SEAN hat geschrieben:Ob das Kind Zinsen oder Pacht heißt, ist prinzipiell erstmal egal. Das was wir abdrücken wird wie Du richtig schreibst für die Kreditgeber verwendet.
Das ist eben nicht egal. Du kannst den Themenkomplex ganz grob in 4 Teile zerlegen:
Pachtzahlungen: Die Pachtzahlungen, müssen geleistet werden und sind in einem Modell, sagen wir mal 4 Mio. erst Liga, 2 Mio. zweite Liga und 0,4 Mio. dritte Liga auch marktkonform. Wie der Eigentümer sprich die Stadt, das dann finanziert hat, ist deren Bier. Die Miete deiner Wohnung ist ja auch nicht davon abhängig, ob der Vermieter diese schlecht oder gut finanziert hat. Das meine ich wenn ich sage, dass hat nichts miteinander zu tun. der Konnex der hier hergestellt wird ist unzulässig.
Nebenkosten: Der Pachtvertrag sieht vor, dass alle Nebenkosten durch den Mieter zu tragen sind. Das ist höflich formuliert ungewöhnlich. Wäre das Stadion kleiner, könnte man damit vielleicht noch leben. Aber durch die Größe des Stadions sind die Nebenkosten exorbitant hoch, wenn sie ausschließlich durch den einzigen Mieter getragen werden müssen. Hier heißt das Zauberwort Drittverwendungsmöglichkeit. Alle anderen Stadien dieser Größe werden für weitere Veranstaltungen genutzt. dadurch verteilen sich die Nebenkosten besser. Simples Beispiel: Die Nebenkosten sind EUR 3 Mio. p.a. habe ich 18 Spiele und sonst keine Veranstaltungen landet das alles beim FCK. Habe ich 10 Sonderveranstaltungen im Jahr wie beispielsweise in Hamburg, auf Schalke oder auch in Köln, dann werden die 3 Mio. durch 28 geteilt. Das heißt der Verein müsste nur EUR 1,9 Mio. zahlen.
Spielbetriebskosten: Das Stadion benötigt durch die Größe und die Bauweise eine Menge an Sicherheitspersonal und Hostessen etc., die einen wirtschaftlichen Betrieb in der zweiten Liga kaum, in der dritten Liga gar nicht möglich machen. Du brauchst mind. 35.000 Zuschauer, um diesen Aufwand irgendwie zu rechtfertigen. Während andere Vereine bei 30.000 Zuschauern einen dicken Reibach machen, ist das für uns ein Geldwechselgeschäft. Daraus resultiert das berühmte strukturelle Defizit. Denn die 3 Mio., die z.B. Pauli bei dieser Zuschauerzahl mehr verdient als wir, müssen wir für einen wettbewerbsfähigen Etat irgendwo anders herzaubern. Also wurden jedes Jahr Spieler verkauft.
Instandhaltungskosten: Der Pachtvertrag sieht eine Umlage aller Instandhaltungskosten auf den Verein vor. Selbst wenn das Dach runter fällt, sollen wir das zahlen. Auch das ist höflich formuliert ungewöhnlich. Wenn in deiner Wohnung der Putz von den Wänden fällt, rufst Du doch auch deinen Vermieter an. Oder zahlst Du das selbst? Wir haben in den letzten 16 Jahren massiv in die Instandhaltung des Stadions investiert - das hat trotzdem nur gereicht, es gerade so in Schuss zu halten. Auch hier gehört ein Teil der Kosten in die Stadiongesellschaft. Und auch hier ist es so, dass Du das bei einem Stadion dieser Größenordnung eigentlich nur rechtfertigen kannst, wenn Du auch eine Drittverwendungsmöglichkeit hast.
Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, den Du richtiger Weise ansprichst: Hätte die Stadt ein Tilgungsdarlehen über EUR 45 Mio. aufgenommen anstatt ein Darlehen über 65 Mio. um parallel 20 Mio. auf dem Konto verrotten zu lassen, dann wären wir heute bei bummelig 18 Mio. Schulden angekommen und die Stadiongesellschaft hätte deutlich mehr Spielraum. Um eben ein Teil der Nebenkosten zu tragen. Um Instandhaltungen zu tätigen etc. Parallel würde dies den Verein nicht belasten, was es ihm in den letzten Jahren ermöglicht hätte, einen ausgeglichen Etat zu stellen, ohne permanent das Tafelsilber zu verscherbeln. Und last not least, wäre die Stadt völlig entspannt - sie könnte sogar die Stadiongesellschaft verkaufen - denn für 18 Mio. würde jemand das FWS ohne Probleme kaufen.
Aber letztlich ist es heute nicht so. Und solang man diese Realitäten nicht anerkannt und versucht das Thema einseitig beim Verein abzuladen, wird der Schuß nach hinten losgehen. Für Stadt und Verein.