Ke07111978 hat geschrieben:
Zunächst mal ist es keine Polemik gegen Riesenkampf und Abel, wenn man deren Arbeit inhaltlich kritisiert. Die Frage welche Probleme dieser Verein hat und wie man sie aus meiner Sicht lösen kann, habe ich schon kunt getan, bevor überhaupt klar wurde, wer neuer Vorstand wird oder wie sich die Zusammensetzung des Aufsichtsrates verändert.
Fakt ist es, dass sich Markus Merk und Nikolai Riesenkampff im wesentlichen nicht darüber einigen konnten, wie mit Stefan Kuntz und dem Übergang aus seiner Geschäftszeit umgegangen wird. Markus Merk wollte Gräben zuschütten, wollte einen einvernehmlichen Übergang - es wurde ein anderer Weg gewählt, obwohl bereits damals klar war, dass dies einen tiefen Spaltkeil in den Verein treibt. Die ganze Polemik im Umgang mit Stefan Kuntz, dieser ganze "innere Reichparteitag" auf der letzten JHV, hat diesen Verein keinen Meter vorangebracht - im Gegenteil, er hat ihn weit zurückgeworfen. Diesen Punkt laste ich Nikolei Riesenkampf an, und dieser Punkt hat nichts, aber auch gar nichts mit Polemik zu tun.
Fakt ist ebenfalls, dass dieses Theater dazu geführt hat, dass der Verein durch Eingriffe aus dem Aufsichtsrat, beginnend mit der Entlassung von Markus Schupp (die man hätte verhindern müssen, wenn es nur ein Problem mit SK gab), über die folgende Entmachtung von Stefan Kuntz, der Intronsierung von Matthias Abel als Sportdirektor der Verein in der entscheidenden Phase der Kaderplanung und Saisonvorbereitung lahmgelegt wurde. Wie dramatisch diese Eingriffe waren, kann man gerade an unserer unausgewogenen Kaderzusammenstellung ablesen. Diesen Punkt laste ich Nikolei Riesenkampf an, und dieser Punkt hat nichts, aber auch gar nichts mit Polemik zu tun.
Fakt ist, dass der neue Vorstand, gedeckt vom Aufsichtsrat, 4 Wochen vor Ende der Transferperiode den Spieleretat von 8,5 Mio. auf 11,5 Mio. erhöht hat. Diese Erhöhung hat er auf Pump finanziert, obwohl auf der vorangegangen JHV gerade ziemlich detailliert dargelegt hatte, wie schlecht es um die finanzielle Lage des Vereins steht. Viel schlimmer allerdings: Er hat exakt das gemacht, was seine Vorgänger auch gemacht haben. Er hat das gemacht, was Nikolai Riesenkampff Stefan Kuntz in der Winterpause untersagt hat: Er hat auf Pump in die Mannschaft (Gehälter und Ablösen) investiert und auf einen guten Tabellenplatz spekuliert - damit Aufbruchstimmung erzeugt wird, damit die Zuschauerzahlen oben bleiben, damit wir am Ende nicht in der TV-Geld-Tabelle abrutschen. Die Kommunikation dazu (nicht mal die Tatsache an sich), die Täuschung der Fans darüber, das werfe ich dem neuen Vorstand vor - und dieser Punkt hat nichts, aber auch gar nichts mit Polemik zu tun.
Fakt ist, dass der Aufsichtsrat in einer Nacht und Nebel Aktion den Sportdirektor absägen wollte und durch ein Mitglied des eigenen Gremiums ersetzten wollte, dessen Kompetenzen für einen solchen Job sich nicht jedem auf den ersten Blick erschließen. Man hat damit den einzigen Mann, der operativen Geschäft Fußballsachverstand hat massiv beschädigt. Diesen Punkt laste ich Nikolai Riesenkampf an, und dieser Punkt hat nichts, aber auch gar nichts mit Polemik zu tun.
Fakt ist, dass der neue Vorstand eine Bilanz ausweisen wird, die einen Jahresfehlbetrag 2,5-3,0 Mio. EUR ausweisen wird. Gleichzeitig wurden die Schulden um weitere mind. EUR 3 Mio. erhöht. Das lasste ich dem neuen Vorstand an, und Du ahnst es: es ist keine....
Meine Meinung ist, dass der Klassenerhalt, so sehr ich mir das sportlich wünschen würde, für den Verein schlimmer wäre, als ein Abstieg und eine Kernsanierung. Ich kann dir auch gerne begründen warum:
Wir haben diese Jahr einen Etat von EUR 11,5 Mio. davon sind EUR 3 Mio. über Fremdkapital finanziert, welches wir nächstes Jahr nicht mehr bekommen werden. Der Etat für diese Saison liegt also eigentlich bei EUR 8,5 Mio. Allerdings verlieren wir ja noch EUR 2 Mio. TV-Gelder. Somit liegt der Etat nächstes Jahr nur noch bei EUR 6,5 Mio. Zudem haben wir in dem Etat ja noch 3 Mio. Ablösesumme von Bödi drin. Das heißt unser wirklicher Etat liegt bei 3,5 Mio. Jetzt lassen wir Klatt nochmal richtig erfolgreich sein und EUR 2 Mio. Maßnahmen zur Kostensenkung realisieren. Dann sind wir bei 5,5 Mio. - vielleicht packt es Gries sogar einen besseren Hauptsponsor als letztes Jahr zu finden - sagen wir: es werden EUR 6,5 Mio. Was glaubst Du, was wir uns damit leisten können? Das ist der Etat eines Absteigers. Das bedeutet, wir müssen die paar Leistungsträger, die wir noch haben verkaufen. Das bedeutet, das ein Linsmayr lieber für ein Jahr in Sandhausen verlängert, als zu einem Traditionverein, einem deutschen Meister, einem Pokalsieger und einer absoluten Institution im deutschen Fußball zu wechseln. Das bedeutet, dass unser Etat kleiner als der von Sandhausen ist. Das ist die Realität. Dann habe ich lieber ein Ende mit Schrecken, als schrecken ohne Ende.
Ein Abstieg und die anschließende Planinsolvenz würden bedeuten, dass man auf einen Schlag nahezu alle Schulden los ist. Es würde bedeuten, dass der Pachtvertrag weg ist und wir das Fritz-Walter Stadion endlich zu vernünftigen Konditionen pachten können, dass die Nebenkosten dort sind, wo Sie hingehören - nämlich bei der Stadt. Wir stellen eine Regionalligamannschaft und sind in zwei Jahren komplett schuldenfrei zurück in der zweiten Liga. Kommen dann 25.000 Zuschauer, dann hat der Verein auch was davon. Dann macht sich die Fan-Base wieder im Etat bemerkbar.
Das ist die Realität über die man im Verein und mit den Mitgliedern mal diskutieren sollte. Stattdessen macht man sich Gedanken über eine Ausgliederung, für die es keine Investoren gibt - und findet man doch welche, hat man trotzdem nach wie vor die oben beschrieben strukturellen Probleme - spätestens nach 2-3 Jahren steht man wieder vor dem selben Situation wie heute.
Aber glaube ruhig weiter, ich wolle Stefan Kuntz unterstützen, oder polemisch gegen unsere neuen Aufsichtsräte und Vorstände stänkern.
Hallo Ke07111978,
ich gebe dir in einigen Punkten recht und insbesondere das strukturelle Problem des Stadions schwebt wie ein Damoklesschwert über uns und wird seit Jahren nicht wirklich "angedacht" - auch unter Kuntz ging es in erster Linie um Mietminderung , jetzt eben auch. Über die Konsequenz, ob es deshalb besser sei, in der Regionalliga anzufangen, kann man geteilter Meinung sein.
Was ich aber eben nicht mag, ist die Tatsache, dass du deine richtigen Analysen mit einigen Halbwahrheiten verknüpfst bzw. mit Aspekten, die eben jeder anders interpretieren kann:
1) Du schreibst: "Markus Merk wollte Gräben zuschütten, wollte einen einvernehmlichen Übergang - es wurde ein anderer Weg gewählt, obwohl bereits damals klar war, dass dies einen tiefen Spaltkeil in den Verein treibt. Die ganze Polemik im Umgang mit Stefan Kuntz, dieser ganze "innere Reichparteitag" auf der letzten JHV, hat diesen Verein keinen Meter vorangebracht - im Gegenteil, er hat ihn weit zurückgeworfen. Diesen Punkt laste ich Nikolei Riesenkampf an"
Ich finde, darüber darf man geteilter Meinung sein. Ich habe Merks Brief als zutiefst spaltend empfunden, auch wenn da inhaltlich durchaus nicht alles falsch war.
Und ich finde nicht, dass Riesenkampfs Auftritt auf der JHV eine Generalabrechnung mit Kuntz war. Da mag Abels Rede anders geklungen haben, Riesenkamp hat im Großen und Ganzen auf billige Polemik verzichtet und Kuntz öffentlich mehrmals gedankt. Wo ist da der Keil? Die Tatsache, dass man durch einen verhinderten Transfer im Winter seine Entlassung / seinen Rücktritt herbeiführte, kann man nun mal nicht leugnen, aber für viele schien eben die Zeit dafür reif und der leere Geldbeutel tat ein Übriges, um Pogatetz zu verhindern.
2.) Du schreibst: "Fakt ist, dass der neue Vorstand, gedeckt vom Aufsichtsrat, 4 Wochen vor Ende der Transferperiode den Spieleretat von 8,5 Mio. auf 11,5 Mio. erhöht hat. "
Du lastest Riesenkampf/dem AR also an, dass er genau diese im Winter getätigte finanzielle Aufsicht im Sommer nicht führte. Kann man so sehen. Man kann es aber auch so sehen, dass nun mal der Vorstand und der Sportdirektor das operative Geschäft leiten und nicht der AR. Hätte der AR dies verhindert, hätte er die neu eingesetzten Personen (Gries, Klatt, Stöver) massiv beschädigt und sich dermaßen ins Tagesgeschäft eingemischt, dass die Ära Klatt, Gries, Stöver schon wieder zu Ende gewesen wäre. Oder eben die Ära des neuen AR. Die Situation war nicht identisch mit der Situation in der Winterpause. Und im Übrigen ist man im Nachhinein immer schlauer.
3.) Du schreibst sinngemäß, Riesenkampf habe den Verein in der entscheidenden Phase der Kaderplanung und Saisonvorbereitung lahmgelegt, da nach dem Rückzug von Schupp/Kuntz niemand da gewesen sei, der den Kader zusammenstellen konnte, wertvolle Zeit sei verloren gegangen. Wie dramatisch diese Eingriffe gewesen seien, könne man gerade an unserer unausgewogenen Kaderzusammenstellung ablesen.
Auch das ist sicherlich nicht ganz falsch. Aber ich habe oben schon geschrieben, dass ich mir es nicht vorstellen kann, dass Stöver nicht schon aus der Ferne an dem Kader mitgebastelt hat. Es war Wochen vorher klar, dass er kommen sollte. Ohne sein Einverständnis wird Abel oder wer auch immer keine Verhandlung geführt haben. Beweisen kann ich das nicht, ebensowenig meine Behauptung, dass er mit Schwarz als Trainer verhandelt hat. Ich kenne keine Interna aus erster Hand, habe meine Quellen wie du deine. Aber selbst wenn er bei der Kaderzusammenstellung in Zeitnot war, mit 3 Mio frischem Geld kann man trotzdem einen besseren Kader zusammenstellen, als er es getan hat. Diesen Kader also eher Riesenkampf als Stöver anzulasten, halte ich für falsch und ungerecht...
Es liegt mir fern, einen "Spaltkeil" zwischen uns beide zu treiben, ich gehöre wahrlich keinem Lager an. Ich mag deine Kommentare, du hast in vielen Dingen mehr Fachwissen als ich und du legst durchaus oft den Finger in die richtigen Wunden.
Ich behaupte auch nicht, dass du mit den oben angesprochenen Punkten immer falsch liegst. Ich empfinde es aber als ungerecht, dass du Meinungen als Fakten verkaufst, denn über die obigen Punkte darf man getrost streiten.
Eigentlich will ich das auch gar nicht mehr, ich bete inbrünstig dafür, dass das Thema Kuntz (den ich nach wie vor schätze, er hat viel Gutes und eben einige Fehler gemacht) endlich beendet wird. Ich würde mich freuen, wenn Stefan den Platz in der FCK-Geschichte wieder erhält, den er verdient. Aber dieser ewige Blick zurück bringt einfach nichts mehr - und genau das wird das ganze Jahr unablässig in jedem Thread gemacht.
Ja, über die neuen Verantwortlichen darf man selbstverständlich streiten. Aber vielleicht nicht 5 Tage vor dem wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte. Da bin ich nun einfach für Geschlossenheit! Und ich gebe eben den handelnden Personen durchaus die Chance, diese Scheißsaison erst einmal selbst zu analysieren, das ist man ihnen schuldig.
Teuflische Grüße