
Spielbericht: FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern 1:1
"Immer und überall"
Das Spiel konnten die Roten Teufel nicht komplett drehen, aber am Ende endlich den ersten Auswärtspunkt der Saison am Millerntor einfahren. Bei Flutlicht gegen Sankt Pauli setzte der 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend den positiven Trend fort. Für die 2.000 Fans im Gästeblock gab es einen Motto-Schal und reichlich Zuversicht, findet DBB-Autor Toco.
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Neben dem Millerntor-Stadion des FC St. Pauli befindet sich die Rindermarkthalle und der ehemalige Schlachthof. Noch vor wenigen Wochen fühlte sich die bevorstehende Auswärtsfahrt nach Hamburg für FCK-Fans wie der Weg zur Schlachtbank an. Im Abstiegsstrudel und ohne Perspektive rettete und rechtfertigte allein der Gedanken an das üppige Angebot der Hansestadt den Wochenendausflug in den Norden. Sonst gab es ja nichts zu holen. Und dann, zwei Trainerwechsel und Wochen später, fanden sich etwa 2.000 Fans auf einer wilden Vergnügungsfahrt wieder.
Strassers Mannen halten den Gegner vom Tor fern
"Immer und überall" steht auf den Schals, die der 1. FC Kaiserslautern vor dem Gästeblock als Dankeschön schon vor Anpfiff an die mitgereisten Fans verteilt hatte. Während der Pfälzer Anhang diesen Spruch schon immer verinnerlicht und oft vorgelebt hat, beginnt nun auch die Mannschaft das Motto mit Leben zu füllen. Coach Jeff Strasser vertraute nach zwei intensiven Trainingswochen der Startelf des letzten Ligaspiels und durch diszipliniertes Auftreten und geschicktes Verschieben hielt sie den Gegner vom eigenen Tor oft weit weg.
Von Minute zu Minute fanden die Roten Teufel eine längst verloren geglaubte Sicherheit wieder. Endlich bügelten die aufmerksamen Mitspieler auch mal kleine Fehler der Mitspieler aus, feuerten sich gegenseitig an. Nur der Zug zum gegnerischen Tor fehlte noch, was aber auch von der geordneten Defensive von St. Pauli erfolgreich unterbunden wurde. Zur Halbzeitpause zeigte die Statistik gerade mal 2:2 Torschüsse. Doch trotz der fehlenden Szenen in den Strafräumen kam keine Langeweile auf. Wie der Anhang auf den Rängen sich um Stimmhoheit duellierte, kämpften die bis dahin auswärts harmlosen Roten Teufel gegen die heimschwachen Kiezkicker auf Augenhöhe um die drei Punkte. Dabei mischte sich auch die Offensiv-Abteilung in die Defensive ein und umgekehrt.
Ausgleich durch Andersson: Der Gästeblock wusste es schon vorher
Mit den Erfahrungen aus dem letzten Heimspiel schickten die Lautrer ihr Team mit Applaus in die wohlverdiente Pause. Nach Anpfiff zur zweiten Halbzeit agierten die Hamburger jedoch etwas aggressiver und drängten den FCK immer weiter in die Defensive. Als Schiedsrichter Sascha Stegemann eine elfmeterwürdige Klärung der Roten Teufel adäquat ahnden wollte, landete der Ball in der 63. Minute bei Sami Allagui, der St. Pauli die verdiente Führung brachte. Wo vor wenigen Wochen dann Auflösungserscheinungen auftraten, veränderte sich die Körpersprache der Pfälzer sehr zum Gefallen der Fans im Gästeblock. Die Mannschaft spielte konzentriert weiter und arbeitete an Ausgleichsmöglichkeiten, musste sich bis dahin aber reichlichem Druck der nun befreit aufspielenden Hamburger erwehren.
Als in der 77. Minute Joel Abu Hanna den Ball per Ecke in den Strafraum hob, war Sebastian Andersson zur Stelle und köpfte zum 1:1 ein. Im Gästeblock ahnte es der Anhang schon vor der Ecke, für den Rest des mit 29.546 ausverkauften Millerntor-Stadions kam der Ausgleich etwas überraschend. Beide Mannschaften versuchten in den verbleibenden Minuten das Spiel noch zu ihren Gunsten zu drehen, die zwingende Chance hierzu blieb allerdings aus.
Am Ende klatscht eine ausgepowerte Mannschaft ab
Mit dem Schlusspfiff fiel die Anspannung von den Roten Teufel ab und erschöpft landete die Mannschaft rücklings auf den Rasen. Mit 118,33 km war der FCK den ebenfalls entkräfteten Hamburgern mehr als drei Kilometer enteilt. Der Abstand in der Tabelle bleibt dennoch derselbe. Nach kurzer Verschnaufpause schickte das Trainerteam, das sich schön im Hintergrund hielt, die Spieler Richtung Gästeblock, wo sie sich geordnet in Reih und Glied den verdienten Applaus abholten. Am Ende klatschte eine ausgepowerte, aber zuversichtliche Mannschaft mit den zufriedenen Fans am Zaun ab. Damit sind die Probleme und Nöte nicht aus der Welt, aber hier wächst wieder etwas zusammen. Die ruhige Saison kann noch mit einer ruhigen Rückrunde gerettet werden. Immer und überall - und gemeinsam!
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Strasser: "Sind besser als der Punktestand"
Nach dem Punktgewinn beim FC St. Pauli zeigten sich die Akteure des 1. FC Kaiserslautern zuversichtlich. Jeff Strasser lobte sein Team für die gezeigte Moral, seine Spieler waren sich indes einig: Die Partie war extrem kraftaufwändig.
"Meine Beine sind müde", sagte Sebastian Andersson nach dem 1:1 im Millerntor-Stadion. Der Schwede hatte mit seinem Kopfball in der 77. Minute das Remis und den ersten Auswärtspunkt der Roten Teufel gesichert. Die Partie allerdings verlangte den FCK-Profis alles ab, fast 120 Kilometer spulten die Mannen von Jeff Strasser ab. Für Andersson, trotz aller Anstrengung ein Selbstverständlichkeit: "Fußball ist Laufsport. Natürlich musst du rennen."
Dabei schien sich der hohe Aufwand der Pfälzer zunächst nicht auszuzahlen. In der 63. Minute nutzte Sami Allagui die Passivität der Lautrer Hintermannschaft aus und traf mit einem satten Distanzschuss zum 1:0. Ein Gegentor, dass an ähnliche Schläfrigkeit in den Auswärtsspielen beim 1. FC Nürnberg (0:3) und Fortuna Düsseldorf (0:2) erinnerte. "Wenn man so viel läuft und ackert, lässt die Konzentration auch mal nach", suchte Gino Fechner nach Erklärungen. "Vielleicht müssen wir dann mal etwas sicherer spielen, den Ball laufen lassen und den Puls etwas unten lassen. Dann sind wir konzentrierter und kompakter."
Mwene: "Brauchen elf Leute zum Verteidigen und elf Leute zum Angreifen"
"Wir haben trotzdem weitergekämpft und nicht aufgegeben", ergänzte Phillipp Mwene. Die Philosophie von Strasser, der die Länderspielpause für intensive Einheiten mit seinem neuen Team genutzt hatte, ist für den Österreicher inzwischen erkennbar. "Seine Handschrift ist, dass alle elf Leute in der Defensive und in der Offensive mitarbeiten, dass sich da einfach keiner rausnimmt. Nur so geht es. Wir brauchen elf Leute zum Verteidigung und elf Leute zum Angreifen. Der positive Trend ist auch darauf zurückzuführen", so Mwene.
Andersson lobt die Fans - Mannschaft bleibt bis Samstag in Hamburg
Strasser zollte seiner Mannschaft derweil Respekt für die gezeigte Moral und freute sich, dass seine Trainingsarbeit erste Früchte trug. "Es ging in erster Linie darum, viele individuelle Gespräche mit den Spielern zu führen, um ihre Verunsicherung wegzunehmen", erklärte der 43-Jährige. Für Strasser ist klar: "Diese Mannschaft ist besser als der aktuelle Punktestand."
Umso ausgiebiger wurde das Remis auf St. Pauli gefeiert - vor allem von den mehr als 2.000 mitgereisten FCK-Fans. "Es ist ein sehr gutes Gefühl", lobte Andersson die Lautrer Anhänger. "Ich bin dankbar dafür, das ist wunderbar." Das Team wird nun eine Nacht in Hamburg bleiben und vor dem Rückflug am Samstag noch eine Trainingseinheit in der Hansestadt absolvieren. Und heute Nacht, so Strasser mit einem Augenzwinkern, "dürfen die Spieler gut regenerieren".
Quelle: Der Betze brennt