
Bürgermeister stellt klar: Kein Stadion-Abriss
Das Fritz-Walter-Stadion wird nicht abgerissen und auch eine Umnutzung ist nicht geplant. Das hat Kaiserslauterns Oberbürgermeister Weichel auf Nachfrage der Opposition klargestellt - und weitere interessante Details preisgegeben.
Die Diskussion um eine Umnutzung oder gar einen Abriss des Fritz-Walter-Stadions kann beendet oder zumindest versachlicht werden, denn die Politik betont eindeutig: Derartige Pläne gibt es nicht! Dies geht aus den Antworten von Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) auf den Fragenkatalog der CDU-Fraktion im Stadtrat Kaiserslautern hervor, welche Der Betze brennt vorliegen.
Wird das Fritz-Walter-Stadion abgerissen? Bürgermeister Weichel: "Nein."
Gibt es konkrete Überlegungen, das Fritz-Walter-Stadion bei Abstieg oder Insolvenz des 1. FC Kaiserslautern komplett zu überplanen und auf dem Gelände zum Beispiel Wohnungen und Gewerberäume zu bauen, fragte die CDU? Diese Frage hatte die "Bild" vor drei Wochen wie folgt umformuliert und damit für Aufruhr gesorgt: "Wird der Betzenberg bei Abstieg abgerissen?"
Die jetzige Antwort von OB Weichel lautet kurz und klar: "Nein." Derartige Überlegungen existieren also nicht. In dem Antwortschreiben an die CDU weist SPD-Mann Weichel nochmals darauf hin, dass sich seine Aussagen zu Vermarktungsabsichten auf dem Betzenberg ausschließlich auf die städtischen Grundstücke bezogen haben - genauer gesagt auf dem ehemaligen Reiterplatz und nicht auf das Stadiongelände.
Es gebe derzeit aber keine konkreten Aktivitäten, die rund 25.000 qm großen Grundstücke rund um das Fritz-Walter-Stadion zu vermarkten. Weichel: "Im Übrigen macht dies aus ökonomischen Gründen nur Sinn, wenn die Veräußerung im Zusammenhang mit dem Verkauf des Stadions steht." Solche Verkaufsgespräche seien bisher aber stets gescheitert, weil potentielle Investoren die Pachtzahlungen des FCK durch Bürgschaften der Stadt abgesichert sehen wollten oder die kalkulierte Rendite als zu gering angesehen wurde.
36.000 Euro Zuschuss von der Stadt für den FCK in den letzten zehn Jahren
Oberbürgermeister Weichel stellt in Bezug auf das Verhältnis zwischen Stadt und Verein weiterhin klar: "Es ist hinreichend bekannt, welchen Stellenwert und Nutzen der 1. FCK für die Stadt Kaiserslautern und die Region hat. Dies gilt gleichermaßen in der Funktion als Arbeitgeber, Steuerzahler, Wirtschaftsfaktor, Werbeträger und Marketingfaktor. Dass der Verein darüber hinaus als Imageträger fungiert und den Bekanntheitsgrad Kaiserslauterns maßgeblich gesteigert hat, ist Fakt." Die CDU fragt daraufhin nach der Höhe der Zuwendungen, die der FCK in den vergangenen zehn Jahren, seit 2007, von der Stadt Kaiserslautern erhalten hat. Weichels Antwort klingt geradezu mickrig: Im Zusammenhang mit der Errichtung der "Fritz-Walter-Gedenkstätte" habe die Stadt einen Anteil in Höhe von 36.000 Euro getragen, weitere Zuschüsse an den FCK seien ihm nicht bekannt. Dem dürften Miet- und Steuereinnahmen von Seiten des Vereins in zweistelliger Millionenhöhe gegenüber stehen.
Neben den Fußballspielen der Zweitliga-Mannschaft erreiche der FCK auch bei Indoor-Veranstaltungen im Stadion eine hohe Auslastungsquote. Großveranstaltungen wie Konzerte seien hingegen aufgrund sicherheits- und lärmschutzrechtlicher Auflagen nur sehr eingeschränkt möglich. Weitere Ertragsmöglichkeiten aus der Stadionnutzung sieht Weichel momentan nicht: "Insbesondere Erlöse aus der Werbung sind dem 1. FCK aus dem Pacht- und Betreibervertrag zur Stärkung seiner Finanzsituation überlassen worden. Im Gegenzug hat der 1. FCK sämtliche Unterhaltungs- und Instandsetzungskosten zu tragen." Auch die Verwertung der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion stünde dem Verein vertragsrechtlich zu. Sollte der Stadionname verkauft werden, würden damit aber nicht nur die FCK-Fans auf die Palme gebracht, sondern ein Teil des Verkaufserlöses müsste direkt an die Stadiongesellschaft (und ein weiterer Teil an Vermarkter Lagardere Sports; Anm. d. Red.) weitergegeben werden - ebenfalls kein lohnendes Geschäft.
Weitere Fragen und Antworten: Was bringt ein Länderspiel?
Der politische Dialog im Stadtrat Kaiserslautern enthält weitere interessante Fragen der CDU und Antworten der SPD. Beispielsweise: Der Buchwert des Stadions liegt zum 31. Dezember 2016 bei rund 40,6 Millionen Euro, der Anteil des Werts der Grundstücke bei 10,8 Millionen Euro. Darüber berichtet heute auch die "Rheinpfalz" ausführlicher.
Ebenfalls gefragt wird nach den Einnahmen bei Länderspielen im Fritz-Walter-Stadion. Hier liegt der größte Teil des Erlöses beim 1. FC Kaiserslautern als Pächter, die Stadt Kaiserslautern erhält lediglich eine Erfolgspacht: Für jede verkaufte Länderspiel-Karte ab einer Zuschauerzahl von 35.000 erhält die städtische Stadiongesellschaft 2,50 Euro zzgl. Umsatzsteuer. Wie hoch die Einnahmen des FCK bei einem Länderspiel sind, sei ihm nicht genau bekannt, so Weichel.
Laut CDU, die sich auf Informationen des DFB beruft, sei im Jahr 2020 anlässlich des 100. Geburtstags von Fritz Walter ein weiteres Länderspiel im nach dem Ehrenspielführer benannten Stadion geplant. Hierzu liegen Weichel allerdings noch keine Informationen vor.
Und was passiert nun, falls der FCK tatsächlich irgendwann in die 3. Liga absteigen sollte und die vereinbarte Miete nicht mehr zahlen kann? Darauf antwortet SPD-Bürgermeister Weichel der CDU wie folgt: "Dies entscheidet, neben den Gremien der Stadiongesellschaft, letztlich der Stadtrat."
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Chronologie im DBB-Forum: Was passiert mit dem Fritz-Walter-Stadion?
Ergänzung, 16:40 Uhr:

Kummt Senf druff
Das Fritz-Walter-Stadion abreißen? Völliger Blödsinn!
Dem Fritz-Walter-Stadion droht nicht die Abrissbirne - das haben mittlerweile alle Verantwortlichen deutlich klargestellt. Die Diskussion um einen Stadionabriss war von Anfang an blödsinnig, hat aber einen durchaus ernstzunehmenden Hintergrund.
Was war das für eine Aufregung in den letzten Wochen, ausgelöst durch die Politik und den Boulevard: "Wird das Fritz-Walter-Stadion abgerissen, falls der FCK absteigt?" Auch wenn diese zugespitzte Fragestellung nicht wirklich ernstzunehmen war, beschäftigte sie doch irgendwie jeden, von der Fankurve des 1. FC Kaiserslautern bis zur VIP-Loge beim Länderspiel auf dem Betze. Die besten Antworten gaben die FCK-Legenden Hans-Peter Briegel ("Denkmäler reißt man vielleicht im Irak ab, aber nicht bei uns") und Gerry Ehrmann ("Das wäre, als würde man in Paris den Eiffelturm abreißen").
Der FCK ist der Betze und der Betze ist der FCK
Und auch der FCK-Vorstandsvorsitzende Thomas Gries sowie Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel stellten mehr oder weniger schnell klar, dass es keine derartigen Planungen gebe. Aber wie kommt dann so ein Gerücht überhaupt zustande? Man kann sich durchaus vorstellen, dass manch ein Politiker - oder auch ein FCK-Fan - mal kurz mit dem Gedanken gespielt hat: Könnte ein neues, kleineres, billigeres Stadion vielleicht Vorteile für die Stadt und für den Verein haben, die beide von chronischen Geldsorgen geplagt sind? Die Stadt könnte auf dem Betzenberg teure Grundstücke verkaufen und der FCK könnte sich der hohen Stadionkosten entledigen.
Die Gedanken sind bekanntlich frei, man kann alles mal durchspielen. Aber bei diesem Thema muss einem dann doch ziemlich schnell klar werden: Völliger Blödsinn! Natürlich würde dem FCK in der zweiten Liga ein Stadion für 30.000 Zuschauer reichen, bei einer Rückkehr in die Bundesliga wäre dann aber doch wieder eines für 50.000 erforderlich. Soll dann wieder neu gebaut werden? Jenseits aller Argumente gilt aber vor allem eines: Der Verein ist einfach untrennbar mit seinem Stadion und mit dessen Standort verbunden. Der FCK ist der Betze. Und der Betze ist der FCK. Es ist gut, dass dies nun auch von Oberbürgermeister Weichel unmissverständlich klargestellt wurde.
CDU-Nachfrage war berechtigt: Was passiert beim "Worst Case"?
Das Nachhaken der CDU-Fraktion im Kaiserslauterer Stadtrat war trotzdem berechtigt und wirft weitere Fragen auf: Was würde denn nun passieren, wenn der FCK wirklich absteigen müsste und die Stadionmiete nicht mehr stemmen könnte? Im vergangenen Frühjahr mussten sich die Verantwortlichen von Verein oder Stadt schon mal Gedanken darüber machen, eine drastische Absenkung der Miete auf rund 650.000 Euro für ein Jahr stand gerüchteweise im Raum. Verhandelt oder gar beschlossen wurde damals aber nichts - obwohl der FCK bis zum letzten Spieltag im Abstiegskampf steckte.
Wie schnell es gehen kann, wenn man sich nicht früh genug auch auf ein solches Worst-Case-Szenario vorbereitet, zeigt das Beispiel 1860 München: Nachdem die "Löwen" Ende Mai in der Relegation abgestiegen waren, blieben ihnen gerade einmal drei Tage Zeit, um die Finanzierung des Vereins in der 3. Liga zu klären. Die Rettung über einen Millionenkredit von Investor Hasan Ismaik scheiterte bekanntlich und 1860 musste in die Regionalliga zwangsabsteigen. Auf solche Risiken sollten sich Kaiserslauterns Verantwortliche von Stadt, Stadiongesellschaft und Verein gar nicht erst einlassen und lieber frühzeitig eine Lösung für den schlimmsten Fall aushandeln - auch wenn niemand davon ausgeht, dass dieser (Abstiegs-)Fall wirklich eintreten wird.
Quelle: Der Betze brennt