
Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SpVgg Fürth 2:0
Wenn Anspannung zu Entspannung wird
Ein spezielles Wechselbad der Gefühle erlebten die FCK-Fans beim Spiel gegen Fürth: Ehe der erlösende 2:0-Heimsieg gefeiert werden durfte, war höchste nervliche Anspannung angesagt.
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Schließlich waren am Tag zuvor Bielefeld und St. Pauli am 1. FC Kaiserslautern vorbeigezogen, der sich plötzlich auf dem Relegationsplatz wiederfand. Von Abstiegsrang 17 (Aue) trennte die Roten Teufel nur noch das bessere Torverhältnis. So machte sich manch einer mit einem flauen Gefühl im Magen auf den Weg ins Fritz-Walter-Stadion. Es war klar: Gegen die SpVgg Fürth ist ein Heimsieg Pflicht – selten war diese Fußballphrase so wahr, wie an diesem Samstag.
"Mir steih'n ned ab!"
Trotz der brenzligen Situation kamen nur 21.812 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion (ca. 400 Gästefans), die aber schon vor dem Anpfiff ein Zeichen setzten und ein sehenswertes "You'll never walk alone" zelebrierten. Später prangte groß vor der Westkurve: "FCK-Fans: Geh'n uff de Betze! Mir steih'n ned ab!"
Die FCK-Profis standen unter Zugzwang und zeigten zum wiederholten Male in dieser Saison: Wenn sie müssen – und wenn sie wollen – dann können sie auch. Wie schon zuvor in ähnlichen Drucksituationen zeigten die Roten Teufel gegen die immerhin seit neun Spielen ungeschlagenen Fürther ihr gutes Gesicht. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen war es Tim Heubach, der mit einem weiten Schlag Jacques Zoua in Szene setzte, welcher wiederum den Ball lehrbuchmäßig nach unten pflückte und zum 1:0 einschob (20.). Ausgerechnet Zoua, der Elfmeter-Fehlschütze von Bochum! Der Kameruner klopfte sich vor der Westkurve energisch auf die Brust, frei nach dem Motto: "Seht her, ich kann's doch!" Und die Fans ließen ihn hochleben.
Moritz zeigt sein bestes Saisonspiel – nicht nur wegen "Zidane"
Ein Sonderlob verdienten sich auch die beiden Außenverteidiger Marcel Gaus und Phillipp Mwene. Und Christoph Moritz, der sein bisher bestes Spiel im FCK-Trikot mit seinem ersten Tor krönte: Der 27-jährige trieb den Ball zunächst per Zidane-Trick selbst nach vorne und bekam ihn dann über den Umweg Kerk und Mwene im Strafraum wieder zurück, wo er viel Zeit hatte und überlegt am Fürther Keeper vorbei schob (39.). Der Jubel über das 2:0 wirkte bei den Spielern und auch bei den Fans fast etwas verhalten, möglicherweise auch ein Anzeichen für die vorhandene Anspannung. Und doch war schon zum Pausentee klar: Das müsste für den so wichtigen Heimsieg reichen.
Im Halbzeitgespräch bei Sky resümierte FCK-Idol Hans-Peter Briegel gar die "beste Saisonleistung" seines Vereins. Ganz so herausragend war es zwar nicht, aber die Führung gegen den Tabellensechsten aus Franken doch hochverdient.
Im zweiten Abschnitt passierte dann außer Geplänkel nicht mehr viel. Der FCK überließ Fürth das Spiel (30 zu 70 Prozent Ballbesitz), lauerte auf Gegenstöße, aber das eigentlich obligatorische 3:0 wollte nicht mehr fallen. Am erwähnenswertesten waren noch die Einwechslungen von Robert Glatzel, der die Pfiffe der Fans wohl nur mit einem Tor verstummen lassen kann, und von Kacper Przybylko, der nach seinen erneuten Fußproblemen ein kleines Comeback gab.
Schulterschluss zwischen Spielern und Fans
Den Fans war das alles von Minute zu Minute immer mehr egal und die hemmende Anspannung wich einer gelösten Entspannung. Kurz vor dem Abpfiff wurde die "Bastion Betzenberg" geflaggt, ehe Trainer Norbert Meier seine komplette Mannschaft in die Westkurve schickte. Das lange nicht mehr gesehene Abklatschen von Spielern und Fans war ein klares Signal für den Schulterschluss, den der FCK für die verbleibenden sechs Saisonspiele benötigt – und nicht zuletzt eine gelungene Siegesfeier.
In der total, total verrückten zweiten Liga beträgt der Abstand zwischen Platz 7 und 17 nur sieben Punkte. Und der FCK steckt mittendrin in diesem Pulk. Es ist noch einiges möglich, aber Mannschaft und Fans dürfen keinen einzigen Prozentpunkt nachlassen, um nicht doch noch im Abstiegsstrudel zu versinken. Nächste Woche an Ostersonntag geht es zum Aufstiegskandidaten Union Berlin.
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Meier lobt: "Unser Wille war ausgeprägt"
Mit 2:0 hat sich der FCK gegen Fürth durchgesetzt. Nach dem im Abstiegskampf enorm wichtigen Dreier zeigten sich Norbert Meier und seine Spieler erleichtert.
"Wenn man in so einer Situation ein Ausrufezeichen setzt, dann können wir alle zufrieden sein", sagte Norbert Meier nach dem Schlusspfiff bei Sky. Der 58-Jährige lobte besonders die Einstellung seiner Mannschaft. "Unser Wille war ausgeprägt, das hat man von der ersten Minute gesehen."
Dass die Lautrer nach sechs sieglosen Spielen wieder ein Sieg einfahren konnte, erklärte Meier auch mit dem Spielverlauf. "Wir haben natürlich die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht und das in der zweiten Hälfte gut heruntergespielt." Im Endeffekt sei so ein "verdienter Sieg" für den FCK herausgekommen.
Moritz: "Einiges umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben"
So sah das auch Christoph Moritz, dessen sehenswertes Tor zum 2:0 bereits im ersten Durchgang den Endstand hergestellt hatte. "Wir haben einiges, was wir uns vorgenommen haben, umgesetzt", freute sich der Mittelfeldmann. Allerdings hätte er gerne in der zweiten Hälfte noch das eine oder andere Tor nachgelegt. Aber: "Am Ende haben wir nichts mehr zugelassen, deshalb geht es einigermaßen", betonte Moritz, der eines seiner besten Saisonspiele ablieferte, mit einem Augenzwinkern.
Den erleichternden Sieg wertete Marcel Gaus als den verdienten Lohn der gesamten englischen Woche - auch wenn der FCK nur vier Punkte geholt hat. "Wir haben die Länderspielpause genutzt und das System umgestellt. Da fühlen wir uns nun wohl. Man hat gesehen, dass man mit Pressing den Gegner zu Fehlern zwingen kann", erklärte Gaus. Dies habe auch schon Bochum funktioniert, ohne das eben das Tor gefallen war.
Darum betonte der Außenbahnspieler noch einmal, dass der FCK gegen Braunschweig aber auch beim VfL mehr als nur einen Punkt hätte holen müssen. "Gott sei Dank haben wir heute gewonnen", fasste er es zusammen – auch mit Blick auf die Tabelle, in der sich die Lautrer etwas Luft verschafft haben.
Quelle: Der Betze brennt