
Schlagabtausch auf dem Betze: FCK und HSV spielen 3:3
Der 1. FC Kaiserslautern liegt gegen den Hamburger SV schon mit 3:1 in Führung, muss sich nach packenden 90 Minuten aber mit einem 3:3 (2:1) begnügen. Julian Krahl patzt beim Ausgleich. Danach fehlen Zentimeter zum vierten Treffer.
FCK-Trainer Dirk Schuster baute die Startelf im Topspiel wie erwartet auf zwei Positionen um. Klar war die Hereinnahme von Terrence Boyd für den verletzten Ragnar Ache in der Spitze. Zudem begann Kevin Kraus in der Abwehrkette, Boris Tomiak rückte nach vorne ins Mittelfeld auf die Position von Julian Niehues, der zunächst auf der Bank Platz nahm.
Vor 49.327 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion hatten die Gäste aus Hamburg den etwas besseren Start und gingen in der 12. Minute auch in Führung. Bakery Jatta brachte eine Hereingabe von rechts vor den Lautrer Kasten, wo der frühere FCK-Spieler Robert Glatzel das Leder zum 0:1 über die Linie drückte (10.). Die Antwort der Roten Teufel ließ nicht lange auf sich warten. Eine Ecke landete bei Tomiak, dessen Abschluss mit etwas Glück vom Innenpfosten zum 1:1 ins Netz sprang - nach 13 Minuten war die Partie wieder völlig offen. Die nächste Aktion gehörte wieder dem HSV. Nach einem Eckball auf der anderen Seite kam Jonas Meffert zum Kopfball und setzte seinen Versuch an die Latte (21.). Weitere drei Minuten später drehte der FCK die Partie. Nach einem Fehler von Dennis Hadzikadunic konnte Richmond Tachie von rechts flanken. Am kurzen Pfosten verpassten alle, doch dahinter lauerte Marlon Ritter und schob den Ball ohne Mühe vor der Westkurve zum 2:1 in die Maschen (24.).
Nach Wiederbeginn mussten die Lautrer zunächst eine brenzlige Situation überstehen. Jan Elvedi klärte einen Versuch mit der Hacke von Glatzel vor der Linie (49.). Direkt anschließend setzte Tobias Rasch einen Distanzschuss von der Strafraumgrenze nur knapp drüber (51.), ehe wieder Raschl mit einem langen Ball Boyd auf die Reise schickte. Der Angreifer spielte die Eins-gegen-Eins-Situation gegen Hadzikadunic ganz stark und überwand HSV-Schlussmann Daniel Heuer-Fernandes per Flachschuss zum 3:1 (54.). Entschieden war die Partie aber noch lange nicht. In der 65. Minute bekam der FCK keinen Druck auf Passgeber Meffert und Glatzel verkürzte mit seinem zweiten Treffer auf 3:2. Und es kam noch bitterer. Miro Muheim schlug in der 73. Minute einen langen Ball in den Strafraum. FCK-Keeper Julian Krahl berechnete den harmlosen Ball völlig falsch und die Kugel landete zum 3:3-Ausgleich im Netz. Die beiden letzten Großchancen des Schlagabtauschs hatten dann aber wieder die Gastgeber. Doch Aaron Opoku (89.) und Jean Zimmer (90.) fehlten bei ihren Abschlüssen jeweils Zentimeter zum Erfolg.
Schon am Dienstag geht es für die Roten Teufel mit dem nächsten Topspiel weiter. Dann kommt ab 20:45 Uhr der 1. FC Köln zum Pokal-Schlager ins Fritz-Walter-Stadion.
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Quelle: Der Betze brennt
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- Statistik zum Spiel: 1. FC Kaiserslautern - Hamburger SV 3:3
Ergänzung, 0:40 Uhr:

Stimmen zum Spiel
"Wir hatten sie": Teufel hadern weiter mit der Balance
Der 1. FC Kaiserslautern liefert gegen den Hamburger SV das nächste mitreißende Spiel, gibt aber erneut eine Führung aus der Hand. Trainer und Spieler sehen viel Positives, auch wenn es defensiv weiter Luft nach oben gibt.
Schuster: "Es geht nicht von heute auf morgen"
Trainer Dirk Schuster hatte viele lobende Worte für die Leistung seiner Mannschaft. An der richtigen Balance zwischen Offensive und Defensive müsse man aber weiter arbeiten: "Ich würde auch gerne mal wieder zu Null spielen. Wir haben nicht mehr diese unendliche Liebe zum Verteidigen. Die ist uns ein bisschen abgegangen zugunsten eines optisch besseren Fußballspiels. Da die richtige Balance zu finden, da arbeiten wir dran. Aber das ist ein Prozess, das geht nicht von heute auf morgen. Wir haben uns nach zehn, 15 Minuten richtig gut in die Partie gebissen und wollten das in der zweiten Halbzeit fortführen, wohlwissend, dass der HSV kommen wird. Insofern tat das Tor zum zwischenzeitlichen 3:1 richtig gut. Es freut mich für Terrence und ich hoffe, dass jetzt der Knoten bei ihm geplatzt ist. Fußball ist ein Fehlerspiel. Wir haben von Fehlern des HSV profitiert, die Hamburger haben von unseren Fehlern profitiert. Wir waren aber gewillt, das Spiel noch zu gewinnen und hatten am Ende auch noch zwei hochkarätige Einschuss-Chancen. Es war ein Spektakel. Auch wenn ich mir einen anderen Ausgang gewünscht hätte."
Boyd: "Bei einem Arschwackler hat er angebissen"
Terrence Boyd betonte ebenfalls den spielerischen Schritt nach vorne. Sein erstes Saisontor kommentierte er in typischer Boyd-Manier: "Wir können uns nicht beschweren, wie wir spielen, wie wir uns reinschmeißen. Wir haben auch spielerisch einen Schritt gemacht. Wir beschweren uns jetzt, dass wir gegen Düsseldorf und Hamburg nicht gewinnen. Aber diese Spiele zeigen doch, dass wir als Klub vorankommen. Trotzderm ist es scheiße. Wir hatten sie. Und am Ende hatten wir auch noch zwei Chancen, um den Sack zuzumachen. Aber das passiert. Es ist eine große Ehre, vor so einer Kulisse spielen zu können und gemeinsam mit den Fans aus dem Stadion so einen Hexenkessel zu machen. Wir müssen noch gieriger sein, dem Gegner das Leben noch schwerer machen. Das ist aber eine Geschichte für die gesamte Mannschaft, nicht nur für die Verteidigung. Bei meinem Tor habe geschaut, wo mein Gegenspieler anbeißt. Bei einem Arschwackler hat er angebissen und ich habe die richtige Ausfahrt genommen und dann war er drin. Das Glück ist eben mit dem Tüchtigen."
Marlon Ritter würde auch gerne mal ohne Spektakel gewinnen und hatte aufbauende Worte für Torwart Julian Krahl, der beim Ausgleichstreffer zum 3:3 entscheidend patzte: "Wir haben ein gutes Spiel gemacht und führen kurz nach der Pause mit 3:1. Jetzt stehen wir nur mit einem Punkt da, aber mit der Leistung kann man zufrieden sein. Ich würde gerne auch mal 1:0 zu gewinnen. Leider kriegen wir es momentan nicht hin, unser Tor so gierig zu verteidigen, wie wir es in der Hinrunde der letzten Saison gemacht haben. Ich glaube, wenn Julian [Krahl] den Fehler nicht macht, gewinnen wir. Aber Fußball ist ein Mannschaftssport, wir machen alle Fehler. Beim Torwart sieht es eben immer schlimmer aus. Wir machen ihm da keinen Vorwurf."
Raschl: "Hätten aus den letzten beiden Spielen vier Punkte mitnehmen müssen"
Tobias Raschl trauerte der wie schon beim 3:4 in Düsseldorf vergebenen Führung hinterher, hat aber schon wieder Lust auf den Kracher am Dienstag: "Wenn du 3:1 führst, darfst du so ein Spiel nicht mehr aus der Hand geben. Wir müssen weiter drücken, nicht zu passiv werden. Deshalb ist es schon enttäuschend, dass es nur ein Punkt geworden ist. Alles in allem kann man aber schon sagen, dass das Unentschieden gerecht ist. Wir müssen schauen, dass wir kompakter werden. Das fängt vorne bei den Stürmern an. Wir müssen im Verteidigen generell aktiver sein. Es ist sehr ärgerlich, dass wir nach den beiden letzten Spielen jetzt mit einem Punkt dastehen. Da hätten wir mindestens vier mitnehmen müssen. Jetzt haben wir noch mehr Bock auf das nächste Spiel am Dienstag gegen Köln im Pokal."
» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Heimspiel gegen den Hamburger SV
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 29.10.2023:

Blick in die Kurve
Der Betzenberg als würdiger Rahmen für ein Fußballfest
Ein ausverkauftes Fritz-Walter-Stadion, zwei bestens aufgelegte Fanlager und stimmungsvolle Intros auf beiden Seiten. Die Atmosphäre beim Klassiker 1. FC Kaiserslautern gegen Hamburger SV steht dem Spektakel auf dem Rasen in nichts nach.
Das Heimspiel gegen den HSV zählt wie im Vorjahr sicher zu den Highlights im Saisonplan der Roten Teufel. Und natürlich haben sich die FCK-Anhänger auch für dieses Spiel etwas Besonderes ausgedacht. Zum Einlaufen der beiden Mannschaften zum Flutlichtspiel wehen in der Westkurve neben den üblichen großen Schwenkfahnen auch unzählige rot-weiße Stofffahnen. Dann schießen nach einem gemeinsamen Countdown rund 300 Konfetti-Kanonen Papierschlangen und Konfetti in den Abendhimmel. Südamerika-Atmosphäre auf dem Betzenberg.

Die Stimmung im mit 49.327 Zuschauern erstmals in dieser Saison restlos ausverkauften Fritz-Walter-Stadion ist auch ansonsten eines Spitzenspiels würdig. Nach dem Schock des frühen Rückstands drehen Mannschaft und Fans mächtig auf. Als dann Publikumsliebling Terrence Boyd zu Beginn des zweiten Durchgangs auf 3:1 stellt, fliegt auf dem Betze regelrecht das Dach weg. Man kann in etwa erahnen, was auf dem Berg los gewesen wäre, hätte der Ball bei einer der beiden finalen Großchancen des FCK den Weg zum 4:3 ins Netz gefunden. Aber auch so machen die Lautrer Fans und ihr Stadion an diesem Abend einmal mehr mächtig Werbung in eigener Sache.


Ihren Teil zur tollen Stimmung tragen auch die rund 7.000 Anhänger des HSV bei. Knapp 5.000 finden sich im offiziellen Gästebereich ein, die restlichen geschätzt rund 2.000 sitzen daneben in Block 19.1 und punktweise im gesamten Stadion verteilt, meist zusammen mit befreundeten FCK-Fans, die ihnen auch die Karten besorgt hatten. Der ordentlich beflaggte Gästebereich zeigt zum Intro ein zweiteiliges Banner mit den aus dem Genesis-Song "Land of Confusion" stammenden Zeilen: "This is the world we live in" und "These are the hands we're givin" sowie eine Pyroshow. Auch im weiteren Spielverlauf zünden die Hamburger immer wieder Bengalos. Mitte der ersten Halbzeit ist im Gästeblock zudem ein Spruchband mit der Aufschrift "Hasemann unvergessen!" zu sehen, in Gedenken an den im April 2022 verstorbenen Vorsänger der Lautrer Westkurve. Eine Aktion, für die sich zunächst die Ultras, dann weite Teile der Kurve und auch viele Zuschauer auf den Sitzplätzen mit lang anhaltendem Applaus bedanken.


Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Heimspiel gegen Hamburg:
- Fotogalerie | 11. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern - Hamburger SV
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 29.10.2023:

Boyds Solo und Krahls Patzer: Die Noten zum HSV-Spiel
Dieses Spiel hatte fast alles zu bieten. Beim 3:3 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Hamburger SV stehen mehrere Akteure speziell im Fokus, was sich auch an den Spielernoten ablesen lässt: Von Zwei bis Fünf ist alles dabei.
Ausgerechnet Julian Krahl. Der Schlussmann der Roten Teufel, der bei seinen zuvor acht Startelf-Einsätzen satte fünf Mal mit der Eins vor dem Komma benotet wurde, verspielte mit seinem skurrilen Fehler beim Rauslaufen die 3:2-Führung seiner Mannschaft. Bei rund 3.000 abgegebenen Einzelnoten der FCK-Fans auf Der Betze brennt kommt Krahl im Durchschnitt auf eine 4,0, die Journalisten von "Rheinpfalz" und "Kicker" geben ihm wegen der spielentscheidenden Szene eine glatte 5. Entweder Held oder Depp, so ist es eben oft als Torwart. "Ich schätze den Ball einfach falsch ein, bin zu weit vorne, komme nicht mehr zurück und dann schlägt es ein. Wenn du das 3:3 so bekommst, bist du unglücklich", sagte der 23-Jährige anschließend bei "Sky".
Einer der tatsächlichen Helden beim Spektakel gegen Hamburg war Terrence Boyd, der nach der Verletzung von Ragnar Ache sofort zur Stelle war und mit einem tollen Solo von der Mittellinie das zwischenzeitliche 3:1 markierte. Von den Anhängern erhält er dafür mit 2,1 die Bestnote des Tages, auch bei den Pressevertretern ist der 32-Jährige mit einer 2,5 weit vorne dabei. Besser sieht die schreibende Zunft nur Marlon Ritter mit einer glatten 2, der bei den Fans wiederum mit einer 2,2 nur unwesentlich schlechter wegkommt. Der 29-Jährige hatte für die zwischenzeitliche 2:1-Führung gesorgt, vor dem Boyd per Kopf noch knapp verpasst hatte, Ritter aber dahinter stehend die Flanke von Richmond Tachie (DBB: 2,2 / Rheinpfalz: 3 / Kicker: 3) über die Linie drücken konnte.
» Zur kompletten Notenübersicht: 1. FC Kaiserslautern - Hamburger SV

Quelle: Der Betze brennt / Rheinpfalz / Kicker