Ich schreibe hier höchst selten, will aber auch mal meinen Senf dazugeben… Und ich entschuldige mich schon mal dafür, dass es etwas länger wird
Ich will vorwegschicken, dass ich weder pro Dubai noch pro „regionale Investoren“ war/bin und dass ich – trotz Hang zu Fußballromantik – eingesehen habe, dass es ohne Investor sehr schwer wird, an glorreiche Zeiten anzuknüpfen…
Wir wussten und wissen über die Angebote - die dahinterstehenden Namen, deren genaue Höhe, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Investoren, das sportliche Konzept – viel zu wenig, als dass man diese Angebote pauschal loben oder kritisieren konnte. Auch nach gestern sind wir noch nicht viel schlauer, was das Angebot der Regionalen angeht. Aber vielleicht sollte man diese unabdingbare Transparenz eben auch erst einfordern, wenn alles final verhandelt ist.
Was ich aber nicht verstehe, ist die von vielen Usern gerade vorgebrachte Kritik gegen die regionalen Investoren, wenn sie entweder völlig pauschal, völlig emotional oder völlig unsachlich ist.
Meine Meinung:
- Ca. 8 Mio für 25% der Anteile ist sicherlich nicht pauschal schlechter als ca. 16 Mio und 75% der Anteile… Das ist doch eine einfache Rechnung! (Und nicht nur die Regionalen, auch Dubai müssten 2 Mio davon – wenn es denn gut läuft – den Gläubigern geben!)
- Alle Regionalen engagieren sich schon seit Jahren finanziell beim FCK. Dieses Geld hatten wir in den letzten Jahren bitter nötig, auch wenn es leider oft nicht genügt hat. Klar steckt da auch ein gewisser Selbstdarstellertrieb dahinter, aber die meisten Investoren, Gönner, Sponsoren dieser Welt freuen sich, wenn ihr Name oder ihr Gesicht irgendwo zu sehen ist.
- 8 Mio sind kein Pappenstiel, auch wenn hier gerne so getan wird. Das klingt schon ziemlich arrogant, wenn man einem Investor vorwirft, er solle uns bitte mit 50 Mio binnen 3 Jahren in die Bundesliga führen. Ich bin erst einmal jedem dankbar, wenn er bereit ist, dem FCK Geld zu geben.
- Die Person Buchholz – für einige hier persona non grata – ist nur ein regionaler Investor von mindestens fünf Investoren. Sind die anderen 4 (Dienes war letztes Jahr noch sein Gegner, wenn man einigen Foristen hier Glauben schenken kann!) inzwischen seine Marionetten und/oder intrigieren in seinem Auftrag?
- Wenn man 800.000 € für die Trikotwerbung von Theiss bekommt, ist das doch ein gutes Angebot. Egal ob es nun mehr oder weniger als das Doppelte des bisherigen Layenberger-Sponsorings ist, es bringt uns mehr Geld ein als bisher und darum geht es doch den meisten hier! Was wurde hier abgelästert, als uns Gries einen lokalen Reifenhändler auf den Ärmel besorgt hat… Der Umgang mit Layenberger steht auf einem ganz anderen Blatt. Den darf man kritisieren. Da erlaube ich mir kein Urteil. Aber Theiss für dessen Angebot – und sei es in Verbindung mit der Investorenfrage - und Voigt für die Annahme (wenn es so kommen sollte) zu kritisieren, kann ich nicht nachvollziehen…
- Per se sind mir regionale Investoren, die für den Verein eine Leidenschaft besitzen, übrigens willkommener als Investoren, die das Ganze als reines Investment betrachten.
- Vielleicht kommen die Regionalen ja immer sehr spät mit ihrem Angebot „um die Ecke“ (wer weiß das denn wirklich?), aber es ist ihr gutes Recht, die Insolvenz als Triebfeder ihres Angebots zu nutzen – so wie das jeder andere Investor (z.B. Petersen) auch macht. Niemand will sein Geld zum Schuldentilgen verwenden.
Die Liste wäre verlängerbar. Aber klar, ich verstehe auch die Einwände – sowohl die sachlichen Argumente (@Ken) als auch die emotionalen (@GerryTarzan). Und es gibt ja auch Argumente pro Dubai!
Man kann aber eben auch nicht so tun, dass es keine Argumente für die Regionalen gäbe…
Nur ohne alle Details zu kennen, ist eine sachliche Analyse aus der Ferne eben schwierig. Ich kenne weder Interna der Angebote noch die hier kolportierte „Intrigantentätigkeit“ von Buchholz. Aber nur weil man nun Buchholz im „Regionalpaket“ drinnen hat, sind einige nun für Dubai, obwohl sie letztes Jahr Becca komplett abgelehnt haben? Nur wegen Buchholz wirft man Merk und Kessler vor, den „Mitgliederauftrag“ verraten zu haben? Sorry, das kann ich als interessierter Fan, der sich aber nicht als Insider bezeichnet, nicht ganz nachvollziehen.
Und auch die „Causa Littig“ mit der „Caus Wilhelm“ zu vergleichen, ist Blödsinn. Mit Littig wurde ein von uns Mitgliedern gewählter AR von einem potenziellen Investor aus dem Amt gedrängt (und das ist noch höflich ausgedrückt), Wilhelm hat an einigen Sitzungen nicht teilgenommen, an dem seine Teilnahme aber auch nicht zwingend vorgeschrieben war. Informiert ist er ja bestens… Nein, die Spaltung des Aufsichtsrats gefällt mir auch nicht, da ist vieles falsch gelaufen. Aber „teambildende“ Maßnahmen sind nun auch nicht das Alleinstellungsmerkmal von Wilhelm
Ich weiß, dass meine Meinung hier nicht dazu führen wird, auf die Sachebene zurückzukommen, und schon gar nicht wird es mir gelingen, die Usergemeinde auf dbb zu einen. Dafür sind @Gerry Tarzans Beiträge viel besser geeignet.
Aber um nicht weiter im Trüben zu fischen, würde ich gerne mal einen Aspekt aufgreifen, der hier viel zu kurz gekommen ist: Der FCK ist in naher Zukunft – zumindest mal für einen kurzen Moment – schuldenfrei.
Der von mir sehr geschätzte User @MarcoReichGott schreibt:
MarcoReichGott hat geschrieben:
2019 standen bei den "Regios" 20-25 Millionen, verteilt über mehrere Jahre, im Raum.
Im Jahr 2020 reden wir über 8 Millionen.
Das ist aber auch nur die halbe Wahrheit. In diese Rechnung müssen die 22 Mio Schulden einfließen, die wir im besten Fall durch die „Sanierung/Insolvenz“ erlassen bekommen. Also selbst mit den Regionalen stünden wir um knapp 30 Mio. besser da als jetzt, mit dem Dubai-Investor um ca. 38 Mio. gegenüber status quo – sofern die Zahlen stimmen. Alles besser als im wohlklingenden „Becca-Szenario“ im letzten Jahr. Dieser hätte nämlich keinen Schuldenschnitt als „Starthilfe“ mitbekommen…
Jahrelang hat niemand investiert, weil niemand die Altschulden ablösen wollte, und jetzt fallen diese Schulden weg und ebenfalls die immens hohen Zinszahlungen, die uns die Luft zum Atmen nahmen, und es ist trotzdem alles „scheiße“. Das ist doch erst einmal eine riesige Verbesserung.
Nein, ich bin nicht naiv, wir werden viel Eigenkapital brauchen, um nicht direkt wieder Schulden zu machen, aber unsere Ausgangsposition ist eine wesentlich bessere als zuvor – und wir haben im besten Fall nun finanziell einen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen anderen Vereinen – oder meint ihr, die seien alle auf Rosen gebettet? Ohne die Bilanzen der anderen Clubs zu kennen – Rostock, Duisburg, 1860, Dresden usw. -, die meisten dieser Vereine (und viele andere) kämpfen auch mehr oder weniger ums finanzielle Überleben. Hier wird auf ganz schön hohem Niveau geheult. Hier erwarten einige so viel Kohle, dass es selbst mit dem schlechtesten Trainer und dem miesesten sportlichem Leiter locker gelingt, in die Bundesliga aufzusteigen… Hätte ich auch gerne, wird es aber nicht geben…
Entscheidend wird sein, dass die laufenden Kosten (Miete, Instandhaltung) für das Stadion in der 3. Liga dauerhaft und fett sinken. Da hätte ich gerne mal eine Expertenmeinung! Wird der Vertrag mit der Stadt/Stadiongesellschaft nach der Insolvenz neu verhandelt?
Und ich erwarte eigentlich, dass die Expertise von außen (Investoren oder eben auch unsere Fachleute für Insolvenzen) dazu führt, dass weitere Kosten gesenkt werden bzw. Einnahmemöglichkeiten aufgezeigt werden. Das wird in einigen Bereichen schmerzhaft werden und weitere Arbeitsstellen kosten, aber zum ersten Mal wird mit dem Druckmittel der Insolvenz hoffentlich jeder Stein umgedreht werden. Man wird sich hoffentlich an Baustellen wagen, die man immer wieder verdrängt hat – wieso auch immer. Der Kader muss kleiner werden, die Mitarbeiterzahl gesenkt, die Verwendung der riesigen Flächen im Stadion muss einfach professionell überdacht werden. Es wird mir niemand erzählen wollen, dass da kein Potential schlummert, um die laufenden Kosten zumindest etwas zu drücken. Das Druckmittel der Insolvenz wird hoffentlich auch mal die Stadt zum Nachdenken bewegen, ob man eben nicht doch ein paar andere Veranstaltungen dort abhalten kann. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Auch ein paar Büroräume wird man da oben vermieten können… Da wurde jahrelang eben nichts getan, obwohl jeder Laie schon vor 10 Jahren diese Notwendigkeit erkannt hat. Jeder hatte gehofft, irgendwie so weiterzuwurschteln, ohne dass der Super-Gau eintritt. Wieso auch immer... Kreative Lösungen Fehlanzeige.
Auch hier die Frage an die Experten: Schauen die Herren Eichelkamp und Kleinschmidt auch auf solche Aspekte oder ist deren Aufgabe lediglich, das beste Investorenangebot auszuwählen und mit den Gläubigern eine Einigung herzustellen?
Und ich wüsste nicht, wieso die regionalen Investoren diese „Steine“ nicht auch herumdrehen werden, auch die müssen daran interessiert sein, dass möglichst viel der investierten Kohle in den sportlichen Bereich fließt. Herr Dienes hatte letztes Jahr auch ein paar Ideen. Wieso sollten die regionalen Investoren, die eben erst ab jetzt Investoren sind und Entscheidungen im Verein beeinflussen können, an einem „Weiter so wie in den letzten 20 Jahren“ interessiert sein? Müssen die das per se schlechter machen als 30 Experten vom Team Dubai?
Ich gehe fast so weit, zu sagen, dass wir auch ohne einen fetten Investor nächstes Jahr nicht wieder pleite sein dürfen. Neben dem frischen, wenn auch nicht üppigen Investorengeld gibt es übrigens auch Einnahmen über TV-Gelder, Sponsoren, Zuschauer (hoffentlich! Und wenn nein, hat jeder Verein dieses Problem). Nein, nicht sonderlich viel, aber eben etwas. Und wie oben erwähnt, fallen die üblichen Rückzahlungen von Schulden oder die Kosten für horrende Zinsen weg.
Nein, ohne fetten Investor ist das kein schönes Szenario, weil dann auch unsere Ausgaben für den Kader und wohl auch das NLZ sinken müssten. Dann müsste man eben kleinere Brötchen backen. Aber bitte keine Schulden mehr machen!!! Und mit einem möglichen weiteren Investor und der Öffnung der Fansäule steigen unsere Chancen auf ein längerfristiges Überleben.
Aber alles hängt eben vom sportlichen Erfolg ab. Dort müssen die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Das predigt ja @Salamander schon seit Ewigkeiten. Seit Jahren stehen finanzieller Input und sportlicher Ertrag in einem krassen Missverhältnis. Was nützen uns 25 Mio, wenn wir trotzdem nicht aufsteigen? Ich würde bei Sickinger, Pick und Kühlwetter hart bleiben…
Egal mit welchem Investor - unsere Ausgangssituation ist besser als in den Jahren zuvor. Man darf echt auch nicht alles schlechtreden. Und auch wenn es schwerfällt: Wir Fans müssen den handelnden Personen (ob in der GF, im AR oder bei den Sponsoren) eine Chance geben. Wer das partout nicht mehr will, sollte sich ganz abwenden. Das ist besser, als die Stimmung zu vergiften und weiter zu spalten. Ohne eine Aufbruchstimmung und einen Schuss Euphorie können wir den Laden auch ganz abschließen…