Anbei mal aus dem beim HSV-Spiel erlebten, meiner Betze-Erlebnisse der letzten Jahrzehnte, dem hier in dem Thread und auch dem STT zum HSV-Spiel gelesenen und ganz allgemein zu beobachtender "gesellschaftlicher Phämome", mein Gedanken-Quark zum Thema "Überfüllung in der West" und Sektorentrennung.
Sorry schon jetzt, dass der Post wieder ein bisschen länger wird, aber vielleicht empfindet ja der ein oder andere den ein oder anderen Schnipsel daraus interessant für die eigenen Überlegungen zu diesem Thema.
1. Ja, in der Westkurve war es schon immer "kuschelig", eng, etwas "wild" und es wurden auch schon immer Leute da rein geschmuggelt. Das war schon in den 80ern so, als man noch über die Wiese von oben in die Kurve lief. Während meiner Westkurven-DK-Zeit Ende der 80er bis Mitte 90er haben wir das auch gemacht. Ich denke mal das war schon bei Fritz Walter so (sorry für den Kalauer).
Der Verein hat das immer geduldet und drückt da bis zu einem gewissen Grad bis heute ein Auge zu.
Insbesondere da die Thematik mit der aus Fansicht "unglücklichen" Dachkonstruktion nach dem Umbau zur WM 2006 durchaus nachvollziehbar ist und dem Verein auch bekannt ist seit 15 Jahren. Die Diskussionen gab es damals nämlich auch schon, denn damals war die Bude zu Bundesligazeiten auch durchaus ein paar Mal ausverkauft, die West sowieso und auch da gab es schon immer die "typische" Lücke oben im 10.4. beim Blick auf die West. MMn ist dieser Teil des "Wanderns" von oben nach unten auch ein Stück weit mit einkalkuliert, zumindest erkläre ich mir so die "Sitzplätze" in 5.1 und 10.1.
Dazu passt auch das Erlebte beim Heimspiel gegen Darmstadt. Da hatte ich die Dauerkarte eines Bekannten, der nicht konnte und war damit seit über 10 Jahren das erste Mal wieder in der Westkurve. Hatte mich eher auf "Kuscheligkeit" eingestellt und habe mich dann schon gewundert, dass in 6.1 soviel Platz war, dass man da hätte Walzer tanzen können und man bequem Richtung 7.1 'rübermachen' konnte.
2. Dazu kommt dann das "Geschmuggel" von den anderen Teilen des Stadions in die West. Auch das wird es vermutlich immer schon gegeben haben, dürfte aber den Kohl nie wirklich fett gemacht haben bei "normal attraktiven" Spielen. Und bei Highlight-Spielen, von denen es in den letzten Jahren ja nicht wirklich viele gab, war's dann halt noch ein bisschen mehr "kuschelig". Denke mal so das erste Saisonspiel gegen Hannover oder auch das Heimspiel gegen Heidenheim könnten solche Spiele gewesen sein. Das mögen die Einen schon als grenzwertig oder "drüber" empfunden haben, Andere als mollig "gemütlich".
3. Dann kommt der für mich entscheidende Punkt, der das Fass dann zum Überlaufen gebracht hat. Nämlich das absolute Saison-Highlight, ach was sag ich, DAS Highlight der letzten 10 Jahre, Samstag Abend, Flutlicht, Traditionstag, Höhepunkt einer geilen Saison ... und ... jeder Dauerkarteninhaber, der bei der Kartenlotterie zum Zug gekommen ist, konnte bis zu
6 (!) Freunde und Bekannte "einladen" mitzukommen zu diesem einmaligen Erlebnis, von dem man nicht weiß, ob und wann das nochmal wieder kommt. Und natürlich haben diese Zusatz-Karten reißenden Absatz gefunden. Und "natürlich" will man dann als DK-Inhaber der West seinen Freunden das "volle" Betze-Erlebnis bieten und sie nicht auf der Ost, für die man die Zusatzkarten ergattern konnte, "versauern" lassen.
Dazu passt, wir standen in der Ost, dass alleine in unserer Sitzreihe und in der davor und dahinter so ca. 30 Plätze leer waren und dass während unserer dreiviertelstündigen Wartezeit am Getränkestand sich schon eine stark erhöhte Aktivität einiger, meist jugendlicher oder halbstarker Jungs mit Handy am Ohr beobachten ließ, mit Sätzen wie "geehds noch? Kemme ma noch nin? oder "Joo? Ei guud, dann kumme ma riwwer".
Dazu dann noch das ohnehin schon von vielen auch in der West beobachtete und beschriebene gesellschaftliche "Phänomän", dass die Assis und Vollpfosten eher mehr werden als weniger (stark vereinfacht ausgedrückt) und die hinlänglich im STT dargestellten Zustände sind da und der Verein MUSS reagieren.
Mit Sektorentrennung, die viele Unbequemlichkeiten und Probleme für viele Besucher bringen wird, insbesondere vermutlich für die Besucher der - isolierten - West vor dem Spiel.
Drinnen wird's sicherlich erheblich weniger eng und problematisch werden im Vergleich zum letzten Heimspiel. MMn hätte es dafür die Sektorentrennung nicht gebraucht, da es das in Punkt 3 beschriebene "Phänomen" bei einem normal-attraktiven Spiel eh nicht gegeben hätte.
Nun fallen auch die unter Punkt 2 beschriebenen "Wanderungsbewegungen" weg. Mal kucken wie sich das auf die Situation auswirkt, im Vergleich zu den Heimspielen vor dem HSV-Spiel mit ca. 40.000 Gesamtnachfrage. Meine Vermutung ist, dass man diesen Wegfall kaum merken wird. Aber Samstag Abend wissen wir alle, inkl. der Verein mehr, auch was diese Trennung sonst noch so für "Effekte" produziert hat.
Nach vorne weg hoffe ich, dass der FCK diese Maßnahme "nur" als (vorerst) einmaligen wohlgemeinten
Schuss vor den Bug sieht und als "Message" und erzieherische Maßnahme an die Betreffenden, den Bogen nicht (weiter) zu überspannen.
Schlechtstenfalls wird man feststellen, dass sich die Situation IN den Blöcken wieder entspannt hat im Vergleich zum HSV-Spiel (was sehr sicher auch ohne die Sektorentrennung passiert wäre), man klopft sich (mit der mittlerweile ja schon berühmt gewordenen Schulterklopfmaschine

) auf die Schulter, und behält die Trennung bei. Kann ich mir aber nur schwer vorstellen, dass das passiert.
Bin gespannt, Samstag Abend wissen wir alle mehr.