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50+1 muss bleiben!
Am Donnerstag diskutieren die Vertreter der 36 Bundesliga-Klubs über die Zukunft der 50+1-Regel. Mehr als 2.500 (!) Fanclubs und -gruppen haben schon jetzt eindeutig Stellung bezogen und fordern: 50+1 muss bleiben!
Das Präsidium der DFL hat die 50+1-Regel grundsätzlich zur Diskussion gestellt. Wir, Fanclubs, Fangruppen und Verbände aus ganz Deutschland, beziehen dazu klar Stellung:
Der Fußball bringt jede Woche hunderttausende unterschiedliche Menschen zusammen. Er gehört keinen Einzelpersonen, Unternehmen oder Investoren. Er gehört uns allen und darf nicht noch mehr zum Spielball einiger Weniger werden.
Der Wegfall oder eine zur Diskussion stehende weitere Lockerung der 50+1-Regel würde den Fußball grundlegend verändern. Der Wettbewerbsdruck würde sich für alle Clubs unweigerlich erhöhen. Die Finanzkraft mancher Eigentümer wäre plötzlich wichtiger als die solide und erfolgreiche Arbeit Anderer.
Am Ende geht es um noch mehr Geld, das an die immergleichen Profiteure durchgereicht wird. Für uns Fans wird der Fußball dadurch nicht besser und seine gesellschaftliche Verantwortung dadurch nicht gestärkt. Im Gegenteil.
Viel wird über die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga diskutiert. Doch möchten wir uns wirklich an wahnsinnigen Summen in Paris und einem verrückt gewordenen Markt in England orientieren?
Anstatt eine Grundsatzdebatte darüber zu starten, dass sich der Profifußball in vielen Aspekten immer mehr von der Lebensrealität der normalen Leute entfernt, wird die 50+1-Regel grundsätzlich in Frage gestellt.
Doch wir lassen uns 50+1 nicht nehmen.
50+1 bleibt!
Auch wir von Der Betze brennt haben den Aufruf unterzeichnet und rufen weitere FCK-Fanclubs zur Unterstützung auf: 50+1 bleibt!
Quelle: 50+1 bleibt / Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Zur Website der bundesweiten Fan-Kampagne: 50plus1bleibt.de
Ergänzung, 21.03.2018:

Christoph Ruf; Foto: imago/Zink
Interview mit Buchautor Christoph Ruf
"Die DFL-Spitze führt ein doppeltes Spiel"
Christoph Ruf zeigt in seinem aktuellen Buch die Gefahren einer weiteren Kommerzialisierung des Profifußballs auf. Im DBB-Interview spricht der Autor und Journalist über die 50+1-Regel, die in Kaiserslautern diskutierte Ausgliederung und den neuen FCK-Sportvorstand Martin Bader.
Ruf war am Samstag anlässlich einer Lesung aus seinem neuen Buch "Fieberwahn: Wie der Fußball seine Basis verkauft" im Fanprojekt Kaiserslautern zu Gast. Am Rande dieser Veranstaltung stand der 46-jährige uns zu einigen aktuellen Themen Rede und Antwort.
Der Betze brennt: Christoph Ruf, die Initiative "50+1 bleibt" haben bisher fast 3.000 Fanclubs, Fangruppierungen und Fanverbände aus ganz Deutschland unterzeichnet. Findest Du, dass die 50+1-Regel aktuell so gefährdet ist wie noch nie?
Christoph Ruf (46): Ja, das würde ich schon sagen. Auf der einen Seite sagt die DFL, sie sei für 50+1. Auf der anderen Seite eröffnet sie eine Diskussion, die es so eigentlich gar nicht geben würde, weil vor zwei Jahren beschlossen wurde, dass 50+1 gilt. Das ist ein doppeltes Spiel der DFL-Spitze. Es gibt immer mehr Vereine, die zwar für 50+1 sind, aber dann trotzdem mit den Argumenten "Ausgliederung" und "Investoren" um die Ecke kommen. Ich habe mich vor einiger Zeit mit Andreas Rettig (früher Geschäftsführer der DFL, heute beim FC St. Pauli, Anm. d. Red.) unterhalten. Der sagt, es gebe noch eine Mehrheit für 50+1. Vereine wie der FC St. Pauli, der SC Freiburg oder Borussia Mönchengladbach sind für die Erhaltung von 50+1. Auf der anderen Seite stehen aber Vereine wie zum Beispiel Hannover 96 in Person von Martin Kind, die die Regel kippen wollen. Da finde ich es natürlich super, dass sich so viele Fans klar positionieren.
"Ich finde es super, dass sich so viele Fans klar positionieren"
Der Betze brennt: Viele Vereine haben bereits in Kapitalgesellschaften ausgegliedert. Auch beim 1. FC Kaiserslautern steht Anfang Juni eine außerordentliche Mitgliederversammlung an, wo über eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung abgestimmt wird. Wie stehst Du denn generell zum Thema Ausgliederung?
Ruf: Grundsätzlich ist mir der klassische e.V. am liebsten. Ich kann damit leben, wenn man ausgliedert, es aber nicht nur die eine Person gibt, die die Geschicke bestimmen kann. Ich kann bei der sportlichen und finanziellen Lage in Kaiserslautern jeden verstehen, der eine Ausgliederung beim FCK als letzten Ausweg sieht. Bisher ist es eigentlich bei jedem Verein so gelaufen, dass die Ausgliederung mit großer Mehrheit durchging.
Der Betze brennt: In Kaiserslautern sind kontroverse Diskussionen über das Für und Wider einer Ausgliederung bisher eher ausgeblieben. Die meisten Fans scheinen sich damit schon abgefunden zu haben, einzelne Stimmen sagen aber auch noch, dass es auch als e.V. wieder aufwärts gehen kann. Was meinst Du dazu?
Ruf: Ich weiß nicht, warum der FCK ein Beispiel gegen den e.V. sein sollte. Was dem Verein das Genick gebrochen hat, ist die WM 2006, der damit verbundene Stadionausbau und das jahrelange Missmanagement. Das hat mit der Rechtsform erst einmal nichts zu tun. Natürlich kann ein e.V. überleben, beispielsweise durch Einbindung der Fans, die dann auch mitbestimmen können. Der FC St. Pauli hat das vorbildlich gemacht. Die eigenen Leute einzubinden, das kann manchmal auch eine Waffe sein.
"Wenn jemand investiert, dann will er auch mitbestimmen"
Der Betze brennt: Beim FCK fällt im Zusammenhang mit einer Ausgliederung auch immer mal wieder das Wort Bundesliga. Ist ein Aufstieg und eine anschließende Etablierung in der Bundesliga nur durch neues Kapital nach einer Ausgliederung überhaupt möglich?
Ruf: Das kommt auf den Kapitalgeber an. Beim FCK habe ich noch nicht herausgefunden, wer das sein soll. Es kann gut sein, dass es den bisher nicht gibt und man hofft, dass er nach einer Ausgliederung kommt, weil er dann bessere Möglichkeiten hat. Dann kann es sein, dass erstmal mehr Geld reinkommt. Nur: Wenn jemand investiert, dann will er natürlich auch mitbestimmen. Da muss man dann den Leuten die Wahrheit sagen und den Zielkonflikt klar benennen: Der FCK will wieder sportlichen Erfolg und dafür braucht der Verein Fremdkapital.
"Martin Bader kann den FCK stabilisieren, aber ich habe auch Zweifel"
Der Betze brennt: Der neue FCK-Sportvorstand Martin Bader kommt in Deinem aktuellen Buch nicht unbedingt gut weg. Was sind denn Deine Kritikpunkte an ihm und denkst Du, er kann den FCK trotzdem wieder in sicheres Fahrwasser führen?
Ruf: Martin Bader hat in Nürnberg in seinen Anfangsjahren sehr gute Arbeit geleistet. Er hat dort Ruhe reingebracht und den Verein finanziell konsolidiert. Allerdings wird seine sportliche Kompetenz in Nürnberg stark bestritten. Wie danach in Hannover waren seine letzten Transfers dort eine ziemliche Katastrophe. Wenn Bader in Kaiserslautern jemanden mit sportlicher Kompetenz an der Seite hat, dann traue ich ihm zu, den FCK zu stabilisieren. Wenn er alleine entscheiden muss, habe ich große Zweifel.
Der Betze brennt: Vielen Dank für das Gespräch.
Christoph Rufs aktuelles Buch "Fieberwahn: Wie der Fußball seine Basis verkauft" ist für 14,90 Euro unter anderem bei Amazon sowie im Buchhandel erhältlich.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 14:49 Uhr:

"Kein Diskussionsbedarf": FCK bekennt sich zu 50+1
Am Donnerstag kommen die Vereine der 1. und 2. Liga zur DFL-Mitgliederversammlung zusammen, um unter anderem die Zukunft der 50+1-Regel zu diskutieren. Der Betze brennt hat im Vorfeld beim FCK nach dessen Standpunkt in der Debatte nachgefragt.
Die Debatte um 50+1-Regel, die den Einfluss externer Investoren auf die Stammvereine begrenzen soll, ist eines der am kontroversesten diskutierten Themen im deutschen Profifußball der vergangenen Wochen. Im Nachgang des letztlich zurückgezogenen Antrags von Martin Kind, des Präsidenten von Hannover 96, auf eine Ausnahmeregelung hat die Deutsche Fußball-Liga eine Grundsatzdebatte zu dem Thema Anfang Februar erneut auf die Tagesordnung gesetzt.
FCK verweist auch auf Vereinssatzung
"Aktuell keinen Diskussionsbedarf" sieht eigentlich der 1. FC Kaiserslautern. "Es handelt sich hierbei aber um ein komplexes Thema, so dass wir den Diskussionsbedarf anderer Vereine zunächst nicht bewerten wollen", heißt es in einer Stellungnahme des FCK-Vorstandsvorsitzenden Michael Klatt. "Grundsätzlich erachten wir die 50+1 Regel bzw. Lösungen, welche die Integrität des Wettbewerbs wahren, für sinnvoll und wichtig. Unabhängig dieser Regel besagt übrigens auch die Satzung unseres Vereins, dass der Verein an jeder Tochtergesellschaft mehrheitlich beteiligt sein muss, d.h. in der Haupt- oder Gesellschafterversammlung über 50 Prozent der Stimmanteile zuzüglich mindestens eines weiteren Stimmanteils sowie über die Mehrheit im Kontrollorgan verfügen muss."
Über die Diskussion hinaus wird auf der DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main keine Entscheidung über eine eventuelle Veränderung der Regel getroffen, wie die DFL mitteilte. Entschieden werden soll aber in der Frage, ob der Video-Assistent ab der kommenden Saison auch in der 2. Liga getestet wird. Zu diesem Thema äußert sich der 1. FC Kaiserslautern wie folgt: "Der FCK vertritt hier die Meinung, dass es sinnvoll ist, dass sich der Videobeweis zunächst in der Bundesliga etabliert und dort die nötige Akzeptanz findet, ehe man über die Einführung in der zweiten Liga nachdenkt."
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 22.03.2018:

Mit großer Mehrheit beschlossen: 50+1-bleibt
Die 50+1-Regel bleibt bestehen. Das ist das Ergebnis der DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main. Dort nahm die Mehrheit der Clubs einen Antrag des FC St. Pauli an.
Wie unter anderem der "Kicker" berichtet, soll in den nächsten Monaten unter Beibehaltung der 50+1-Regel darüber diskutiert werden, ob die Regelung noch rechtssicherer gemacht werden kann.
"Es gab kontroverse Diskussionen. Wir haben aber einen guten Kompromiss gefunden", wird St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig zitiert. "Das Signal ist wichtig." Laut einer Mitteilung der DFL stimmten 18 der 34 stimmberechtigten Vereine für den Antrag, vier dagegen. Es gab neun Enthaltungen, drei eigentlich stimmberechtigte Vereine verzichteten auf ein Votum.
Petition mit mehr als 3000 Unterstützern
Ursprünglich war von der DFL gar keine Entscheidung, sondern lediglich eine Diskussion über den weiteren Verfahrensverlauf angekündigt worden. Im Vorfeld der Versammlung hatte die Initiative "50plus1bleibt.de" DFL-Präsident Reinhard Rauball eine Petition übergeben. Mehr als 3000 Fanclubs und andere Organisationen hatten die Initiative unterstützt.
Die 50+1-Regel sichert den Stammvereinen eine Stimmenmehrheit in den Kapitalgesellschaften und verhindert dadurch die Komplettübernahme eines Vereins durch externe Geldgeber.
Video-Assistent wird auch in Liga zwei getestet
Neben 50+1 war der Video-Assistent ein weiteres wichtiges Thema der Mitgliederversammlung. Dabei sprachen sich die Vereine für die reguläre Einführung des Videobeweises in der 1. Liga sowie die Aufnahme eines Testbetriebs ohne Einfluss auf den Spielbetrieb in der 2. Liga aus.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 23.03.2018:

"Krank", "Termine": FCK stimmte nicht über 50+1 ab
Der 1. FC Kaiserslautern hat am Donnerstag nicht an der viel beachteten DFL-Abstimmung über die 50+1-Regel teilgenommen. Gegenüber Der Betze brennt erläutert der Vorstandsvorsitzende Michael Klatt die Hintergründe.
"Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen. Insofern freut uns das gestrige Abstimmungsergebnis", so Klatt am Freitagmittag. Zuvor hatten unter anderem die "WAZ" und die "Bild" darüber berichtet, dass der FCK als einziger Klub neben Jahn Regensburg nicht bei der DFL-Mitgliederversammlung anwesend war, und damit für Verwirrung im Umfeld gesorgt. Denn eigentlich hatte der Fritz-Walter-Klub sich im Vorfeld klar zum Erhalt der 50+1-Regel bekannt.
Klatt: "Ich konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen"
Die Abwesenheit des FCK-Vorstands erklärt Klatt wie folgt: "Es war geplant, dass ich für den FCK an dieser Versammlung teilnehme. Wir haben uns im Vorfeld dieser Versammlung im Übrigen auch mit dem FC St. Pauli zum Thema 50+1 ausgetauscht und unsere Haltung dazu ja auch bereits öffentlich gemacht. Nun konnte ich jedoch aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig nicht an der Versammlung teilnehmen. Wir haben daraufhin umgehend die DFL kontaktiert und uns nach den Möglichkeiten einer 'Stimmabgabe' im Rahmen der Abfrage eines Meinungsbildes informiert, wir hätten diese gerne auch schriftlich eingereicht. Leider war es jedoch nicht möglich, sich ohne persönliche Anwesenheit zu beteiligen. Hier handelt die DFL analog unserer Satzung."
Bader war am Donnerstag anderweitig geschäftlich unterwegs
Genau genommen sei sogar die Anwesenheit beider FCK-Vorstände für eine gültige Abstimmung bei der DFL erforderlich gewesen. Da Sportvorstand Martin Bader am Donnerstag jedoch "geschäftlich unterwegs" gewesen sei, hatte dieser bereits eine entsprechende Vollmacht für Klatt ausgestellt und bei der DFL hinterlegt. Dann jedoch sei kurzfristig die Erkrankung von Klatt dazwischen gekommen und der FCK habe gar keinen Vertreter nach Frankfurt schicken können - so die offizielle Begründung der FCK-Verantwortlichen.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 01.06.2021:
"50+1 muss bleiben": Fans loben Kartellamt-Bescheid
Das Bundeskartellamt hat die deutsche 50+1-Regel als kartellrechtlich unbedenklich eingestuft, aber die gewährten Ausnahmen für Hoffenheim und Co. kritisiert. Für diese Beurteilung hatten sich auch der 1. FC Kaiserslautern und viele seiner Fanclubs stark gemacht.
Bereits am gestrigen Montag hatte das Bundeskartellamt seine Einschätzung zu der 2018 von der DFL eingeleiteten unabhängigen Prüfung abgegeben. Darin heißt es unter anderem: "Das Bundeskartellamt hat der Deutschen Fußball Liga (DFL) heute seine vorläufige kartellrechtliche Einschätzung zur sog. 50+1-Regel mitgeteilt. Nach Auffassung des Amtes kann die Grundregel aufgrund der damit verfolgten sportpolitischen Ziele kartellrechtlich unbedenklich sein. Für problematisch hält das Amt hingegen, dass die einheitliche Anwendung und Durchsetzung der Regel in ihrer jetzigen Fassung nicht sichergestellt ist." In der Bundesliga spielen Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim mit Ausnahmen von der 50+1-Regel (mehr dazu: Pressemeldung des Bundeskartellamts - Medienbericht der "Sportschau"). Geldgeber wie Martin Kind von Hannover 96 oder Hasan Ismaik von 1860 München hatten die 50+1-Regel immer wieder in Frage gestellt und wurden nun vom Kartellamt eines Besseren belehrt. Derweil waren vor kurzem sogar in England politische Rufe nach einer Regulierung wie dem deutschen 50+1 wieder lauter geworden, nachdem unter anderem sechs investorengeführte Premier-League-Klubs mit irrwitzigen Super-League-Plänen vorgeprescht waren.
50+1 regelt den Einfluss von Investoren und die Mehrheit des Vereins
50+1 regelt den Einfluss externer Investoren auf Fußballvereine. Demnach dürfen die meist ausgegliederten Vereine - wie mittlerweile auch der FCK - zwar die Mehrheit ihrer Anteile an Investoren verkaufen, müssen aber immer die Mehrheit der Stimmrechte behalten. Nämlich mindestens 50 Prozent plus eine Stimme ("50+1"). Vereinfacht gesagt bedeutet das: Externe Investoren können zwar ihre Forderungen durchdrücken, wenn sich die jeweilige Vereinsführung darauf einlässt, so wie in früheren Jahren beispielsweise bei 1860 München geschehen. Aber wenn die Vereinsführung ihre Strategie ändert oder abgewählt wird, dann können die (neuen) Verantwortlichen dank der 50+1-Mehrheit stets die Interessen des Vereins und seiner Mitglieder priorisieren.
Doppelte "50+1-Regel" beim FCK - Bekenntnis von Verein und Fanclubs
Neben der jetzt beurteilten Regel von DFB/DFL ist 50+1 beim 1. FC Kaiserslautern seit 2018 als zusätzliche Absicherung auch in der Satzung von Verein und Kapitalgesellschaft festgeschrieben. Im selben Jahr hatte die bundesweite Initiative "50+1 muss bleiben" mit mehr als 3.000 unterstützenden Fanclubs und -gruppen für die immer wieder diskutierte Regel geworben. Auch zahlreiche FCK-Fans machten mit und wurden von der damaligen Vereinsführung, wenn auch manchmal etwas holprig, unterstützt (siehe damalige Chronologie im DBB-Forum). Die Initiative "50+1 muss bleiben" hat heute zum Bescheid des Bundeskartellamts die nachfolgende Stellungnahme veröffentlicht.
» Zur Stellungnahme der Initiative "50+1 muss bleiben"
50+1 erhalten, Mitbestimmung ermöglichen, Finanzdoping beenden - Einschätzung des Kartellamts weist Weg zu nachhaltigerem Profifußball
Seit Jahren kämpfen wir Fans nicht nur für den Erhalt der 50+1-Regel, sondern auch gegen die Ausnahmeregelungen und Umgehungstatbestände. Wir freuen uns, dass das Bundeskartellamt uns mit seiner Einschätzung darin bestätigt.
2018 hat sich die Mitgliederversammlung der DFL klar zur 50+1-Regel bekannt und über 3.000 Fanclubs und Fangruppen haben deutlich gemacht, dass die 50+1-Regel unverhandelbar ist.
Aus ganz Europa wurde die letzten Wochen neidisch auf die deutsche 50+1-Regel geblickt. Doch auch der deutsche Profifußball befindet sich in einer tiefen Krise und benötigt dringend grundlegende Reformen. Die Einschätzung des Kartellamts ist ein weiterer Anstoß diese endlich einzuleiten.
Die DFL und ihre Mitglieder sind jetzt aufgefordert, demokratische Mitbestimmung in allen Vereinen zu ermöglichen und Finanzdoping zu beenden. Wir fordern ein Ende der Ausnahmen und zusätzliche Vorgaben, die in allen Vereinen Strukturen im Geiste von 50+1 sicherstellen. Umgehungstatbestände dürfen nicht länger akzeptiert werden. Konkret müssen innerhalb einer Übergangsfrist die in Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim bestehende Ausnahmen abgeschafft werden. Dem in Leipzig gewählten Modell muss die Grundlage für die Lizenzberechtigung entzogen werden.
Damit kommt die DFL ihrem 2018 gefällten Beschluss zur Verbesserung der Rechtssicherheit unter Beibehaltung der 50+1-Regel nach und nutzt diese Chance, um sich demokratisch aufzustellen und einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen.
50+1 bleibt!
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 13.07.2023:
Kartellamt bestätigt und stärkt deutsche 50+1-Regelung
Die deutsche 50+1-Regel, die Fußballvereine vor der kompletten Fremdbestimmung durch Investoren schützt, wird auch zukünftig bestehen bleiben. Das Bundeskartellamt hat heute Anpassungen der DFL bestätigt und damit die Regelung sogar noch verstärkt.
Demnach soll 50+1 bestehen bleiben und zukünftig auch keine neuen Ausnahmeregelungen mehr erlaubt werden. Die drei bestehenden sogenannten "Förderausnahmen" - dabei handelt es sich um Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim - müssen zudem härtere Vorgaben erfüllen und darüber hinaus einen finanziellen Ausgleich bezahlen. In der heute veröffentlichten Stellungnahme des Bundeskartellamts heißt es dazu: "In dem Verfahren zur kartellrechtlichen Einschätzung der sog. 50+1-Regel beabsichtigt das Bundeskartellamt, die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) zugesagten Satzungsänderungen für bindend zu erklären und das Verfahren auf dieser Grundlage abzuschließen. Nach dem Zusagenangebot soll die 50+1-Grundregel beibehalten, aber die Möglichkeit hiervon Förderausnahmen zu gewähren aus der Satzung gestrichen werden. Außerdem sollen die drei Klubs TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg, die von der DFL eine Förderausnahme erhalten haben, unter erhöhten Voraussetzungen Bestandsschutz erhalten: Neben der fortdauernden Einhaltung der bisherigen Fördervoraussetzungen sollen sie zu mehr Mitgliederpartizipation und zur Zahlung eines monetären Vorteilsausgleichs verpflichtet werden."
Die TSG Hoffenheim hatte ihren Sonderstatus bereits vor der Entscheidung des Kartellamtes "zurückgegeben", indem Investor Dietmar Hopp seine Stimmrechtsmehrheit wieder an den Mutterverein übertrug. Somit gelten die häufig kritisierten Ausnahmeregeln jetzt nur noch für Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg, die dafür in Zukunft entsprechende Ausgleichszahlungen leisten müssen.
Über 3.000 Fanclubs beteiligten sich an der Initiative "50+1 bleibt"
Mit der heutigen Entscheidung geht ein langer Weg auch für die aktiven Fanszenen der deutschen Proficlubs vorläufig erfolgreich zu Ende. Im Jahr 2018 hatte sich die Initiative "50+1 bleibt" zusammengeschlossen, an der sich bundesweit über 3.000 Fanclubs - darunter auch viele vom FCK -, Fangruppierungen und Fanverbände beteiligten. Die Kernforderungen damals: "50+1 erhalten, Mitbestimmung ermöglichen, Finanzdoping beenden". Auch die Klubführung des FCK bekannte sich seinerteit zum Fortbestehen der 50+1-Regel, die auch in den Satzungen des Vereins und der Kapitalgesellschaft enthalten ist.
Der FCK e.V. hält mittlerweile, fünf Jahre später nur noch rund 45 Prozent der Anteile an der ausgegliederten FCK GmbH & Co. KGaA, aber (unter anderem) dank 50+1 weiterhin die Stimmenmehrheit bei allen wichtigen Entscheidungen. Die aktuelle Verteilung der Anteile an der FCK-Kapitalgesellschaft wurde bei der letztjährigen Mitgliederversammlung wie folgt öffentlich bekanntgegeben:
1. FC Kaiserslautern e.V.: 45,85%
Saar-Pfalz-Invest GmbH: 34,93%
Dienes Packaging GmbH: 4,40%
Dr. Theiss Naturwaren GmbH: 4,40%
Sonstige Regionale Investoren: 0,48%
Platin 2180 GmbH (zuvor bekannt als: "Pacific Media Group"): 9,94%
Quelle: Der Betze brennt