusste nach 10 Minuten, dass der FCK das Spiel nicht gewinnen kann. Tief in der eigenen Hälfte stehend, nach vorne gings nur über lange Bälle aus dem Halbfeld. Keine Bewegung bei eigenem Ballbesitz, Gesten der Hilflosigkeit, Pässe auf Leute, die in Doppeldeckung stehen, die Außen weder schnell noch trickreich und somit außerstande, weiter als bis 10 Meter hinter der Mittellinie vorzurücken. Vorne das totale Nichts, Opara Totalausfall, schlecht in Ballannahme, Verarbeitung und Null Torgefahr.
Es soll bloß keiner behaupten, die rote Karte sei der wesentliche Grund für die Niederlage. Alle gestern wie unter dem Vergrößerungsglas zu beobachtenden Schwächen sind in zahllosen Spielen vorher zu beobachten gewesen und wurden nicht abgestellt: Die lahmen Außen, das Übergewicht an unkreativen "Sechsern", die fehlende Bewegung bei eigenem Ballbesitz, das nicht vorhandene System im Spielaufbau, ein völliger Mangel an kreativen und überraschenden Aktionen, die allein auf Einzelaktionen abgelegten Angriffsbemühungen, das frühe Aufstecken bei Rückständen, der mangelnde Kampfgeist (belegt durch zahllose Äußerungen verschiedener Spieler: "uns fehlt die Geilheit auf den Sieg"), die schwachen Standards, die fragwürdige Aufstellung offensichtlich unsicherer Spieler ohne Praxis (Rihilahti?! Simpson?!), die unverständlichen Wechsel, vermeidbare rote Karten usw.
Die Niederlage gegen Duisburg war mit Ansage und ist eine logische Folge der Entwicklung über die ganze Saison. Lautern hätte gestern auch mit 12 Mann verloren.
Zur Mannschaft
Ist die Mannschaft qualitativ wirklich so schlecht, wie sie spielt? Ich sage Nein. Macho und Fromlowitz haben absolutes Erstliganiveau (wobei letzterer eigentlich der Bessere ist), gleiches gilt für Beda, Bouzid, Quattara und Schönheim. In der Innenverteidigung sind wir absolut erstligareif. Auf der Position der Sechs sind wir mit Meißner, Demai und Bohl ebenfalls bestens besetzt. Hajnal ist ein Topmann, dessen Leistungen erst nachließen, als klar war, dass er in die Bundeliga wechselt und mehr verdient, wenn er das nicht mit dem FCK tut (der Vorvertrag hat ihm die Motivation geraubt). Bellinghausen ist, wenn er sich weiterentwickelt, in seiner Kampfsaurolle ebenfalls ein Mann für die Bundesliga, solche Leute braucht man (oder glaubt Ihr, dass Cottbus oder Aachen soviel bessere Leute haben). Reinert ist ein Juwel, dass man hegen und pflegen muss. Müller kann, wenn er fit ist und einen Reinert vor sich hat, in der BuLi bestehen. Richtige Schwachpunkte haben wir also auf Links und im Sturm.
Dennoch: Mit dieser Mannschaft kann und muss man aufsteigen! Die Qualität ist für Zweitligaverhältnisse spitze. Aber woran liegt es dann?
Zum Trainer
Womit wir bei der Wurzel des Übels wären: Wolfgang Wolf. Wenn man sich anschaut, was mittlerweile die Mannschaften der ersten 3 Ligen in Deutschland an taktischer Ordnung, systematischem Spielaufbau, Variantionsreichtum, Flexibilität, auf unterschiedliche Spielsituationen zu reagieren, bieten, kann man angesichts der taktischen Ausrichtung des FCK nur weinen. Planlos reingeschlagene hohe Bälle. Null Bewegung. Keine einstudierten Laufwege, keine Überraschungsmomente. Was trainiert Wolf eigentlich? Es fällt schwer, nicht polemisch zu werden, sagen wir es so: Wenn Wolf taktische Vorstellungen habe sollte, dann schafft er es zumindest nicht, sie der Mannschaft beizubringen. Im Gegenteil, was Spielkultur und systematischen Spielaufbau angeht entwickeln wir uns seit dem 10. Spieltag immer weiter zurück. Mittlerweile sind wir sogar hinter die Jara-Phase zurückgefallen. Schlimmer: Es ist in KEINER Hinsicht eine Weiterentwicklung zu erkennen. Dass wir dort oben stehen, verdanken wir glücklichen Siegen gegen schwächere Gegner und der Qualität einzelner Spieler.
Natürlich trägt auch das völlige Versagen Wolfs bei der Verpflichtung eines nur halbwegs brauchbaren Stürmers zur Misere bei: Pavlovich Totalausfall, Karadas stellte sich als Verteidiger heraus (!!!!), Daham wurde vom Trainer ohne Not das Selbstvertrauen genommen, der kranke Auer gegen jede Vernunft verpflichtet, Opara hat im Profifussball nichts, aber auch gar nichts verloren (kopfballschwach, antrittsschwach, nicht anspielbar, schwach in der Ballverarbeitung, langsam - was kann der eigentlich gut?).
Wolf ist nun seit 1,5 Jahren bei uns. Er hat dann demnächst zum zweiten mal das Saisonziel verfehlt. Nichts deutet darauf hin, dass er in der nächsten Saison eine atrraktiv und erfolgreich spielende Truppe aufbauen könnte. Und seine Verbitterung ist spürbar. Gescheitert in Nürnberg, abgestiegen mit Lautern und jetzt trotz guter Mannschaft erneut gescheitert. Seine dümmlich-aggressiven Aussagen in der PK, in denen er die Realität ausblendet ("gut gekämpft", "kein Vorwurf") und die sinnlose Fehde mit dem Kicker zeigen, dass er persönlich am Ende ist - wie soll er da eine Mannschaft motivieren und einstellen? Ich halte ihn für einen hoch integren Mann, dessen Herz am FCK hängt. Wenn das so ist, sollte er uns einen letzten Dienst erweisen, und ohne Abfindung gehen, und zwar JETZT. Es wird mit ihm keine Weiterentwicklung geben, die Perspektive heisst Entlassung im Oktober oder November. Wolf verfügt nicht über die fachlichen und pädagogischen MIttel, einem Team ein modernes System beizubringen. Ein Trainerwechsel jetzt würde es dem Nachfolger ermöglichen, die Mannschaft kennenzulernen und Weichen zu stellen.
Zur Zukunft
Es ist so unendlich traurig, zu sehen, wie das enorme Potenzial des FCK vergeudet wird.40.000 Zuschauer in der 2.Liga an einem Montag Abend. Würde die Mannschaft dann auch noch kämpfen und nach vorne spielen, wäre die Hütte an so einem Abend voll.
Noch nie wäre es so leicht gewesen, in die Bundesliga aufzusteigen. Nächstes Jahr wird es für uns keinen Aufstieg geben: Da kommt BMG runter, schlimmstenfalls noch Dortmund, von unten kommen Sponsorenklubs wie Wehen oder Hoffenheim, die heute bereits professionellere Strukturen als wir haben. Der schlafende Riese 1860 wird irgendwann erwachen, Köln unter Daum wird vorne mitspielen. Selbst bei einer deutlich verbesserten Mannschaft wird es nicht reichen. Und wer soll die zusammenstellen? Managerlehrling Schjönberg?
Was also tun?
Wolf bitten, ohne Abfindung zu gehen, und zwar sofort. Finke verpflichten, so lange er noch auf dem Markt ist. Schonungsloses Offenlegen der finanziellen Situation bei Nichtaufstieg JETZT, Bewertung der Lizensierungssituation. Abschmelzen des aufgeblähten Kaders. Für Asse wie Lexa oder Vilar bereits jetzt nach Abnehmern schauen. Hinterfragen der Tätigkeit von Jaworski (offenar ist das Merchandising weiter auf dem Rückgang, statt sich zu verbessern. Was tut der eigentlich für sein Geld? Nur eine (schlechte)) neue Homepage, das ist zuwenig). Verzicht auf eine Managerlehrlingsnotlösung wie Schjönberg. Einbinden von Leuten wie Briegel oder Roos oder Martin Wagner.
du sprichst mir aus der seele. danke