Investorensuchprozess
Da es sich um einen sensitiven Investorensuchprozess handelt, hätte ich gerne mit meinen Ausführungen bis zu einer finalen Lösung des Schuldenschnitts gewartet.
Kurzer Rückblick: Am 29.07.2020 tagte der vorläufige Gläubigerausschuss im Fritz-Walter-Stadion, um über ein Angebot aus Dubai sowie ein Angebot Regionaler Investoren zu befinden. Das ausgewählte Angebot soll Grundlage für einen Insolvenzplan sein. Beide Investoren haben verkündet einen Schuldenschnitt als Voraussetzung für einen Einstieg zu setzen.
Während das Angebot aus Dubai angeblich 16 Millionen Euro für 75% der Anteile umfasste, betrug das regionale Angebot lediglich 25% bei einer Investitionssumme von 8 Millionen Euro. Doch nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich unterschieden sich die beiden Angebote. So wollte der Investor aus Dubai, bei dem es sich um den fußballaffinen Geschäftsmann Horst Peter Petersen handelt, große Mitspracherechte im sportlichen Bereich sichern. Wie würden diese aussehen? Zu denken wäre an Mitspracherechten bei Spielertransfers, Trainerwahl und Aufstellungen.
Der Investor aus Dubai soll bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 eine sportliche Konzeption für die brasilianische Nationalmannschaft um Weltstar Neymar erstellt und realisiert haben, was doch sehr interessant klingt.
Bei den regionalen Investoren handelt es sich zum großen Teil um renommierte Partner und Sponsoren aus der Umgebung von Kaiserslautern. Zur regionalen Investorengruppe um Sprecher Giuseppe Nardi zählen auch Peter Theiss, Klaus Dienes, Dieter Buchholz und Axel Kemmler.
Fairer Schuldenschnitt
Bei der Versammlung des vorläufigen Gläubigerausschusses setzten sich die Regionalen Investoren mit ihrem Angebot bei den Gläubigern durch.
Der 1.FC Kaiserslautern hat Schulden in Höhe von 20 Millionen, die ein Überleben auf Dauer nicht ermöglichen. Speziell in der Zeit nach Stefan Kuntz haben sich die Schulden nochmals gravierend erhöht. Zwischen 2016 und 2019 wurden vom damaligen Finanzvorstand Michael Klatt mehrere üppig verzinste Darlehen in Höhe von 8 Millionen Euro bei der Firma Quattrex-Sports AG aufgenommen. Aktuell belaufen sich die Schulden auf 10 Millionen Euro. Zudem bestehen jährliche Zinsen von 7,5% und erfolgsabhängige Zahlungen von angeblich nochmals mehr als 10 Millionen Euro.
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Neben der Quattrex-Sports AG schuldet der 1.FC Kaiserslautern Lagardère Sports rund 2 Millionen Euro und dem potenziellen Investor Flavio Becca 2,6 Millionen Euro.
Nachrangig gelistet sind die eigenen Fans, bei denen der Verein sich vor einem Jahr rund 3 Millionen Euro geliehen hat. Aufgeteilt in die Betze-Anleihe II, die über den FCK e.V. an die FCK KGaA weitergeliehen wurde, und das Crowdlending "Kapilendo".
Die Verhandlungen des 1.FC Kaiserslautern mit den Regionalen Investoren und den Gläubigern über einen Schuldenschnitt werden wohl aktuell andauern. In den Medien wird ein Schuldenschnitt von 90% kolportiert. Wie kann ein fairer Schuldenschnitt aussehen?
(Erweiterte) Gläubigerlösung: Gründung einer gGmbH!
Basierend auf einem fairen Schuldenschnitt von 2 Millionen €, ließe sich ein Brainstorming initiieren für eine gemeinnützige GmbH, eines deren erste Ziele eine erweiterte faire Gläubigerlösung wäre. Würden die Restschulden zu 100% beglichen, wäre die Reputation der GmbH & Co. KGaA wiederhergestellt! Ein Insolvenzverfahren vermieden!
Zweck der gGmbH wäre der Betrieb, Vermarktung und Finanzierung von Sportstätten in Rheinland-Pfalz. Daher liegt ein großer Fokus auf den Bereichen Sport, Architektur, Tourismus, Kunst und Kultur. Ich betrachte es schon mal sportlich: Kernkompetenz Handball, Nebenkompetenz Fußball,… So ein bisserl Überheblichkeit muss holt scho soin.
Warum gemeinnützig?
Viele Ziele der gGmbH sind unter dem Begriff Gemeinnützigkeit abgedeckt. Laut § 52 Abs. 2 AO sind u. a. folgende Ziele als gemeinnützig anzuerkennen (unvollständige Aufzählung):
• die Förderung von Wissenschaft und Forschung
• die Förderung von Bildung und Erziehung
• die Förderung von Kunst und Kultur
• die Förderung von Völkerverständigung
• die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege
• die Förderung des Sportes
• die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit
• die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke (seit 1. Januar 2007)
• die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege (neu bzw. zu erweitern: Klimaschutz!)
Fazit:
Die gGmbH wäre in der Lage eine Mietentlastung an den Verein direkt weiterzugeben und die Instandhaltung/Investitionen ins Stadion zu gewährleisten. Dazu kämen die weiteren Betriebskosten.
Persönliche Einstufung der Firma Quattrex:
Die Firma Quattrex verfolgt eine Portfoliostrategie (mit Union Berlin, FC Heidenheim, 1.FC Kaiserslautern), so dass im Worst Case Verluste eines Vereins mit Gewinnen des anderen aufgefangen werden können. Es steht mir nicht zu das Geschäftsmodell zu werten. Allerdings halte ich das Gebaren eines Herrn Glatt als Finanzvorstand des 1.FC Kaiserslautern doch recht zweifelhaft eine obig dargestellte Lösung nicht mit einem Antwortschreiben zu würdigen.
Mit meinen 76 Jahren ist der Weg nach Kaiserslautern in die Geschäftsstelle des 1.FC Kaiserslautern schon nicht alltäglich, gar beschwerlich. Auch hier keine freundliche Begrüßung oder gar einen Handshake bei einem zufälligen Treffen auf der Treppe.
Wie willst du denn so Investoren oder Sponsoren finden?