Wer einhellige Zustimmung erwartet, sollte in den Tread zur Verlängerung mit Hanslik wechseln!
Selbstverständlich präsentiert ein Verein mit seiner Werbefläche das Produkt, wofür geworben wird. Erst zuletzt beim Pokalendspiel – wo man auch über die eingelebten Kreise hinuas wahrgenommen wird - ist der unförmige grüne Kasten des gegenwärtigen Trikots an meinem Nachbartisch belächelt und zugleich für sympathisch befunden worden. Insbesondere von Gelegenheitsfans werden solche Aspekte nach meiner Erfahrung also wahrgenommen.
Es ist seit der letzten Debatte zum Pokaltrikot bereits klar gewesen, dass die seit Jahrzehnten anhaltende Kommerzialisierung des Suchtpotentials, die mit dieser auf Malta registrierten Marke (
https://www.novoline.de/de/impressum), zuinnerst verbunden ist, bei den FCK-Anhängern nicht auf ungeteilte Gegenliebe stößt! Man hätte das also zumindest vorher mit Fan-Vertretern diskutieren müssen: War das der Fall?
Ein Geschäftsmodell, dass auf der suchtmittelindustriellen Ausnutzung des psychischen Leids anderer beruht – Umsätze in 2022: 53 Mrd. Euro - (vgl. Meyer 2024, S. 67), gehört nicht in die Symbolwelt einer derart sozial etablierten und öffentlichen Aktivität wie Sport. Dies sollte auf Grundlage einer einfachen Konvention in der ganzen Branche, in welcher 11 Spieler des Branchenprimus jährlich mehr verdienen, als 2000 verbeamtete Lehrkräfte zusammen - längst selbstverständlich sein. Es mangelt nicht am dazu erforderlichen Begründungswissen – angefangen von Verschuldungsdynamiken bei den Betroffenen oder deren Angehörigen (vgl. ebd. 83 f.), bis hin zu signifikanten Zahlen zur Werbewirksamkeit beim Erstkontakt oder der Suchtreproduktion (vgl. Fiedler et al. 2017, 56 ff.).
Fritz Walter steht meines Wissens nicht für wissentlichen und folglich rücksichtslose Ausbeutung psychischer oder sozialpsychologischer Schwächen anderer, oder? Die symbolische Wirkung, die von ihm und der durch alle anderen geprägten Vereinsgeschichten mit all den legendären Spielen und Titelgewinnen sportlich geprägt worden ist, wird auf diese Weise zur Aufwertung und Normalisierung einer zweifelhaften Ausbeutung von Suchtpotentialen missbraucht: Ich werde auch weiterhin ein solches Trikot nicht kaufen! Meinen Betzenbergbesuchen wird vom Verein, ein giftiger Beigeschmack untermischt. Die Gewinne im Fußball werden ebenso privat angeeignet, wie ein Großteil derjenigen, die mit Sportwetten verdient werden. Neben den horrenden Preisen für Fernsehabbos finanzieren wir diese zur Branche gewordene Idiotie auch in der Bearbeitung der leidvollen Folgen, - mit steuerfinanzierter Sucht- und Schuldenberatung! Wie gut für diejenigen, die diese Entscheidung verantworten, dass man es in Dortmund öffentlichkeitswirksamer noch skrupelloser getrieben hat! Einfach ekelhaft – beide!
Literatur:
Fiedler, Ingo; Wilcke, Ann-Christin; Thoma, Gesine; Ante, Lennart; Steinmetz, Fred (2017): Wirksamkeit von Sozialkonzepten bei Glücksspielanbietern. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
Meyer, Gehard (2024): Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (Hg.): DHS Jahrbuch Sucht 2024. Lengerich: Pabst Science Publishers, S. 67–86.