
Derbyzeit! Bereits seit Wochen fieberten die Fans des 1. FC Kaiserslautern und des Karlsruher SC dem ersten Punktspiel beider Teams auf dem Betzenberg seit fast neun Jahren entgegen. Und nicht nur neben dem Spielfeld, sondern auch sportlich war das pfälzisch-badische Derby diesmal von großer Brisanz geprägt, empfing doch immerhin der Tabellen-4. den souveränen Spitzenreiter. 44.007 Zuschauer sorgten für einen neuen Saisonrekord im Fritz-Walter-Stadion, darunter knapp 10.000 KSC-Fans – so viele wie bei keinem anderen Lautrer Derby in den vergangenen Jahren.
Empfangen wurde ein größerer Teil der Karlsruher Fans und Ultras, die mit dem Sonderzug angereist waren, von einigen hundert FCK-Fans (inklusive vielen Schaulustigen) am Löwenburg-Kreisel am Fuße des Betzenbergs. Nach dem Austausch zahlreicher kleinerer und größerer Gegenstände per Luftpost flogen auf Initiative der Karlsruher auch noch einige bengalische Feuer und Böller über der aus Autos bestehenden Polizeiabsperrung hin und her. Spätestens hier wurde jedem Anwesenden klar, dass es an diesem Tag eben nicht gegen Burghausen oder Fürth geht, sondern dass der Betze heute brennen würde.
Im Stadion angekommen zeigten die weite Teile der Ostkurve innehabenden und auch auf der Südtribüne stark präsenten KSC-Fans im eigentlichen Gästebereich eine mittelmäßige Choreographie aus tausenden blau-weißen Plastikschals. Phasenweise sehr lautstark wurde daraus auch wie erwartet der bisher beste Gastauftritt in dieser Saison, zumal die 7. Spielminute unter dem Motto „KA Football Crime“ stand: Pünktlich wie die Maurer wurde im Gästeblock ein Bengalo gezündet, aus dem sich dann eine Masse aus weiteren Bengalos, Leuchtspur und massig weißem Rauch entwickelte – die Folge war eine kurze Spielunterbrechung und ein gellendes Pfeifkonzert der Lautrer Westkurve, wobei die meisten diese gelungene Pyro-Aktion wohl insgeheim gerne sahen, wurden doch auch in dieser Saison schon des Öfteren „Wir wolln es rauchen sehn“-Gesänge angestimmt.
Doch auch die Westkurve selbst musste sich heute nicht verstecken, zeigte sie doch eine beeindruckende Choreographie – die bisher größte je auf dem Betzenberg durchgeführte: Unter dem Motto „Größer als je zuvor steigt unser Wappen heut’ empor“ bahnte sich eine riesige Blockfahne mit übergroßem FCK-Wappen langsam den Weg nach oben, eingerahmt von teilweise aus Papptafeln bestehenden rot-silberglänzenden Strahlen. Ein geniales Bild, welches von einer zerbrochenen KSC-Fahne und einem zerquetschten Phönix ergänzt wurde. Später wurde noch ein Spruchband als Antwort auf die Karlsruher Kampfansage aus der Vorwoche („Lautern zieh die Laufschuh an – Karlsruh kommt mit alle Mann“) gezeigt: „Die Laufschuh werden heut getragen, um euch aus der Stadt zu jagen!“
Nach dem ganzen Vorgeplänkel wurde dann Fußball gespielt, und gekämpft. Auch auf dem Rasen entwickelte sich ein zeitweise hitziges, aber dennoch meist faires Derby. Die Roten Teufel hatten das Spiel weitgehend im Griff, wie so oft jedoch ohne sich hochkarätige Chancen zu erarbeiten. Davon hatten die Tabellenführer aus Karlsruhe zwar auch fast keine, dennoch gingen sie nach einer Unachtsamkeit der Lautrer Abwehr durch Federico in Führung (22.). Dies war auch der Halbzeitstand.
Im zweiten Abschnitt wurde das Spiel dann hitziger mit dem ersten Höhepunkt der gelb-roten Karte für Karlsruhes Mutzel. Noch 35 Minuten zu spielen und das in Überzahl – da musste doch noch was drin sein für den FCK?! Die Offensivbemühungen wurden nun, angepeitscht von der Westkurve, nochmals intensiviert und in der 67. Minute belohnt: Nach einer Flanke von Eigengewächs Steffen Bohl legte Rückkehrer Benjamin Auer per Kopf auf Kämpfernatur Axel Bellinghausen zurück, der das Leder mit seinem schwachen rechten Fuß in die Maschen drosch. Nun peitschte die Westkurve ihr Team energisch nach vorne, doch obwohl die Karlsruher sich langsam aber sicher mit dem Remis zufrieden gaben, reichte es nicht mehr zum Siegtreffer für die „Boys in red“.
Mit diesem Punktverlust, dem siebten Remis in den letzten zehn (niederlagenlosen) Spielen, rutschte der 1. FC Kaiserslautern nun auf den 5. Tabellenplatz ab und hat bereits vier Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Doch angesichts der verbleibenden 15 Spiele, unter anderem in der kommenden Woche gegen den kriselnden FC Hansa Rostock (zuvor steht noch das Auswärtsspiel beim SC Paderborn an), ist noch alles drin für die Roten Teufel – vorausgesetzt die Offensivabteilung präsentiert sich endlich durchschlagskräftiger.
Positiv zu bewerten war an diesem Tag die Stimmung in beiden Lagern. Oftmals werden die Erwartungen an ein Derby nicht erfüllt, doch beide Fankurven feuerten ihre Mannschaften durchgehend an, garniert mit dem ein oder anderen Schmähgesang. Zwar hätten die Karlsruher nach dem Führungstreffer und die Lautrer nach dem Ausgleich noch lauter sein können, doch insgesamt war der Support sowohl akustisch als auch optisch erstligawürdig.
Ob es auch das pfälzisch-badische Derby in der kommenden Saison wieder in der 1. Bundesliga zu bewundern gibt, liegt nun in erster Linie am FCK – Let’s go, Betze!!
- Fanfotos vom Spiel