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Reich vs. Arm: Die Bundesliga als Abbild der Gesellschaft (Bilanz)

Fußballthemen, welche den FCK nicht oder nicht direkt betreffen.
Thomas
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Beitrag von Thomas »

Dieser Artikel wurde heute schon an anderer Stelle im Forum gepostet, könnte aber finde ich auch für einen eigenen Diskussionsthread interessant sein. Zumal der Autor auch FCK-Fan ist. ;)

Es geht um die berühmte "Schere", die auch im Fußball immer weiter auseinandergeht und hier deutlich kritisiert wird.
Bilanz hat geschrieben:REICH VS. ARM
Die Bundesliga als Abbild der Gesellschaft


Von Daniel Saurenz

Der Fußball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Der DFB tut wenig dagegen, dass die Schere im Fußball nicht noch weiter aufgeht. In den 90er-Jahren waren Meisterschaften von Kaiserslautern, Bremen oder Stuttgart noch möglich, heute sind sie undenkbar.

(...)

Spiele bitte dahin, wo der Einfluss sitzt

Beispiele? Für die EM 2024 hat man als Spielorte nicht etwa kleine Vereine und Städte gestützt, nein, Kaiserslautern beispielsweise zog schon im Vorhinein freiwillig zurück. Bremen, Mönchengladbach und Nürnberg, allesamt Vereine aus nicht gerade strukturstarken Gegenden und nicht eben verstärkt gefördert in den letzten Jahren, wurden von der Liste gestrichen. Wie die Stadionfrage die Kluft fördert, unterstreichen exemplarisch die Vereine Bremen und Kaiserslautern.

Der Verein von Ex-Ministerpräsident Beck wurde von der Politik mit aller Gewalt zum Ausrichter der WM 2006 erkoren, durfte vier Spiele ausrichten und sich ebenso wie die Stadt dafür über beide Ohren verschulden. Absehbar und auch zulasten des Steuerzahlers. Missmanagement tat sein Übriges, damit der FCK nach dieser Saison maximal in der dritten Liga verschwinden wird.

Fehler werden nicht verziehen

Fehlinvestitionen und eine hohe Stadionmiete kann ein solcher Verein nicht tragen, jede falsche Entscheidung bringt ihn um. Fehlentscheidungen passieren im Fußball jedoch, werden sie aufgefangen, fallen sie nicht auf. Der VfL Wolfsburg steht dafür exemplarisch.

(...)

Quelle und kompletter Text: Bilanz Magazin
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)
daachdieb
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Beitrag von daachdieb »

pass mE auch dazu:

Investoren-Macht vs. Mitglieder-Demokratie: Wem gehört der Fußball? (taz.de)
Fest jedenfalls steht: So wie sich auch die gesamtgesellschaftlichen Strukturen zu wandeln scheinen, steckt auch die Kickerbranche in einem Prozess der Veränderung. Wo Bindungen an Parteien und Konfessionen abnehmen, bleibt das Vereinswesen nicht unberührt. Amateurklubs, vor allem in ländlichen Gebieten, spüren das längst. Die Lust aufs Ehrenamt, essenzielle Quelle für die Basis, hat abgenommen. Individualität verträgt sich nicht unbedingt mit dem Gemeinschaftssport Fußball. Dem Volkssport läuft das Volk davon.
Der Kuttenträger stirbt aus

Und im Profibereich? Da sterben die Fans, da stirbt der leidenschaftliche Kuttenträger aus. Wer in Hamburg geboren wird, könnte dem HSV anhängen, genauso gut aber auch Bayern München, Manchester United oder Real Madrid. Das treue Mitglied wird zum Kunden, ein Trend, der nicht neu ist, sich aber verstärkt. Und dennoch boomt die Branche, weil die Kundschaft (noch) Schlange steht. Sie wird aber wählerischer. Spitzenklasse statt Mittelklasse ist gefragt, nur wenige Ausnahmen – siehe FC St. Pauli – bestätigen die Regel.

[...]

Die DFL muss abwägen: 50+1 schwächen – dann erhält der deutsche Markt viel frisches Kapital, während im Gegenzug die Mitglieder ihr Stimmrecht über den Profifußball verlieren. Oder: 50+1 beibehalten – dann droht die Zweitklassigkeit im europäischen Vergleich. In Paris, Manchester oder Mailand herrscht längst die globale Finanz­elite, die für einen Spieler wie Neymar 222 Millionen Euro ausgibt.
Oderint, dum metuant
fck-jetzt.de
Hellfire_LD
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Beitrag von Hellfire_LD »

"Die DFL muss abwägen: 50+1 schwächen – dann erhält der deutsche Markt viel frisches Kapital, während im Gegenzug die Mitglieder ihr Stimmrecht über den Profifußball verlieren. Oder: 50+1 beibehalten – dann droht die Zweitklassigkeit im europäischen Vergleich."

Also den Teufel mit dem Beelzebub austreiben?

Danke für den Artikel, ich finde die TAZ hat hier den Nagel auf den Kopf getroffen.
Die Vereinszugehörigkeit, bzw. das Fan-Sein definiert sich länger schon nicht mehr mit der Region der man sich zugehörig fühlt. Früher waren Bayern- oder Dortmund-Fans in der Pfalz die Ausnahme, heute ist es die Regel.

Leider wird der Fußball, wie wir ihn kennen so nicht weiter zu verwirklichen sein, denn nur durch Eintrittsgelder, Fanartikel und kleinere Sponsoren wird es nicht reichen.

Eine Auflockerung der 50+1 Regel würde jedoch nur den Zeitgeist befriedigen (austauschbare Inverstoren, Spieler, vielleicht ziehen sogar bald ganz Mannschaften wie in den USA mit den Geldgebern?), eine schwierige Gradwanderung wie ich finde.
In die Hölle ist es überall gleich weit.
Funkemariechen
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Beitrag von Funkemariechen »

Die Vereinszugehörigkeit, bzw. das Fan-Sein definiert sich länger schon nicht mehr mit der Region der man sich zugehörig fühlt. Früher waren Bayern- oder Dortmund-Fans in der Pfalz die Ausnahme, heute ist es die Regel.
Meine Meinung ist, dass das zum Teil an der Erziehung liegt und zum Anderen an der einseitigen medialen Berichterstattung. Ein kleines Beispiel aus meiner Erfahrung: ich habe aufgehört eurosport.de zu lesen. Denn immer wenn ich die Seite geöffnet habe, als erstes im Bild (und das über den ganzen Bildschirm) der FC Bayern München. Da ist es egal, ob wir gerade Handball Weltmeister geworden sind, Angelique Kerber die Australian Open gewonnen hat oder Laura Dahlmeier den Gesamtweltcup beim Biathlon gewinnt..... und das sind nur 3 Beispiele!
Mich macht diese Entwicklung nicht nur traurig, sondern jüngst mit diesem Deal über 222 Mille für einen Spieler zu bezahlen, übersteigt nicht nur meine Vorstellungskraft, sondern aus solchen Gründen entferne ich persönlich mich immer mehr von diesem kommerziellen Scheiß. Ich schau nur noch selten Bundesliga, bzw. überhaupt Fußball (ausgenommen unseren FCK natürlich). Die ganze Entwicklung ist doch einfach nur noch zum :weinen: und zum kotzen!
Semper Fi FCK
Hellfire_LD
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Beitrag von Hellfire_LD »

Funkemariechen hat geschrieben:... , sondern aus solchen Gründen entferne ich persönlich mich immer mehr von diesem kommerziellen Scheiß. Ich schau nur noch selten Bundesliga, bzw. überhaupt Fußball (ausgenommen unseren FCK natürlich).
Genau so ist es bei mir auch. Mein Sky Abo ist gekündigt, CL und EL interessieren mich nur wenig bis gar nicht, 3. Liga .. mal schauen, lieber wieder auf den Betze, jetzt wo es räumlich wieder geht.
Ich bin angetan von der Idee einer mindestens zweigleisigen Liga und Vermarktung: eine "traditionelle" und eine Liga für die ganzen Retorten-Mannschaften und solche die es werden wollen. Der klassische Fußball mit Spielern aus der Region, das wäre meins. Zur Zeit bleibt einem da ja nur der Amateurfußball.
In die Hölle ist es überall gleich weit.
kalusto
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Beitrag von kalusto »

Ich nehm an,daß es bei uns FCK Fans schon hunderte sind,die kaum noch 1. Bl. gucken. Wenn man das hoch rechnet auf die anderen 2.Liega Vereine und unterkl. vereine,sinds bestimmt tausende.Aber leider können die gegen Geld nicht anstinken,da schmeisen die Geldsäck ein paar Milliönchen in den Ring und schon stimmts wieder. :teufel2:
FCK-Enklave-Bayern
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Beitrag von FCK-Enklave-Bayern »

mich würde interessieren bzw ich finde es ein interessantes Gedankenexperiment...
hätte sich z.B. Hopp zu Investitionen in Kaiserslautern entschieden, wir würden erfolgreich 1 Liga kicken, das Stadion gut besucht, im Besitz unseres Vereines...

Würden wir genauso denken? Würden wir die Bremer belächeln weil sie halt nicht zur richtigen Zeit auf einen Investor gesetzt haben...? Und sowieso nur unfähige am Werk sind?

Würden wir genauso denken über Tradition und den aktuellen Werteverfall?
Ich bin mir nicht sicher.

Aber auch für mich gilt: mein teures sky Abo wird bis auf den FCK nicht genutzt. Mich interessiert es schlicht nicht (mehr).

Der Fussball hat vieles an Reiz verloren. Identifikation war wichtig. Die gibt es nur noch sporadisch.

Quo vadis
EIN ROTER TEUFEL - EIN LEBEN LANG!
Neutralerzwei
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Registriert: 10.03.2008, 17:21

Beitrag von Neutralerzwei »

Würden wir genauso denken über Tradition und den aktuellen Werteverfall?
Das ist wie beim Arzt. Die Behandlung war die beste, die geholfen hat.

Wieso sollten sich Anhänger aus dem oberen Tabellendrittel über Werteverfall aufregen. Es läuft doch in ihrem Verein.

Aus zwei Gründen halte ich das mit dem Werteverfall aber für übertrieben.

Der gierige Söldner der nur hoch hinaus will, wieviele Fußballer sind denn da talentiert genug?

Der Rest kann doch von seinem Talent her nur schauen, bei dem bestmöglichen Verein sein Auskommen und ein Startkapital für die Zeit nach dem Fußball zu finden.

Hier da stelle ich mal die These auf, dass die meisten Mittelklassefußballer doch nur dann wechseln, wenn irgendwas schief läuft und ihr Berater einen Punkt findet, wo er ansetzen kann.

Und da wage ich mal die Behauptung, dass es oft kein Werteverfall ist, sondern Dummheit der Vereinsführung.
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