Rheinteufel2222 hat geschrieben:
Logischerweise erhöht eine Verringerung deiner Assets dein Insolvenzrisiko.
Welche "Assets" werden denn verschoben? Hast du das gegoogelt? Oder woher stammt dein Wissen? Die Aktivseite des FCK ist doch gar nicht betroffen in einer solchen Transaktion.
Gehen wir mal davon aus, der Bürgermeister will auf eine künftige Forderung der Stadt gegen den FCK nicht verzichten, sondern möchte diese Forderung in Form einer Sachkapitalerhöhung in den FCK einlegen. Im Gegenzug erhält er Aktien. Sollte dies das angestrebte Geschäft sein, ist der Begriff Pachtreduzierung oder Verzicht schon falsch. Die Stadt erhält dann Aktien statt Geld. Die Pacht bleibt gleich. Darauf haben sowohl Michael Littig als auch Rainer Kessler im Layenberger Fan-Talk zurecht hingewiesen.
Betrachtet man dieses Geschäft näher, muss man die Werthaltigkeit der eingebrachten Forderung beurteilen. Es werden Forderungen (bei einem Zeitraum von zwei Jahren) in Höhe von EUR 5,5 Mio. als Sacheinlage in den FCK eingebracht. Da der FCK und die Stadt gemeinsam festgestellt haben, dass die marktgerechte Miete bei ungefähr 0,5 Mio. liegt, spricht einiges dafür, dass die Forderungen nicht in voller Höhe werthaltig sind. Zudem Sind es Forderungen gegen einen Schuldner der diese - status quo - nicht zahlen kann. Das hat er gerade im Stadtrat erklärt und ist Grundlage des Antrags zur Fortschreibung des reduzierten Pachtvertrages. Ohne diese Bedürftigkeit dürfte der Stadtrat einer Reduktion gar nicht zustimmen. Insofern bleibt festzuhalten, dass der FCK für eine mind. der Höhe nach zweifelhafte Forderung Aktien an einen Gläubiger gibt. Dieser Gläubiger ist anschließend auch Aktionär. Denn die Stadt ist danach sowohl Gläubiger (über den Pachtvertrag) als auch Aktionär.
Für andere Gläubiger des FCK könnte sich daraus die Frage ergeben ob dies der vertraglich zugesicherten Ranggleichheit ihrer Forderungen widerspricht. Vgl. den Beitrag zu Parri-Passu-Regelungen.
Zudem gibt es Kapitalerhaltungsgrundsätze. Um es plastisch zu machen: Wenn Du morgen zum FCK gehst und sagst, dass deine Cola Dose EUR 1 Mio. wert ist und der FCK dir im Zuge einer Sachkapitalerhöhung entsprechende Aktien gibt, dann stellt sich die Frage der Werthaltigkeit. Auf diese Art und Weise kann man sein Eigenkapital nämlich beliebig erhöhen. Dem hat der Gesetzgeber im Sinne des Gläubigerschutz einen Riegel vorgeschoben. Den die Gläubiger müssen sich auf die Wahrheit und Richtigkeit der Bilanz verlassen können. Die Wirtschaftsprüfer müssen nämlich spätestens bei der Erstellung des Jahresabschluss die Angemessenheit prüfen. Ist diese nicht gegeben, muss Du den Wert abschreiben - dein Eigenkapital reduziert sich wieder. Die selbe Logik gilt für die Einbringung der Forderung der Stadt.
Nehmen wir nur mal diesen Sachverhalt und diese Struktur (welche bei weitem nicht die einzig Mögliche ist) und schauen uns an welche Fragen sich daraus ergeben:
Kann der Geschäftsführer der GmbH & Co. KG einer solchen Transaktion zustimmen? Welche Haftungsrisiken ergeben sich für ihn. Verstößt er gegen Klauseln anderer Kreditverträge (Sparkasse, Anleihe, Kapilendo, Quattrex) etc? Verstößt er gegen Kapitalerhaltungsvorschriften etc.
Das gleiche gilt für den e.V. als Gesellschafter und den Aufsichtsrat bzw. Beirat.
Müssen andere Gläubiger einer solchen Transaktion ggf. zustimmen. Wenn ja, wie kann ich deren Zustimmung einholen z.B. im Falle der Anleihegläubiger oder der Gläubiger über Kapilendo?
Ist die Stadiongesellschaft überhaupt berechtigt eine solche Transaktion durchzuführen?
Was passiert wenn die Werthaltigkeit der Sachkapitalerhöhung nicht bestätigt wird? Muss dann die Stadiongesellschaft den Wert ihrer Aktien abschreiben. Im Sinne der Maßgeblichkeit evtl. auch die Investoren. Es entstehen Verluste, die ggf. nichtmal steuerlich anerkannt werden.
Was passiert wenn die Transaktion als nicht rechtmäßig eingestuft wird, weil eben gegen Kaitalerhaltungsgrundsätze oder die Rechte anderer Gläubiger verstoßen wurde und diese dann rückabgewickelt werden muss.
Ich finde es erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit diese Fragen abschließend bewertet und von dir auf eine hypothetische Denksportaufgabe für einen Insolvenzverwalter reduziert werden. Auf Basis völlig unvollständiger Informationen. Das sind nämlich rechtliche, ökonomische und nicht zuletzt (für die Investoren) kommerzielle Problemstellungen die mit Sicherheit zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet sind und aufgrund von Interpretationspielräumen auch nur bedingt bewertet werden können. Exakt das hat der FCK mitgeteilt und von erhebliche Risiken gesprochen (was ich teilen würde). 1% Risiko ist dann wohl eher euphemistisch.
Über allem schwebt zudem die Frage, warum der FCK der Forderung der Stadt denn nicht einfach nachkommen sollte, wenn das so unproblematisch ist? Wo ist der Nachteil für den FCK? Der kann ja sein Kapital beliebig oft erhöhen. Du unterstellst ja, dass die FCK Führung leichtfertig die Existenz des Vereins aufs Spiel setzt indem sie überzogene Forderungen stellt. Ganz ehrlich: Warum sollten diese Herren das tun? Für ein Ehrenamt? Keiner der Investoren hat was gegen die Hingabe der Aktien zur Stadt? Der FCK wäre für zwei Jahre ausreichend finanziert, der OB, die Stadt, das Land, die potentiellen Investoren - alle wären glücklich. Nur die FCK Führung hat diese traumhafte Lösung torpediert und ihr im Weg gestanden? Ganz ehrlich, soviel Fantasie kann ich gar nicht aufbringen. Was sollen die Herren davon haben?
Sich hier hinzustellen und einfach zu behaupten, die Pressemitteilung des FCK wäre reine Stimmungsmache, ist schon ein starkes Stück. Zumal ich mir das gerade bei Markus Merk und Rainer Kessler in keiner Art und Weise vorstellen kann. Vielmehr ist es meines Erachtens so, dass die Herren bis an die Grenze dessen was möglich ist, versuchen einen tragbaren Kompromiß für alle Seiten zu erzielen. Es war auch nicht der FCK, der diese Diskussion völlig unnötiger Weise in die Öffentlichkeit getragen hat. Das war die Stadt. Warum hat man das gemacht?
Und hier kommen wir zu dem was auch die Miggeplädsch schon geschrieben hat: Die Verantwortung des Landes. Der SPD Oberbürgermeister hat ja nicht etwa aus sich selbst heraus das Gespräch mit dem Land gesucht oder etwa versucht das Land mit zur Verantwortung zu ziehen. Vielmehr musste er vom Stadtrat dazu aufgefordert werden. Er will - m. E. aus parteipolitischem Kalkül heraus völlig verständlich - die Landes SPD aus der Sache raushalten. Also stellt er einen nicht konsensfähigen Antrag, der ja jetzt schon 2x faktisch abgelehnt (verschoben) wurde. Er hat also überhaupt keine Mehrheit im Stadtrat für seinen Antrag. Er ist aber der einzige der agieren kann. Die Frage ist nur ob er im Sinne der Stadt und des Steuerzahlers agiert. Logisch finde ich sein Verhalten jedenfalls nicht. Insbesondre vor dem Hintergrund der Alternative. Nämlich der Insolvenz. Hierzu hat der User Carpe-diabolos einen sehr schönen Leserbrief in der Rheinpfalz gehabt. Und insbesondere auch nochmal das Thema Kaiser-Karre beleuchtet und die entsprechende Mittelverwendung der Tilgungsrücklage hinterfragt.
Zum Schluß: Wir können ja folgendes vorgeschlagen, da der OB so extrem auf seine Forderung nach Aktien fixiert zu sein scheint: Die Stadt bringt das Stadion als Sachkapitalerhöhung ein. Nur das Stadion. Das arrondierende Gelände kann die Stadiongesellschaft behalten. Im Gegenzug erhält er 20-40% der Aktien am FCK und kann dann nachhaltig an der Erholung profitieren. Ein Immobilienwertgutachter stellt den objektiven Marktwert fest - und alle sind glücklich. Alternativ kann er das Stadion zum selben Preis an den FCK verkaufen. Ich bin mir sicher keiner der Investoren, keiner aus der FCK-Führung hätte etwas dagegen. Die ganzen oben aufgeführten Fragestellungen wären auch deutlich klarer und einfacher zu beantworten.
Oh STOP: Dann wir ja aber transparent, das die Finanzierung unnötig teuer und aufgebläht war. Dann müsste ja einer die politische Verantwortung dafür übernehmen, das der FCK über EUR 40 Mio. an Pacht gezahlt hat, Millionen Beträge in die Instandhaltung des Stadion investiert hat und trotzdem noch kein Cent der Schulden durch die Stadt zurückgezahlt wurde. Genau diese Verantwortung will aber keiner übernehmen. Damit sind wir wieder am Anfang und führen Diskussionen darüber wie man völlig unverhältnismässige Pachtzahlungen aus einer fast schon toten Kuh herausmelken kann. Das wird jedes Jahr schwerer, was ebenfalls seit Jahren absehbar ist.
Der FCK hat nach der vermeintlichen Entschuldung durch den Jäggi-Deal. Jedes Jahr mehr seiner Substanz ausgehaucht. Teilweise beschleunigt durch schlechte Führung, teilweise verlangsamt durch gute Führung, aber in Summe ging es kontinuierlich berg ab. Die Pachtzahlungen haben ihn erst langsam, dann immer schneller die Luft abgeschnürt. Gerne mal die sehr gute Reportage von B. Schmidt dazu anschauen - das war 2008 nicht anders als heute. Aktuell hat der Verein EUR 20 Mio. Schulden. Nahezu jeden Vermögenswert verpfändet oder verkauft, den es gab und ein 10-12 Mio. EUR Defizit vor der Brust, welches für nächstes Jahr gedeckt werden muss. Für dieses schwarze Loch versuchen wir zur Zeit Investoren zu gewinnen. Das es überhaupt Menschen gibt, die sich dafür interessieren ist ausschließlich den immateriellen Werten des FCK zu verdanken. Seiner Bekanntheit, seiner Marke, seiner Fanbase. Um diese Werte zu erhalten brauchst du Erfolge und du brauchst das Gefühl, das die Menschen Fans und Mitglieder wieder etwas dazu beitragen können, dass der FCK erfolgreich ist. Ohne das geht es nicht - und die höchste, am weitesten über dem Markt liegende Pacht aller Zweit- und Drittligisten zu zahlen ist kein Erfolgserlebnis sondern das Gegenteil. Es tötet deinen Mieter. Jeder durchschnittliche Mieter im Einzelhandel hat eine umsatzabhängige Miete. Weil der Vermieter weis, dass er eine hohe Miete auf Dauer nur erhalten kann, wenn sein Mieter erfolgreich wirtschaftet und eine zu Hohe Miete in der Krisensituation im Regelfall dessen Existenz vernichtet. Davon hat dann weder er was noch der Mieter.
Das wissen auch die Investoren und darum sind sie eben nur bereit zu investieren, wenn ein entsprechendes Modell auch für den FCK umgesetzt wird - oder noch besser: der FCK wieder Eigentümer des Stadion wird.