
Neuer Pacht- und Betreibervertrag für Fritz-Walter-Stadion
Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Montag, 16. Dezember 2024, dem neuen Pacht- und Betreibervertrag für das Fritz-Walter-Stadion zugestimmt. Der neue Vertrag zwischen der Fritz-Walter-Stadion GmbH und der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co KGaA tritt nun rückwirkend zum 01. Juli 2024 in Kraft.
Kaiserslauterer Stadtrat beschließt ligaabhängiges Umsatzpachtmodell
In den vergangenen rund eineinhalb Jahren wurde der neue Pachtvertrag von Vertreterinnen und Vertretern der FWS GmbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Stadt Kaiserslautern, und des FCK gemeinsam ausgearbeitet und abschließend von beiden Seiten geprüft. Durch ein von der Liga abhängiges Umsatzpachtmodell, das für die ersten drei Profi-Ligen gilt, wurde ein gemeinsames Geschäftsmodell erarbeitet, das sowohl für die Stadt als auch für den FCK positiv ist. Es löst den bisherigen Pachtvertrag ab und stellt eine langfristige Weichenstellung dar. Beide Seiten haben vereinbart, über Vertragsdetails Stillschweigen zu wahren.
"Wir möchten uns bei den Vertretern der Stadiongesellschaft für die enge und konstruktive Zusammenarbeit beim neuen Pacht- und Betreibervertrag bedanken. Der neue Vertrag bietet sowohl der Stadt als auch dem FCK eine Planungssicherheit. Wir hoffen, dass wir mit einer positiven Entwicklung weiterhin dazu beitragen können, dass die Stadiongesellschaft durch das Umsatzpachtmodell am Erfolg des FCK partizipieren kann. Und die klare Definition der Zuständigkeiten erleichtert die alltägliche Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Wir sind daher der festen Überzeugung, dass wir mit dem neuen Vertrag ein insgesamt sehr positives Ergebnis für beide Seiten erzielen konnten", so FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen.
"Das Team der Stadiongesellschaft ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen, die bei den Verhandlungen mit dem FCK erzielt wurden", erklärt Stefan Weiler, Geschäftsführer der FWS GmbH. "Wir bedanken uns bei Oberbürgermeisterin Beate Kimmel und bei den Mitgliedern des Stadtrats für die große Zustimmung. Damit können wir einen partnerschaftlichen Weg in eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft gehen. Der Vertrag schafft Transparenz, Klarheit und auch Verlässlichkeit hinsichtlich der finanziellen Rahmenbedingungen. Er bietet Spielräume, notwendige Investitionen gemeinsam mit dem FCK angehen zu können. Das Ziel der Stadiongesellschaft, mittelfristig nicht mehr auf Betriebshilfen der Stadt Kaiserslautern angewiesen zu sein, ist durch den neuen Vertrag einen Schritt näher gerückt."
Quelle: fck.de
Ergänzung, 17.12.2024:
So ist der neue Stadion-Pachtvertrag des FCK gestaltet
Der neue Pacht- und Betreibervertrag für das Fritz-Walter-Stadion bringt dem 1. FC Kaiserslautern, aber auch der städtischen Stadiongesellschaft mehr Planungssicherheit. Wir fassen die wichtigsten Eckpunkte zusammen.
Nach Liga gestaffelte Basispacht plus umsatzorientiere Boni
Eigentlich wurde Stillschweigen über die am Montag verabschiedeten Vertragsinhalte vereinbart, aber die relevantesten Details sind trotzdem schon an die Öffentlichkeit gekommen. Die "Rheinpfalz" und der SWR haben bereits einiges veröffentlicht, das wir im Folgenden noch mit Informationen von Der Betze brennt ergänzen.
Die jährliche Basispacht für das Fritz-Walter-Stadion bleibt gestaffelt und beträgt ab sofort ...
... in der Bundesliga: 3,5 Millionen Euro
... in der 2. Bundesliga: 2,3 Millionen Euro
... in der 3. Liga: 625.000 Euro
Obendrauf kommt eine Umsatzbeteiligung, die sich an den Saison-Einnahmen des FCK orientiert. Ab einem Jahresumsatz des Klubs von rund 50 Millionen Euro erwirtschaftet die Stadiongesellschaft auch in der 2. Bundesliga ins Plus. Zur Einordnung: In der Saison 2023/24 machte der FCK 61,9 Millionen Euro Umsatz, in der Saison 2022/23 waren es 43,5 Millionen. Sofern die Roten Teufel nicht wieder in die 3. Liga absteigen, sind künftig eher steigende als sinkende Einnahmen zu erwarten. Um es nochmals zu betonen: Ausschlaggebend für die Beteiligung der Stadt ist nicht der Gewinn, wo frühere Vorstände des FCK gerne mal tricksten, sondern der Umsatz innerhalb eines Geschäftsjahres. Die Stadiongesellschaft wiederum benötigt 3,3 Millionen Euro jährlich zur Deckung ihrer Kosten. 2,95 Millionen davon sind Zinsen, die an die Hessische Landesbank gehen, über die der 2003 abgeschlossene Stadion-Kredit mittlerweile läuft.
Mit dem unter dem Titel "Zukunft Betzenberg" und einer Laufzeit bis 2036 abgeschlossenen neuen Pachtvertrag sind die meisten Zusatzvereinbarungen aus den alten Kontrakten hinfällig. Im ursprünglichen Vertrag von 2003/2006 war eine feste, ligaunabhängige Pacht von 3,2 Millionen Euro vorgesehen. Faktisch jedoch gab es schon seit 2009 immer wieder Nachverhandlungen und verschiedene Vergünstigungsmodelle. Seit 2020 bezahlte der FCK eine gestaffelte Basispacht, die sich je nach Ligazugehörigkeit zwischen 625.000 und 4,6 Millionen Euro bewegen sollte. Zusätzlich vereinbart wurden im Laufe der Jahre erfolgsabhängige Beteiligungen an Einnahmen aus dem DFB-Pokal oder bei hohen Zuschauerzahlen sowie Flächennutzungen und Sponsoringleistungen.
Zuständigkeiten von Stadt und Verein nun eindeutiger geregelt
"Aufgrund von sechs Nachträgen ist ein sehr komplexes Vertragswerk entstanden, das zum Teil nur noch mit Rechtsanwälten interpretierbar war", erklärte Stefan Weiler, der Geschäftsführer der Stadiongesellschaft, gegenüber der "Rheinpfalz". Nun werde alles wieder übersichtlicher und klarer. Anhand einer 71 Punkte umfassenden Schnittstellenliste seien die Zuständigkeiten zwischen Stadt und Verein künftig besser geregelt. Die Stadiongesellschaft ist für Arbeiten am Gebäude zuständig, wenn beispielsweise wie demnächst geplant Betonabplatzungen repariert werden müssen. Dem FCK fallen den Sport betreffende Aufwendungen zu, etwa was den Rasen betrifft.
Was den in der FCK-Satzung festgeschriebenen Namen des Fritz-Walter-Stadions angeht, wurde an der bisher geltenden Regelung festgehalten: Der Erlös aus dem Verkauf oder der Vermarktung des Stadionnamens, bei der massive Proteste aus der Fankurve zu erwarten wären, würde zu 50 Prozent in die Stadtkasse wandern. Laut Thomas Hengen liegen hierfür aber sowieso keine Anfragen vor.
Für eine Verzögerung in den Verhandlungen sorgte nach DBB-Informationen die Frage nach der Bausubstanz. Hierzu ließen sowohl die Stadt als auch der FCK eigene Gutachten anfertigen - die beide zum gleichen Ergebnis kamen: Es ist nicht so schlimm, wie von manchen befürchtet, sondern besser als gedacht. An der Bausubstanz inklusive Dach fallen dem Vernehmen nach kurz- bis mittelfristig Kosten in Höhe von zwei bis drei Millionen Euro an, von denen eine Million die Stadt trägt. Eine neues Heizungssystem (Fernwärme) wird installiert, die Elektronik wird modernisiert (Stichwort: Digitalisierung), die manchmal rutschigen Treppenstufen werden ausgebessert, und so weiter.
Der neue Stadionvertrag wird von Stefan Weiler als Geschäftsführer der Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern GmbH und von Thomas Hengen als Geschäftsführer der 1. FC Kaiserslautern Management GmbH unterschrieben. Er tritt rückwirkend zum 1. Juli 2024 in Kraft. Seitens der Kommune wurde der neue Vertrag am gestrigen Montag vom Stadtrat Kaiserslautern abgesegnet. Zuvor hatte bereits der Beirat des FCK grünes Licht gegeben. Noch ausstehend ist nun lediglich die Zustimmung der staatlichen Aufsichtsbehörde ADD.
OB Kimmel: "Die Stadt steht zu ihrer stärksten Marke, dem FCK"
In den mehr als ein Jahr dauernden, stets diskreten und vertrauensvollen Gesprächen wird vor allem die gute Moderation der neuen Kaiserslauterer Oberbürgermeisterin Beate Kimmel gelobt. Die SPD-Politikerin sagte gegenüber dem SWR folgenden denkwürdigen Satz: "Die Stadt Kaiserslautern steht zu ihrer stärksten Marke, dem FCK." Dennoch behalte die Kommune auch die Interessen ihrer 100.000 Einwohner im Blick. Den Verein hatte federführend Beiratsmitglied Valentin Helou in den Verhandlungen vertreten.
Nach Kenntnisstand von Der Betze brennt kommt der FCK bei dem neuen Stadionvertrag gut weg, besonders auch was mögliche teure, zukünftige Maßnahmen angeht. Aber auch für die Stadt beinhaltet die Übereinkunft einige Fortschritte und Planungssicherheit. "Es ist nicht mehr oder weniger, es ist nur anders. Es ist ein praktikables, zeitgemäßes Konstrukt", erklärte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen folgerichtig gegenüber der "Rheinpfalz".
Zwar bewegt sich der FCK mit seinen Stadionkosten weiterhin unter den Top 5 der 2. Bundesliga - aber er hat dafür eben auch eines der Top-5-Stadien, in dem zudem mit Geschäftsstelle, Trainingsplätzen, Fanshops, Museum und Gastronomie praktisch ein Sieben-Tage-Betrieb herrscht, während andere Zweit- und Erstligisten nur alle 14 Tage zum Heimspiel in ihr Stadion kommen.
Quelle: Der Betze brennt