Ganz ehrlich gesagt habe ich keine Erklärung dafür - höchstens ein paar Gedanken - eigentlich schreibe ich nicht gerne über den Depp, aber bitte:
- Der Weggang von Klopp ist durchaus eine Ursache. Ich habe ja knapp 10 Jahre in Mainz gelebt und den gesamten Aufstieg des Vereins dort hautnah mitbekommen. Als ich 1998 dort hinzog, war da nicht viel mit Fußball, ein biederer ewiger Zweitligist eben, der fast immer geradeso vor dem Abstieg gerettet wurde. Das alles vor wenigen tausend Zuschauern. Klopp war dann DIE Identifikationsfigur - natürlich auch nur, weil es besser wurde. Der hat die Leute mitgerissen, sie für Fußball begeistert. Als er in Dortmund seinen ersten Tag hatte, war eine Abordnung Mainzer Fans dort um ihm was zu überreichen und Glück zu wünschen. Sie hängen zu sehr an dem Klopp, insbesondere der (emotionale) Vergleich mit Andersen ist eine andere Welt. Der Zauber ist ein Stück verklungen. Es ist eben nicht alles Karneval, da ist plötzlich einer, der Ernst machen will
- Die sind sehr schnell satt geworden. Sie sind aufgestiegen, konnten sogar drin bleiben. Aber dann kamen Niederlagen, ein Abstieg. Die große Fanszene dort gibt es in meinen Augen nicht. Erfolgsfans eben. Es gibt keine große über Jahre gewachsene Basis, die durch dick und dünn gegangen wäre. Es gibt ein paar tausend, mag sein, die kommen auch noch in Jahren, aber eben nicht in Massen.
- Der ganze Verein basiert auf "Spaß haben". Liegt einerseits am Karnevalgetue, andererseits am Typus Studentenstadt. Die Fluktuation der Stadiongeher ist relativ groß. Wenn man schonmal dort sutdiert, kann man ja auch mal diesen lustigen Club anschauen und abfeiern. Aber irgendwann ist das Studium fertig und man ist wieder weg. Wenn dann auch noch der Spaß ausbleibt...bleibt halt auch der "Fan" zu hause. Die Stimmung dort ist schon lange eher Beerdigung im Gegensatz zu Klopps Anfangs-Zeiten.
- Der "Erfolg" der Mainzer kam wohl zu spät. Die Region war lange schon aufgeteilt in FCK und Eintracht (grob gesagt). Alle, die sich dann, als es besser lief, zum FSV hingezogen fühlten, haben eben nicht dieses absolute Zugehörigkeitsgefühl zu einem Verein.
Ich sag's mal so: Ich würde dem FCK überall hin folgen. Mir blutet mein Herz, wenn wir Tore fangen oder gar verlieren. Ich hab geweint, als wir wegen des Elfers beschissen wurden. Ich kann mir im Leben nicht vorstellen, den FCK zu verlieren oder gar "abzugeben", weil grad ein anderer Verein schöneren/erfolgreicheren Fußball spielt - und das sage ich als einer, der seit 10 Jahren immer weiter weg zieht vom Betze/der Pfalz und sich immer mehr "rechtfertigen" muss als FCK-Fan (gegenüber Depplern, HSVlern, Aachenern, Kickers, Eintrachtlern, usw.). Aus diesem Holz sind viele Mainzer "Fans" nicht gestrickt. Wie auch, in welches Geschichtsbuch sollen die denn auch schauen?
- Mainz05 ist eine Modeerscheinung, die sich halten kann, aber eben sicher nicht unter den Topvereinen, für den sie sich gerne halten. Die Masse dort weiß doch gar nicht, was ein Fußballverein bedeuten kann. Das kann man denen auch gar nicht vorwerfen - wo soll es denn auch herkommen? Mainzer sind grundehrliche und gastfreundliche Menschen, aber sie wurden in Sachen Fußball erstaunlich schnell großkotzig - das legt sich aber auch genauso schnell wieder
Dennoch: Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, dass man bei soviel Großmannssucht gerade auch gegenüber dem FCK nur mit 3000 Mann zum Betze kommt - bei so einem Spiel!? Da wird die Klappe soooooo weit aufgerissen, und wenn's dann losgeht, ist keiner da.
Ich meine, die könnten aufsteigen. Für so ein Spiel in Mainz hätten wir doch 15000 Kartenvorbestellungen gehabt. Für mich ist die Diskussion über die Nr. 1 im Land eh keine tabellenabhängige. Schaut euch doch an, wieviele Mainzer alle 2 Wochen zum Betze fahren und wie viele Lautrer zum Bruchweg.
Der Zauber, den Klopp verbreiten konnte, gibt es nicht mehr, vielleicht ist das doch eine richtige Begründung.
So, jetzt aber genug unnötige Gedanken gemacht
