Und schon ist sie da, die erste Euphoriebremse. Wie die meisten hier bin auch ich enttäuscht vom gestrigen "Auftritt", aber ich will jetzt nicht gleich ins Gegenteil verfallen und meinen Frust hier auskübeln.
Dennoch muss ich festhalten, dass dies ein (für mich jedenfalls) unerwartet schlechter Auftritt unserer Mannschaft insgesamt war, mit wenigen Ausnahmen (Götze zb.) Man kann quasi sagen, dass es bei uns gestern hinten und vorne nicht geklappt hat. Also versuche ich mal auf Sachebene meine Gedanken zur Ursachenforschung bezüglich der verdienten Niederlage zu formulieren:
1) Hinten (Abwehr und defensives Mittelfeld)
Götze
muss auf die Sechs mit der Möglichkeit, sich zurückfallen zu lassen und somit auf Dreierkette umzustellen. Wenn Götze als reiner Innenverteidiger in der Viererkette gebunden ist, entsteht sofort eine Lücke zwischen Abwehr und Mittelfeld, was einen zügigen geordneten Spielaufbau unmöglich macht. Da müssten Ritter und Klingenburg schon
beide einen Sahnetag haben, damit das funktioniert und den hatten gestern beide nicht. Das von Antwerpen vorgebrachte Argument, Götze sei konditionell noch nicht ganz so weit, auf der Sechs zu spielen, wurde gestern spätestens nach Götzes Sprint über den halben Platz in der 94. Minute ad Absurdum geführt. Wenn der Junge nicht fit sein soll, was sind dann die anderen?
Also: Wir brauchen in der Startelf 2 Innenverteidiger
und Götze. Tomiak scheint gut anzukommen, also wird der zweite IV Senger oder Kraus sein. Wenn dann einer, momentan Senger, verletzungsbedingt oder gesperrt ausfällt, wird's schon eng im Schacht. Ob man da noch personell nachbessern muss, sollte ein Gesprächsthema für Antwerpen und Hengen sein, aber für mich persönlich ist eines sonnenklar: Götze muss auf die Sechs!!!
2) Mitte (offensives Mittelfeld)
Im Endspurt der letzten Saison (und profitierend vom guten Spielaufbau von Götze auf der Sechs) haben Ouahim und Sessa gewirbelt. Besonders wenn beide gleichzeitig auf dem Platz waren, war unser Spiel im offensiven Mittelfeld kreativ und inspiriert. Wir hatten hervorragende Umschaltmomente, welche den Gegner oft überrumpelt haben. Trotz teilweiser Ballverliebtheit oder manch zu späten Abspiels war es genau diese individuelle Klasse, welche unser Spiel nach vorne belebt und uns Chancen kreiert hat. Ich hoffe, dass Wunderlich den Abgang Oahims als belebendes Element kompensieren kann, aber wissen kann das -Stand heute- niemand.
Die linke Außenbahn ist seit dem Abgang von Florian Pick eine einzige Baustelle, das haben wir auch gestern wieder gesehen. Da kann man nur hoffen, dass Kleinsorge bald fit wird und dann konstant das abrufen kann, was er letzte Saison im Derby gegen die Barackler gezeigt hat. Aber das ist reines Wunschdenken und keinesfalls eine Bank, auf die man setzen kann. An Redondo glaube ich nicht mehr so richtig, Zuck ist definitiv zu langsam dafür und Hanslik ist auch mehr eine Notlösung auf dem Flügel. Ob man auf LA noch personell nachbessern muss, sollte ein zweites Gesprächsthema für Antwerpen und Hengen sein.
3) Vorne (Stürmer)
Ich will jetzt hier nicht auch noch dem Pourie hinterher heulen, zumal die Chemie zwischen ihm und Antwerpen wohl nicht ganz so kuschelig war, wie man es sich wünscht. Aber eines scheint offensichtlich: Sein Abgang wurde nicht adäquat ersetzt. Und das ist jetzt überhaupt nicht abwertend gegenüber dem jungen Kiprit gemeint, der sich ja überhaupt erst noch zeigen muss. Aber kein vernünftig denkender Mensch wird von dem Jungen erwarten dürfen, dass er auf Anhieb die Präsenz eines abgewichsten Haudegens wie Pourier an den Tag legt. Und was Huth betrifft: Ich finde den Jungen sehr sympathisch und würde mir sehr wünschen, dass er mal so langsam anfängt zu zünden. Aber da ist irgendwie der Wurm drin und damit rechnen darf man verständlicherweise nicht...
Wir spielen hauptsächlich mit einem zentralen Stürmer. Was muss dieser können? Ganz einfach:
- Bälle festmachen mit Rücken zum Tor und die nachrückenden Offensivspieler bedienen
- Sinnvolles Pressing der gegnerischen Abwehrspieler
- mittels gutem Laufverhalten Löcher in die gegnerische Abwehr reißen
- Last but not Least: Torgefährlich sein, wenn er denn mal eine Chance hat.
Pourie hat alle vorgenannten Eigenschaften mitgebracht. Nicht zuletzt deshalb wurde er von Antwerpen immer aufgestellt, obwohl dieser ihn offensichtlich nicht leiden kann. Dass der junge Kiprit Potential hat und irgendwann auch diese Abgewichstheit an den Tag legen wird, kann durchaus sein, aber bereits in dieser Saison damit planen sollte man verständlicherweise nicht. Drittes Gesprächsthema für Antwerpen und Hengen.
Fazit:
Antwerpen hat nun zwei Aufgaben:
Intern und unmittelbar muss er Tacheles mit den Spielern reden und dafür sorgen, dass diese die richtige Einstellung an den Tag legen. Kann ja wohl nicht sein, dass wir erst anfangen zu kämpfen, wenn wir fast abgestiegen sind! Dass Götze auf die Sechs muss, wird er nun selbst gemerkt haben, das traue ich ihm zu.
Mit Hengen zusammen muss er die Personalanalyse vornehmen und schnell und klar formulieren, was oder wen er noch braucht, um vorne mitzuspielen.
Hengen hat folgende Aufgaben:
Er muss die Investoren davon überzeugen, Antwerpens Wünsche finanziell zu realisieren und gleichzeitig geeignete Kandidaten für die vakanten Positionen auf dem Schirm haben.
Dass wir unbedingt aufsteigen müssen, dürfte inzwischen jeder kapiert haben. Jedenfalls jeder, der Zahlen von einer Gulaschsuppe unterscheiden kann.
Dass wir auch tatsächlich aufsteigen können, ist seit gestern mehr als ungewiss. Das war ernüchternd. Vor Allem, da wir wir mit Wunderlich und Klingenburg sogenannte "Mentalitätsspieler" verpflichtet haben, wir aber gestern jegliche Mentalität haben vermissen lassen
Dennoch: Weiterhin voller Support, mit der Hoffnung, dass sofort gegengesteuert wird und das gestern ein einmaliger Ausrutscher war
