
Spielbericht: Jahn Regensburg - 1. FC Kaiserslautern 3:1
Einmal Wunder, bitte
Der 1. FC Kaiserslautern verliert auch das nächste Kellerduell beim SSV Jahn Regensburg und steckt weiter ganz tief in der Krise. Zwischen Wut, Frust, Resignation und Sarkasmus stellt sich eine Frage: Sind die Roten Teufel noch zu retten?
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Wer die 90 Minuten in Regensburg zugrunde legt, kann eigentlich nur zu einem Schluss kommen: "Nein!" Der FCK dümpelt durch die 2. Bundesliga und bot auch im Gastspiel beim SSV Jahn nichts an, was irgendwie Hoffnung auf Besserung im Abstiegskampf machen könnte. Alle positiven Ansätze aus dem Pokalspiel gegen Stuttgart - vergessen und dahin. Mit einer indiskutablen Leistung ließen sich die Pfälzer von einem Aufsteiger abschießen, der bis dahin nur ein Heimspiel gewonnen hatte, in dreifacher Überzahl gegen Braunschweig.
Es war schon denkbar schlecht losgegangen: Nach zwei vergebenen Chancen für Regensburg nutzte Sebastian Stolze die dritte und schoss die Gastgeber in Führung (10). Keine zehn Minuten waren gespielt, keine zehn Minuten hatte es gedauert, um die zuvor hoffnungsfrohen, knapp 1.500 mitgereisten FCK-Fans konsterniert dreinblicken zu lassen.
Hunderte Kilometer quer durch die Republik
Der Anhang, womöglich der einzige und letzte Trumpf des Fritz-Walter-Klubs, bewies einmal mehr, wie leidensfähig, aber auch zugleich wie kampfeslustig das Umfeld des FCK ist. Trotz katastrophaler Bilanz, jahrelanger Tristesse und Existenzsorgen hatten die Lautrer Fans ihren Verein wie jedes zweite Wochenende hunderte Kilometer durch die Republik begleitet. Zum Einlaufen der Mannschaft präsentierte der Stehplatz-Bereich eine rot-weiße Doppelhalter-Choreo und sorgte danach einige Minuten für echt gute Stimmung.
Die Mannschaft tat auf dem Feld genau genommen nichts, um die Atmosphäre anzuheizen oder gar davon zu profitieren. Nach Stolzes frühem Treffer sorgte zwar Christoph Moritz mit einem gelupften Elfmeter für den Ausgleich (14.), doch im Anschluss übergaben die Roten Teufel das Zepter wieder an die ebenfalls verunsicherten Gastgeber, die aber immerhin im Laufe der Partie - dank Einsatz und Wille - Mut gewannen.
Es war ein schließlich ein perfekter Freistoß, der den Betze erneut zurück und damit auch alle zaghaften Hoffnungen auf eine Trendwende endgültig über den Haufen warf: 2:1 für Regensburg (33.). "Ein Freistoß und bei uns fällt alles in sich zusammen", beschrieb Innenverteidiger Patrick Ziegler den Moment nach etwas mehr als einer halben Stunde. Der FCK hätte sich danach auch schon auf die neben dem schmucken neuen Jahn-Stadion gelegene A3 begeben und die Heimfahrt antreten können. Denn zu sehen war von der Strasser-Elf nichts mehr.
Der Jahn spielte für seine Fans - und der FCK?
Dem Abstiegskonkurrenten Regensburg, der aggressiv verteidigte, hochstand, anlief und den FCK zu Fehlern zwang, spielte das in die Karten. Kaum zu glauben, dass Regensburg ebenfalls unter der Woche ein Pokalspiel bestritten und dies gegen Heidenheim mit 2:5 verloren hatte. Entscheidend war jedoch die Mentalität, wie SSV-Coach Achim Beierlorzer nach dem Spiel zurecht hervorhob: Seine Mannschaft habe den Regensburger Fans für deren Support etwas zurückgegeben wollen - für FCK-Anhänger dürfte dieser Satz mehr als bitter klingen. Der Jahn spielte für seine Fans, die FCK-Profis irgendwie für sich selbst. Entsprechend laut waren die Unmutsbekundungen am Gästeblock.
Rückschläge? Wie viele werden davon noch kommen? Ist der Abstieg überhaupt noch abzuwenden? Wer die Leistung der ersten zwölf Spieltage mit nur einem Sieg als Maßstab nimmt, muss fast zu einer klaren Erkenntnis kommen: Dieser Mannschaft hilft nur noch ein mittelschweres Wunder. Das bewies einmal mehr die desolate Leistung in Regensburg.
Quelle: Der Betze brennt

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Strasser sauer: "Wir müssen uns entschuldigen"
Nach der bitteren 1:3-Niederlage bei Jahn Regensburg fand Jeff Strasser klare Worte. Die Spieler, so der Cheftrainer, müssten sich bei den Fans des 1. FC Kaiserslautern entschuldigen.
"Ja", antwortete Jeff Strasser kurz und knapp auf die Nachfrage, ob er persönlich von der Einstellung seiner Mannschaft in Regensburg enttäuscht gewesen sei. Eigentlich, so der Cheftrainer, habe sich das Team vorgenommen, an die ordentliche Leistung vom Pokalspiel gegen Stuttgart anzuknüpfen. Das war ihr in Regensburg aber nur selten gelungen - was sich auch am Frust der rund 1.500 mitgereisten FCK-Anhänger nach dem Schlusspfiff zeigte.
"Das sollte der Mannschaft ein Bild im Kopf sein"
Diese hatten der Mannschaft deutlich zu verstehen gegeben, wie groß der Frust angesichts der katastrophalen sportlichen Bilanz und dem nächsten Tiefschlag in Regensburg ist. Strasser brachte für den Unmut Verständnis auf. "Wir müssen uns für diese Leistung entschuldigen. Diese Fans sind ein wichtiger Bestandteil, sie leben für diesen Verein. Das kann für die Kräfte der Spieler auch irgendwann mal ein entscheidender Faktor sein, wenn man mal drei, vier oder fünf Minuten vor den Leuten stehen muss, die ihren Frust entladen", sagte der 43-Jährige mit ernster Miene. "Das sollte der Mannschaft schon ein Bild im Kopf sein, das sie nicht noch einmal erleben will und was ihr zeigt, was es bedeutet, für den FCK zu spielen."
Klatt fordert eine andere Einstellung
Doch wie können die Roten Teufel aus dem Tabellenkeller herauskommen und sich aus der Krise befreien? "Es kann eigentlich nur über Moral, Mentalität und Einstellung gehen", betonte Finanzvorstand Michael Klatt. Sein Vorstandskollege Thomas Gries sprach sich dafür aus, nicht auf die "Mannschaft einzudreschen". "Wir müssen sie stärken und auch Jeff, der einen super Job macht", sagte der 55-Jährige, fügte aber auch an: "Wir müssen Ergebnisse sehen. Es sind noch 66 Punkte zu vergeben, davon brauchen wir jetzt einen ganzen Batzen."
Quelle: Der Betze brennt