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Kinscher: "Die Restrukturierung des FCK ist überlebenswichtig" (Der Betze brennt)

Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.
Ke07111978
Beiträge: 2083
Registriert: 11.07.2014, 17:10

Beitrag von Ke07111978 »

Da das vielleicht mehrere interessiert, diesmal dann doch eine Antwort im Forum:

@bybybonn

Sorry, das ist jetzt echt komplex. Eine Sanierung, sprich ein Konzept, dass die Rückzahlung von Verbindlichkeiten für die Gläubiger insgesamt wahrscheinlicher macht, obwohl sie ggf. zum jetzigen Zeitpunkt auf etwas verzichten müssen, geht jeder Planinsolvenz voraus. In den wenigsten Fällen (rd. 2%) wird dann auch wirklich in die Planinsolvenz gegangen, sondern man einigt sich vorher. Prominente Beispiele im Fußball sind B. Dortmund und der MSV Duisburg. In beiden Fällen gab es ein sogenanntes IDW S6 Gutachten. In beiden Fällen wurde der Pachtvertrag deutlich flexibler gestaltet und Miete / Nebenkosten reduziert bzw. die Rückzahlung von Darlehen gestreckt bzw. Teilverzichte ausgesprochen. In beiden Fällen ohne Insolvenz, obwohl diese ganz klar auf dem Tisch lag. Beide Vereine waren danach in der Lage wieder nachhaltig zu wirtschaften. Der vergleichbare Zeitpunkt zu Dortmund für den FCK war unter Jäggi, als der halsbrecherische Deal mit dem Stadion eingefädelt wurde (Er hat das damals als Sanierung bezeichnet ohne wirklich etwas zu sanieren). Die Situation in Duisburg ist vergleichbar mit unserer jetzigen. Was man dazu benötigt, ist ein sogenanntes IDW S6 Gutachten (https://www.buchalik-broemmekamp.de/san ... ch-idw-s6/). Es definiert die notwendigen Schritte, die zu einer nachhaltigen Sanierung notwendig sind. Damit geht man dann zu den Gläubigern und versucht eine Einigung zu erzielen, wie dieses Konzept umgesetzt werden kann. Natürlich steht in einem solchen Konzept auch drin, was passiert, wenn man nicht saniert. Ich halte die Erarbeitung eines solchen Konzeptes für ligaunabhängig notwendig. Und ich halte es auch für notwendig auf dieser Basis mit den Gläubigern zu sprechen. Beides habe ich auch deutlich in mein Interview geschrieben. Im Status quo, sprich 2. Liga mit Klassenerhalt und nächstes Jahr ggf. ein Mittelfeldplatz bei ungefähr gleichbleibenden Zuschauerzahlen, benötigen wir Mittel von rd. 15-20 Mio. EUR in den nächsten 24 Monaten (Etatunterdeckung von rd. 5 Mio. p.a. + Rückzahlung der Anleihe). Diese können wir durch Spielerverkäufe decken (wieviel davon, darüber soll sich jeder sein eigens Bild machen), sowie ggf. durch vorhandene Liquidität (ggf. noch Reste aus dem Koch-Verkauf), eine Verlängerung der Betzeanleihe oder eben im Falle der Ausgliederung vielleicht durch einen Investor. Oder eine Kombination aus allen drei Dingen. Damit haben wir dann aber maximal den Status quo gehalten und keine nachhaltige Lösung für die Etatunterdeckung. Von daher bin ich der Überzeugung, das wir um diese Gespräche und diese Gedanken nicht drumherumkommen. Ich würde sie aber gerne gut vorbereitet führen und das Heft des Handelns als Verein in der Hand behalten. Denn eine Insolvenz kann auch durch die Gläubiger ausgelöst werden. Bei einer Ablehnung der Sanierung, wäre das dann implizit der Fall. Ich hoffe, dass hat deine Frage ausreichend beantwortet.

Frage1: Ja ich glaube sie ist dazu bereit. Man muss ihr nur völlig transparent die Notwendigkeit aufzeigen. Es ist die wirtschaftlich sinnvollste Option für Stadt und Land. Aus meiner Erfahrung heraus, lässt sich diese in der Regel auch umsetzen.

Frage 2: Die oben aufgeführte Restrukturierung. Ich glaube auch das wir durch ein neues, besseres unternehmerisches Konzept und ein Leitbild auch wieder mehr Sponsoren erreichen können. Außerdem müssen wir uns in der dritten Liga über Personalthemen Gedanken machen, was uns zu Frage 3 führt

Frage 3: denn wir brauchen in der dritten Liga mit Sicherheit keine 3 Vorstände. Ggf. muss man auch über Gehaltshöhen sprechen, denn dann heißt es wirklich "nur zusammen sind wir Lautern"

Frage 4: Das ist eine schwere Feage, weil ich dazu nicht alle Variablen kenne. Entscheidend, wird das Verhalten der Stadt sein, denn in diesem Fall ist der Pachtvertrag für das FWS nicht mehr gültig. Tendenziell hätte man dann aber die Situation, wie nach einer Restrukturierung, nur eine Liga tiefer.

Frage 5: Martin hat in sofern recht, als das man ein stückweit von seinen Kollegen im AR abhängig ist. Da aber alle mehr Transparenz angekündigt haben, sollte das ja keine Problem sein. Daran werde ich die Kollegen - gerne auch öffentlich - zu gegebener Zeit dann auch erinnern. Einige Beispiele: Unser Jahresabschluß darf bisher nur in den Geschäftsräumen eingesehen werden. Obwohl da viele ganz wichtige Informationen drinstehen, hindert das viele Mitglieder sich diesen anzuschauen. Warum kann man nicht eine PDF-Version an interessierte Mitglieder senden? Die Mitglieder Zeitung kann viel besser und häufiger genutzt werden um Entscheidungen zu erklären. Der ganze Ausgliederungsprozess hätte in einem Brief an die Mitglieder mit entsprechendem Fahrplan klar und transparent kommuniziert werden können. Aber, und da hat Martin recht, es gibt natürlich gewisse Dinge im AR die eben vertraulich sind und auch vertraulich bleiben müssen. Aber Vertraulichkeit und Transparenz bzw. klare Kommunikation müssen nicht immer Gegensätze sein.

Last not least, weil dies häufig durcheinandergeworfen wird, auch im Thread von Valentien Helou. Der FCK hat zur Zeit keine Grundstücke, nichts außer dem Fröhnerhof. Die Frage was mit FWS und den umliegenden Grundstücken passiert, ist einzig und allein Sache der Stadt. Die Stadt kann morgen das komplette Areal verkaufen und alles was der FCK hätte, wäre eine Vorkaufsrecht für EUR 47 Mio. Wird das nicht gezogen, gibt es einen neunen Eigentümer bzw. einen neuen Verpächter. Von daher kann ich auch die Euphorie nicht teilen, was diesen Investor angeht, denn dem Verein bringt das erstmal gar nichts. Ggf. hätte der Investor tatsächlich ganz andere Pläne mit dem FWS und würde daher schon aus Prinzip nicht auf einen Cent aus dem Pachtvertrag verzichten.

Ganz generell: Sehr gute und vor allem die richtigen Fragen. Und natürlich würde mich auch die Position der anderen AR-Bewerber dazu interessieren.

Gruß Ken

@Peter:

Ich stehe zu den Dingen die ich dort geschrieben habe. Zum Thema Betzeanleihe habe ich dem User @umgekehrt hier (viewtopic.php?f=3&t=23176&start=125) geantwortet. Ich kann jeden verstehen, der persönlich auf das Wort von Stefan Kuntz hin Geld in diese Anleihe investiert hat und nun enttäuscht ist. Hätte die Investition von weiteren EUR 2 Mio. in den Fröhnerhof an dieser Enttäuschung was geändert? Ich glaube nein. Es wäre nur viel früher klar gewesen, dass die Anleihe nicht zurück gezahlt werden kann, da uns schlicht das Geld für das operative Geschäft noch früher ausgegangen wäre. 70% der Anleihe wurden zudem von institutionellen Investoren gekauft, denen das sowieso egal ist, wie das Geld angelegt wurde, sondern die lediglich eines wollen: Ihr Geld zurück. Und wenn der Schuldner dann alles tut, um diese Rückzahlung zu ermöglichen, sprich er geht sehr viel Risiko um die Rückkehr in die erste Liga zu erreichen, dann ist das aus deren Sicht in Ordnung. Und der für mich ganz entscheidende Punkt: Hier geht es zunächst darum, das dem Emittenten, also dem Verein ein Fehlverhalten nachgewiesen werden soll. Ob man SK oder FG dafür belangen könnte, steht auf einen ganz andern Stück Papier. Mit dieser Logik hatten wir unter Jäggi schon einmal tierisch Erfolg gehabt. Wir haben uns selbst angezeigt und haben horrende Mio. Beträge ans Finanzamt überwiesen und die Verantwortlichen sind mit einem feuchten Händedruck und ein paar Tagessätzen davon gekommen, inkl. dem Hinweis, dass die Selbstanzeige gar nicht zwingend gewesen wäre. Von daher lass uns mal abwarten, was der aktuelle AR dazu zu sagen hat, denn eine Aufklärung ist im ureigenen Interesse dieser Leute. Warum sollten NR und MA diesen Dingen nicht nachgehen und damit riskieren selbst in eine Haftungssituation kommen? Den Rest dann gerne direkt vor Ort :prost:
Zuletzt geändert von Ke07111978 am 28.11.2017, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
wernerg1958

Beitrag von wernerg1958 »

@Ken
so sieht es aus, noch eins zum Stadion und dem Betzeareal, es hält sich in der Stadt das hartnäckige Gerücht, daß ein Käufer für das Areal inkl. FWS schon ein Angebot von ca: 40 Mio gemacht hat, auch wären schon Pläne vorhanden und Vermessungen durchgeführt worden.
Wie gesagt ein hartnäckiges Gerücht.
Ich bin am Sonntag mal mehr als gespannt, wie die Sitzung läuft und wie die Wahl ausgeht. Das wird wieder ein langer Tag, und meine Frau ist nicht begeistert da sie Geburtstag hat :-( . Drücke Dir die Daumen.
Umgekehrt
Beiträge: 289
Registriert: 22.09.2015, 20:17

Beitrag von Umgekehrt »

Ich gebe zu, ich bin nicht gefragt, aber ich sage trotzdem: gute Antwort (also die von Ke...). Danke dafür.
Hessenland
Beiträge: 245
Registriert: 17.10.2010, 22:31

Beitrag von Hessenland »

Herr Kinscher Sie verfügen über ein solides Fachwissen, das der Verein aktuell dringend benötigt. Meine Stimme haben Sie daher.
Fahrer am Ball
Beiträge: 171
Registriert: 12.10.2017, 09:46

Beitrag von Fahrer am Ball »

Bin noch mal alle Interviews durchgegangen. Ken Kinscher hat mich überzeugt: meine Stimme hat er.
Die nächsten Monate werden die Zukunft unseres Traditionsvereins entscheiden. Wir stehen kurz vor dem Abgrund. Jetzt brauchen wir die klügsten und fähigsten Köpfe, die fähig sind, die Lage zu überblicken und wissen, was zu tun ist. Jetzt hilft nur noch absoluter fachlicher Sachverstand. Und keine regional beschränkte Klüngelei. Siehe Atze Friedrich - da fing das Desaster an.
Lautern-Fahne
Beiträge: 2015
Registriert: 23.06.2009, 01:56

Beitrag von Lautern-Fahne »

Wenn es 2 Kandidaten gibt, die sich mit der Stadionfrage auskennen, dann Kinscher und Grothepass. Die beiden sind in meinen Augen eine Pflichtwahl.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho
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