
Pleite nach Pokal-Rausch: FCK verliert 1:2 in Elversberg
Der 1. FC Kaiserslautern hat nach zwei magischen Flutlicht-Abenden erneut einen Offenbarungseid im tristen Zweitliga-Alltag geliefert. Nach dem 1:2 (1:1) bei der SV Elversberg schwebt die Grammozis-Elf weiter in höchster Abstiegsgefahr.
Nach offener Anfangsphase mit Chancen auf beiden Seiten hatte Paul Wanner die Elversberger ohne große Gegenwehr im Strafraum von Tobias Raschl, Almamy Touré und Tymo Puchacz in Führung gebracht (19.). Maurice Neubauer war zuvor auf der linken Außenbahn Jan Elvedi davongelaufen. Lautern war nun von der Rolle - sollte nach einem großen Flutlicht-Highlight schon wieder der Rückschlag im vermeintlich tristen Zweitliga-Alltag folgen? Auch eine fünfminütige Spielunterbrechung - die FCK-Fans beteiligten sich mit aufs Spielfeld geworfenen Zitronen am bundesweiten Protest gegen den geplanten DFL-Investor - konnte die Roten Teufel zunächst nicht wiederbeleben. Nach weiteren Chancen für die SVE fiel dann aber doch noch der zu diesem Zeitpunkt überraschende Ausgleich: Richmond Tachie und Ragnar Ache behaupteten den Ball vorne gegen die komplette SVE-Abwehr, Ache zog von der Strafraumgrenze aus ab und setzte den Ball in den Winkel - das 1:1 in buchstäblich letzter Sekunde (45.+6).
Doch auch diesmal nutzte dem FCK die folgende Verschnaufpause nichts. Nach zunächst verhaltenem Wiederbeginn verursachte Almamy Touré einen Handelfmeter, den Thore Jacobsen problemlos zum 2:1 für Elversberg verwandelte (57.). Vor 11.150 Zuschauern, darunter mehr als 4.000 Betze-Fans im ausverkauften Waldstadion an der Kaiserlinde sah es nun von Minute zu Minute mehr nach der nächsten FCK-Niederlage aus. Vorne ging beim Team von Dimitrios Grammozis gar nichts mehr und hinten wirkte der Defensivverbund zeitweise wie ein Hühnerhaufen. Während die Gastgeber mehrfach große Chancen auf die Vorentscheidung vergaben, kam bei den Lautrern nicht mehr mehr als ein paar knapp verpasste Hereingaben zustande. Nach einer relativ wilden Schlussphase und sechs Minuten Nachspielzeit blieb es bei der 1:2-Pleite aus Sicht des FCK.
Mit 21 Punkten stehen die Roten Teufel nur noch hauchdünn vor Rostock auf Platz 16 und Braunschweig auf Platz 17. Nächster Gegner ist am kommenden Samstag im Fritz-Walter-Stadion der Tabellen-6. aus Paderborn.
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Quelle: Der Betze brennt
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- Statistik zum Spiel: SV Elversberg - 1. FC Kaiserslautern 2:1
Ergänzung, 17:58 Uhr:

Foto: Neis/Eibner
Stimmen zum Spiel
Hengen alarmiert: "Dürfen uns nicht in die Tasche lügen"
Der 1. FC Kaiserslautern hat die kleine Euphorie nach den jüngsten Erfolgen zunichte gemacht und rutscht immer tiefer in den Abstiegskampf. Nach dem 1:2 bei der SV Elversberg zogen die Protagonisten teils widersprüchliche Fazite.
"Wir sind mit die schwächste Auswärtsmannschaft und heute hat man auch gesehen warum. Wir geben dem Gegner zu viele Chancen. Dann brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du hinten liegst. Und dann, wenn wir müssen, dann zeigen wir unser Können. Aber du musst von Anfang an auf Sieg spielen, dann verdienst du es dir auch - und heute haben wir es nicht verdient", haderte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen in den Container-Katakomben des Waldstadions an der Kaiserslinde nach der sechsten Auswärtsniederlage in Serie. Nicht nur, dass der Vorsprung auf die Plätze 16 und 17 weiterhin nur einen mickrigen Punkt beträgt - auch die Chance, mit einem Sieg den Aufsteiger aus Elversberg nochmal mit unten reinzuziehen, wurde liegen gelassen. Und das nur vier Tage nach dem furiosen Pokal-Erfolg in Berlin (3:1), neun Tage nach dem vermeintlichen Liga-Befreiungsschlag gegen Schalke (4:1). Hengen bemängelte die Einstellung der Mannschaft: "Klar hätten wir auch noch ein Unentschieden holen. Aber wir müssen schnellstens das Mindset ändern, dass wir auf den Platz gehen, um das Spiel zu gewinnen - und nicht um es nicht zu verlieren."
Krahl: "Überragend im Sinne von Laufbereitschaft, Einsatzwille"
Das sahen die Spieler teilweise anders als ihr Chef. Torhüter Julian Krahl stellte sich im Mediengespräch mit lauter Stimme vor seine Kollegen und gegen eventuelle Vorwürfe: "Ich muss meine Mannschaft in Schutz nehmen: Wir haben ein überragendes Spiel gemacht im Sinne von Laufbereitschaft, Einsatzwille, da waren wir genau gleichauf. Die Elversberger haben es einen Ticken effizienter gemacht, vor allem vor dem Tor, und sie haben weniger Fehler gemacht als wir. Das war heute der Grund, und das hat nichts mit Einstellung oder Emotion zu tun. Das lasse ich nicht auf die Jungs kommen und das ist scheiße, wenn man sowas sagt."
Ob man den Pokal-Triumph gegen Berlin in irgendeiner Hinsicht trotzdem als Aspekt für die - wie schon in den Runden zuvor - darauf folgende Niederlage in der Liga heranziehen kann? Für Krahl zumindest nicht in mentaler Hinsicht, aber: "Wir haben uns am Mittwoch die Lunge aus dem Hals gerannt und vor 80.000 Berlinern den Arsch aufgerissen. Da ist es logisch, dass wir heute hier nicht bei 100 Prozent Fitness sind - das ist ganz normal."
Grammozis: "Ich werde jetzt nicht alles in Frage stellen"
"Die Überlegung zu rotieren war natürlich da. Aber die Spieler haben uns nicht den Eindruck gegeben, dass sie zu kaputt waren", sagte hingegen Trainer Dimitrios Grammozis. In der Halbzeitpause hatten die Roten Teufel noch einen psychologischen Vorteil, weil Ragnar Ache mit einem sehenswerten Fernschuss (45.+6) die zu diesem Zeitpunkt verdiente SVE-Führung von Paul Wanner (19.) überraschend ausgleichen konnte. Im zweiten Abschnitt sorgte dann aber ein unglückliches Handspiel von Almamy Touré und der folgende verwandelte Elfmeter von Thore Jacobsen (56.) für die letztliche Entscheidung.
Grammozis: "Es war das erwartet intensive Spiel. Wir haben eine gute Körpersprache gezeigt, es war von Anfang an viel Feuer drin. Die Jungs haben alles reingehauen, aber im letzten Drittel hat das nötige Quäntchen gefehlt. Ich werde jedoch nicht nach einem verlorenen Spiel alles in Frage stellen. Nach den zwei gewonnenen Spielen war nicht alles top und jetzt ist auch nicht alles schlecht. Wir müssen weiter arbeiten."
Ritter: "Natürlich muss der Blick auf die Tabelle Sorgen machen"
"Wir waren vom Kopf her da und haben das Spiel heute angenommen, auch wenn es etwas ganz anderes war als die zwei Highlight-Spiele zuvor. Nach vorne hatten wir aber nicht so viel Durchschlagskraft, der letzte Pass und das Quäntchen Glück haben gefehlt. Hinten haben wir Elversberg zwei, drei Mal eingeladen und dass die nicht blind sind, weiß denke ich jeder. So gehen wir dann mit null Punkten nachhause", lautete das Resümee von Marlon Ritter. Dennoch gab der Interimskapitän auch mit Blick auf die Tabelle zu: "Natürlich muss man sich Sorgen machen. Wenn man wie wir jetzt schon längere Zeit da unten steht, mit so wenigen Punkten, dann muss man sich Sorgen machen. Aber wir haben schon oft genug gesehen und gezeigt, dass wir es besser können. Nächste Woche gegen Paderborn haben wir die nächste Chance und da wollen wir zuhause wieder drei Punkte holen."
Der unter anderem auch von Ragnar Ache ("Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Der Elfmeter war unglücklich.") geäußerten These, dass der FCK ein gutes Spiel gezeigt habe, widersprach Thomas Hengen: "Das habe ich von oben nicht ganz so gesehen. Trotz Pokalspiel unter der Woche müssen wir uns heute mehr reinbeißen. Wir haben vorne zu wenig Freistöße rausgeholt, am Schluss zu hektisch gespielt und nur noch Langholz ausgepackt. Wir dürfen uns nicht in die Tasche lügen und müssen sagen: Das war keine unverdiente Niederlage."
Hengen: "Im Abstiegskampf muss man mehr kämpfen und beißen"
"Es ist immer schwer, im Kopf klar zu bleiben, wenn du die ganze Woche gehypt und gefeiert wirst. Das heute ist unser tägliches Brot und es ist das Wichtigste, die Liga zu halten. Den Pokal können wir erstmal ganz weit weg in die Schublade legen, der interessiert jetzt überhaupt nicht", ergänzte der Geschäftsführer mit Blick auf den Spagat zwischen Liga und Pokal. Hengen: "Es ist Abstiegskampf - da muss ich mehr kämpfen und mehr beißen."
» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel bei der SV Elversberg
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 05.02.2024:

Foto: Eibner/Neis
Blick in die Kurve: Wenn das Leben Dir Zitronen gibt ...
"Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach Limonade draus", dieser Kalenderspruch könnte im doppelten Sinne für den Auftritt des FCK in Elversberg stehen. Zumindest die Fans machten das Beste aus dem ersten Pflichtspiel-Ausflug zu den Saarländern.
Exakt 2.001 Karten hatte der 1. FC Kaiserslautern für die Gästetribüne hinter dem Tor bekommen, aber mindestens doppelt so viele Betze-Fans waren im Stadion, vielleicht auch noch ein paar mehr - obwohl der Verkauf der Heimtickets strikt auf Vereinsmitglieder und Dauerkartenbesitzer der SV Elversberg beschränkt war. Zweifellos hätten die FCK-Anhänger das Waldstadion an der Kaiserlinde auch ganz alleine füllen können, aber mehr war eben nicht drin.
Viele Zuschauer waren schon weit vor Stadionöffnung in der 13.000-Einwohner-Gemeinde Spiesen angekommen, wohl um dem erwarteten Anreisechaos zu entgehen. Die ersten fanden noch Parkplätze in Stadionnähe, die meisten mussten aber die Park-and-Ride-Busse aus den Nachbarorten in Anspruch nehmen. Den Gästeblock beflaggten die Lautrer Ultras mit dem von Heimspielen bekannten rot-weiß hinterlegten Banner "1. FC Kaiserslautern - Unzerstörbar", dazu gab es zum Intro zahlreiche Schwenkfahnen und das schon beim Heimspiel gegen Schalke gezeigte Banner mit dem Rückrunden-Motto: "Gemeinsam zum Klassenerhalt - Gemeinsam unzerstörbar!"

Nach einer halben Stunde beteiligten sich die FCK-Ultras am auch diese Woche wieder bundesweit durchgeführten Protest gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der DFL. Zum Spruchband "DFL-Investoren machen uns sauer!" wurden Zitronen auf den Rasen geworfen, was zu einer fünfminütigen Spielunterbrechung führte, die von Schiedsrichter Deniz Aytekin und den anderen Akteuren aber ebenso wie von den Fans ohne großen Stress rumgebracht wurde. Zitronen lieferte leider auch der FCK auf dem Platz ab, wo zwar zwischenzeitlich der umjubelte 1:1-Ausgleich gelang, am Ende aber eine verdiente 1:2-Niederlage gegen den zuletzt meist punktlosen Aufsteiger stand. Als die Mannschaft nach dem Spiel im Nieselregen zum Gästeblock kam, hatten viele Fans diesen schon verlassen. Die verbliebenen spendeten aufmunternden Applaus an das Team, das wenige Tage zuvor noch so begeistert hatte und nun doch wieder enttäuschte.

Die ansonsten recht unauffälligen Elversberger Fans konnten einen neuen Vereinsrekord bejubeln: Dank der erstmals geöffneten neuen (Stahlrohr-)Haupttribüne war das Waldstadion an der Kaiserlinde mit 11.150 Zuschauern ausverkauft, so viele wie nie zuvor in Elversberg. Wer als FCK-Fan die früheren Auftritte in Testspielen oder mit der zweiten Mannschaft miterlebt hat, fand in den letzten 20 Jahren häufig irgendeine neue Tribüne vor. In Erinnerung bleibt außerdem die überlaute Stadionmusik ("Sweet Caroline"), die auf den Rängen fast für mehr Stimmung sorgte als das eigentliche Spiel.

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in Elversberg:
- Fotogalerie | 20. Spieltag: SV Elversberg - 1. FC Kaiserslautern
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 05.02.2024:

Foto: Eibner/Neis
Spielernoten SVE-FCK: Wie bewertet Ihr die FCK-Leistung?
Die Meinungen gehen auseinander: Haben die FCK-Spieler in Elversberg eine ordentliche Leistung gezeigt oder war es einfach zu wenig? Wir blicken auf die Noten von "Rheinpfalz", "Kicker" und von den Betze-Fans.
Auf Der Betze brennt wurden von den Anhängern auch diesmal wieder deutlich über 2.000 Einzelnoten abgegeben, mit denen das Match des 1. FC Kaiserslautern beim zuvor fünf Spiele sieglosen Aufsteiger SV Elversberg (1:2) bewertet wurde. Torhüter Julian Krahl hatte hernach einen guten Auftritt seines Teams gesehen ("Wir haben ein überragendes Spiel gemacht im Sinne von Laufbereitschaft, Einsatzwille"), erntete dafür allerdings Widerspruch von Geschäftsführer Thomas Hengen ("Es ist Abstiegskampf - da muss ich mehr kämpfen und mehr beißen"). Zumindest bezüglich Krahl herrscht weitgehende Einigkeit über seine persönliche Leistung, mit der er eine höhere Niederlage des FCK verhinderte: Bei den Fans ist der Torhüter mit einem Notenschnitt von 2,1 der "Teufel des Tages", ebenso sehen es die Journalisten von "Rheinpfalz" (2) und "Kicker" (2,5). Seine Chance nicht nutzen konnte der für den gesperrten Julian Niehues in die Startelf gerückte Tobias Raschl (DBB: 4,4 / Rheinpfalz: 5 / Kicker: 4). Auch Almamy Touré (4,5 / 4,5 / 4,5) und Frank Ronstadt (4,5 / 4,5 / 4) schneiden schlecht ab.
» Zur kompletten Notenübersicht: SV Elversberg - 1. FC Kaiserslautern

Die DBB-Noten zum Heimspiel gegen Schalke können noch bis heute, 15:15 Uhr abgegeben werden: Zur Notenabgabe SVE-FCK.
Quelle: Der Betze brennt / Rheinpfalz / Kicker