
Debakel im Derby: FCK verliert mit 0:4 gegen Karlsruhe
Auch Friedhelm Funkel kann den Sturzflug des 1. FC Kaiserslautern noch nicht stoppen. Im Derby gegen den Karlsruher SC boten die Lautrer eine enttäuschende Vorstellung und unterlagen deutlich mit 0:4 (0:0).
In der letzten Woche stand vor allem eine Frage im Mittelpunkt: Wen wird den gelbgesperrten Tymo Puchacz hinten links ersetzen? FCK-Trainer Friedhelm Funkel entschied sich sehr überraschend für den in den letzten Monaten kaum berücksichtigten Ben Zolinski, der so zu seinem zweiten Saisoneinsatz kam. Jean Zimmer, ebenfalls ein Kandidat für die linke Verteidigerposition, nahm entsprechend seine gewohnte Rolle als Rechtsverteidiger ein. Weitere Änderungen nahm Funkel in seinem ersten Derby als FCK-Coach nicht vor.
Beide Teams starteten sehr vorsichtig in die Partie und setzten vor allem auf kompakte Defensivreihen. So entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein Spiel ohne große Höhepunkte: Während der FCK seine wenigen Kontermöglichkeiten nicht sauber ausspielen konnte, lauerte der KSC auf Lücken im Lautrer Abwehrverbund. Entsprechend gingen die Akteure nach 45 zähen Minuten und keinen echten Torchancen mit einem leistungsgerechten 0:0 in die Kabinen.
Die schwarz gekleideten Roten Teufel kamen mit Schwung und einem ersten gefährlichen Abschluss wieder auf den Platz - Marlon Ritter prüfte nach wenigen Sekunden Gästekeeper Patrick Drewes (46.). Doch genau in die erste offensivere Phase der Gastgeber fiel das 0:1 für den KSC: Dzenis Burnic spielte mit einem einfachen Steckpass Marvin Wanitzek frei, der an Julian Krahl vorbei zur Führung für Karlsruhe netzte (51.). Doch damit nicht genug - nur wenige Minuten später setzte sich Igor Matanovic gegen mehrere Lautrer Abwehrspieler durch und erhöhte auf 0:2 (58.).
Vor 49.327 Zuschauern erhöhte der FCK nun das Risiko und versuchte es vor allem über die Flügel. Die letzte Genauigkeit fehlte allerdings, sodass der KSC die Angriffsbemühungen konzentriert verteidigen konnte. Gefährlich wurde es dann nur noch vor dem Lautrer Tor, Paul Nebel machte mit dem 0:3 den Deckel drauf (82.), Budu Zivzivadze machte das Debakel mit dem 0:4 perfekt (90.+2).
In der Tabelle bleibt der FCK vorerst auf dem 16. Platz, kann aber am Sonntag noch von Hansa Rostock überholt werden. Dort müssen die Roten Teufel am kommenden Samstag zum wichtigen Auswärtsspiel um den Klassenerhalt antreten, Anpfiff im Ostseestadion ist um 13:00 Uhr.
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Quelle: Der Betze brennt
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- Statistik zum Spiel: 1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC 0:4
Ergänzung, 16:58 Uhr:

Funkel: “Ich glaube daran, auch wenn es sonst keiner tut"
Der 1. FC Kaiserslautern kommt gegen den Karlsruher SC mit 0:4 unter die Räder und verpatzt damit die Heimpremiere von Friedhelm Funkel völlig. Den Beteiligten steht der Schock ins Gesicht geschrieben - aber aufgeben will in Lautern noch lange niemand.
"Für mich ist es bitter, mein erstes Heimspiel mit 0:4 zu verlieren", sagte ein sichtlich enttäuschter Friedhelm Funkel nach der Pleite im nicht nur fürs Prestige eminent wichtigen Derby. "Die Mannschaft hat es in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht, solange wir die Kompaktheit herstellen konnten. Mit Beginn der zweiten Halbzeit wollten wir etwas mehr riskieren und wären dann auch fast mit 1:0 in Führung gegangen. Im Gegenzug fällt das 0:1, das war wie ein Nackenschlag für uns. Da merkte man, dass die Mannschaft noch nicht die Stabilität hat, die ich mir vorstelle, wenn wir nicht nur aus der Kompaktheit spielen, sondern etwas mehr Risiko gehen müssen. Das haben wir dann versucht, aber wir sind dann eiskalt ausgekontert worden. Der KSC hatte nicht viele Torchancen, aber hat jede genutzt. Für uns ist das bitter. Aber ich hatte schon andere Situationen mit Mannschaften gehabt, die teilweise noch bitterer waren. Wir analysieren jetzt, warum das passiert ist, warum wir die Gegentore bekommen haben, warum wir nicht besser verteidigt haben. Ich bin überzeugt, nächste Woche eine andere Mannschaft zu sehen als heute in der zweiten Halbzeit. Wir schauen, wie wir die Spieler dahin bekommen, in Rostock selbstbewusst aufzulaufen."
Funkel: "Es kann nächste Woche schon anders aussehen"
Neben der Defensivleistung - der FCK wartet noch immer auf das erste Spiel ohne Gegentor in der laufenden Saison - wird auch die schwache Darbietung in der Offensive ein Thema in der nächsten Woche sein. Bis auf einen Torschuss von Marlon Ritter zu Beginn der zweiten Halbzeit brachten die Lautrer keinen gefährlichen Abschluss zustande. Funkel: "Wir waren heute einfach nicht durchschlagskräftig genug, haben die Bälle schlecht in den Strafraum gespielt, das Passspiel war nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Daher hat es heute an der Torgefährlichkeit gemangelt. Im Gegensatz zu Nürnberg hatten wir heute nicht den Platz, um über unser Umschaltspiel zu Chancen zu kommen. Daran müssen wir arbeiten und schauen, was wir eventuell personell verändern können und werden".
Die Flinte wirft der erfahrenste aller deutschen Fußball-Trainer aber elf Spieltage vor Schluss noch lange nicht ins Korn: "Es kann nächste Woche schon anders aussehen. Ich habe keine Weltuntergangsstimmung, dafür habe ich schon zu viel erlebt. Ich habe schon viele Spiele in der Art verloren oder noch höher und in der folgenden Woche hat man dann eine ganz andere Leistung auf den Platz gebracht. Das haben viele Mannschaften schon gezeigt. Das wollen wir auch versuchen. Es ist möglich, es ist machbar, das habe ich schon hundert Mal erlebt. Auch wenn jetzt keiner daran glaubt, ich glaube daran."
Hengen angefressen: "Die Körpersprache war nicht voll da"
Angefressen ob der Leistung und Einstellung der Spieler zeigte sich Geschäftsführer Thomas Hengen nach der Partie: "Die Körpersprache war schon in der ersten Halbzeit teilweise nicht voll da. Wir haben vier, fünf Spieler, die nicht annähernd an ihre normale Leistung herankommen. Es liegt jetzt an uns, wir müssen uns reinbeißen und den Leuten zeigen, dass wir wollen. Ich kann den Frust der Fans absolut nachvollziehen. Die ganzen Alibis, sich hinter einem Trainer zu verstecken, sind jetzt weg. Die Mannschaft muss jetzt Gesicht zeigen. Wir haben zu Hause ein Derby und dann ist das in dieser Form erschreckend. Der Tabellenplatz ist das, was die Mannschaft im Moment zeigt. Man kann nicht immer sagen, dass die Qualität der Mannschaft da ist, wenn sie nicht auf den Platz gebracht wird." Doch auch Hengen gibt sich weiterhin kämpferisch: "Wir sind weit davon entfernt, schon aufzugeben. Wir sind voll in der Konkurrenz, auch wenn es schwerfällt nach so einem Spiel."
"Es tut sehr weh und ist sehr bitter", fasste Marlon Ritter seine Gefühlslage nach der Partie zusammen. "Wir müssen langsam anfangen zu punkten, sonst wird es immer enger". Nach den bisherigen Ergebnissen des Spieltags hat der FCK einen weiteren Punkt auf Eintracht Braunschweig (1:1 gegen Hertha) eingebüßt, Rostock spielt erst morgen in Düsseldorf und würde mit einem Unentschieden am FCK vorbeiziehen. Ritter äußerte daher auch Verständnis für die Fans, die nach Abpfiff in den Innenraum sprangen und die Mannschaft zur Rede stellten: "Die sind genauso unzufrieden wie wir und haben sich etwas anderes vorgestellt. Da kann ich jeden verstehen, der da seine Meinung kundtut."
Krahl: "Es haben nicht nur die Basics gefehlt, sondern alles"
Die tabellarische Lage spitzt sich Woche für Woche zu, was der Mannschaft auch bewusst sei, so Ritter: "Es ist sehr gefährlich, aber nicht erst seit heute. Wir sind schon länger unten drin, die Stimmung ist schon länger gekippt. In der ersten Halbzeit war die Stimmung gut, die Fans haben gesehen, dass wir alles gegeben haben und uns in alles reingeschmissen haben, aber über 90 Minuten ist das dann zu wenig. Wir haben heute verdient verloren. Es wäre wichtig, viel weniger Gegentore zu bekommen und endlich einmal zu Null zu spielen."
Einen frustrierenden Nachmittag erlebte Keeper Julian Krahl, der sich wie so oft in den letzten Wochen nach dem Spiel verärgert zeigte: "In der zweiten Halbzeit war weder das Umschalten da noch das Verteidigen. Wenn man 0:4 zu Hause auf den Sack bekommt, haben nicht nur die Basics gefehlt, sondern alles andere auch. Es wird jetzt noch knackiger als vorher schon. Wir haben wieder ein Spiel weniger, in dem wir Punkte holen können."
Kommenden Samstag tritt der FCK zum "Abstiegsgipfel" bei Hansa Rostock an. Bis dahin hat das Trainerteam um Friedhelm Funkel eine Menge Arbeit.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 19:53 Uhr:

FCK-Legende und Weltmeister: Betze gedenkt Andy Brehme
Der 1. FC Kaiserslautern und seine Fans bereiten Andreas Brehme vor dem Spiel gegen den Karlsruher SC ein würdiges Andenken. Nach dem Derby dominiert erneut der Frust - viele Anhänger haben Redebedarf.
Es war der vergangene Dienstag, als die Fußballwelt in einer ansonsten extrem aufgeregten Woche für einen Moment und in seltener Einigkeit inne hielt. Im ganzen Land reagierten die Menschen geschockt auf den frühen Tod von Andreas Brehme, der im Alter von nur 63 Jahren gestorben ist. Als Siegtorschütze im WM-Finale 1990 und einer der besten Außenverteidiger der Welt war Brehme in seiner aktiven Karriere deutschlandweit und international ein gefeiertes Fußball-Idol.
Noch etwas mehr gilt das für seine sportlichen Wirkungsstätten wie unter anderem Kaiserslautern, wo der gebürtige Hamburger gleich zweimal als Spieler aktiv war, dabei Real Madrid mit 5:0 schlug, sowohl den DFB-Pokal 1996 als auch die Deutsche Meisterschaft 1998 gewann und später auch als Trainer noch einmal zurückkehrte.

"Deutscher Meister, Pokalsieger, Weltmeister - Ruhe in Frieden Andy Brehme", heißt es auf einem Spruchband, das zur Schweigeminute zu Spielbeginn in der Westkurve gezeigt wird. Auf einem weiteren ist zu lesen: "Idol für Generationen. Mach’s gut, Andi". Zu sehen ist auch eine Fahne mit einem Brehme-Konterfei, in der gleichen Aufmachung wie die Fahnen für Ronnie Hellström, Horst Eckel und Norbert Thines. Außerhalb des Stadions hat der FCK am Denkmal für die 54er-Weltmeister einen Kranz und ein Porträt aufgebaut. Viele Fans stellen hier Kerzen auf und halten kurz inne. Die Roten Teufel spielen zu Ehren des Weltmeisters gegen den KSC komplett in Schwarz, beide Mannschaften tragen zudem einen Trauerflor.

Abschied nehmen die Lautrer Fans am Derby-Nachmittag mit weiteren Spruchbändern auch von Gerhard Ahrens und Christoph "Wutti" Wuttke. Der gebürtige Niedersachse Ahrens war Mitglied der legendären Walter-Elf in der alten Oberliga Südwest und wurde 91 Jahre alt. Wutti war leidenschaftlicher Betze-Fan von der "Berliner Bagaasch" und beruflich unter anderem als Fananwalt in der Szene aktiv. Noch ein Spruchband hat den umstrittenen Polizeieinsatz gegen Anhänger des HSV auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel in Rostock vor einer Woche zum Thema.

Auch die letztlich erfolgreichen Fanproteste gegen die Investoren-Pläne der DFL sind beim Derby ein weiteres und vorerst letztes Mal präsent. Mit einem an der Straße "Zum Betzenberg" angebrachten Spruchband bedanken sich die Lautrer Ultras für die Solidarität der FCK-Fans: "Der Fußball hat gesiegt! Danke für eure Solidarität mit den Protesten, FCK-Fans! Scheiß DFL!" Zu Beginn der zweiten Halbzeit werden in der Westkurve und im Gästeblock weitere Banner gezeigt mit der Aufschrift "Der Fußball hat gesiegt!"


Mit 49.327 Zuschauern ist das Fritz-Walter-Stadion gegen den KSC zum dritten Mal in dieser Liga-Saison ausverkauft, dazu gab es bislang zwei ausverkaufte Pokal-Partien. Beim weit überwiegenden Teil regiert nach den ernüchternden 90 Minuten und einem 0:4-Debakel danach der pure Frust. Als sich die Mannschaft nach Spielende in Richtung Kurve bewegt, springen rund 40 bis 50 Anhänger in den Innenraum und stellen die offensichtlich ratlos wirkenden Spieler zur Rede. Alles bleibt friedlich und rein verbal, aber dennoch intensiv.
Ganz anders ist die Stimmung natürlich im Gästeblock, wo der deutliche Auswärtssieg in den Schlussminuten und nach dem Abpfiff ausgelassen gefeiert wird. 5.000 Anhänger sind aus dem Badischen mit in die Pfalz gekommen. Mit einem "30 Jahre Ultras"-Spruchband gratulieren die Karlsruher im Spielverlauf den befreundeten Anhängern von Sturm Graz, die mit einer Zaunfahne ebenfalls im Fritz-Walter-Stadion vor Ort sind. Auf Lautrer Seite sind rund 60 befreundete Ultras von der "Horda Frenetik" aus Metz beim Derby zu Gast.

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Heimspiel gegen den Karlsruher SC:
- Fotogalerie | 23. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC
Quelle: Der Betze brennt