Ich war gestern auch vor Ort in der Sitzung und schildere euch gerne meine Eindrücke und Gedanken zum "KaiserKarree" und zur Sitzung des Stadtrates. Es gibt zwar jetzt 2 Threads, aber ich schreibe das alles hier 'rein, gehört ja auch irgendwie zusammen. Bin gespannt, wie die anderen Foristen, die ich dort getroffen habe, die Sache bewerten, das folgende ist meine subjektive Einschätzung.
Ich beginne mal mit meinen Eindrücken bezüglich der anwesenden Personen / Protagonisten:
OB Weichel:
Sehr dünnhäutig und angespannt, geradezu aggressiv hin und wieder, auch manchen Ratsmitgliedern gegenüber. Man merkt deutlich, dass er auf dieses Thema absolut keinen Bock mehr hat. Er ist definitiv kein Freund des FCK und der unrühmliche Abgang seines Kumpels Patrick Banf dürfte Weichels Verhältnis zum FCK nicht gerade verbessert haben. Er betonte zwar, wie wichtig der FCK als Mieter für die Stadiongesellschaft angeblich ist, aber mein persönlicher Eindruck ist der, dass Weichel von dem ganzen Thema nichts mehr wissen will. Ich habe leider auch den Eindruck, dass er das ganze Areal für einen Appel und ein Ei an den erstbesten Interessenten verhökern wird und es ihm relativ egal ist, ob der FCK auf der Strecke bleibt. Die Botschaft Keßlers, dass nun eine seriöse Vereinsführung im Amt ist, die dabei ist, eine nachhaltige tragfähige Lösung zu erarbeiten und einfach nur um die gleiche Hilfestellung bittet, die Banf damals auch gewährt wurde, hat Weichel ignoriert mit dem Hinweis, dass die Stadt inzwischen ja nicht mehr mit einem Verein, sondern einer Kapitalgesellschaft verhandele. Das ist natürlich völliger Käse, da in der Kapitalgesellschaft kein Kapital steckt und bis auf die kleinen Anteile der regionalen Investoren lediglich der Verein Gesellschafter ist. Dieses Argument hätte man dann gelten lassen können, wenn ein Flavio Becca zb. 20% der Anteile halten würde und der FCK trotzdem Mietminderung beantragt hätte. Im Moment muss man den FCK, also eine Kapitalgesellschaft ohne Kapital, einfach faktisch noch als Verein ansehen. Das kann oder will der gute Herr Weichel leider nicht erkennen.
Mein Eindruck: Dieser Mann wird uns definitiv nicht unterstützen. Man kann nur hoffen, dass er nicht im Hintergrund bereits ein eigenes Süppchen kocht. Das einzig Positive, was von ihm kam, ist die Tatsache, dass er mit unserer Vereinsleitung zusammen einen Termin beim Innenministerium Rheinland-Pfalz haben wird. Dieser Termin ist allerdings zum Scheitern verurteilt, wenn Weichel dort nicht als Fürsprecher, sondern als Kritiker des FCK auftreten wird.
Die Stadträte:
Ich war ehrlich gesagt geradezu entsetzt, wie schlecht informiert der überwiegende Teil der Stadträte zu sein scheint. Gefühlt 20% der Stadträte, allen voran Michael Littig, haben das Thema vollumfänglich auf dem Schirm. Die übrigen 80% scheinen von der ganzen Thematik und dessen Vielschichtigkeit nur sehr oberflächlich informiert zu sein, manche gar komplett ahnungslos. Und das bei dem Thema, welches für die Zukunft der Stadt Kaiserslautern aktuell wohl das Wichtigste ist. Das macht mich fassungslos und es macht mir ehrlich gesagt Angst vor der kommenden Abstimmung.
Michael Littig:
Unser Mann im Stadtrat! Wenn wir den nicht hätten, wäre gestern bereits abgestimmt worden. Und ich bin sicher, die Abstimmung wäre nicht gut für den FCK ausgegangen. Seine Fraktion hat mit dem gemeinsamen Antrag von CDU, Grünen und FWG dafür gesorgt, dass unsere Vereinsleitung gestern sprechen durfte und gehört wurde. Littig hat offengelegt, dass Weichel die Ratsmitglieder bisher wenig bis gar nicht informiert hat und so konnten Keßler, Merk und Voigt gestern die Sache mal aus Sicht des Vereins vortragen. Michael Littig ist unser "Ass im Ärmel", der einzige, der die Thematik wirklich voll auf dem Schirm hat und den Verein wirklich liebt. Sollte die Abstimmung positiv für den FCK ausgehen, haben wir es ihm zu verdanken.
Keßler, Merk und Voigt:
Sehr professionell von allen dreien.
Keßler mit einer tollen Rede. (Dabei musste ich kurz schmunzeln, als ich mir seinen Vorgänger Banf im Vergleich dazu vorstellte) Er hat die Situation ehrlich und transparent geschildert und glaubhaft versichert, dass man derzeit hochkonzentriert und konstruktiv mit einigen wirklich ernsthaften Investoren verhandelt, er aber Details wegen Verschwiegenheitserklärungen nicht nennen dürfe. Das ist auch absolut üblich so. Er hat abschließend gebeten, seinem Team die gleiche Hilfestellung zu gewähren, wie seinen Vorgängern. Ohne diese wird es nicht gehen...
Merk ebenfalls mit einer tollen Rede, mit welcher er nochmals deutlich machte, dass ein Überleben des FCK nur möglich sei, wenn alle Beteiligten mitmachen. Dazu gehört zuallererst die Stadt Kaiserslautern als engster Partner. Dann kommen Investoren, Land und Banken. Alle müssen mithelfen. Merk war mehr als irritiert über das Interview Weichels und führte an, dass bereits einen Tag nach Weichels Interview mehrere Investoren die laufenden Gespräche auf Eis gelegt haben, bis der Verein die "Sache Mietminderung" mit der Stadt geklärt habe. So etwas nennt man "Knüppel zwischen die Beine geworfen". Weichel behauptete zwar, er sei mit einem der Investoren ebenfalls "vernetzt" und der hätte die Gespräche nicht deshalb auf Eis gelegt, sondern weil er angeforderte Unterlagen vom Verein noch nicht erhalten habe. Abgesehen davon, dass Markus Merk der deutlich Glaubwürdigere war, ist Weichel offensichtlich gar nicht klar, dass der Verein momentan gar keine Unterlagen herausgeben kann. Jedenfalls solange nicht, bis in der Kalkulation bei der Position "Stadionmiete" eine Zahl steht und nicht nur Fragezeichen. Das war mal ein klassisches Eigentor, lieber Herr Oberbürgermeister!
Voigt war kurz und sehr sachlich. Seriös statt sexy! Er hat nicht nachgetreten in Richtung Bader und Klatt. Aber darauf angesprochen, dass diese beiden Herren noch vor kurzem progagiert hatten, der FCK könne sich mehrere Jahre 3.Liga leisten, hat er halt dargelegt, dass diese Aussagen falsch und fahrlässig waren, auf falschen Zahlen, leeren Versprechungen und Hoffnung basierend.
Das Kaiserkarree:
Prinzipiell eine vernünftige Sache, sich Gedanken über die optimalen Nutzungsmöglichkeiten einer stadteigenen Immobilie zu machen. Keine Frage! Die Frage, die man stellen muss lautet: Warum hat man sich diese Gedanken nicht vor 10 Jahren gemacht? Zumal die Umsetzung dieses Vorhabens ein Jahrzehnt verschlingen würde. Die Herren von Drees&Sommers haben Baukosten von 19 Mio und eine Bauzeit von 4 Jahren veranschlagt. Wir alle wissen, dass es dann 30 Mio und 10 Jahre werden. Vor 10 Jahren wäre dieser Vorschlag diskussionsfähig gewesen. Keine Frage.
Aber jetzt, wo der Berg brennt, wo wir bis März ein tragfähiges Konzept und eine positive Fortführungsprognose brauchen, sonst gibt es keine Lizenz, verkommt dieser prinzipiell gute Vorschlag leider zu purem blinden Aktionismus. Weichel und die Stadiongesellschaft haben wohl beschlossen, sich viele Jahre zu spät Gedanken zu machen.
Allerdings völlig unnötig, denn:
1) Ohne Investor(en) wird es nicht gehen. Diese werden viel Geld investieren müssen. Und glaubt mir, ein Investor, der 50 Mio oder mehr investiert, greift garantiert nicht auf die bunten Powerpoint-Bildchen von Drees & Somers zurück, sondern hat sein eigenes Planungsteam. Somit war die Kohle für diese "Präsentation" einfach nur aus dem Fenster geschmissenes Geld. Hätte gerne gefragt, was der Blödsinn gekostet hat.
2) Der Erklärungsversuch des OB und die Rechenbeispiele der Planer indes waren so falsch und substanzlos, dass @Oktober1973 und ich (wir saßen nebeneinander) ein lautes Lachen unterdrücken mussten. Der Erlärungsversuch des OB lief darauf hinaus, dass man die Rücklage der Stadiongesellschaft verheizt, noch ein paar Millionen hinterher wirft und dann damit in ferner Zukunft irgendwann Mieteinnahmen generieren kann. Um die Höhe dieser Mieteinnahmen könne man dann die Stadionmiete für den FCK reduzieren, und allen ist geholfen.
Lieber Herr Weichel, da muss man echt kein Mathematiklehrer sein, um diesen groben Unfug zu entlarven. Wenn sich die Miete für den FCK reduziert um die Höhe der zusätzlich generierten Mieteinnahmen, dann haben sie hinterher genau soviel Einnahmen wie vorher. Aber Ihnen fehlen weitere 19 Mio (plus X)zur Tilgung des Darlehens der Stadiongesellschaft. Ich hoffe, Sie lassen sich dahingehend noch mal beraten und merken den Fehler nicht erst im Jahr 2036.
Fazit: die Luft brennt, wir haben definitiv nur diese eine Patrone. Wir brauchen Investoren, und zwar bis März. Wenn die Stadt nicht hilft, helfen auch keine Investoren. Angesichts dieser zeitlichen Dringlichkeit kann man das Kaiserkarree als kurzfristiges Lösungskonzept nicht verwenden. Völliger Schmarren. Also quasi ein Kaiserschmarren
