
Spielbericht: Darmstadt 98 - 1. FC Kaiserslautern 1:2
Der FCK ist wieder dran!
Der 1. FC Kaiserslautern fährt bei Darmstadt 98 einen ganz wichtigen Sieg ein. Der 2:1-Erfolg am Böllenfalltor setzte große Emotionen frei: Es wurde viel mehr bejubelt als nur zwei Tore und drei Punkte.
- /1697-spielfotos-darmstadt-98-1-fc-kaiserslautern.php]Fotogalerie | Spielfotos: Darmstadt 98 - 1. FC Kaiserslautern
- Fotogalerie | Fanfotos: Darmstadt 98 - 1. FC Kaiserslautern
Es war spannend bis zum Schluss! Die sechste Minute der Nachspielzeit am Darmstädter Böllenfalltor lief, ein letzter Eckball für die Heimelf segelte in den Lautrer Strafraum direkt vor dem Gästeblock. Der Ball wurde aus dem Gefahrenbereich geboxt, im Rückraum kam ein Lilien-Profi in Schussposition, doch der eingewechselte Patrick Ziegler schmiss sich mit allem was er hatte in den Weg und lenkte den Ball ins Aus.
Es folgte der Schlusspfiff und wohl einer der lautesten Jubel seit langer Zeit im Lautrer Lager. Wäre es möglich gewesen, die 3.000 mitgereisten Fans der Roten Teufel hätten sich wohl ebenfalls auf den Spielerpulk geworfen, der sich gebildet hatte. Was ein Sieg! Welch ein Big Point! Und welch Dramatik in der Schlussminuten: Kurz zuvor hatte sich Torhüter Marius Müller an der Schulter verletzt, Christoph Moritz forderte an der Auswechselbank hektisch Handschuhe und Trikot für Notfall-Keeper Benjamin Kessel. Doch Müller hielt durch und am Ende standen drei Punkte!
Um was es an diesem Mittwochabend ging, war allen Beteiligten klar. Der 1. FC Kaiserslautern, Tabellenschlusslicht, bekam es im Nachholspiel mit dem Vorletzten Darmstadt 98 zu tun. Bis auf einen Punkt konnten die Pfälzer an die Lilien heranrücken und damit nicht nur den Relegationsplatz in greifbare Nähe bekommen, sondern plötzlich auch wieder das ganz rettende Ufer wittern. Trainer Michael Frontzeck griff vorab in die Motivationskiste und präsentierte der Mannschaft die Tabellenkonstellationen von vor einem Monat und jetzt. "Damals wären es bei einer Niederlage zehn Punkte auf Darmstadt gewesen", sagte Marius Müller nach dem Schlusspfiff. "Und jetzt ist es nur noch ein Punkt. Das ist geil, wir sind wieder da."
Der Schulterschluss hat Bestand
Das gleiche Gefühl hatte sich auch im Gästeblock ausgebreitet. Nie wurde das "Der FCK ist wieder da" in den vergangenen Wochen wohl so laut geschmettert wie an diesem Abend. Die Mannschaft feierte mit den Fans den Big Point ausgelassen und nicht nur Christoph Moritz lobte den erneuten Schulterschluss zwischen Team und Anhang auf der Tribüne.
Zur Neuauflage des vor vier Wochen abgebrochenen Spiels waren erneut wieder tausende rot-weiße Schlachtenbummler nach Südhessen gereist. Sie bevölkerten nicht nur den Gästeblock, sondern auch Teile der Hintertor- und Haupttribüne. Die Szenerie schien wie gemacht für einen epischen Abend: Die Sonne senkte sich im Angesicht der Lautrer Fans, der Mond stand sichelförmig über dem alten Stadion, das Flutlicht brannte - was will man mehr? Natürlich einen Sieg!
Dafür taten die ersatzgeschwächten Lautrer viel, gerieten aber anfangs noch unter Druck. Mit dem ersten Angriff gingen die Gäste allerdings in Führung (16.) und sorgten für absoluten Ausnahmezustand im Gästeblock. Selbst auf der Haupttribüne zuckte der eine oder andere Zuschauer angesichts des brachialen Torjubels zusammen. Als wenige Minuten nach Brandon Borrellos Schuss ins Glück Müller eine Doppelchance von Artur Sobiech entschärfte, feierte der Betze-Anhang die Paraden wie ein zweites Tor.
Grätschen und Paraden werden gefeiert wie Tore
Es war klar: Hier ging was! Und wie! Natürlich hatte der FCK ab und an seine Mühen mit den engagierten, robusten Darmstädtern. Doch die Roten Teufel verloren nie die Nerven, spielten konzentriert und clever. Als eine Viertelstunde nach dem Wiederanpfiff Phillipp Mwene seine ansteigende Form der letzten Wochen endlich mit einem Tor krönte (61.), gab es kein Halten mehr. Das Bölle war nun fest in Betze-Hand und schon jetzt stimmten einige erste Jubellieder an. Freude pur bei den FCK-Fans!
Nun hätte die Frontzeck-Elf den Sack zumachen müssen, doch Mwene scheiterte an der Latte, Osayamen Osawe, der englische Pfeil, zielte nach tollem Solo neben das Tor. Die Stimmung im Gästeblock konnte das nicht trüben, auf Heim-Seite sank die ohnehin dürfte Atmosphäre weiter ab. Schon in der 70. Minute verließen erste Lilien-Anhänger entnervt das Stadion, jeder Fehlpass wurde mit Pfiffen und einem lauten Raunen begleitet. Erst Felix Plattes Anschlusstreffer küsste die SVD-Fans noch einmal wach, doch am Ende hielt der knappe FCK-Vorsprung auch dank einer weiteren Super-Parade von Müller.
Müller denkt an Darmstadt 2015
Der 24-Jährige gab sich nach dem Schlusspfiff nachdenklich und erinnerte an das letzte FCK-Pflichtspiel in Darmstadt. Im Frühsommer 2015 verspielte das Team damals eine glänzende Ausgangsposition im Aufstiegsrennen und verlor 2:3. Müller stand damals im Kasten. "Vor drei Jahren war es, als ich im Aufstiegsspiel drei Hütten gekriegt habe. Heute habe ich drei gehalten. So drehen sich Spiele und Zeiten", sinnierte der gebürtige Heppenheimer.
Völlig entgegengesetzt zur damaligen Gemütslage gingen die Lautrer diesmal aus dem Spiel heraus - nämlich als strahlender Sieger - mit nun deutlich verbesserten Karten im Abstiegskampf. Entsprechend euphorisch und ausgelassen feierten Mannschaft und Fans vor dem Gästeblock, dachten aber schon gleich voraus. "Nachlegen in Aue", gaben die FCK-Profis sofort als Losung aus. "Immerhin können wir jetzt mit einem guten Gefühl hinfahren", sagte Christoph Moritz und meinte damit nicht nur die Mannschaft, sondern den gesamten Betze-Tross.
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
"Brutal wichtig": Lautern bejubelt Big Point
Der FCK hat einen enorm wichtigen Auswärtssieg in Darmstadt eingefahren und den Abstand auf das rettende Ufer weiter verkürzt. Die Roten Teufel verteidigten dabei die knappe Führung leidenschaftlich bis in die Schlussminuten.
In der 91. Minute hatte es der 1. FC Kaiserslautern noch einmal spannend gemacht: Felix Platte hatte Darmstadt 98 auf 1:2 herangebracht und damit für viel Spannung in der Nachspielzeit gesorgt. Kurz vor dem Schlusspfiff parierte Marius Müller einen Kopfball von Wilson Kamavuaka, kugelte sich dabei aber die Schulter aus. "Ich boxe den Ball raus und kommt irgendwie auf die linke Schulter auf, da hat's mir die rechte einmal raus und wieder reingehauen", beschrieb der Schlussmann die dramatischen Schlussmomente. Da der FCK nicht mehr wechseln konnte, machte sich Benjamin Kessel als Ersatzkeeper startklar, doch Müller biss auf die Zähne. "Die Schiedsrichterin sagte zu mir, dass der Eckball die letzte Aktion ist", so der 24-Jährige.
Borrello: "Dafür bin ich auf dem Feld"
Den Eckstoß grätschte der zuvor eingewechselte Patrick Ziegler weg - und der FCK bejubelte "einen großen Sieg", wie Brandon Borrello später zu Protokoll gab. Der Australier, diesmal als Jenssen-Ersatz auf dem linken Flügel aufgeboten, hatte die Roten Teufel im ersten Durchgang mit einem platzierten Schuss in Führung gebracht. "Wir haben das im Training geübt: Von links kommen und mit rechts schießen", sagte der Offensivmann. "Dafür bin ich auf dem Feld, um Tore zu machen."
Mwene: "Wir haben anderes Gefühl in der Mannschaft"
Im zweiten Durchgang - die Pfälzer waren nun die bessere Mannschaft - baute Phillipp Mwene nach einem sehenswerten Spielzug die Führung aus. "Brutal wichtig", bezeichnete der Österreicher den Sieg seiner Mannschaft. "Heute haben wir uns im Umschaltspiel gut verhalten und zwei, drei gute Chancen herausgespielt." Für den diesmal im rechten Mittelfeld spielenden Mwene bestätigte der Sieg die ansteigende Form der Roten Teufel: "Ich denke, seit der Vorbereitung haben wir ein anderes Gefühl in der Mannschaft. Man sieht, dass sich das einfach verändert hat."
Moritz: "Das gemeinsame Feiern hat mir gefehlt"
"Wir sind jetzt in einer guten Situation, was Punkte und Selbstvertrauen angeht", freute sich auch Borrello nach der ausgelassenen Feier mit den 3.000 mitgereisten FCK-Anhängern. Christoph Moritz bezeichnete es vor allem als Vorteil, dass der FCK nun mit einem guten Gefühl die Reise nach Sachsen antreten kann - was auch für die Fans gilt. "Sie haben unsere Leistung schon während des Spiels honoriert", sagte der Kapitän und fügte mit Blick auf die Jubelszenen nach dem Schlusspfiff vor dem Gästeblock an: "Das gemeinsame Feiern hat mir in den letzten Monaten gefehlt."
Quelle: Der Betze brennt